Paul-Heinz Schwan

Schaum-Welt-Komfort


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-wunsch -wille -kraft -macht ein

      alles seine wesensmerkmale

      basis permanenter unruhe sorgen- und hoffnungsdelirien

      zusammenleben entwickelt

      sich in solch gefüllten sphären

      das ist das natürliche am m e n s c h e n

      dem empfänger-überträger von gespür und stimmung

      von ich-hier nach du-dort

      die passung ein schwankendes schiff

      einander erreichbar u n d einander transzendent

      von da an eine erzählung über die

      expansion des seelischen

      in imperialen und kognitiven weltbesetzungen:

      familien hütten dörfer städte imperium universum

      die psyche will teilhabe

      am finden des unzerstörbaren

      kognitiv und architektonisch

      deshalb:

      wer jedes einzelne leben verneint

      und private immuninteressen ignoriert

      wird „abgelöst“

      wer infinität über immunität stellt

      zerschmilzt im leben-will-leben-strahl

      so globalisiert die welt dreifach:

      metaphysisch

      terristrisch

      telekommunikativ

      das „leben“ entfaltet sich so

      multifokal: ein gott sprachlos – viele bewerben sich

      multiperspektivisch: augen gehen nicht nur zum himmel

      heterarchisch: kein oben ohne unten – jeder will könig sein

      auf

      simultanen bühnen

      in

      vernetzten werkstätten

      sie tun immer eins:

      bringen den raum hervor

      eine raumrepublik

      immer bedroht bereichert

      verlust an form gewinne an beweglichkeit

      ausgediente übertreibung folgen schwärme von

      diskreten aufschwüngen

      »auf die schiffe, ihr philosophen!«

      Notiz

      Zur Einstimmung eine Kurzfassung für „nur Band III-Leser“. Sloterdijk möchte in diesem dritten Band der Erwartung nachkommen, dass dieser ohne Vorkenntnisse aus den ersten Bänden zu lesen sei. Sein gesamtes Vorhaben der drei Bände sei auch am besten von seinem abschließenden Pol her zu überblicken.

      Band I –Blasen- ist die große Basis-Erzählung zur ersten Sphäre in der für uns alle, alles beginnt, eine geschützte Innen-Brüter-Sphäre, sorgsam abgeschottet und sie doch spürend, die schon lange vor mir wogenden-tobenden Außen-Sphären. Und doch entwickelt sich im Innen ein Lauscher an der Wand, in dem Drängendes wächst -ein Zug ins Außen-. Hin zu einem In-der-Welt-sein, d. h. einem Leben im Außen, das Innenwelten trägt.

      Sphäre ist "der" Grundbegriff, der sich über die drei Bände in topologische (Lage, Ort), anthropologische (menschliche Entwicklung), immunologische (umfassend: mich/uns „schützend“) und semiologische (Sprache, Zeichen) Bedeutungsaspekte verzweigt.

      Das nahe Zusammen-Sein von Menschen mit Menschen stiftet ein bisher zu wenig beachtetes Interieur, eine Mikrosphäre. Ein empfindlich und lernfähiges, ein seelen- räumliches –wenn man will moralisches-Immunsystem in dem die Wir-Immunität gegenüber der Ich-Immunität das tiefere Phänomen verkörpert.

      Das "Wir-Gefühl" –minimal die Zwei- ist die Basis, das tiefere Gefühl, gegenüber der Eins des "Individualismus", weil wir schon in den neun Monaten nicht alleine sind. Ein AUCH -das werdende Kind- umhegt-versorgt von einem MIT -der Plazenta-, unser erstes direktes "Gegenüber", bilden „zu zweit“ die erste und "ideale" Sphäre. Meine stille, fast vergessene, lebenslange Sphären-Blaupause. Vielleicht ist sie es, wenn man sagt, oder wenn ich glaube: Ich sei von allen guten Geistern verlassen.

      „Nichts ist im Großen was nicht im Kleinen angelegt ist.“

      Eine wie Sloterdijk selber sagt: spekulative Philosophie zu der eine „neue“ Sprachsensibilität gehört, deren Evidenz aber seit langem Formen annimmt. Schon Sokrates lehrte Mäeutik -Hebammenkunst-, längst vergessene Traditionen begruben die Plazenta im Garten unter einem Lebensbaum und in unseren Tagen war es Alfred A. Tomatis, der die wiedererkennbare Mutterstimme „vom ersten Tag an“ zu einer verbreiteten Therapieform entwickelte. Außerdem Hannah Arendt über die Geburtlichkeit, Ludwig Janus „Das Seelenleben des Ungeborenen“ oder Tatiana Shchyttsova „Jenseits der Unbezüglichkeit Geborensein“ um nur einige zu nennen.

      Auch Hermann Schmitz mit seiner Neuen Phänomenologie.

      Damit verbunden sind seine Ausführungen über das sphärenbedürftige, diese aber (mit)erzeugende, (mit) gestaltende und von Sphären (mit)geformte Wesen, das wir zu schnell, kaum hinterfragt, als Mensch voraussetzen. Selbst unräumliche Verhältnisse wie Sympathie und Verstehen lassen sich in quasi räumliche Verhältnisse übersetzen. Gleichzeitig macht die notwendige, unumgehbare Nähe mit anderen, anfällig für die Auslösung von Primäragressionen.

      „Das Bekannte ist selten das Erkannte“. (Hegel) Deshalb wagt er sich mit assoziativem Sprachwerkzeug, tastend, erahnend, mit neuen und frischen Worten an das allen Menschen wiederfahrende Grundereignis – der Werdensklausur in der Mutter- heran. Jede Geburt bringt einen neuen Raumdesigner aus art-typischen Gründen hervor, ist eine Chance zu einem Weltaufgang.

      Das nahe Zusammen-Sein von Menschen mit Menschen stiftet ein bisher zu wenig beachtetes Interieur, eine Mikrosphäre. Ein empfindlich und lernfähiges, ein seelen-räumliches –wenn man will moralisches-Immunsystem in dem die Wir-Immunität gegenüber der Ich-Immunität das tiefere Phänomen verkörpert.

      Aus dem „Grundstudium von Innen“ kommend wird ein jeder in den Praxisschock gestellt. Ein geburtliches Wesen, dass von nun an ein Leben im Außen mit einem –nur ihm gehörenden- inneren Geheimnis über den idealen Raum führen muss. Im Idealfall gut behütet, ergänzt und inspiriert von „reichen“ Müttern, Vätern und hoffentlich einigen Begleitern mehr. Bald wird es als „reiche Daseinsfürsorge“ im „reichen Sozialstaat“ eine zeitragende Rolle spielen. Gott darf uns verlassen, nur der „Sozialstaat“ nicht. Der antwortet auch konkret.

      Die tätowierte Feinfühligkeit, der innere Seismograf für die Abweichungen neuer Räume vom ersten wird im Außen sein Urbegleiter bleiben. Manches mal stört die Fliege an der Wand, oder der Partner, oder der Nachbar, oder die Regierung, gar die ganze komplizierte Welt. Erwachsenwerden bedeutet von nun an, auch in Anders-Räumen klar zu kommen, ein gutes Leben zu führen. Wenn nicht, „platzen“ Blasen.

      Das tut es von Beginn an nicht im „freien“ auch nicht natürlich instinktiv mit der Natur. Schon gar nicht alleine, sondern eigenwillig Ergänzungsbedürftig, mit der bleibenden Erinnerung an seinen inneren Begleiter und der ersten traumhaften Sphäre mit ihm.

      Das wird ihn wach und unruhig halten und ihm Gestaltungsdrang, -wunsch, -wille, -kraft, -macht als ein typisches Wesensmerkmal "einflüstern". Sie bilden die Basis seiner permanenten Unruhe, Sorge und Hoffnungsdelirien.

      Das Zusammenleben von Menschen in einer Welt/ auf einer Erde, entwickelt sich in Sphären. Das ist das Natürliche am Menschen.

      Der Mensch ist folglich ein Sphärenwesen. Er überträgt sein Gespür der prä- und perinatalen innen -sphäre, auf alle folgenden postnatalen