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meine allererste Party und bin deshalb ein wenig nervös.«

      Frau Winters Gesicht hellte sich auf. »Ah, das verstehe ich. Vor meiner ersten Party war ich mehr als nervös. Ach, wie lange ist das jetzt schon her? Und vielleicht ist da ein süßer Typ, den du gern näher kennenlernen möchtest, hm?«

      Prompt merkte Mira, wie ihr die Hitze zu Kopf stieg.

      Frau Winter nickte lächelnd. »Du hast ja gleich Feierabend. Und für heute Abend wünsche ich dir auf jeden Fall ganz viel Spaß.

      Mira hoffte sehr, dass sie den haben würde.

      Kaum war ihre Schicht beendet, beeilte sie sich, nach Hause zu kommen und ihren Schminkkoffer zu holen. Den hatte sie nämlich nicht mit zur Arbeit nehmen wollen, aus Angst, dass ihn jemand klauen könnte. Sie packte noch ein paar Klamotten für sich selbst in ihren Rucksack, die sie anziehen könnte, wenn Susanne sie zu der Party mitnahm.

      Danach machte sie einen kurzen Abstecher zum Café, das auf dem Weg lag und kam gerade noch rechtzeitig bei ihrer Freundin an.

      Diese war wie immer vor einer Party total hibbelig. Diesmal kam sie Mira allerdings besonders aufgedreht vor.

      »Was ist denn mit dir los?«

      »Schau! Ich habe dieses Handy für mein gutes Zeugnis bekommen. Es ist das neueste Modell. Ist das nicht großartig?«

      Mira rollte innerlich mit den Augen. Sie selbst bekam immer nur die abgelegten Handys von ihren Eltern, was ihr vollkommen ausreichte. Generell bekam sie für ein gutes Zeugnis ein Lob, aber niemals materielle Dinge. Das war für sie auch absolut in Ordnung.

      Auf einmal schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass die Zeugnisausgabe erst vor wenigen Stunden stattgefunden hatte. Sie runzelte die Stirn. »Moment, du bist heute noch mit deinen Eltern losgegangen, um dir das Handy zu kaufen?«

      Susanne lachte. »Aber nein. Das hatten sie natürlich schon vorher.«

      »Was wäre denn gewesen, wenn dein Zeugnis nicht so gut ausgefallen wäre?«

      Susanne zuckte mit den Schultern. »Dann hätte ich es erst zu meinem Geburtstag bekommen und noch ewig darauf warten müssen.«

      Mira hob eine Augenbraue. »Du hast im August Geburtstag.«

      »Sag ich doch, das ist noch ewig lange hin.«

      Mira sparte sich eine entsprechende Antwort und hielt Susanne stattdessen einen der beiden Pappbecher hin. »Hier, hab ich uns mitgebracht. Caramel-Macchiato, wie immer.«

      Susanne machte keine Anstalten, ihr den Becher abzunehmen. »Welche Milch wurde denn verwendet?«

      »Keine Ahnung. Vollmilch, nehme ich an – ich hoffe es zumindest, fettarme schmeckt doch nicht.«

      Angewidert verzog Susanne das Gesicht. »Dann kannst du das Zeug allein trinken. Das ist beides Kuhmilch und somit alles andere als vegan.«

      Dass Susanne ab sofort auf tierische Produkte verzichten wollte, hatte Mira im Laufe des Tages glatt wieder vergessen. Sie zuckte mit den Schultern und stellte beide Becher auf den Schreibtisch.

      »Schau mal, ich habe schon ein paar Outfits rausgesucht. Was meinst du, ist etwas dabei, das ich anziehen könnte?« Susanne deutete auf die fünf Kombinationen auf ihrem Bett.

      Beim Zusammenstellen der Kleidung folgte Mira keinem bestimmten Trend, sondern ließ sich stets von ihrem Bauchgefühl leiten, das sie bisher noch nie getäuscht hatte.

      Sie ging hinüber zum Bett, nahm ein weißes, jedoch frech geschnittenes Oberteil von dem einen Outfit und kombinierte es mit der schwarzen Röhrenjeans eines anderen.

      »Ist das nicht zu schlicht?«, warf Susanne ein, als Mira gerade weiße Sandalen hinzunahm.

      »Warts ab.« Sie klaubte passenden Schmuck von der Kommode zusammen und bat Susanne, alles einmal anzuprobieren.

      Als diese kurz darauf vor dem Spiegel stand und sich betrachtete, riss sie ihre Augen auf. »Wow! Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Es sieht total elegant aus.«

      Nun konnten sich die Mädchen dem Make-up widmen. Mira zauberte ihr Smokey Eyes mit drei verschiedenen Brauntönen, die ihre blauen Augen zur Geltung brachten, und kombinierte sie mit einem roséfarbenen Lippenstift.

      Susanne war wie immer zufrieden.

      Als Mira gerade dabei war, ihren Schminkkoffer zusammenzupacken, holte sie noch einmal tief Luft. »Wer wird denn heute Abend alles auf der Feier sein und wo findet sie überhaupt statt?«

      »Die Party ist in dem Jugendclub. Es ist zwar ätzend, dass wir nur bis Mitternacht feiern dürfen, weil wir noch nicht volljährig sind, aber ansonsten ist es cool da. Und sicherlich werden wieder die Üblichen dort sein. Einige von unserer Schule, die meisten kennst du nicht.«

      »Meinst du, ich könnte vielleicht diesmal mitkommen? Ich habe meine Eltern schon gefragt. Sie haben nichts dagegen.« Dass sie um elf Uhr wieder zu Hause sein sollte, verschwieg sie lieber. Sonst würde Susanne möglicherweise der Meinung sein, dass sich das gar nicht lohnte. Aber auf die eine Stunde, die Susanne länger da war, kam es sicherlich nicht an.

      Doch Miras Freundin hörte ihr überhaupt nicht zu. Sie plapperte weiterhin aufgeregt: »Auf der Party letzten Samstag habe ich einen super Typen kennengelernt. Und stell dir vor, heute Abend kommt er auch. Ich freue mich schon jetzt sehr darauf, ihn zu sehen, das kannst du dir nicht vorstellen.«

      Langsam sank Miras Hoffnung wieder. Was interessierten sie Susannes Bekanntschaften? Stattdessen sollte sie lieber auf ihre Frage antworten und diese nicht einfach ignorieren. Sie wollte auf eine Party, wenigstens einmal in ihrem Leben. Deshalb wiederholte sie ihre Frage.

      Susanne sah sie zum zweiten Mal an diesem Tag an, als hätte sie soeben ein Gespenst erblickt. »Du?!« Sie lachte aus voller Kehle. »Was willst du denn auf einer Party? Du würdest mit deinem Erscheinen doch nur alle vergraulen. Für eine Party muss man besser aussehen als du. Da, wo ich hingehe, verkehrt nur die Crème de la Crème. Schüchterne graue Mäuse sind da nicht gern gesehen. Das soll jetzt nichts gegen dich persönlich sein. Ich mag dich, das weißt du, sonst wären wir nicht befreundet. Aber ich weiß, wie gemein die anderen zu denen sein können, die nicht in ihrer Liga spielen.«

      Mira war den Tränen nahe, versuchte jedoch, diese zu unterdrücken. Sie kannte sich mit Partys nicht aus, hatte nur einiges darüber gehört und gelesen. Wenn es eine Privatparty war, durfte ihre Freundin sie vielleicht gar nicht mitnehmen, weil sie nicht eingeladen war. Mira hatte schon oft von Susanne gehört, dass es im Jugendclub hin und wieder solche gab – zum achtzehnten Geburtstag zum Beispiel. Aber sie wusste, dass Susanne auch immer mal wieder zu öffentlichen Partys ging, bei denen man keine Einladung brauchte, sondern Eintritt bezahlte. Nun wusste sie natürlich nicht, wie es sich bei dieser Party verhielt. Auch war ihr nicht klar, wer die einzelnen Gäste waren. Vielleicht passte sie wirklich nicht hinein.

      Susanne hingegen kannte sicher die meisten Gäste, die auf der Party anzutreffen war. Folglich musste Mira ihr glauben, dass es keine Feier für sie war. Aber hätte Susanne das nicht netter formulieren können?

      Klar, Mira war sich durchaus bewusst, dass sie nicht gerade dem Schönheitsideal entsprach. Allerdings wollte sie auch kein Model werden. Sie hatte aschblonde Haare, aber nicht, wie es gerade modern war, in Graublond gefärbt. Miras Mutter nannte diese Haarfarbe auch gern Straßenköterblond. Ihre Nase war einen Tick zu breit und ihre Lippen sehr schmal. Mit einer Körpergröße von gerade mal 1,61 Metern gehörte sie zu den Kleinsten in ihrer Klasse und musste zu jedem aufschauen – oder sie schauten auf sie herunter, wie auch immer man es sehen wollte. Bei Susannes Worten hatte es ihr die Sprache verschlagen. Sie hatten Mira verärgert. Mit großen Augen starrte Mira ihre Freundin an und versuchte, nicht wie ein kleines Kind loszuheulen.

      Susanne betrachtete sich im Spiegel und zupfte ein paar Haarsträhnen zurecht. »Du solltest jetzt besser gehen. Sabrina kommt gleich, um mich abzuholen«

      Mira hatte sich schon oft gefragt, warum Sabrina Susanne nicht beim Styling half. Immerhin war sie ihre beste Freundin. Die beiden kannten