Paul-Heinz Schwan

Schaum-Welt-Komfort


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Begleiter, weil er nicht anders kann, als im ständigen Soll-Ist-Abgleich von innen- und außensphäre seinen Standort in der Welt der Vielfalt zu verorten.

      Aus der Differenz entsteht sein inneres, schwankendes Gefühl der Passung und sein Entschluss, diese zu akzeptieren, zu verändern oder am Missverhältniss zu kranken.

      Die Größe der Differenz schwankt mit den Komponenten der Sphäre und deren jeweiligem individuellen Bedeutungskranz. Die wesentlichen Komponenten sind:

      - topologische (Lage, örtlich, Struktur),

      - anthropologische (menschliche Entwicklung),

      - immunologische (im weitesten Sinne „schützend“) und

      - semiologische (Sprache, Zeichen).

      In jedem Fall ist er ein Lebewesen, dass auf Nähe und Teilhabe angelegt ist, auch wenn es entgegen aller Freundschaft, Liebe, Verstehen, Konsens, gelegentlich die Primäragrressionen freisetzt. Sie sind füreinander erreichbar und doch einander transzendent.

      Band I ist eine Tauchfahrt in den Abgrund der ontologischen Nervosität für Mitseiende, Andere und Äußere.

      Band II beschreibt die Konsequenzen aus dieser Einsicht in die ekstatisch-surreale Natur des erlebten und bewohnten Raums. Eine Erzählung über die Expansion des Seelischen im Zug von imperialen und kognitiven Weltbesetzungen: von der familiären Grundsituation in der Hütte über das Dorf, die Stadt zum Imperium ins finite Universum bis es sich im unbewohnbaren grenzenlosen Raum verliert.

      Immer der Frage nachgehend, wie die Psyche Teilhabe am Unzerstörbaren zu finden meint oder -der bergungssuchenden- suggeriert wird: kognitiv und architektonisch.

      Wie der anonyme plazentale Genius und der Fötus das erste Paar bilden, so Gott und Seele, wahlweise Kosmos und Einzelintellekt, das letzte.

      Die klassische Metaphysik zerbricht daran, dass sie die Sache des Lebens verteidigen will -das naturgemäß nur in der Endlichkeit eines individuierten Immunsystems aufgehoben ist- aber jedes einzelne Leben verneint und private Immuninteressen ignoriert.

      Die klassische Metaphysik musste an ihrer inneren Unmöglichkeit, an ihrem eigenen Widerspruch scheitern. Im Widerstreit zwischen Infinität und Immunität wurde und wird auch heute der Urstreit des Denkens, das philosophisch sein möchte, manifest.

      Der Band II schließt mit der Erzählung über die dreifache Globalisierung: die erste, die Metaphysische beginnend mit dem „Einen-Schönen-Kugeldenken“, der zweiten, der terrestrischen mit der Welteroberung durch „Weltumsegelung“ in der das Geld –besser der Kredit- an Bord von Schiffen geht und mit Mehrwert rückzahlbar zurückkommt und der dritten, der telekommunikativen, der Weltdurchdringung durch elektronische Simultaneität vom heimischen Sofa aus. Letztere brächte die Menschheit nach Marshall McLuhan in eine supertribalistische „psychische Gemeinschaft“.

      Der Band III legt eine Theorie des gegenwärtigen Zeitalters vor unter dem Gesichtspunkt, dass das „Leben“ sich multifokal, multiperspektivisch und heterarchisch entfaltet.

      Multifokal: der eine Gott ist sprachlos geworden und viele Stimmen bemühen sich um die Nachfolge;

      Multiperspektivisch: die Augen gehen weniger zum Himmel, sondern blicken -oft genug entleert- aus und in alle Richtungen;

      Heterarchisch: „Oben“ und „Unten“ haben ihr Amt niedergelegt, nun will jeder „König“ sein.

      Nun artikuliert sich das Leben auf ineinander verschachtelten simultanen Bühnen, es produziert und verzehrt sich in vernetzten Werkstätten. Doch was das entscheidende ist: Es bringt den Raum, indem es ist und der in ihm ist, jeweils erst hervor.

      Unter der Metapher des Schaums umschreibt Sloterdijk das als eine Republik der Räume.

      Weder bei den traditionellen Religionen noch bei den Metaphysikern war die Sache des Lebens- des unschlüssigen Lebens- nicht wirklich in guten Händen. Sie verordneten immer nur das Placebo der Hingabe an eine himmlische Verfassung.

      Die alteuropäische Denk- und Lebensform Philosophie ist unleugbar erschöpft. Was folgt: Biosophie? Atmosphärentheorie? Immun- und Kommunsysteme? Theorie der Örter? der Situationen? der Immersionen? der Netzwerke? eine globale Wissensgesellschaft? eine neue Weltreligion?

      Noch gibt es keine eindeutigen Favoriten. Aber wo man noch den Verlust an Form beklagt, stellen sich doch Gewinne an Beweglichkeit ein.

      poetischer p r o l o g - schaumgeborenheit

       luft an unerwarteter stelle

      schäume träume

      für ernste nur nichtigkeiten

      gerieten in verruf gegen solides

      nur schaumverächter

      galten als ernste verfechter von

      bestehendem vererbbarem

      bauten auf felsen

      wollten selber einer sein

      wurden stein

      schaum

      ist das etwa luft an nicht

      erwarteten stellen

      das solide lachte in fäuste

      wenn schaum zusammenfiel

      doch auch materie

      die fruchtbare matrone

      site by site mit logos

      läuft illusionen in die arme

      noch fehlt schäumen die substanz-achtung

      bis -ja genau- hegel

      mehrdeutigkeiten auf die bühne half

      ein mittler zwischen geist und stoff

      binäre idioten traten beiseite

      nun wandeln sich weltbilder

      freudsche träume un-bewußtes

      werden königswege

      mit couchlagen für tics private einfälle

      alte rechnungen wurden beglichen

      nietzsche husserl chaostheorie

      surreales atmossphärisches

      errang theoriewürde

      mathematische unschärfe

      zufälliges formloses

      erhielt anschluss an theorie-wirklichkeiten

      der ernst wurde neu verteilt

      lange schatten -materie substanz-

      blieben aber im schaumdenken

       wurde das zerbrechliste herzstück des wirklichen

      zeugungsmächtiger zukunftsträchtiger schaum

      entzöge der substanz die grundlage

      dann würde das verächtlich gemachte

      das scheinbar frivole

      anteil am realen

      gewinnen

      schwebendes hohles fragiles unwiederholbares

      - wesentlicher schaum?

      in mythen-schäume werden göttinen geboren

      potenz für westliche schaum form

      geburtskraft zu schönem reizvollem vollendetem

      im indischen mythos

      gebiert schaum ozeane

      ist nektar der unsterblichkeit

      unter alchemistischen zügen:

      luft in milch macht butter-substanz

      ägypter nutzen speichelschaum

      atum