Helmut G Götz

Simons Weg


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      Helmut G Götz

      Simons Weg

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Simons Weg

       Mit dem Kopf nach hinten

       Die ersten Jahre

       Liebe mit Hindernissen

       Das erste Wochenende

       Anfang mit Hindernissen

       Sarahs Besuch

       Veränderung

       Ferienzeit

       Trügerischer Friede

       Männliche Einsamkeit

       Die Aussprache

       Neubeginn und alte Probleme

       Mit der Weisheit am Ende

       Der Verzweiflung nahe

       Selbstvorwürfe

       Urlaub mit Delfinen

       Verstehen

       Die letzten Tage

       „Wie friedlich“

       Impressum neobooks

      Simons Weg

      Claudia wusste, noch bevor man sie in den Entbindungssaal geschoben hatte, dass die Geburt nicht normal verlaufen würde. Dieses Gefühl hatte sich ihrer schon bemächtigt, als die Wehen frühmorgens in immer kürzeren Abständen einsetzten. Unfähig sagen zu können, woher diese Vorahnung so plötzlich gekommen war, beließ sie es dabei und nannte sich eine Närrin. Gab ihrem ohnehin durcheinandergeratenen Hormonhaushalt die Schuld, für die Besorgnisse, die in ihrem Kopf herumschwirrten. War die Schwangerschaft bis dahin doch ohne größere Komplikationen verlaufen. Zudem bestätigte ihr Gynäkologe, dass alles normal sei. Dass keine Auffälligkeiten festzustellen wären. In der 15. Schwangerschaftswoche hatte derselbe ihr mitgeteilt, dass sie einen Jungen erwarten durfte. Alles sah gut aus. Keinerlei Ungewöhnlichkeiten waren auf dem Ultraschall auszumachen gewesen. Bis auf ein paar unwesentliche Übelkeitsanfälle – wie sie es nannte, den einen oder anderen eigenartigen Gelüsten – so wie das Nutella Brot, dass sie mit Salzgurken verdrückte - verlief die Schwangerschaft in einem für sie erträglichen Maße. Mitunter machte sie sich darüber Gedanken, ob sie jemals wieder in eine ihre Jeans passen würde. Etwas, das zur Folge hatte, dass sie sich schwor nie wieder eine Tafel Schokolade auch nur anzusehen. Ein Vorhaben, von dem sie wusste, dass es ähnlich erfolgversprechend enden würde, wie der Menschheit die Erde doch als Scheibe glaubhaft zu machen. So beschloss sie, mehr oder weniger erfolgreich, auf die Befürchtungen in ihrem Kopf, nicht mehr einzugehen, um die Schwangerschaft so zu genießen, wie es einem in den Hochglanzmagazinen angeraten wurde.

      Am Morgen des 8. August meldete sich plötzlich Simon unter Zuhilfenahme heftiger Wehen, zu Wort. „Er wollte genau an diesem Tag geboren werden“, sagte Claudia später jedem, der es hören wollte. Und immer noch wunderte sie sich darüber, wie sie sich selbst dazu entschließen konnte, ihr Kind, mit dem Namen Simon durchs Leben laufen zu lassen. War sie doch nicht gerade der größte Fan der römisch-katholischen Kirche. Anfangs, als sie sich noch gegen die plötzliche, und für sie unerklärliche Namenseingebung gewehrt hatte, konnte sie sich später – warum konnte sie sich selbst nicht erklären - keinen anderen mehr vorstellen. Wie zufällig war ihr der Name plötzlich ins Auge gesprungen, als sie eines Tages an einem Souvenirstand vorbeischlenderte. Dort stach ihr eben dieser Name, Simon, an einem der hässlichsten Kaffeebecher ins Auge den sie jemals gesehen hatte. Dabei hatte sie sich redlich bemüht, das hässlichste Stück bemalter Keramik so schnell wie möglich zu vergessen. Alleine schon der Gedanke an den lilagefärbten Kaffeebecher mit dem fetten Engel darauf, verursachte ihr eine Form der Übelkeit, die mit allen anderen - die sie während ihrer Schwangerschaft bis dahin erleben durfte - mühelos mithalten konnte. An eben diesem Sommertag im August, der schon am Morgen um 7 Uhr zeigte, dass er zu den heißesten des Jahres gehören würde, war es soweit. Simon der sich weder mit den Streicheleinheiten seiner Mutter auf seine Wohnstatt, ihrem Bauch, noch davon beeinflussen ließ, dass es außerhalb desselben ziemlich heiß werden würde, bestand darauf geboren zu werden. Claudia, ganz auf ihren mütterlichen Instinkt vertrauend, rief die Hebamme an, die sie sich ausgesucht hatte. Keine fünfzehn Minuten später, nachdem Claudia bei dieser Alarm geschlagen hatte, stand sie vor der Tür. „Wir wollen uns zuerst mal anschauen, ob der kleine Mann wirklich schon Hallo sagen möchte“, ließ die Hebamme Claudia wissen. Claudia, die es nur unter Aufbringung all ihrer Kräfte an die Tür geschafft hatte, sah sich außerstande, sich mit der seltsamen Wortwahl – ganz zu schweigen von dem süßlichen Ton, abzufinden. „Einen Scheiß werden wir uns anschauen“, fuhr Claudia die Hebamme an. „Wir fahren jetzt. Jetzt sofort!“ Die Hebamme, an Ausbrüche von Schwangeren gewöhnt, beließ es dabei, packte Claudia, den noch ungeborenen Simon, als auch die vorsorglich gepackte Tasche in ihren Wagen, und fuhr los. „Geben sie ja Gas“, forderte Claudia die Hebamme auf.

      „Ich habe keine Lust, diesen kleinen Quälgeist auf der

      Landstraße auf die Welt zu bringen.“

      Die Hebamme, eine Frau, die laut ihren eigenen Aussagen, mehr als dreihundert Müttern bei deren Geburt beigestanden hatte, behielt die Nerven und fuhr zügig weiter. Eine halbe Stunde später erreichten sie das Krankenhaus der nächstgelegenen größeren Stadt, Mistelbach. Zum ersten Mal, seit sie in die niederösterreichische Kleinstadt mit dem seltsamen Namen, Laa an der Thaya, nahe der tschechischen Grenze gezogen war, verfluchte sie die Tatsache, dass sie sich ein Haus ausgesucht hatte, dass unendlich scheinende 30 Kilometer, von eben dieser entfernt lag. Die Hebamme, hatte sie bereits telefonisch angekündigt und so wartete bereits eine Schwester der Gynäkologie mit einem Rollstuhl auf sie, als sie am Haupteingang ankamen. „Guten Morgen“, sagte die Schwester mit dem Rollstuhl. „Wie geht es ihnen denn“, fragte sie Claudia, deren Tür sie geöffnet hatte. Der Ton mit der sie diese Schwester begrüßte, klang für sie etwas zu sehr nach „na-was haben-wir-denn-da.“ Es brachte sie auf die Palme. Claudia, keinen Nerv mehr für Höflichkeitsfloskeln antwortete: „Wie soll es einem schon gehen, wenn man das Gefühl hat, dass etwas in der Größe eines Basketballs aus einem