Helmut G Götz

Simons Weg


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welche nicht zuletzt deswegen entstanden war, dass sie – wenn auch nur zwischendurch - auf einen weißbärtigen Gott gehofft hatte, der partout nicht gewillt war, einen Finger zu rühren, der Gewissheit, dass es besser wäre, sich auf das zu verlassen, wozu sie selbst in der Lage war zu tun.

      Nichtsdestotrotz verspürte sie in ihrem Inneren, dass sie nicht alleine war. Irgendetwas, so war sie sich sicher, gab es etwas zwischen Himmel und Erde (oder sonst wo), dass die Sache, wie sie das Leben manchmal nannte, zusammenhielt. Etwas, an das sie sich wenden konnte.

      Gedanken, die sie für sich behielt. Es reichte ihr, sich dieses Gefühls zu erinnern.

      Als es darum ging, Simon auf die Einschulung vorzubereiten, besuchte sie zwei infrage kommende Schulen für beeinträchtigte Kinder, wie der Amts Esel jene Kinder betitelte, die mit einer Behinderung geboren worden waren. Die nächste Herausforderung mit der sie sich konfrontiert sah. Mit Simon im Rollstuhl hatte sie sich auf den Weg gemacht, um beide zu besuchen. Das Gefühl, dass sie dabei beschlich, glich einer Hilflosigkeit, derer sie sich, kaum dass das Problem anstand, kaum entledigen konnte. „Wie soll das funktionieren“, fragte sie sich immerzu. „Was ist, wenn er einen Krampfanfall bekommt? Wer wird ihm die Beine massieren? Was ist, wenn ich gerade unterwegs bin und ich nicht schnell genug hier sein kann, um mich um ihn zu kümmern?“ Fragen, welche die Lehrerinnen bemüht waren zu beantworten. Doch so groß es deren Bemühen auch war, ihre Bedenken zu zerstreuen, blieb immer noch jenes Quantum Zweifel, dass sie zu Beginn fast verzweifeln ließ.

      Schließlich hatte sie sich für jene Schule entschieden, die näher an ihrem Zuhause lag. Claudia, ganz stolze Mutter, brachte Simon am ersten Tag zur Schule. Nachdem sie ihn im Rollstuhl in die Klasse geschoben hatte, wobei sie ihren Abschied so lange wie nur eben möglich, hinausgezögert hatte, ging sie nach draußen zu ihrem Wagen und setzte sich hinein.

      Zum ersten Mal seit sechs Jahren, würde sie von ihrem Sohn für eine so lange Zeit getrennt sein. Erst nachdem eine halbe Stunde vergangen war, und sie keinen Anruf der Schulleitung erhalten hatte, entschied sie sich, loszufahren.

      Die ersten Tage vergingen, ohne dass etwas vorgefallen wäre. Doch dann, am Freitag der ersten Woche, kam der Anruf, vor dem sie sich so sehr gefürchtet hatte. „Frau Stahlheimer“, meldet sich die Direktorin, die sich offensichtlich um eine ruhige Stimme bemühte, am anderen Ende der Leitung. „Könnten sie bitte schnell kommen.“ Claudia war augenblicklich in Alarmstellung. „Es sieht so aus, als hätte Simon einen Krampfanfall gehabt. Es geht ihn mittlerweile wieder einigermaßen gut, aber ich denke, es wäre besser, wenn sie ihn abholen kommen.

      „Ja, natürlich“, sagte Claudia. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“ Kaum hatte Claudia das Telefonat beendet, hatte sie sich bereits ihre Jacke und ihren Schlüsselbund gegriffen und war auf dem Weg zu ihrem Auto. Es fiel ihr schwer, sich zu beruhigen, doch es half nichts. Es würde nichts bringen, wenn sie ihren Wagen, um einen der sechs Bäume wickeln würde, die irgendein Pseudo-Grüner, ausgerechnet am Rand jener Straße hingestellt hatte, die sie entlangfahren musste.

      Nachdem sie ein paar Mal tief Luft geholt hatte, steckte sie den Zündschlüssel in das Zündschloss und drehte ihn um. Binnen einer viertel Stunde hatte sie - mehr als nur einmal hatte sie unterwegs das Tempolimit überschritten - die Schule erreicht.

      Laufend legte sie die paar Meter zum Klassenzimmer zurück. Dort angekommen riss sie die Tür, ohne vorher angeklopft zu haben auf, und stürmte hinein. Hektisch blickte sie sich um, suchte Simon, den sie schließlich an einem der Fenster in seinem Rollstuhl sitzen sah. Ohne irgendjemand zu begrüßen ging sie zu ihm hin, beugte sich zu ihm hinunter, um ihm mit zittrigen Händen, über sein schweißnasses Gesicht zu streichen.

      „Hallo mein Süßer“, sagte sie zu ihm.

      Simon lächelte sie an.

      „Es waren nur wenige Minuten“, hörte sie eine der Lehrerinnen sagen, die von hinten an sie herangetreten war. „Plötzlich hat er einen Krampf bekommen. So schnell konnten wir gar nicht bei ihm sein, da war er…, irgendwie weggetreten.“ Claudia die hörte, was die Lehrerin sagte, reagierte nicht darauf. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Simon. Aus seinen blaugrauen Augen drang ihr ein Lächeln, ein zartes kaum wahrnehmbares Funkeln entgegen, kaum dass sie vor ihm hingekniet hatte. „Wollen wir nach Hause fahren“, fragte sie ihn.

      Simon, noch immer schwach, ließ ein gezogenes leises „Jaaaa“, hören. Eines der beiden Worte die er zu sagen imstande war und das schönste „Jaaa“, dass sie seit Langem gehört hatte.

      Von diesem Tag an war die Zeit, in der Simon in der Schule war, eine Zeit des nervösen Wartens. Viele Tage, manchmal Wochen passierte nichts. Bei jedem Läuten ihres Telefons fuhr sie zusammen. Darauf gefasst, dass es wieder die Schule war die anrief, um sie wissen zu lassen, dass es wieder ein Problem gegeben hatte.

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