Paul-Heinz Schwan

HERBERGSSCHIRME


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zu den „Geheimnissen der Sphären“ freue ich mich, ihnen diesen Begleittext anzubieten. Sie können ihn vor Ihrer ersten Reise buchen, nach ihrer Erstbesteigung als Rückbesinnung, oder Passage um Passage mit meinen Kurzfassungen gehen. Rundumservice hat ja menschenalte Tradition.

      Meine Referenzen:

      - autodidaktische mehrfach Durchsteigung aller drei Bände (mit Sauerstoff)

      - 37 weitere Bücherwanderungen durchs Sloterdijk-massiv exklusive unzähliger

       Aufsätze, Videovorträge und Artikel.

      Auch einem Mehrfachwanderer bieten sich immer neue, auch korrigierte Aussichten.

      Der „Sherpa Dienst“ nutzt den Langtext für wesentliche Inhalte im Original oder als sinngemäße Zusammenfassung. Außerdem bietet er zu jedem Kapitel eine poetische Stichwortsammlung. Diese Zweiteilung gibt meinen Lese-Weg wieder.

      Ich las Sloterdijk auf der ersten Wanderung zügig-sachlich, um ihn aufzunehmen. Da ich ihn aber als philosophischer Autodidakt las, reichte das nicht, um wirklich zu verstehen. Aber immer, wenn ich das Buch beiseite legte, ließ sein Nachhall mir keine Ruhe ihn tiefer zu ergründen, wirklich „verstehen“ zu wollen. Verstehen meint hier: ihn frei, inhaltlich überzeugt wiedergeben zu können. Für das Gesamtbild fehlte anfänglich noch etwas, ein roter Faden.

      Dieses Nachdenken führte zu dem poetischen Wort-Wolken-Spiel. Man sieht zunächst tausend Schäfchen-Wolken aber noch keine schlüssige Wetterlage.

      So kommen lauter bedeutungsschwangere Buchstaben, Worte, Sätze daher für Ihre Wanderung durch dieses Bergmassiv eines „sich-einräumen unter einem eigen-gemeinsamen Himmel in Sphären, die leben lassen - wachsen wollen - platzen können“.

      Die Aussagen sind Original oder so werkgetreu wie möglich wiedergegeben. Deshalb habe ich auf Zitate und Fußnoten verzichtet.

      Die Kapitelüberschriften entsprechen dem Original und sind zur Orientierung im ebook fortlaufend nummeriert (Nr.).

      Mit freundlichen Grüßen

      Resümee - Graffiti

      Am Ende der 2500 Seiten langen Wanderung stehe ich im Basislager der Moderne dessen denkender Spielball ich bin. Als Graffiti-Liebhaber sprühe ich über dem Zugangstor meine bleibenden Erkenntnisse:

       Es möge eintreten, wer verstehen möchte, warum der blinde Wille zum Mehr uns nicht rettet aber nicht auszutreiben ist. Die Unruhe wird unser Begleiter bleiben: mit oder ohne Entspannungstechniken.

      Soviel hatte ich vom Autor gelernt: Lange Rückblicke schaffen umsichtig-vorsichtige Ausblicke. Allerdings fand dieser Satz nicht leicht zur Spitze. 2500 Seiten von Peter Sloterdijk auf einen Nenner zu bringen, das grenzt schon an ein Faul-spiel. Unterwegs begegneten mir nicht wenige solcher Versuchungen.

      Deshalb suche ich in meiner Erinnerung nach den Mitbewerbern, die alle nach vorne drängten, um in der ersten Reihe zu landen. Verkündungsbereit blitzen sie gerne auf:

       Am Anfang war keine Schuld.

       Ursprünglich warst Du nicht alleine, erinnere Dich. Du bist von Anfang an ein Paar-wesen. Das ist Deine Mitgift, Dein Trost in schweren Stunden.

       Suche bei Deinem MIT nach Antworten, den Du im Unglück oft vergisst. Mit ihm findest Du die Kraft ein Sphärenbauer zu bleiben.

       Du bist von Anfang an und für immer ein reiches Wesen. Danach tritt in die Welt mit einem Schmunzeln über umtriebiges Leben, das einfach leben will.

       Gewöhne Dich daran, dass das Unwahrscheinlichste Wirklichkeit wird.

       Wer es zu etwas bringen will, muss sich als "Erleichterer" tarnen und behaupten die Erleichterung sei exklusiv, aber schwer zu erreichen.

       Verwöhnung kompensierte Dein Risiko kein Tier mehr, nicht mehr Natürlich zu sein. Du und Deine Miteinwohner werden mit Rücksicht, Liebe, Hass und Tod bereit sein, Verwöhn-Sphären aufzubauen, verteidigen oder untergehen. Was daran Human ist, wird auf Weltkonferenzen weiter diskutiert. Das Schluss-Kommuniqué lässt auf sich warten. Bis dahin bleibe lieber Optimist.

       immer wieder entfachen wir in der antarktis ein feuer

       für das uns rundum das holz fehlt

       und

       immer wieder besteigen wir gipfel

       für die uns wege ausrüstung erfahrung fehlen

      Erstbesteigung aus Verlegenheit

      Wir schreiben das Jahr 2005. Ein längerer Urlaub im umtriebigen Berufsleben stand an. Mit dem Gedanken, ob und welche Lektüre in mein Reisegepäck durfte, schlenderte ich durch den Buchladen. Da es fünf Wochen werden sollten, durfte das Buch ruhig füllig sein. So kam, was Sie ahnen. Es stand im Regal und fesselte meine Augen: Peter Sloterdijk „Im Weltinnenraum des Kapitals“.

      Eigentlich hatte ich nach dem Studium die Nase voll von wirtschaftswissen-schaftlicher Literatur. Aber „Im Weltinnenraum...“ Das hörte sich nach „abwegigem“ Insiderwissen, gar reißerisch an. Dass es eine Welt gab, ok, für einen Wirtschaftswissenschaftler ja eher ein Weltmarkt. Aber das sie ein Innenraum sei, klang nach Höhlengeschichten. Das sich in diesem Titel das ganze Programm dieses Autors positioniert -auch dieser drei Bände- dazu später mehr.

      Es folgten der Umschlagtext, die ersten und die letzten drei/vier Seiten, dann Gliederung und Literaturangaben. Was ich dort genau suche, weiß ich selber nicht unbedingt. Aber es ergibt sich „beim Lesen“: Es musste mir eine sprachlich, sachliche Sympathie entgegenkommen, gut lesbare Sätze die mich ansprechen.

      Wenn sie sich schwerer geben, mussten sie Gipfelerlebnisse und tiefe Einsichten andeuten, aber ohne sie als Letzte und Unumstößliche anzubieten. Aufdringliche, werbe ähnliche Suggestionen mag ich nicht, weil sie mir „nicht aus und für das Leben“, wie Rezepte klingen, die für Kochbücher oder für Werbung reserviert bleiben sollten.

      Beim „Weltinnenraum“ war ich schnell überzeugt. Es versprach weit auszuholen, provokantes, neues, besser noch unter einem anderen Blickwinkel zu erzählen. Ich lese systemische, psychologische, pädagogische Literatur und gerne über ZEN. Aber Philosophie? Lieber nicht. Ich mag es nicht, wenn die Flugzeuge im Bauch außerhalb der Stratosphäre fliegen.

      Aber ein Philosoph -so dachte ich- der wirtschaftliche Zusammenhänge aus einer anderen Perspektive beschreibt und sich auch noch attraktiv-provozierend-unüblich ausdrückt, der darf mit in den Urlaub. Er versprach mir ungewöhnliche Treffen von R.M. Rilke mit Adam Smith, warb für große Erzählungen, wenn man einen kleinen Überblick erhalten wolle, über Corporate Identity auf hoher See, die Poetik des Schiffsraumes und Mutationen im Verwöhnraum. Kurz gesagt: Es klang nach Unglaublichem. Es wurde mehr. „Das Unwahrscheinlichste wird das Normale“.

      Wie findet man ein passendes Buch? Findet es uns, wie es so häufig heißt?

      Finden wir es? Auf welchem Sender, welchem Kompass? Wer oder was programiert mein GPS?

      Später las ich bei ihm: „Für Milliarden Botschaften...bin ich ein Fels, doch gewisse Stimmen und Weisungen schließen dich auf, machen mich zittern.“

      Und so wurde es spannend für mich, mit ihm der Frage nachzugehen: „was versetzt mich ohne Reserve in Resonanz als würden letzte und erste Erwartungen in ihr klingen“.

      Offensichtlich passierte mir ähnliches in der Buchhandlung an jenem Tag.

      In den fünf Wochen las ich ihn zweimal, assistiert von Markern und Bleistiften. Ein Schicksal, dem fast alle meine Bücher unterliegen. Wenn sie schon meine private