schwärmten aus, um die Umgebung zu sichern. Es war kaum zu erwarten, dass sie hier noch auf großen Widerstand stießen. Doch Eskalian wollte der erste sein, der den Tempel betrat und ihre Priester gefangen nahm. Dieses Privileg ließ er sich nicht nehmen.
Er winkte Ramoth und zehn seiner Männer zu, die gerade damit beschäftigt waren, die zahlreichen Gewächse und hohen Palmen des Gartens zu bewundern. Sie nickten ihm zu und schlossen sich ihrem Kommandanten in einem Halbkreis herum an.
Sie erreichten das Tor, welches hinter einer kleinen Brücke lag, die über einen Wassergraben führte. Das Tor selbst war aus mit purem Gold überzogenem Stahl. Schriftzeichen und filigrane Ornamente überzogen das helle Metall wie die Flüsse einer Landkarte.
»Protzig, protzig, muss man schon sagen«, meinte Ramoth und stellte sich neben Eskalian.
Die beiden traten zurück und bedeuteten einem anderen Stiarvalorer, nach vorne zu kommen. Der Soldat klemmte sich das Gewehr an die Halterung am Rücken seiner Rüstung und zog einen Sprengsatz vom Gürtel. Er befestigte die kleine Bombe am Spalt, der die beiden Torhälften voneinander trennte und ging einige Schritte zurück.
»Bereit, Sir«
Eskalian nickte »Okay« und hob drei Finger in die Luft »Drei, Zwei …« Mit einer kleinen, aber doch wuchtigen Explosion sprang das Tor auf und krachte nach Innen hinein.
»Schwerter raus, Jungs«, befahl der Comantor und klemmte sich das VG 71 auf den Rücken. Der Trupp zog seine silber – blauen Klingen von der anderen Halterung am Rücken. Ein Klirren ging umher, als sich die Schwerter des Trupps wie schimmernde Blitze erhoben.
Die Halle, die sich jetzt vor ihnen erstreckte war lang und dicke Steinsäulen stützten die auswölbende Decke. Der Boden war aus weiß – grünem Marmor, der durch das Sonnenlicht der hoch gebauten Fenster glitzerte. Auf dem Boden, überall in der Halle verteilt, lagen rote Teppiche, vor denen niedrige Tische aus dunklem Holz standen. Die Tische waren gedeckt mit allerlei Speisen und exotischen Früchten.
Die Stiarvalorer stürmten in die Halle und verteilten sich, um die Umgebung zu sichern.
Eskalian atmete erleichtert auf, als er merkte, dass sie ab hier anscheinend wirklich keinen großen Widerstand mehr zu erwarten hatten.
Ramoth neben ihm seufzte laut. Er zog sich den Helm mit einem Klicken vom Kopf und wuschelte sich durch die schweißnassen aschblonden Haare, die in einem typischen Weltenwehrschnitt gehalten waren – die Seiten sehr kurz, das Deckhaar mittellang. Er streckte sich gemächlich und lehnte sich gegen eine Säule der Halle.
»Das war's dann wohl mit der Eroberung« Er lächelte. Sein hartes Gesicht war von zahlreichen Narben vergangener Kämpfe bedeckt. Er war Eskalian vom Aussehen so ähnlich, dass er von den Soldaten des Siebenundzwanzigsten oft Klein – Eskalian genannt wurde. Er hatte diese Gegebenheit eigentlich immer als amüsant empfunden, auch wenn Eskalian dieser Tatsache immer mit der ausreichenden Kühle eines Offiziers der Rowsa Legion begegnen mochte.
Der Comantor nahm jetzt auch seinen Helm ab und sogleich schlug ihm der merkwürdige Geruch von Weihrauch entgegen. So rochen fast alle Tempel der Duyari, aber hier war der Gestank ganz besonders schlimm; stechend und beißend. Eskalian verzog das Gesicht.
»Hier muss mal gelüftet werden«, sagte er und hustete.
»Stinkt schon mies«, meinte Ramoth lachend. »Aber solange hier keine Zachora sind. Die können sich mit ihren Magiern verpissen. Die Schlacht hätte ganz anders aussehen können, wenn die welche dabei gehabt hätten.«
»Ja …«, sagte Eskalian geistesabwesend und schaute sich misstrauisch in der Halle um »Da haben wir wohl echt Glück gehabt«
Dass sich in einem solchen Tempel keine der dunklen Magier der Duyari befanden, war schon eine Besonderheit, die er bis jetzt nicht oft in diesem Krieg miterlebt hatte. Die Zachora waren meistens an vorderster Front mit ihren Soldaten gewesen und hatten für Schrecken und Vernichtung bei den Truppen des Sternenreiches gesorgt – sogar bei den Stiarvalorer-Einheiten. Sie waren das pure Abbild des Bösen, das das Duyari Imperium verkörperte und Eskalian hatte manchmal sogar das Gefühl gehabt, ihre Macht ginge über die der Asteri hinaus. Aber wer war er schon, über die Macht der Asteri zu urteilen? Das hatten ihm viele Meister dieses verfluchten arroganten Ordens während seiner gesamten Karriere in der Weltenwehr mehr als einmal deutlich gemacht. Und trotzdem war es ein pures Freudengefühl, wenn sich einer der Ritter des Ordens einer Legion anschloss und mit den Soldaten Seite an Seite kämpfte. Wenn ein Asteri auftauchte, dann war die Schlacht so gut wie gewonnen hatte es immer unter den Soldaten geheißen. Eskalian hatte im letzten halben Jahr des Krieges und bei den Angriffen auf ihre Welten vor einem Jahr zwar etwas ganz anderes in den Schlachten erlebt, aber er wollte seinen Männern nicht den Mut mit seinem Pessimismus über den Orden verderben.
»Ich kontaktiere den General«, sagte der Comantor, derweil der Rest seines Trupps weiter den Tempel absuchte.
Er hob den in seinem Handschuh eingebauten Kommunikator an den Mund und stellte ihn auf die Frequenz ihres Flaggschiffes, der Morn Engla – Die Schwarzer Engel.
»Tempel ist eingenommen. Die letzten Widerstandsnester in der Stadt werden gerade beseitigt, General. Wir durchsuchen noch den Tempel nach den Priestern. Kann noch eine Weile dauern. War auf jeden Fall ein guter Tag heute.«
Es knisterte einige Sekunden lang, bis eine Antwort kam und General Varius' Stimme durch die Lautsprecher knackte.
»Gut gemacht, Comantor Eskalian. Wir werden so schnell wie möglich die restlichen Truppen auf dem Planeten verständigen. Das Oberkommando wird erfreut sein zu hören, dass diese elende Festung der Duyari jetzt in unserer Hand ist.«
»Wir hoffen, dass es keinen Widerstand mehr gibt, General. Aber ich denke, wir haben so weit alles unter Kontrolle.«
»Gut, dann versucht diese Priester zu schnappen und meldet Euch danach wieder. Varius, Ende.«
»Verstanden …«, sagte Eskalian noch, obwohl er wusste, dass die Verbindung bereits unterbrochen war.
»Ist unser General Eiskalt zufrieden mit unserer Arbeit?«, fragte Ramoth und nahm einen Schluck kristallklaren Wassers aus dem Schlauch, der in der linken Kragenhälfte seiner Rüstung befestigt war. Ein Grinsen umspielte seine Lippen.
»Du sollst ihn nicht so nennen, das habe ich dir schon oft genug gesagt«, erwiderte Eskalian kühl.
»Oh, Verzeihung, Comantor« Ramoth kicherte und nahm noch einen Schluck.
»Ich weiß, dass er manchmal ein ziemliches Arschloch sein kann, aber ich will nicht, dass er dir die Hammelbeine langzieht, weil du dumme Sprüche machst«
Ramoth zog einen Mundwinkel hoch und prustete »Mir wird schon nichts passieren«
»Bei deinem riesengroßen Maul …«
»Comantor!«, unterbrach die durch den Helm elektronisch klingende Stimme eines Stiarvalorers die beiden. Drei weitere seiner Männer hatten vier Duyari in schwarzen Gewändern mit den Kletterseilen ihres Allzweckgürtels gefesselt und zerrten sie aus einer Tür des Tempels zu ihnen heran. Die Priester schienen bereits recht alt zu sein, denn in ihrer fahlen grauen Haut zeichneten sich bereits eine Menge Falten ab. Die gelben Mandelaugen saßen tief in ihrem Schädel und die schwarzen Stummel, die vielleicht einmal ihre Zähne gewesen waren, hatten sie in boshafter Rachsucht den Stiarvalorern entgegengefletscht. Der Tesari des Trupps packte jeden von ihnen am Kragen und zwang in auf die Knie vor Eskalian und Ramoth.
»Da drinnen sind noch mehr, aber der Rest wehrt sich noch. Sie haben die Türen mit Schränken und Möbeln verbarrikadiert und wir wollen nicht alles aufsprengen, sonst ist dieser Tempel morgen nur noch eine rauchende Ruine.« Der Offizier zog eine Plasmapistole vom Gürtel hervor und richtete sie auf den Kopf eines Priesters. »Die gehen erst mal nirgendwo hin«, sagte er und lachte.
»Gut gemacht, Tesari«, meinte Eskalian.
Ramoth verschränkte die Arme und ging um die Priester herum, die ihm immer wieder feindselige Blicke zuwarfen.
»Die