Begleiter, weil er nicht anders kann, als im ständigen Soll-Ist-Abgleich von innen- und außensphäre seinen Standort in der Welt der Vielfalt zu verorten.
Aus der Differenz entsteht sein inneres, schwankendes Gefühl der Passung und sein Entschluss, diese zu akzeptieren, zu verändern oder am Missverhältniss zu kranken.
Die Größe der Differenz schwankt mit den Komponenten der Sphäre und deren jeweiligem individuellen Bedeutungskranz. Die wesentlichen Komponenten sind:
- topologische (Lage, örtlich, Struktur),
- anthropologische (menschliche Entwicklung),
- immunologische (im weitesten Sinne „schützend“) und
- semiologische (Sprache, Zeichen).
In jedem Fall ist er ein Lebewesen, dass auf Nähe und Teilhabe angelegt ist, auch wenn es entgegen aller Freundschaft, Liebe, Verstehen, Konsens, gelegentlich die Primäragrressionen freisetzt. Sie sind füreinander erreichbar und doch einander transzendent.
Band I ist eine Tauchfahrt in den Abgrund der ontologischen Nervosität für Mitseiende, Andere und Äußere.
Band II beschreibt die Konsequenzen aus dieser Einsicht in die ekstatisch-surreale Natur des erlebten und bewohnten Raums. Eine Erzählung über die Expansion des Seelischen im Zug von imperialen und kognitiven Weltbesetzungen: von der familiären Grundsituation in der Hütte über das Dorf, die Stadt zum Imperium ins finite Universum bis es sich im unbewohnbaren grenzenlosen Raum verliert.
Immer der Frage nachgehend, wie die Psyche Teilhabe am Unzerstörbaren zu finden meint oder -der bergungssuchenden- suggeriert wird: kognitiv und architektonisch.
Wie der anonyme plazentale Genius und der Fötus das erste Paar bilden, so Gott und Seele, wahlweise Kosmos und Einzelintellekt, das letzte.
Die klassische Metaphysik zerbricht daran, dass sie die Sache des Lebens verteidigen will -das naturgemäß nur in der Endlichkeit eines individuierten Immunsystems aufgehoben ist- aber jedes einzelne Leben verneint und private Immuninteressen ignoriert.
Die klassische Metaphysik musste an ihrer inneren Unmöglichkeit, an ihrem eigenen Widerspruch scheitern. Im Widerstreit zwischen Infinität und Immunität wurde und wird auch heute der Urstreit des Denkens, das philosophisch sein möchte, manifest.
Der Band II schließt mit der Erzählung über die dreifache Globalisierung: die erste, die Metaphysische beginnend mit dem „Einen-Schönen-Kugeldenken“, der zweiten, der terrestrischen mit der Welteroberung durch „Weltumsegelung“ in der das Geld –besser der Kredit- an Bord von Schiffen geht und mit Mehrwert rückzahlbar zurückkommt und der dritten, der telekommunikativen, der Weltdurchdringung durch elektronische Simultaneität vom heimischen Sofa aus. Letztere brächte die Menschheit nach Marshall McLuhan in eine supertribalistische „psychische Gemeinschaft“.
Der Band III legt eine Theorie des gegenwärtigen Zeitalters vor unter dem Gesichtspunkt, dass das „Leben“ sich multifokal, multiperspektivisch und heterarchisch entfaltet.
Multifokal: der eine Gott ist sprachlos geworden und viele Stimmen bemühen sich um die Nachfolge;
Multiperspektivisch: die Augen gehen weniger zum Himmel, sondern blicken -oft genug entleert- aus und in alle Richtungen;
Heterarchisch: „Oben“ und „Unten“ haben ihr Amt niedergelegt, nun will jeder „König“ sein.
Nun artikuliert sich das Leben auf ineinander verschachtelten simultanen Bühnen, es produziert und verzehrt sich in vernetzten Werkstätten. Doch was das entscheidende ist: Es bringt den Raum, indem es ist und der in ihm ist, jeweils erst hervor.
Unter der Metapher des Schaums umschreibt Sloterdijk das als eine Republik der Räume.
Weder bei den traditionellen Religionen noch bei den Metaphysikern war die Sache des Lebens- des unschlüssigen Lebens- nicht wirklich in guten Händen. Sie verordneten immer nur das Placebo der Hingabe an eine himmlische Verfassung.
Die alteuropäische Denk- und Lebensform Philosophie ist unleugbar erschöpft. Was folgt: Biosophie? Atmosphärentheorie? Immun- und Kommunsysteme? Theorie der Örter? der Situationen? der Immersionen? der Netzwerke? eine globale Wissensgesellschaft? eine neue Weltreligion?
Noch gibt es keine eindeutigen Favoriten. Aber wo man noch den Verlust an Form beklagt, stellen sich doch Gewinne an Beweglichkeit ein.
poetischer p r o l o g - schaumgeborenheit
luft an unerwarteter stelle
schäume träume
für ernste nur nichtigkeiten
gerieten in verruf gegen solides
nur schaumverächter
galten als ernste verfechter von
bestehendem vererbbarem
bauten auf felsen
wollten selber einer sein
wurden stein
schaum
ist das etwa luft an nicht
erwarteten stellen
das solide lachte in fäuste
wenn schaum zusammenfiel
doch auch materie
die fruchtbare matrone
site by site mit logos
läuft illusionen in die arme
noch fehlt schäumen die substanz-achtung
bis -ja genau- hegel
mehrdeutigkeiten auf die bühne half
ein mittler zwischen geist und stoff
binäre idioten traten beiseite
nun wandeln sich weltbilder
freudsche träume un-bewußtes
werden königswege
mit couchlagen für tics private einfälle
alte rechnungen wurden beglichen
nietzsche husserl chaostheorie
surreales atmossphärisches
errang theoriewürde
mathematische unschärfe
zufälliges formloses
erhielt anschluss an theorie-wirklichkeiten
der ernst wurde neu verteilt
lange schatten -materie substanz-
blieben aber im schaumdenken
wurde das zerbrechliste herzstück des wirklichen
zeugungsmächtiger zukunftsträchtiger schaum
entzöge der substanz die grundlage
dann würde das verächtlich gemachte
das scheinbar frivole
anteil am realen
gewinnen
schwebendes hohles fragiles unwiederholbares
- wesentlicher schaum?
in mythen-schäume werden göttinen geboren
potenz für westliche schaum form
geburtskraft zu schönem reizvollem vollendetem
im indischen mythos
gebiert schaum ozeane
ist nektar der unsterblichkeit
unter alchemistischen zügen:
luft in milch macht butter-substanz
ägypter nutzen speichelschaum
atum