der seit Mitte des 19 Jhdt. die amerikanische Spontanphilosophie ausmacht und in ihrer akademischen Version zu Pragmatismus wird. In ihrem Willen, das Wirksame mit dem Schmerzlosen zu verbinden, ließ sich diese Denkweise nicht beirren durch Exekutionsprotokolle, die von beispiellosen Qualen mancher Gaskammer-Delinquenten sprechen.
Als Heidegger 1927 in Sein und Zeit mit ontologischer Umständlichkeit von einem Existenzzug des Seins-zum-Tode sprach, hatten amerikanische JVA-Beamte und Exekutionsärzte schon einen Apparat in Betrieb genommen, der das Atmen-zum-Tode zu einem ontisch kontrollierten Verfahren machte.
Der Schauplatz für die Gaskammerideen auf der deutschen Seite war von SS-Intelligenz und Beratern der deutschen Schädlingsbekämpfungsindustrie besetzt und vom Mandat aus der Berliner Reichskanzlei, mit der die Freiheit der Wahl auch „ungewöhnlicher Mittel“ in dieser Frage gewiss sein durfte.
Mit Hitlers Beschluss zur „Endlösung der Judenfrage“ kam der Befehl durch mündlich kommunizierte Geheimbefehle auf die Tagesordnung ausgewählter SS-Verbände. Mit diesem Auftrag ausgestattet, die ihrer Eigeninitiative weiten Spielraum ließ, traten Hitlers treueste Helfer zum Amoklauf der Pflichterfüllung an.
Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die äußerste exterministische Zuspitzung deutscher „Judenpolitik“ nach 1941 durch die Ungeziefermetaphorik vermittelt war, die seit den frühen zwanziger Jahren eine konstitutiver Bestandteil der von Hitler geprägten NS-Partei-Rhetorik gebildet hatte und von 1933 an zu einer gleichsam offiziellen Sprachregelung in der gleichgeschalteten Öffentlichkeit aufstieg. Den Vorsprechern gelang es, ihre idiosynkratische Form des exzessiven Antisemitismus als eine spezifische deutsche Ausprägung vorgeblicher Hygiene, wenn nicht zu popularisieren, so doch auf breiter Basis duldbar oder nachahmbar zu machen.
Im Kern war das die agierte Metapher „Schädlingsbekämpfung“ in Kombination mit „Sonderbehandlung“. Letztere meint die umweglose Applikation von Verfahren der Insektentilgung auf menschliche Populationen. Im extremen Pragmatismus der Exekutoren gingen das psychische Agieren einer Metapher und das dienstlich gleichmütige Durchführen von Maßnahmen nahezu ohne Reibung ineinander über.
Die Holocaustforschung hat zu Recht in der Fusion von Amok und Routine das Betriebsmerkmal von Auschwitz erkannt. 1941 wurden Juden als alleiniger „Seuchenträger“ bezeichnet. Goebbels spricht in seinen Tagebüchern von „Juden als Läuse der zivilisierten Menschheit“. Hier zeigt sich, dass Goebbels wie ein Agitator mit sich selbst wie vor einer Menge sprach.
Wie die Dummheit ist auch das Böse autohypnotisch.
2. Zunehmende Explizitheit
Mit diesen beiden atmoterroristischen Prozeduren dem Gaskrieg 14/18 und dem genozidischen Gas-Exterminismus von 41/45 treten die Umrisse einer Sonderklimatologie hervor. Atemmanipulation wird zur Kultursache –wenn auch zunächst in der destruktivsten Dimension.
Sie trägt von Anfang an Züge des designerischen Zugriffs durch ein exakt abgrenzbares Mikroklimata des Todes von Menschen für Menschen entworfen und lege artis hergestellt.
Bis dahin war das durchschnittliche In-der-Welt-sein ein tiefgewisses und selbstverständliches In-der-Luft sein, genauer Im-Atembaren-Sein und unhinterfragbar sicher, allenfalls im poetischen, physikalischen oder medizinischen Kontexten problematisiert und beachtet.
Das 21. Jhdt wird -soviel ist absehbar- in neue Ausdrücklichkeiten vorstoßen.
Luftbeben: Mit dem Explizitwerden der Luft-Klima und Atmosphärenverhältnisse wird das Ur-Vorteil der Existierenden zu Gunsten des primären Existenzmediums angetastet und der Naivität überführt.
Ab jetzt sind sie zur förmlichen Klimasorge und zum Atmosphärendesign verdammt.
Bevor diese Aufgabe sich stabilisieren konnte, waren weitere Explikationen des Atmoterrorismus zurückzulegen. Dabei ist von einem zentralen Phänomen der Luftwaffe philosophisch zu reden deren Name ja die Zuständigkeit für Eingriffe in atmosphärische Tatsachen bekundet. Militärflugzeuge wie später Raketenartillerie heben die immunisierende Wirkung der räumlichen Entfernung zwischen Armeegruppen auf. Sie erzwingen Zugang zu Objekten die auf dem Boden kaum oder nur unter hohen Opfern erreichbar wären.
Ohne diese Reichweitenexplosion durch Luftwaffen bleibt die Globalisierung des Krieges mittels teledestruktiver Systeme unerklärlich. Sie sind einer schwarzen Meteorologie zuzurechnen: menschengemachten Sonderniederschlägen zur Erschließung des Luftraumes für atmoterroristische und para-artilleristische Aufgaben. Insbesondere die einseitigen und unerwiderbaren Luftschläge, präzise oder als Flächenbombardierung – als Unschärfe in Analogie zur Gaskrieg-Unschärfe-: nah genug ist operativ so gut wie exakt.
Die Metapher vom Bombenteppich kam in aller Munde. Bebaute und bewohnte Flächen wurden mit tödlicher Auslegeware bedeckt. Aber nicht nur das physische Vernichten und Töten, sondern auch die moralische Erschlagung der betroffenen Zivilbevölkerung ist die dezidierte Absicht der Angreifer. Es gibt nicht nur der körperlichen Tod, sondern auch den seelischen der dann die physische Abwehrkraft dezimiert.
Der Krieg -nicht nur der- offenbart die unsichtbare Psyche oder Seele. Siegen heißt physiche und psyche Vernichtung. Eine Ökologisierung der Kriegsführung. Der Kollateralschaden erweist sich nicht selten als der Hauptzweck.
Der Krieg wird zur Vernichtung eines geschlossenen Raumes, als Lebenswelt im umfassenden Sinne. Will er gründlich sein, deckt er die expliziten Grundlagen „allen Lebens“ ab: Luft, Biologie, Wasser, verbrannter, vergifteter, verminter Boden, Nachschub, Nachwuchs – bis hin zum Feuersturm der auf das Prinzip der Eliminierung eines geschlossenen Vernichtungsraums zielte.
Aber als alles was durch die beiden Weltkriege an „Überraschungen“ – Implizites das Explizit gemacht und zur Kriegsführung eingesetzt wurde- aufgedeckt schienen,
erwies sich mit den folgenden Überraschungen als überbietbar.
Die Explikation der Atmosphäre durch den Terror macht bei der Umwandlung von „Lebenswelten“ in Gas- und Feuerkammern nicht halt. Dazu war eine noch weitere Ausfaltung dessen, was die Welt in ihrer physikalischen und biosphärischen Latenz zusammenhält vonnöten. Hier sprechen wir nun von der kernphysikalischen Explikation der radioaktiven Materie und ihrer populären Demonstration durch Atompilze. Das zog eine „revolutionäre“ Neu-Orientierung des „Umwelt“-Bewusstsein in Richtung auf das unsichtbare Wellen- und Strahlenmilieu nach sich.
Angesichts dessen ist mit dem Rekurs auf die klassische Lichtung, in der wir „leben, weben und sind“, ob man sie theologisch oder phänomenologisch lese, nichts mehr zu erreichen. (Heideggers Lichtung und Max Webers „leben, weben, sind“)
Der (nach)phänomenologische Kommentar zu den Atompilzen über der Wüste von Nevada und den beiden japanischen Städten lautet: „making radioactivitiy explicit“.
Dadurch wurde nicht nur eine neue „Rekordmarke“ der Simultanauslöschungen von Menschen erreicht, sondern auch über die thermoterroristische Dimension hinaus der Übergang in die strahlenterroristische eröffnet.
Menschliche Existenz ist kontinuierlich in eine komplexe Wellen und Strahlen-atmosphäre eingebettet, von denen allenfalls indirekte Wirkungen jedoch keine unmittelbare Wahrnehmung Zeugnis geben können.
Dass hinter den thermischen und kinetischen Primäreffekten eine tödliche Dosis Radioaktivität freigesetzt wurde, riss in den Zeugen und Verletzten eine völlig neue Latenz-Dimension auf. Altverborgenes, Unbekanntes, Unbewusstes, Niegwußtes, Niebemerktes, Nichtbemerkbares wurde mit einem Mal in die Manifestationsebene gezwungen; als ob ein unsichtbares Feuer sichtbare Brandwunden bewirkte.
In den Gesichtern spiegelte sich eine neue Gestalt der Apathie wider: Die „Hiroshimamasken“ starrten in die Reste einer Welt, die dem Menschen im Lichtsturm entzogen worden war.
Als verstrahlte Wüste wurde sie zurückgegeben. Die Gesichter kommentieren die Seins-Zumutung an ihrem dunkelsten Grenzwert. Die Nichtwahrnehmbarkeit der Strahlenwaffen wird zu einem wesentlichen Teil der Waffenwirkung selbst.
Jetzt wird klar das etwas in der Luft liegen kann, von