Norman Dark

Haus des Horrors


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Lachen verkneifen musste. Doch das sollte ihr alsbald vergehen.

      »Nun mach nicht so große Kuhaugen«, sagte der Mann. »So etwas wirst du noch öfter sehen.« Er holte sein schlaffes Glied aus dem Schlitz des Damenslips und drückte Kittys Kopf herunter. »Wundere dich nicht, dass er noch nicht erigiert ist. Das kommt, sobald du ihn mit dem Kussmündchen verwöhnst.«

      »Uh, der riecht so komisch. Ich kann das nicht«, sagte Kitty.

      »Oh doch, du kannst. Denn dafür wirst du bezahlt. Ich habe ihn eine Woche nicht gewaschen, und du wirst ihn mit deiner geilen Zunge säubern.«

      »Nein, das ist eklig.«

      Ehe sie sich versah, griff der Mann sie an den Haaren und versetzte ihr einen Faustschlag, sodass sie quer übers Bett flog.

      »Na, willst du noch mehr? Oder bist du jetzt vernünftig?«

      Kitty holte blitzschnell einen kleinen Dolch aus der Nachttischschublade, den sie für Notfälle dort deponiert hatte, und hielt ihn abwehrend vor die Brust.

      »Ach, du willst spielen, du kleine Unschuld. Das kannst du haben. Aber pass auf, dass ich dich nicht aufschlitze.«

      Als er sich auf sie stürzte, stach Kitty aus einem Reflex heraus zu. Sie traf ihn mitten ins Herz, sodass er leblos über ihr zusammensackte. Das Mädchen wandte sich unter ihm hervor, zog ihren Morgenmantel an und suchte ihr Heil in der Flucht.

      »Madame, es ist etwas Schreckliches passiert«, sagte sie kurz darauf im Büro von Lulu White. »Der Freier hat gedroht, mich aufzuschlitzen, und ich bin ihm zuvor gekommen.«

      Lulu antwortete nicht, sondern zog Kitty wortlos hinter sich her. Im Zimmer sah sie sich die Bescherung an. Kitty weinte jetzt heftig.

      »Hör auf zu plärren! Das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Zu keinem ein Wort, hörst du? George wird sich darum kümmern und ihn fortschaffen. Aber das bleibt ein Einzelfall. Hast du mich verstanden?«

      Kitty nickte heftig.

      »Ihr sollt die Kunden verwöhnen und sie nicht umbringen. Wenn das noch mal vorkommt, muss ich dich leider wegschicken. Dann bist du nicht tragbar.«

      »Ich wollte das nicht. Aber es war so eine Art Notwehr.«

      »Ja, ich will es gar nicht so genau wissen. Aber denk dran, was ich dir gesagt habe.«

      Am nächsten Morgen erhielt Faye überraschend einen Anruf des momentanen Besitzers des LaLaurie Hauses.

      »Hallo, ich habe gestern auf Sie gewartet. Haben Sie es sich überlegt und wollen den Auftrag nicht annehmen?«

      »Keineswegs. Wir waren da, wurden aber von einer Lady in einem altmodischen Gewand fortgeschickt. Sie hat ernsthaft behauptet, Delphine LaLaurie zu sein.«

      »Ich kann mir denken, wer das war. Ich habe dem Verwalter gekündigt wegen verschiedener Unstimmigkeiten. Er besitzt noch einen Schlüssel für das Haus, und seine Frau einen Humor, der mehr als gewöhnungsbedürftig ist.«

      »Aber Sie hätten uns doch hören müssen. Wir haben mehrmals laut geklopft. Und wenn diese Leute noch immer bei Ihnen ein und ausgehen, dürfte Ihnen das doch nicht entgangen sein. Falls Sie es sich überlegt haben, können Sie das offen zugeben. Wir haben schon einen neuen Auftrag bekommen.«

      »Nein, nein. Es tut mir leid. Ich war im Innenhof und habe nichts gehört. Mir ist es aber wichtig, dass Sie die Untersuchung durchführen, damit meine Familie und ich sicher sein können, gefahrlos in dem Haus leben zu können. Bitte kommen Sie noch einmal vorbei. Ich werde Sie auch auf der Straße erwarten. Allerdings bin ich die nächsten drei Tage geschäftlich unterwegs. Könnten Sie danach …?«

      »Kein Problem. Wie gesagt, wir haben ohnehin noch zu tun.«

      »Gut, dann bis in vier Tagen! Ich freue mich.

      Faye legte auf und grinste Dexter an. »Er meint, es war die Frau des Verwalters oder Hausmeisters. Wenn du mich fragst, ziemlich unwahrscheinlich. Die müsste schon über einen Kostümfundus verfügen und ziemlich geschickt im Frisieren sein.«

      »Glaubst du, es war die echte Madame?«

      »Warum nicht? Ich fand sie ziemlich überzeugend.«

      Am Frühstückstisch teilte Faye Ebby die Neuigkeit mit.

      »Das ist ja wunderbar. In der Zeit sind Sie natürlich unser Gast.«

      »Danke, sehr großzügig, aber Sie können es von der Rechnung abziehen. Was gibt es sonst noch über das Haus zu berichten?«

      »Im Musikzimmer erklingt nachts oft Klaviermusik«, flüsterte Ebby, damit die anderen Gäste sie nicht hörten. »Obwohl der Flügel abgeschlossen ist.«

      »Ja, das haben wir auch schon vernommen«, sagte Mrs. Cunningham, die gute Ohren hatte. »Nicht wahr, Edward, du hast es auch gehört?«

      Der Gatte brummte zustimmend.

      »Nicht dass es uns stört. Die Musik ist ja sehr leise und angenehm melodiös.«

      »Da hat wieder jemand vergessen, das Radio auszuschalten«, sagte Ebby entschuldigend.

      »Na, macht ja nichts. Bei der Gelegenheit: Hätten Sie noch ein anderes Zimmer frei? Wir fühlen uns nicht so recht wohl in der 5.«

      »Ja, natürlich. Ich kann Ihnen die 9 geben. Nach dem Breakfast können Sie gleich umziehen.«

      »Danke, das machen wir.«

      »Da haben wir aber Glück«, flüsterte Faye. »Dann können wir die 5 gleich mit untersuchen.«

      »Na, Gott sei Dank hast du nicht vorgeschlagen, die Zimmer zu tauschen«, raunte Dexter. »Ich bin nicht scharf darauf, neben einer Leiche aufzuwachen.«

      »Musst du ja nicht. Dann werde ich die Nacht dort verbringen, derweil du im Keller dein Lager aufschlägst.«

      »Ich könnte auch im Musikzimmer schlafen, und den Keller machen wir dann am nächsten Tag zusammen.«

      »Gut, wenn du ein Hasenfuß bist, bin ich einverstanden.«

      »Ich denke, in der Vergangenheit habe ich dich oft genug vom Gegenteil überzeugt.«

      »Ich weiß, aber ich ziehe dich gelegentlich gerne einmal auf. Das musst du doch schon gemerkt haben.«

      »Habe ich. Ob ich mich daran gewöhnen werde, ist eine andere Sache.«

      »Ooch, willst du auf den Arm?«

       1833

      Selenka, die Köchin von Delphine LaLaurie, nutzte die vielleicht letzte Gelegenheit, sich frei bewegen zu können, denn ihre Herrin hatte angedroht, sie künftig im Haus festzuhalten.

      Der Kongo-Platz im hinteren Teil des Französischen Viertels, einst Wildnis und Sumpfland, war am Sonntag nach dem Ende der Messe ein beliebter Treffpunkt für freie Farbige und Sklaven, die aufgrund der Vorschriften des Code Noir für den Rest des Tages frei hatten. Dort konnten sie Waren kaufen oder tauschen und Familienmitglieder, die an andere Sklavenbesitzer verkauft worden waren, besuchen. Es wurde gefeiert mit Liedern, Musik, Tanz und Ritualen, bis in die Nacht hinein.

      Selenka suchte eine ganz bestimmte Person und fragte deshalb Besucher.

      »Können Sie mir sagen, wo ich Marie Laveau finde?«

      »Ja, das ist die Frau im weißen Kleid mit dem Turban, der wie eine Krone gebunden ist, denn man nennt sie de Königin des Voodoo. Ihr Markenzeichen ist eine über ihren Schultern drapierte Boa Konstriktor.«

      Schon von Weitem sah Selenka Marie ihre zahlreichen wohlhabenden Kunden begrüßen, um sie von den heiligen Ritualen zu überzeugen. Der Preis war ein Ticket für Konsultationen, die von spiritueller Heilung und pflanzlichen Heilmitteln bis hin zum Wahrsagen reichten. Marie Leveau betrieb Voodoo als ein Geschäft. Doch sie war auch dafür bekannt, wirklich mitfühlend zu sein, denn sie besuchte oft die Krankenhäuser der Stadt, um den Armen und Kranken mit ihren Heilmitteln und