in Frieden zu landen, aber ohne Waffen. Stewart kam dieser Aufforderung nach; er, die beiden Konsuln (Power und Herbin) und Hassan Effendi begaben sich ans Land und traten in ein Haus, wo sie sofort ermordet wurden.
Am 17. November meldet Gordon an Lord Wohlseley, der sich damals in Wadi Halfa befand, dass er sich noch 40 Tage halten könne, die Mahdisten seien im Süden, Südwesten und Osten, aber nicht im Norden von Khartum.
Am Weihnachtstage 1884 war ein großer Teil der Expeditionstruppen in Korti versammelt, da der kommandierende General die Expedition so rasch hatte vordringen lassen, wie seine Energie und Geschicklichkeit dies möglich machten. Wahrscheinlich hat es noch nie eine so zahlreiche Schar gegeben, welche von so edlem Eifer und Streben beseelt war, wie diese unter Lord Wohlseley's Oberbefehl zum Entsatze des hochherzigen einsamen Engländers in Khartum ziehende.
Am 30. Dezember setzt sich ein Teil der Kolonne des Generals Herbert Stewart von Korti aus mit 2.099 Kamelen in der Richtung der Oase von Gakdul in Bewegung; in 46 Stunden 50 Minuten sind die Brunnen von Gakdul erreicht und 11 Stunden später tritt Sir Herbert Stewart mit sämtlichen Kamelen den Rückmarsch nach Korti an, wo er am 5. Januar eintrifft. Am 12. war Sir Herbert Stewart wieder in der Gakdul-Oase und am 13. 2 Uhr nachmittags wurde der Marsch in der Richtung auf Abu-Klea von neuem aufgenommen. Am 17. wurde die berühmte Schlacht von Abu-Klea geschlagen, welche zu einem schwer erkämpften Siege der englischen Truppen führte, die bei 1.800 Mann einen Verlust von 9 Offizieren und 65 Mann an Toten und 85 Verwundete hatten, während vom Feinde 1.100 Tote vor dem Karree lagen. Wären die 3.000 Engländer, welche den Nil hinauf gesandt waren, bei dieser tapferen kleinen Truppe gewesen, so würde der Feldzug wahrscheinlich ein einfacher Vormarsch der englischen Armee gewesen sein. Nach einer weiteren Schlacht am 19. in der Nähe von Metämmeh, wo von den Engländern 20 getötet und 60 verwundet wurden und der Feind 250 Mann verlor, wurde ein auf einer Kiesterrasse stehendes Dorf in der Nähe des Nils besetzt. Am 21. trafen vier dem General Gordon gehörende Dampfer ein, deren Befehlshaber berichtete, dass die Schiffe einige Wochen in der Nähe einer Insel gelegen und auf die Ankunft der britischen Kolonne gewartet hätten. Den 22. und 23. verwendete Sir Charles Wilson dazu, eine Rekognoszierung zu unternehmen, zwei Forts zu erbauen, die Bemannung der Dampfer auszuwechseln und Feuerungsmaterial herbeizuschaffen. Am 24. brachen zwei von den Dampfern, die nur 20 englische Soldaten an Bord hatten, nach Khartum auf. Am 26. kamen zwei Männer an Bord und berichteten, dass in Khartum gekämpft worden sei, und am 27. rief ein Mann am Flussufer, Khartum sei gefallen und Gordon getötet worden. Diese letzteren Nachrichten wurden am nächsten Tage von einem anderen Manne bestätigt.
Sir Charles Wilson fuhr dann weiter, bis seine Dampfer zur Zielscheibe der Geschütze von Omdurman und Khartum, sowie der in einer Entfernung von 75-200 m stehenden Büchsenschützen wurden, und kehrte erst um, als er die Überzeugung erlangt hatte, dass die traurige Meldung nur zu wahr sei. Er setzte dann mit voller Kraft die Fahrt stromabwärts fort, bis er Tamanieb erreichte, wo er für die Nacht haltmachte. Von dort aus sandte er zwei Boten aus, um Nachrichten zu sammeln; der eine behauptete bei der Rückkehr, dass er von einem Araber erfahren habe, Khartum sei in der Nacht des 26. Januar durch die Verräterei von Farag Pascha besetzt und Gordon getötet worden; der Mahdi sei am nächsten Tage in die Stadt gekommen, habe sich in eine Moschee begeben, um ein Dankgebet zu verrichten, und dann die Stadt wieder verlassen, nachdem er die Plünderung derselben für drei Tage gestattet habe.
Sir Charles Wilson – 1836 – 1905
In dem Berichte des Majors Kitchener findet man die Resultate der Einnahme von Khartum zusammengefasst. „Das Gemetzel in der Stadt dauerte sechs Stunden, wobei mindestens 4.000 Personen ermordet wurden. Die Baschi-Bosuks und meisten Regulären, 3.327 an der Zahl, und die Schaigia-Irregulären, 2.330 Mann, wurden, nachdem sie sich ergeben hatten und entwaffnet waren, fast sämtlich kalten Blutes niedergemetzelt.“ Die überlebenden Einwohner wurden aus der Stadt hinaus beordert, beim Passieren des Tores untersucht und dann nach Omdurman geführt, wo die Frauen an die Mahdistenhäuptlinge verteilt und die Männer ausgeplündert und fortgejagt wurden, um so gut wie möglich das Leben zu fristen. Ein griechischer Kaufmann, welcher aus Khartum entkam, behauptet, die Stadt sei von den Kaufleuten, welche mit dem Feinde Verbindungen anzuknüpfen wünschten, nicht aber von Farag Pascha verraten worden.
Darfur, Kordofan, Sennar, Bahr-el-Ghasal und Khartum waren in den Besitz des Feindes gelangt; bald folgte auch Kassala, und im Sudan war der ganzen Länge und Breite nach nur noch die Äquatorialprovinz übrig, deren Gouverneur Emin Bey Hakim – der getreue Arzt – war.
Wenn das englische Volk die Pflicht zu haben glaubte, seinen wackeren Landsmann und einen so tapferen, berühmten und klugen General wie Gordon zu retten, so musste es selbstverständlich auch ein reges Interesse an dem Schicksal des letzten der Gouverneure Gordon's nehmen, der durch seine kluge, dem Beispiel des Fabius Kunktator nachgebildete Politik dem Schicksal entgangen war, welches die Armeen und Garnisonen des Sudan betroffen hatte. Und wenn die Engländer ferner um die Rettung der Garnison von Khartum besorgt waren, so folgt daraus, dass sie auch um das Schicksal eines tapferen Offiziers und seiner kleinen Armee fern im Süden sich ebenfalls kümmern würden, und dass, wenn diesen mit nicht zu gewaltigen Kosten Hilfe geleistet werden könnte, keine Schwierigkeit vorhanden sein würde, um einen Fonds zur Erreichung des erwünschten Zweckes zusammenzubringen.
Am 16. November 1884 teilt Emin Bey dem in Uganda weilenden Missionar Herrn Mackay in einem in Ladó geschriebenen Briefe mit, „der Sudan sei der Schauplatz eines Aufstandes geworden; seit 19 Monaten sei er ohne Nachrichten aus Khartum, und er sei deshalb zu der Überzeugung gekommen, dass die Stadt von den Insurgenten genommen worden oder dass der Nil blockiert sei“. Aber er sagt:
Was die Wahrheit auch sein möge, teilen Sie gefälligst Ihren Freunden und durch sie der ägyptischen Regierung mit, dass wir bis zum heutigen Tage wohl sind und dass wir auszuhalten beabsichtigen, bis uns Hilfe erreicht oder bis wir untergehen.
Eine zweite Note Emin Bey's an denselben Missionar und vom gleichen Datum, wie die vorige, enthielt folgenden Passus:
Nachdem die Provinz Bahr-el-Ghasal verloren gegangen und der Gouverneur Lupton Bey nach Kordofan geschleppt worden ist, sind wir nicht mehr imstande, unserer Regierung mitzuteilen, was hier passiert. Seit 19 Monaten haben wir keine Verbindung mehr mit Khartum, sodass ich annehme, dass der Fluss blockiert ist.
Ich bitte Sie deshalb, der ägyptischen Regierung auf irgendeine Weise mitzuteilen, dass wir bis heute wohl sind, aber dringend Hilfe brauchen. Wir werden aushalten, bis wir diese Hilfe erhalten, oder untergehen.
Charles Herbert Allen – 1848 – 1934
An den Sekretär der Antisklaverei-Gesellschaft Herrn Charles H. Allen schreibt Emin Bey unterm 31. Dezember 1885 aus Wadelai wie folgt:
Schon seit dem Monat Mai 1883 sind wir von jeder Verbindung mit der Welt abgeschnitten. Von der Regierung vergessen und verlassen, sind wir gezwungen gewesen, aus der Not eine Tugend zu machen. Seit der Besetzung des Bahr-el-Ghasal sind wir heftig angegriffen worden, und ich weiß nicht, wie ich Ihnen die bewunderungswerte Ergebenheit meiner schwarzen Truppen während eines langen Krieges schildern soll, der ihnen mindestens keinen Vorteil gebracht hat. Obwohl es ihnen schon seit langer Zeit an den allernotwendigsten Dingen mangelt und sie keinen Sold erhalten haben, fochten meine Leute doch tapfer, und wenn der Hunger sie schließlich geschwächt hatte, wenn nach 19tägigen unglaublichen Entbehrungen und Leiden ihre Kraft erschöpft und das letzte Stück Leder des letzten Stiefels verzehrt war, dann bahnten sie sich noch einen Weg mitten durch die Feinde, und es gelang ihnen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie haben alle diese Strapazen ohne den leisesten Hintergedanken ertragen, ja selbst ohne die Hoffnung auf eine nennenswerte Belohnung, und sich nur von ihrem Pflichtgefühl und dem Wunsche leiten lassen, den Feinden männliche Tapferkeit zu zeigen.
Das ist eine von edlem Mut und militärischer Tugend erfüllte Schilderung. Ich erinnere mich noch an den Eindruck, den dieser Brief auf mich und meine Freunde machte, als er von der „Times“ veröffentlicht wurde. Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung begannen