Dirk Meinhard

Sonnenkaiser


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      Black grinste breit.

      >>Tut mir leid! Wir laufen Jebha nicht an. Es gibt da jemand anderen, der diesen Auftrag deutlich besser bezahlt.<<

      19.

      Der Wagen hielt auf dem Parkplatz vor der Wohnanlage. Ein Schild an der Zufahrt informierte über den Namen der Anlage, Pines Shadow. Sie waren auf der Fahrt bereits an anderen solchen Schildern vorbeigekommen, die solch interessante Namen trugen wie Palms Island oder Oak and Wind.

      Wie es schien, hatte die Dominanz des Englischen in der Wissenschaft selbst vor kleinen Wohnparks in einer deutschen Universität nicht halt gemacht. Immerhin reichten Daniels Sprachkenntnisse, um nicht schon bei Eichen und Pinien zu kapitulieren.

      Daniel warf einen bewundernden Blick auf die im Sonnenlicht blendend helle weiße dreistöckige Gebäudereihe mit einem hellgrauen Pultdach. Dem Abstand und der Ausdehnung der Balkone und Terrassen nach verfügte jede Wohneinheit über eine Fläche, in die Daniels Wohnung wohl mehrfach hineinpassen würde. Der Grünstreifen hinter dem Parkplatz, auf dem einige sehr teuer aussehende Wagen standen, war sorgfältig gemäht. Die Terrassen waren mit blühenden Rosenbüschen voneinander abgegrenzt. Auf der linken Seite standen zwei weitere solcher Anlagen. Die Rückseite des Gebäudes bestand fast vollständig aus weiß gerahmten Glaselementen.

      Auf zwei Flächen auf dem Rasen waren weiße Bänke im Kreis angeordnet, in deren Mitte sich jeweils ein kunstvoll gestaltetes Wasserspiel mit kubischen und kugelförmigen Steinobjekten befand. Leise plätscherte Wasser von den Objekten auf den Boden und floss unter die Objekte, von wo aus es wieder nach oben gepumpt wurde.

      >>So wohnen Studenten aus gutem Haus also heute!<<, rutschte es Daniel heraus.

      Er erinnerte sich an seine Unterbringung während seiner eigenen Ausbildung. Eine heruntergekommene Kaserne der Polizei. Die Straßen und Wege auf dem Gelände in einem erbärmlichen Zustand, mit Löchern und Rissen übersät, die Mannschaftsgebäude teilweise baufällig, mit Schimmel in den Waschräumen, herabfallendem Putz an der Fassade und Dächern, die regelmäßig bei starken Regenfällen das Wasser direkt in die Flure leiteten. Bettzeug brachten die meisten Polizisten selbst mit, Matratzen eingeschlossen, weil die vorhandene Ausstattung eher ein Fall für die Müllabfuhr gewesen wäre. Dazu fiel im Winter ständig die Heizung aus und die Auszubildenden hatten schnellstens ihren sparsamen Sold zusammengeworfen und sich eigene Heizgeräte für die Stuben besorgt.

      Im Vergleich dazu war diese Studentenwohnanlage schon von außen absoluter Luxus. Selbst die Straße, in der er nun lebte, konnte gegen diese Anlage nur als Armensiedlung durchgehen.

      Daniel stieg aus dem Wagen und wartete auf Vermont. Der SecGuard verschloss das Fahrzeug und deutete zur rechten Seite des Gebäudes.

      >>Dort geht es zum Eingang!<<

      Der Weg vom Parkplatz führte sie in einigen Metern Abstand an einer Terrasse vorbei, auf der eine junge Frau mit angewinkelten Beinen in einem an einer Einarmschwinge hängenden Sitzkorb saß. Ihre Haut war dunkel. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, der ihr über eine Schulter fiel. Besonders auffallend war jedoch ihr knappes knallrotes kurzes Kleid, das ihre schlanken langen Beine nahezu gänzlich unbedeckt ließ. Daniel konnte sich für ein paar Sekunden von diesem reizvollen Anblick nicht losreißen.

      Während sie emsig auf einem Touchdisplay herumwischte, nippte sie an einem Longdrinkglas. Als sie die Schritte der beiden Männer wahrnahm, schaute sie nur kurz hoch und senkte den Blick desinteressiert wieder.

      Bei Daniel sah das anderes aus. Ihr Gesicht faszinierte ihn. Dunkle Augen, markante Augenbrauen, volle sinnlich gezeichnete dunkle Lippen, eine scharf gezeichnete Nase mit ausgeprägten Nasenflügeln. Sie wirkte auf ihn gleichermaßen exotisch und unglaublich erotisch.

      Dann versperrte ein Sichtschutz am Rand des Gebäudes den Blick auf die Frau und Daniel konnte sich wieder darauf konzentrieren, Vermont zu folgen.

      Sie umrundeten das Gebäude über einen breiten gepflasterten Weg. Zwei junge Männer im Pärchenlook, weiße Hosen und dunkle Polohemden einer teuren Modemarke, exklusiv aussehende cremefarbene Sommerschuhe, kamen ihnen entgegen und schauten das deutlich ungleichere Duo mit abschätzigem Blick an. Ihre herablassende Mimik galt aber wohl eher Daniel, dessen Outfit frei von jeglichen teuren Labels war. Schon seinen Schuhen konnte man wohl ihren Preis ansehen. Vermonts schwarzer Anzug hatte eine andere designerlabelfreie Botschaft, die ständig präsente Sicherheit signalisierte.

      Unter den Dachüberständen der Gebäude waren Kameras befestigt, die die Außenanlagen kontrollierten. SecGuards überwachten die Zugänge, und die Anlagen, die das Gelände gegen unbefugte Besucher schützten, waren ebenso mit Kameras ausgestattet.

      >>Wissen Sie eigentlich, wann Marc Jacobs das letzte Mal hier war?<<, fragte Daniel den ihm mit zügigen Schritten vorausschreitenden Vermont. Sie hatten bisher nur das Nötigste an Worten gewechselt. Vermont klang weiterhin emotionslos.

      >>Herr Jacobs hat sein Apartment vor genau neunzehn Tagen das letzte Mal verlassen. Das lässt sich über die elektronische Wohnungsüberwachung feststellen. Die Kameraüberwachung der Anlage speichert Daten nur sechsundneunzig Stunden lang. Eine längere Frist gestattet die Eigentümergemeinschaft nicht. Als GlobSecure sechs Tage später die Aufnahmen gesichtet hat, war Marc Jacobs darauf nicht auszumachen.<<

      Welche andere Antwort hatte Daniel erwartet. Wenn der Sicherheitsdienst nur den Hauch einer Spur gefunden hätte, wäre er nicht hier. Hier musste er auf ein kleines Wunder hoffen.

      An der ersten Haustür hielt Vermont sein Smartphone vor einen Sensor. Anschließend tippte er eine Zahlenkombination in das Display darüber. Die Tür öffnete sich und Vermont betrat den Flur. Daniel eilte ihm hinterher, bis Vermont vor einer Lifttür stehen blieb. Die Luft roch sauber, auf eine dezente Weise, nicht einfach nur nach Reinigungsmitteln. Die hellen Wände und der graue Steinfußboden waren pedantisch sauber. Keine kleinen Macken oder Streifspuren an den Wänden, keine Fußabdrücke oder auch nur andeutungsweise Schmutz auf dem Boden.

      Daniel fand es interessant, dass junge Leute tatsächlich für maximal zwei Etagen über dem Erdgeschoß bereits einen Lift benötigten.

      >>Ich nehme an, Sie bevorzugen den Fahrstuhl!<<

      Daniel überhörte den spöttischen Ton in der Stimme seines Begleiters.

      >>Wir können gerne die Treppe nehmen!<<

      Vermont nickte und folgte dem Flur hinter dem Fahrstuhl. Daniel beeilte sich, den Anschluss nicht zu verlieren. Der Gang führte an einer Treppe vorbei, die Vermont mit schnellen Schritten hinaufeilte.

      >>Natürlich muss diese arrogante Billardkugel mir zeigen, wer hier die Messlatte definiert. Aber es gibt auch Dinge, die Du nicht so gut kannst!<<, dachte Daniel und stieg die Stufen mit Rücksicht auf sein Knie deutlich langsamer hinauf.

      Vermont wartete in der nächsten Etage vor einer geöffneten Wohnungstür.

      >>Sie können Ihre Untersuchung beginnen!<<

      Er machte mit der Hand eine einladende Bewegung. Daniel betrat die Wohnung. Angenehme Kühle schlug ihm entgegen.

      Daniel hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wie ein Student wohnte, der üblicherweise mit einer goldenen Kreditkarte einkaufen konnte. Aber die Wohnung bot kein unerwartetes Bild. Der Eingangsbereich ging direkt in den großzügigen Wohnraum über. Eine dunkle lederbezogene Sitzlandschaft dominierte eine Hälfte des Raumes. Eine große freie Wandfläche gegenüber dem Eingang bot Platz für ein mehrere Quadratmeter großes Foliendisplay, flankiert von ein paar deckenhohen schmalen Lautsprechersäulen. Die angrenzende Wand wurde von einem Spiegel bedeckt, der in jedem Wild West Saloon eine gute Figur gemacht hätte. Er schmückte aber auch die davor platzierte Bar, vor der einige Barhocker standen.

      Daniel ging langsam durch den großen Wohnraum, der für seinen Geschmack viel zu steril wirkte. Nichts lag herum. Entweder hatte Marc vor seinem Verschwinden noch