Manfred Wasner

DAS SOZIALE LEBEN RUND UM UNBEWEGLICHE SACHEN


Скачать книгу

oder ohne?“

      „Mit den Flanschen“

      „Gut! Ich zeichne es ein. Wer ist der Zweitgrößte?“

      Auf diese Weise ist der für alle sechzehn Geschosse gleichartige Hohlraum am Ende der Besprechung gefüllt. In einer Woche geht’s weiter.

      Mit dem Fahrrad fährt der Verfasser auf der riesigen Baustelle von Baracke zu Baracke und stimmt die Einbauten der einzelnen Gewerke mit einander ab.

      Dann sind die vierzehn Tage um. Der Projektleiter der AKPE kommt zur Koordinationssitzung und fragt herablassend: „Erzählen Sie uns, - wie weit sind Sie denn?“

      „Wir sind fertig.“

      „Was? Sie sind fertig?“ Er ist fassungslos. Doch die legt sich bald. .Wenn etwas fertig ist, dann ist es eben fertig! Warum also weiter darüber wundern? Besser, die abgeschlossenen Teilleistungen all der Sparten und des Architekturbüros verrechnen!

      6. Vormittags Gärtnereigehilfe - nachmittags Projektleiter

      Eingeschrieben kommt eine Einberufung zum Bundesheer. Das Studium ist ja abgeschlossen. Der Verfasser optiert auf Wehrersatzdienst. Mit Gewissens- Prüfung. Es gibt Beratung. Schau! Es ist formal einfacher, als gedacht. In die schriftliche Begründung schreiben, wegen der schrecklichen Kriegserlebnisse des Vaters. Und die beiden standardisierten Fragen der Kommission so beantworten:

      „Bleiben Sie bei Ihrer Einstellung?“ „Ja.“

      „Wie kommen Sie zu Ihrer Einstellung?“ „Gar nicht. Die hatte ich schon immer.“

      Dann die Aufforderung, den Wehrersatzdienst anzutreten. Oder gibt es einen wichtigen Grund, das aufzuschieben?

      Im AKH Büro wird die Arbeit immer mehr und die Termine drücken. Für den Verfasser als Projektleiter der Bettenhäuser arbeitet außer dem Jakovos ein junges Paar. Von ihm kommt telefonisch eine Krankmeldung ins Sekretariat. Er weiß nicht, dass er vom Amt mit den Worten „Ferngespräch aus Jugoslawien“ verbunden wurde. Da waren sie nur mehr zwei. Von „oben“ ist zu hören, es sei nicht leicht mit dem Ersatz. Auf Zivildienst könne er jetzt nicht und es gäbe ein Begründungs- Schreiben.

      Mit diesem Schreiben ist der Verfasser in der Praterstraße bei einer Außenstelle des Innenministeriums: „Das ist ein Schreiben des Arbeitgebers. Doch ich persönlich möchte den Wehrersatzdienst jetzt antreten.“

      „Zeigen sie her! Der Peter Mitschulka! Mit dem war ich ja beim Bundesheer eingerückt! Den ruf ich gleich an!“

      Pech gehabt. Jetzt ist der Verfasser zwar als Zivildiener für acht Monate bei der Praterverwaltung der Wiener Stadtgärten MA 42 Gärtnereigehilfe, aber bei Planung Neubau AKH ist bekannt, dass die gewünschte Aufschiebung kein Problem gewesen wäre. Er hat das Büro nachweislich in der Not im Stich gelassen. Nicht schön !

      Also: Von 7:00 bis 15:00 Uhr arbeitet er im Prater von der Zentrale beim Praterstern aus. Dann Duschen und nach einigen Minuten Radfahren im AKH weiter Projektleiter, - gegen Honorar auf Stunden- Basis.

      Einige Monate lang geht das gut und der Verfasser verdient so viel, wie noch nie vorher. ATS 14:000 netto im Wehrersatzdienst inklusive der Zulagen für Alleinverdiener mit Kind, Heimschläfer und Selbstverköstigung, - plus dem Honorar!

      Leider geht nie der Wunsch in Erfüllung, im Prater unter einer Schwarzpappel im blauen Gewand mit dem Rechen in der Hand eine AKH- Koordinations- Besprechung von Umstehenden in Anzug und Krawatte leiten zu können.

      Dann war ein Nachfolger gefunden. Also: Dem Kollegen beim Einarbeiten helfen und dann das Nachmittags- und Abend- Geschäft aufgeben, - bis zur Rückkehr ins Angestellten- Verhältnis mit Ende des Wehrersatzdienstes per Februar 1978.

      7. Stufenpyramide

      Einen neuen Projektleiter der Bettenhäuser gibt es ja. Ein Tüchtiger. Der kann ja nicht gleich wieder abgesetzt werden. Daher eine neue Aufgabe: Projektleiter der Technik- Ebenen der Bettenhäuser.

      Das sind immerhin auch zwei mal vier Geschosse! Ursprünglich war gedacht, zwei mal zwei, - je eines unter und eines über den acht Normalpflege- Ebenen und der einen Intensivpflege- Ebene. Doch der Einbauten wurden immer mehr. Also gibt es ein, wegen der Bebauungs- Bestimmungen eingerücktes, - weiteres Stockwerk darüber. So nieder wie möglich, um die Anmutung des Umrisses reiner Quader nicht zu stören.

      Und nun ganz neu: Die Klimaanlage benötigt Kühltürme! Auf den beiden Dächern! Die sind sechs Meter hoch! Sie schauen aus, wie Kühltürme eben aussehen. Wie riesige Motorrad- Motoren. Warum hat vorher niemand an so etwas gedacht?

      Ein Gedanke: Aus dem AKH zwei Stufenpyramiden machen! Erste Stufe: Das ursprüngliche Technik- Geschoss. Zweite Stufe: Das eingerückte zusätzliche Technik- Geschoss. Dritte Stufe: Ein gleichartig aussehendes Kühlturm- Geschoss! Ha, ha, ha! Eine Karikatur des reinen Quaders, wie er in den sechziger Jahren modern war!

      Da Kühltürme ja frei stehen müssen, kommt nur eine optische Maskierung in Frage. Also: Aus dem selben Alu- Material, wie die übrige Fassade und in der selben Farbe eine sechs Meter hohe Wand in einigem Abstand rund um die Kühltürme stellen, dass es so aussieht, wie eine einheitliche Stufen- Pyramide. Niemand spricht ein. Und darum sieht es auch bis heute so aus! Inzwischen steht es unter Denkmalschutz.

      Die Koordination der übrigen Teile der Technik- Geschosse kommt gut voran. Dann plötzlich im April: Die Bewerbung der Sozialbau beim Verfasser und seine Zusage per ersten Juni 1978.

      Jetzt schnell noch als Wahlvorstand auch der „Planung Neubau Allgemeines Krankenhaus Wien“ zu einem Betriebsrat verhelfen! Und dann Abschied von der Zeit im AKH und von den Freundinnen und Freunden dort.

       Bild 1 Grafik 3

      

      8. Erinnerungen an eine unverwechselbare Gruppe aus Wiener Stadterneuernden 1978 bis 1991 (Das Team 1)

       Ins Diktiergerät gesprochen in Suja, Kreta am 18.8.1991 und auf der Wiener Jesuitenwiese am 25.8.1991. Aktualisiert mit Ergänzungen 2004 und 2020

      In Wien gibt es zur Zeit der Entstehung dieses ersten Teils dieser „ErinnerungGeschichten“ im August 1991 die Firma, „Stadt-projekt". Sie ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und hat rund 50 Angestellte und rund 15 freie Mitarbeitende. Der Name "Stadt-projekt" und das Team gehören erst seit Frühjahr 1986 zusammen. Zwischen Herbst 1985 und Frühjahr 1986 hieß die Firma "Fendi". Die 8 Jahre davor, seit 1977 waren die Mitglieder des Teams bei der „Sozialbau", einer gemeinnützigen Bauvereinigung, angestellt. In dieser Zeit wurde das Team aber meistens unter dem Namen "Urbanbau" bekannt, weil es auf Grund eines Betreuungs- Vertrages hauptsächlich für die Urbanbau, eine andere gemeinnützige Bauvereinigung der Gruppe, arbeitete.

      Anfang Jänner 1991 war der Gesellschafter ein anderer geworden, nämlich die „ARWAG". Ab 1994 heißt der Arbeitgeber ARWAG Projektentwicklung und Planung, später umbenannt in „ARWAG Bauträger GmbH“. Alle diese Veränderungen hatten noch einige Jahre über den Umzug im September 1993 hinaus keine merklichen Konsequenzen auf die Aufgaben und auf die personelle Zusammensetzung des Teams mit sich gebracht.

      Bereits vorher, seit etwa 1969; haben einige Angehörige dieses Teams unter Namen wie "Projektgruppe" oder "Projektgruppe Favoriten" zusammengearbeitet; zuerst als Studierenden- Gruppe, später zur Erfüllung verschiedener öffentlicher Aufträge.

      Trotz all der verschiedenen Namen und Rechtsformen hatten sich Ziele und Stil des Teams bis zu der Neuausrichtung im zweiten Abschnitt dieser Erinnerungen kaum verändert, - oder nur insoweit, als es die wachsende Zahl von beteiligten Personen mit sich brachte. Es war also ein Team ohne Namen.

      Trotzdem