er eine alte Degenscheide
gegürtet; aber sie war von Rost zerfressen und kein Schwert
steckte darin.
»Du hast meinesgleichen nie vorher gesehen«, rief der Geist.
»Niemals«, entgegnete Scrooge.
»Hast dich nie mit den jüngern Gliedern meiner Familie
»Hast dich nie mit den jüngern Gliedern meiner Familie
abgegeben; ich meine (denn ich bin sehr jung) meine älteren
Brüder, die in den vergangenen Jahren geboren worden sind?«
fuhr das Phantom fort.
»Ich glaube nicht«, sagte Scrooge. »Doch es tut mir leid, es nicht
getan zu haben. Hast du viele Brüder gehabt, Geist?«
»Mehr als achtzehnhundert«, sagte dieser.
»Eine schrecklich große Familie, wenn man für sie zu sorgen
hat«, murmelte Scrooge.
Der Geist der diesjährigen Weihnacht erhob sich.
»Geist«, sagte Scrooge demütig, »führe mich, wohin du willst.
Gestern Nacht wurde ich durch Zwang hinausgeführt und mir
wurde eine Lehre gegeben, die jetzt Wirkung zeigt. Heute bin ich
bereit zu folgen, und wenn du mich etwas zu lehren hast, will ich
gern hören.«
»Berühre denn mein Gewand.«
Scrooge tat wie ihm geheißen und hielt es fest.
Stechpalmen, Misteln, rote Beeren, Efeu, Truthähne, Gänse,
Spanferkel, Braten, Würste, Austern, Pasteten, Puddings,
Früchte und Punsch, al es verschwand blitzschnell. Auch das
Zimmer verschwand, das Feuer, der rötliche Schimmer, die
Zimmer verschwand, das Feuer, der rötliche Schimmer, die
nächtliche Stunde, und sie standen in den Straßen der Stadt, am
Morgen des Weihnachtstages, wo die Leute - denn es war sehr
kalt - eine rauhe, aber fröhliche und nicht unangenehme Musik
machten, indem sie den Schnee von dem Straßenpflaster und
den Dächern der Häuser zusammenfegten. Und daneben standen
die Kinder und freuten sich und kreischten, wenn die
Schneelawinen von den Dächern herunterstürzten und in
künstliche Schneestürme zerstoben.
Die Häuser erschienen schwarz und die Fenster noch schwärzer,
verglichen mit der faltenlosen, weißen Schneedecke auf den
Dächern und dem schmutzigeren Schnee auf den Straßen. Dort
war er von den schweren Rädern der Wagen und Karren in tiefe
Furchen gepflügt; Furchen, die sich hundert- und aberhundertmal
kreuzten, wo eine Straße abging, und die in dem dicken, gelben
Schmutz und halberstarrten Wasser labyrinthische Gerinnsel
bildeten. Der Himmel war trübe, und selbst die kürzesten
Straßen schienen sich in einem dicken Nebel zu verlieren, dessen
schwerere Teile in einem rußigen Regen niederfielen, als hätten
alle Essen von England s ich auf einmal entzündet und qualmten
jetzt nach Herzenslust. Es war in der ganzen Umgebung nichts 37
Heiteres, und doch lag etwas in der Luft, was die klarste
Sommerluft und die hellste Sommersonne nicht hätten verbreiten
können.
Denn die Leute, die den Schnee von den Dächern schaufelten,
waren lustig und mutwilliger Laune. Sie riefen von den Dächern
waren lustig und mutwilliger Laune. Sie riefen von den Dächern
einander zu und wechselten dann und wann einen Schneeball -
ein Pfeil, der harmloser war als manches Wort - und lachten
herzlich, wenn er traf, und nicht minder herzlich, wenn er fehlging.
Die Läden der Geflügelhändler waren noch halb offen und die
der Fruchthändler strahlten in heller Freude. Da sah man - als
wären es Westen lustiger alter Herren - große runde,
dickbäuchige Körbe mit Kastanien an den Türen lehnen oder in
ihrem apoplektischen Überfluß auf die Straße rol en. Da sah man
braune, umfangreiche, spanische Zwiebeln, in ihrer Fettigkeit
spanischen Mönchen gleichend und mutwil ig den Mädchen
winkend, die vorübergingen und verschämt nach dein
Mistelzweig schielten. Da sah man Birnen und Äpfel zu
Pyramiden aufeinandergepackt: Trauben, die der Kaufmann in
seiner Gutmütigkeit recht augenfällig im Gewölbe hängen ließ,
daß den Vorübergehenden der Mund gratis wässerte, Haufen
von Haselnüssen, bemoost und braun, mit ihrem frischen Duft an
vergangene Streifzüge im Wald durch das raschelnde, fußhohe,
welke Laub erinnernd, Norfolk-Biffins, fett und kraus, mit ihrer
Bräune von den gelben Orangen abstechend und gar dringlich
bittend, daß man sie nach Hause trage und nach Tische esse. Ja,
selbst die Gold-und Silberfische, die in einem Glase mitten unter
den erlesenen Früchten standen, schienen zu wissen, daß etwas
Besonderes los sei, obgleich sie von einem dick- und kaltblütigen
Geschlecht waren, und schwammen um ihre kleine Welt in
langsamer und leidenschaftsloser Bewegung.
Ach die Kolonialwarenläden! Fast geschlossen waren sie,
Ach die Kolonialwarenläden! Fast geschlossen waren sie,
vielleicht ein oder zwei Laden vorgesetzt: aber welche
Herrlichkeiten sah man durch diese Öffnungen! Nicht al ein, daß
die Waagschalen mit fröhlichem Klingklang auf dem Ladentisch
rumorten, oder daß der Bindfaden so munter von seiner Rolle
schnurrte, oder daß die Büchsen blitzschnell hin und her fuhren
wie durch Zauberei, oder daß der Mischgeruch von Kaffee und
Tee der Nase so wohl tat, nicht daß die Rosinen so
wunderschön, die Mandeln so außerordentlich weiß, die
Zimtstengel so lang und gerade, die andern Gewürze so köstlich,
die eingemachten Früchte so dick mit geschmolzenem Zucker
belegt waren, daß der kälteste Zuschauer entzückt wurde; nicht
al ein, daß die Feigen so saftig und fleischig waren, oder daß die
Brignolen in bescheidener Koketterie in ihren verzierten Büchsen
erröteten, oder daß alles so gut zu essen oder so schön in