Dirk Meinhard

Sonnenkaiser


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und hoffe, Sie können mir helfen.<<

      Ein paar Sekunden blieb es still.

      >>Sie sind vor einer Stunde mit einem SecGuard gekommen!<<

      Daniel durchzuckte etwas, das sich wie ein leichter elektrischer Schlag anfühlte, aber wohl eher ein kleiner Adrenalinschub war. Ihm wurde klar, mit wem er gerade sprach. Dunkle Haut, schwarze lange Haare und ein exotisch anmutendes Gesicht.

      >>Ja, das ist richtig! Haben Sie etwas Zeit für mich?<<

      >>Wo ist der SecGuard?<<

      Sie beobachtete ihn natürlich über eine Kamera, deren Objektiv irgendwo im Türbereich verborgen war.

      >>Er wartet auf mich!<<

      >>Geht es um Marc Jacobs?<<

      Noch ein Adrenalinschub. Diese Frage klang vielversprechend.

      >>Ja!<<

      Wieder eine Pause. Dann entriegelte sich die Tür.

      >>Kommen Sie rein!<<

      Daniel trat ein. Auf der linken Seite des Flurs wurde eine Wohnungstür geöffnet und die junge Frau in dem kurzen roten Kleid schaute hinaus. Sie stand hinter der Tür und nur ihr Gesicht und ein Stück ihres Oberkörpers waren sichtbar.

      Daniel ging auf sie zu und reichte ihr die Hand. Aber die Frau zuckte ein Stück zurück. Ihre Schulter verschwand hinter der Tür.

      Sofort wich auch er einen Schritt zurück. Jetzt nichts falsch machen. Noch eine Tür, die sich wieder schloss, wollte er nicht riskieren. Seine Erkenntnislage war einfach viel zu dürftig. Außerdem wollte er nur zu gerne einen längeren Blick auf die Frau werfen.

      >>Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht erschrecken!<<

      Sie wirkte misstrauisch. Ihre Augen beobachteten ihn mit hektischen Bewegungen. Daniel bedauerte das. Er fand ihr Gesicht faszinierend und hätte zu gerne das Richtige gesagt, um sie dazu zu bringen, ihn in die Wohnung zu lassen, damit er sie unter besseren Lichtverhältnissen betrachten konnte.

      >>Was wollen Sie wissen?<<

      >>Kennen Sie Marc Jacobs näher?<<

      Sie schien einen Moment zu überlegen, was sie erzählen könnte. Dabei taxierten ihre Augen ihn unablässig. Daniel stellte fest, dass sie ihren Namen noch gar nicht genannt hatte. Vielleicht wäre diese Frage die bessere gewesen.

      >>Ja, ich kenne ihn. Wir waren einige Zeit befreundet!<<

      >>Sie waren befreundet?<<

      Daniel betonte das Verb.

      Die Frau nickte bedächtig, während er ihr Gesicht betrachtete und das wohlige Gefühl genoss, das ihr Anblick bei ihm auslöste.

      >>Ja! Wir hatten eine kurze Beziehung, bis vor etwa einem halben Jahr!<<

      Volltreffer! Über diese Frau hatten die Jacobs gesprochen. Sie hatte laut ihrer Aussage seit einem halben Jahr keinen Kontakt mehr zu Marc gehabt, zumindest nicht per Smartphone oder Chat. Dass sie ihm trotzdem immer wieder begegnet war, weil sie im gleichen Haus wohnte, hatte GlobSecure wohl nicht herausgefunden. Ganz so klug waren die Schnüffler des Sicherheitsdienstes demzufolge nicht. Peinlich.

      Daniel mutmaßte über die Abstammung der Frau. Ihr Teint war ungleichmäßig, um die Augen herum war die dunkle Hauttönung etwas intensiver. Zusammen mit den intensiv schwarzen Haaren tippte er auf indische Herkunft.

      Daniel hätte ihr gerne einige andere eher private Fragen gestellt.

      >>Aber Sie haben noch Kontakt zu ihm.<<

      Sie öffnete die Tür wieder ein Stück mehr und die nackte Schulter kam erneut zum Vorschein. Der schmale rote Träger, der einen aufreizenden Kontrast zu ihrer dunklen Haut hatte, rutschte ein Stück herunter und Daniels Mund wurde trocken.

      >>Das bleibt nicht aus, wenn man im gleichen Haus wohnt!<<

      Aus den Worten klang Enttäuschung heraus. Restgefühle einer gescheiterten Beziehung? Irgendwie fand er, da war etwas anderes.

      >>Was wohl bedeutet, Sie begegnen sich hin und wieder im Hausflur, haben aber keinen weiteren Gesprächsbedarf!<<

      >>Zum Glück ist er selten genug da! Sonst hätte ich mir längst eine andere Wohnung gesucht.<<

      Sie wirkte etwas unentschlossen, als würde sie überlegen, ob sie den unbekannten Mann hineinbitten sollte. Ein Hausflur, selbst in einer solchen Anlage, war kein geeigneter Ort, um sich über Mitbewohner zu unterhalten.

      >> Wann haben Sie ihn denn das letzte Mal gesehen?<<

      Sie überlegte nicht.

      >>Das ist jetzt fast drei Wochen her! Er ist morgens aus dem Haus gegangen. Ich saß in meinem Wohnzimmer und habe gefrühstückt. Von da aus kann ich den Parkplatz sehen. Er hat einen Fahrdienst genommen.<<

      >>Hat er etwas mitgenommen?<<

      Sie nickte. Dabei rutschte der Träger endlich über die Schulter auf den Oberarm.

      >>Ja, er hatte eine Sporttasche dabei. Sie war ziemlich prall gefüllt und schwer. Ich habe mich darüber etwas gewundert. Wenn er nach Berlin fliegt, benutzt er immer einen Rollkoffer und hier hat er höchstens dann eine Sporttasche dabei, wenn er ins Sportstudio geht. Die ist dann aber nicht so voll!<<

      >>Welchen Sport betreibt Marc Jacobs?<<

      >>Oh, er hat da eine vielfältige Auswahl. Tennis, Fechten, Laufen. Er hat auch ein paar Mal an Radsportveranstaltungen an der Uni teilgenommen.<<

      Hinter der Frau ertönte ein Klingeln und sie drehte sich kurz um.

      >>Ein Anruf! Tut mir leid!<<

      Sie schob die Tür ein Stück zu, hielt dann aber kurz inne.

      >>Kommen Sie doch von draußen auf meine Terrasse. Sie können sie nicht übersehen. Eine Sitzkugel steht darauf. Dann können wir uns weiter unterhalten!<<

      Die Tür schloss sich. Daniel atmete tief durch. Auf so viel Glück hatte er vorher nicht gehofft. Er durfte seinem Bedürfnis, die junge Frau anzuschauen, noch ein wenig nachkommen. Mit zügigen, fast hastigen Schritten verließ er das Gebäude und eilte zur Rückseite. Der Sitzkorb war noch leer. Daneben befanden sich ein kleines Tischchen, auf dem ein halb geleertes Longdrinkglas stand, und zwei kleine Sessel aus einem wetterfesten Flechtmaterial.

      Daniel blieb höflich neben dem Sitzkorb stehen.

      Ein glatter schneeweißer Gardinenstoff mit einem breiten tiefroten Querstreifen verdeckte die Sicht auf das Innere der Wohnung. Die breite Glasschiebetür war einen Spalt geöffnet. Daniel vernahm leise die Stimme der Frau aus dem Innern.

      Endlich wurde der Stoff zur Seite geschoben und die Glastür geöffnet. Als die dunkelhäutige Frau in ihrem Kleid nach draußen schritt, stockte Daniel für einen Moment der Atem.

      Nicht nur ihr Gesicht war für seinen Geschmack unglaublich hübsch. Das knappe Kleid zeigte eine wohlgeformte Silhouette und ließ ein Paar schlanke dunkle Beine darunter hervorblitzen. Sie lächelte ihn an und deutete auf einen der Sessel.

      >>Nehmen Sie doch Platz!<<

      Sie setzte sich mit elegantem Schwung wieder in den Sitzkorb und zog die Beine an. Der Korb schwang leicht hin und her. Ihre nackten Füße schauten aus dem Korb hervor.

      Er folgte ihrer Aufforderung und ließ sich in einem Sessel nieder. Prompt befand sich sein Kopf auf Höhe ihrer Knie, wenn auch in ausreichendem Abstand zu den dunklen Beinen. So kam er nicht in die Verlegenheit, seinen Blick zu eindeutig in die falsche Richtung fallen zu lassen. Und prompt wurde es schon bei dem Gedanken in seiner Hose viel zu eng. Konzentriert schaute er in ihr Gesicht.

      >>Herr Neumann, ich war gerade wohl