Paul-Heinz Schwan

HERBERGSSCHIRME


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und etwas bewegte: eine sich entwickelnde Pfote zur Hand, einer Schnauze zum Gesicht, ein Kopf der sich hob und den Körper in eine unwahrscheinliche aufrechte Gangart brachte.

      Die Interaktion zwischen Stein und Pfote entwickelte die Hand und die Fähigkeiten zum Schlagen, Werfen, Streiten, Sezieren; zur „Aussicht“ auf all das was erste „Wahr(heit)“ wurde, zur Distanzierung von seiner ursprünglichen Natur und zur Schaffung einer „Lichtung“ auf der das Zufalls-Tier nun werden konnte, werden wollte, werden musste. In rückkoppelnden Prozessen zwangsläufig-gewollt-überraschend sich ergab: ein zur-welt-offenes, ein luxurierendes, auch oft zurückgeworfen, aber doch immer vorwärts gehendes. Ein Wesen, das nun etwas geschnuppert hatte, d.h. an sich und allem was um ihn zur Welt wurde, „auftriebs-freude“ besaß und davon ergriffen wurde, sich damit von „natürlicher Natur“ freistellte, sich „ins-freie-offene-stellte“ und mit den Folgen nicht rechnen konnte.

      Wo wärmendes Fell fehlt, „luxuriert“ es in Mode. Wo schützendes Fell fehlt, da baut man „Wände, Dächer, Hütten“. Wo „Last“ auftaucht, luxuriet es not-wendig zur „Ent-lastung“. Wo Last war wird Erleichterung. Wo Erleichterung da luxuriert Verwöhnung. So wird die Gewöhnung zur ersten Verwöhnung. Tradition entlastet. Fortschritt meint Verwöhnung. Erst spät „merkt er“: Fortschritssysteme können „umkippen“, wieder zur Last werden.

      So könnte es ja gelaufen sein nach seiner spekulativen Philosophie.

      Was hat uns zu so einem offenen, dadurch reichen und nicht zuletzt luxurierendem Wesen gemacht?

      Schon mit dem ersten Tag Deines drängenden Werdens legt sich ein nährendes, schützendes, begleitendes -MIT- um Dich, zu Dir ein -AUCH- das Dich begleitet, in einer 24/7 Rund-Um-Versorgung.

      So tätowiert sich die Verwöhnung in uns. Sie fordert, still und störrisch, leise und laut, in jedem Fall „unerbittlich“ im Außen, in „der Welt“ ihre Entsprechung.

      Nicht aus Zufall wirst Du in „Kreis“sälen geboren und nicht an Quadrat-Wurzeln abgelegt. Du gelangst in Familien“kreise“ die auch eine Bande im doppelten Sinne sein kann. Im Falle einer glücklichen Landung ist dann alles eine „runde“ Sache.

      Du wirst im Leben Deine „Kreise“ ziehen. Aufgefaltet in Blasen (Bd. I) dann auf! Globen, bald im nackten Außen zu Hause - oder nicht- (Bd.II), um in der Neuzeit in Schaum-Sphären (Bd. III) einzutauchen, in der Du immer ein gebender-Nehmer, nehmender-Geber sein wirst.

      Nur Du für Dich und ein jeder für sich, besitzt eine seismografische Kompetenz, über das Maß für Rundheit ein Urteil abzugeben.

      Im schlechten Fall stürzen Rundbauten ein. Erlöschen Welten. Reißen Vorhänge. Fallen Schranken. Entweder der Auftrieb verläßt den Antrieb oder der Schmerz treibt in unsägliche Gräueltaten.

      Soziale Kompetenz ist insofern eine Rundungs-Kompetenz mit Designerqualitäten, die nach dem „Tod Gottes“ oder wie Sloterdijk es formuliert „nach dem „Tod“ einer platzenden, unlebbaren Größe von jedem gefordert wird, sie in sich aufzubringen. Und so sehen wir die durch moderne Zeiten gehenden Scheidelinien zwischen den Über-Forderten, Unter-Forderten und den Normal-Talentierten in diesen Angelegenheiten. Jenseits von Besitz und Machtverhältnissen.

      Wer dem Wesen den Risiko-Ausgang aus der Natur absichern will, wird früh Sphärenbauer, Rundungsmacher, Kreiszeichner. Musste die Gefolg-schaften verwöhnen, einhegen und erbaulich-schützendes bieten: Nähe, Liebe, Schutz vor Naturwillkür, Mensch- und Tiergefahr. Erst übernahmen das Mütter, Väter, Sippen. Dann überdimensionale Stadtmauern, Götter, später Versicherungen, Sozialsysteme, Rechtssysteme, funktionierende Gemeinwesen.

      Oft genug nutzen auch „Menschen-Verächter“ die wichtigen „Kofferbegriffe“ und verbergne dahinter ihre Greuel und Schandtaten.

      Achtung HerrFrau Geburtlicher - beim Um-, Abbiegen!

      Was wir z.B. verführungssicher Heimat nennen, ist eine Umgebung, die für einige eine gute Sphäre bildet und andere zur Flucht treibt.

      Später wird es bei Sloterdijk heißen:

      „Der Mensch ist nicht in einer Heimat, sondern in einem Komfort zu Hause“.

      Annäherung an die drei Sphären-Bände (4/4)

      Mit R.M. Rilke gesprochen:

      „Oh Haus, o Wiesenburg, o Abendlicht,

      auf einmal bringst du's beinah zu Gesicht,

      und stehst an uns, umarmend und umarmt“

      gefunden bei: Gaston Bachelard Poetik des Raumes, S. 34

      Sloterdijk bei der Fechtner-Preisverleihung: „Wer mich kennt...namentlich mit der ‚Sphären‘-Trilogie, wird wissen, dass ich darauf verzichtet habe, vom „Menschen“ in direkter Rede zu sprechen – die Zeit solcher pathetischen Kollektiv-Singulare scheint mir vorüber zu sein. Die Helden meiner Geschichte sind die Räume – nicht Räume im Sinne der geometrischen Lehrbücher, der Kataster und der politischen Geografie, sondern die Räume, die durch die Einwohnung von Menschen in ihnen aufgehen. Sie werden von ihren Einwohnern geformt und formen ihre Einwohner. Wenn meine Arbeit in der Geschichte der philosophischen Anthropologie einen Paragrafen verdient, der das Werk der genannten Autoren, soweit man sie als „Vorgänger“ ansehen kann, weiterschreibt, so vielleicht, weil mein Thema „Raum und Mensch“ tatsächlich diesem Typus von Theoriebildung angehört, so nahe wie möglich, so entfernt wie nötig. Das „Sphärenwerk“ bildet kein neues Kapitel in der Tradition der alteuropäischen Anthropo-Pathologie. In ihm erscheint der Mensch nirgendwo als Mängelwesen. Es ist ein Wesen, das unter Formatspannung steht. Während die klassische Rede vom Menschen ihn als ein Wesen porträtiert, das zu wenig hat und dazu verurteilt ist, den Mangel zu kompensieren, erscheint er in meinen Beschreibungen als ein Geschöpf, das im Zuviel zu Hause ist – und oft nicht weiß, wohin es seinen Überschuss abgeben soll.“

      Immer wieder sammele ich nach vielen Seiten, Stunden und Tage die ich im Originaltext verbringe Anschauliches im Alltag aus erster Hand. Ob bei mir oder bei anderen. Natürlich mit dem getönten Auge des subjektiven Betrachters, aber auch mit erstaunlichen Ergebnissen über eine bisher oft fassungslos, sprachlos bestaunte Welt aus unwahrscheinlichen, eigentlich unmöglichen Dingen.

      Aus dieser Überlegung kam mir die Variante einer sträflichen „Kurzfassung“, die ich gerne auch als Lockmittel zur weiteren Vertiefung gedacht habe.

      Sloterdijk für Manager, Trainer, Coaches, Berater, Pädagogen

      Während meiner Berufstätigkeit stand eine Frage im Vordergrund: Wie gelingt es Menschen, motivierend zu lernen? Nicht nur fachliche, sondern insbesondere soziale Qualifikationen zu reflektieren, zu "verbessern".

      Hier traf man auf den konkreten Menschen von dem Sloterdijk so treffend schreibt: „dem manchmal etwas fehlt, von dem er aber nicht sagen kann was“. Und mir, als Trainer erging es so wie allen Pädagogen, Psychologen, das auch ich das Fehlende um „kein Geld in der Welt“ ihm geben, geschweige denn wissen konnte. Wenn es gut ging, vielleicht erahnen i.S. von „in etwa“, „so etwas wie“.

      DIE Person - ein bleibendes Rätsel?

      Alle bleiben wir semiprofessionelle Akteure auf dem Feld des persönlichen, sozialen und kulturellen Lebens-Spiels.

      Vor diesem Hintergrund las ich Sloterdijk. Für mich schloss seine „spekulative Philosophie“ genau diese Lücke. Bis dahin hatte ich sie mit „persönlichen Sinn“

      Umschrieben.

      Es bliebe aber eine Lücke, die aus einer Frage bestand: Woher stammt „der Eigen-Sinn“ meiner Gesprächspartner, auch wenn sie ihn doch selber kaum kannten? Aber ein Sinn, der so hartnäckig verteidigt, für den man Opfer bringt, Risiken eingeht, bereit ist, vieles, alles „aufs Spiel zu setzen“.

      Mit der „spekulativen Philosophie“ wurde aus dem Sinn-Sucher