Yupag Chinasky

Lost in transformations


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Körper zu Genüge betrachtet und hatte sich an ihrer unkomfortablen Situation ausreichend ergötzt und sie sogar mit seinen geilen, knotigen Händen befummelt, überall, wo er wollte und der greise Fotograf hatte sie in allen möglichen und unmöglichen Stellungen abfotografiert und auch das Gefummel aufgenommen und die geilen Blicke des Alten. Das war ja alles in Ordnung, das war ja alles im Preis inbegriffen, aber jetzt hatte doch nichts mehr zu bieten, jetzt war ihr Teil doch erledigt. Doch der Alte schien dieser Meinung nicht zu sein. Sein Interesse an ihr, dem lebenden, pendelnden Paket, hatte immer noch nicht nachgelassen.

      Während der Alte das Schaukeln verfolgte, wurde ihm immer klarer, dass Verpacken allein nicht ausreichte, um etwas Besonderes in die Welt zu setzen. Er hatte die bondage art als Einstieg für seine Projekte gewählt, weil die Kunst der Verpackung von Frauen in diesem Land durchaus nichts Ungewöhnliches ist. Es gibt unzählige Bilder und ein Künstler wie Araki ist mit solchen Bildern bekannt geworden. Eine gefesselte Frau, auch wenn sie hübsch und die Fesselung perfekt ist, stellt nichts Ungewöhnliches dar, diese Kunst ist längst nicht mehr aufregend. Und so langsam ergriff ein Gedanke von ihm Besitz, eine Vorstellung nistete sich in seinem Gehirn ein. Hin und her, ein Stoß, stärker hin, ein stärkerer Ausschlag her, ein weitere Stoß, ein noch stärker Rückstoß. Ja, das war es. Er würde das Kunstwerk erweitern, zu dem statischen ein dynamisches Element hinzufügen, das verschnürte Paket zu etwas Ungewöhnlichem transformieren und aus dem Üblichen etwas Unübliches machen, ja etwas geradezu Unglaubliches. Er scheuchte den Fotografen, der ihm im Weg stand, zur Seite, fasste die Frau an einem Arm und stemmte sich mit aller Kraft in die Schwingrichtung. Erst langsam und gleichmäßig, dann immer schneller und wilder versetzte er das Paket in Bewegung. Das Gummiband dehnte sich und zog sich zusammen, immer neue Stöße, immer neue Impulse, immer stärkere Ausschläge. Voller Gier und Eifer starrte der Alte auf die heftig pendelnde Frau, die inzwischen jegliches Vergnügen an dem Spiel verloren hatte und nun den Alten, ihren Peiniger, ängstlich und verzweifelt anstarrte, unfähig diesen verdammten Schwingungen Einhalt zu gebieten, unfähig um Hilfe zu schreien, unfähig sich zu wehren. Nur mit ihren Augen, ihrem immer verzweifelter werdenden Blick konnte sie um Erlösung bitten und betteln. Nach einiger Zeit ließen sich die Impulse kaum noch steigern und der Alte schien ein Einsehen zu haben. Er ließ das Pendel ausschwingen, doch das Spiel brach er immer noch nicht ab und erlöste die hängende Frau immer noch nicht aus ihrer misslichen Lage. Im Gegenteil, eine weitere, noch perfidere Idee war ihm gekommen. Er packte die Frau an beiden Oberarmen und drehte sie um die Gummiachse. Er verquirlte das Gummiband bis zum Anschlag, zerrte und wuchtete, bis es nicht weiter ging, bis die Spannung zu groß war, um ein weiteres Aufdrillen zu ermöglichen. Dann ließ er los und das Band entspannte sich. Es drehte sich in Gegenrichtung, erst langsam, dann nahm es Fahrt auf, drehte sich immer schneller und versetzte die Frau in eine heftige Rotation. Sie drehte sich immer schneller und pendelte, wegen der Unwucht, zudem hin und her und auch das immer heftiger. Drehen, pendeln, schwingen. Das Band entspannte sich und wickelte sich wieder ein Stück in Gegenrichtung auf, wechselte die Drehrichtung und so ging es ein paar Mal hin und her. Der Alte lachte hysterisch, schlug sich auf die Schenkel, tanzte auf der Stelle, gab neue Impulse und wollte sich kaum noch beruhigen. Er wies den Fotografen mehrfach herrisch an, ja alles aufzunehmen, alle Einzelheiten des menschlichen Pendels auf die Speicherkarte zu bannen. Dann wartete er, doch kaum hörten die Drehungen auf, kaum ließ das Pendeln nach, fing er erneut an, das Band aufzuwickeln und die Spannung zu erhöhen, den Gummi zu straffen, bis er die gebannte Energie nicht mehr zurück halten konnte. Dann ließ er das Bündel los und versetzte ihm zusätzlich einen heftigen Stoß, fügte der Dreh- und Schwingbewegung die torkelnde Komponente hinzu und das schreckliche Spiel begann von vorne. Die arme Frau ächzte und stöhnte, ihr Atem ging stoßweise, ihre Augen traten voller Angst aus den Höhlen, Speichel troff aus dem geknebelten Mund, Urin lief ihre Schenkel hinab. Der Alte weidete sich an den kuriosen Bewegungen des menschlichen Pendels und an der Pein der gedemütigten Kreatur und dachte nicht daran, dem grausamen Spiel ein Ende zu machen. Immer kindischer juchzte er auf, immer fanatischer drehte und drückte er, immer geiler wurde sein Blick, immer fahriger seine Hände. Wer weiß, wann er genug gehabt hätte, wann er endlich ein Einsehen oder gar Mitleid bekommen hätte oder wann ihn vielleicht die Langeweile veranlasst hätte aufzuhören, es war jedenfalls der Fotograf, der das unwürdige Geschehen beendete. Er konnte nicht weiter mitansehen, wie die junge Frau litt, hielt, als es gefahrlos möglich war, das Pendel an und stellte sich vor den Alten, um ein erneutes Antreiben zu verhindern. Gerade noch rechtzeitig konnte er den Knebel aus dem Mund der jungen Frau ziehen, bevor sie sich heftig erbrach und ihre Kotze auf die Strohmatten verteilte. Sie würgte, ächzte, röchelte, schnaufte, schrie, aber befreien konnte sie sich nicht, denn nach wie vor hing sie von der Decke, nach wie vor war sie gefesselte und nach wie vor pendelte sie weiter, wenn auch nur noch ganz sanft.

      Der Alte, inzwischen außer Atem und wohl auch weitgehend befriedigt, ließ den Fotografen gewähren, schaute ihn aber böse an, und bellte ihn an, auch diese Phase des Happenings zu fotografieren. Dann ging er zurück auf seinen Platz und tat so, als sei nichts vorgefallen, er wischte sich den Schweiß von der Stirn und klatschte sogar fast lautlos in die Hände. Der bondage artist, der sich vornehm oder feige die ganze Zeit im Hintergrund aufgehalten hatte, trat nun wieder in Aktion. Er hielt das immer noch schwankende Paket endgültig an, stellte sich daneben und verneigte sich, erst vor dem Alten, dann vor der kunstvoll verpackten Hängefrau. Der Fotograf, irritiert durch die mehrfachen Anschisse des Alten, hielt auch diese Szene mit der Kamera fest und das Mädchen, immer noch bleich, aber wieder ein wenig gefasst, wartete sehnlichst darauf, dass sie endlich jemand aus ihrer prekären Lage befreien würde.

      Das geschah dann auch. Auf ein erneutes Kopfnicken des Alten hin hängten der bondage artist und der Fotograf das Paket ab, durchschnitten die Seile und entfesselten das Opfer. Als die junge Frau wieder auf ihren Füssen stand, holte sie mehrfach tief Luft, betastete ihren Körper, um zu prüfen, ob noch alles in Ordnung war, massierte ihre abgeschnürten Gliedmaßen, bewegte ihre Gelenke, kreiste mit den Armen, drehte ihren Oberkörper und zum Abschluss der Wiederauferstehung absolvierte sie einige Kniebeugen. Dann war sie wieder genügend fit, um, immer noch steif und gestelzt und wohl auch immer noch schwindelig, in das Bad, zu gehen, sich ausgiebig zu duschen und damit die Angst und den Frust und das ertragene Leid abzuspülen. Dann zog sie sich an und erneuerte ihr Make-up. Als sie wieder in dem runden Raum erschien, gefasst und ein bisschen wie neu geboren, hatten der Fesselungskünstler und der Fotograf ihre Utensilien bereits zusammengepackt und der Fotograf hatte auch schon die letzten Dateien in das Internet eingespeist. Beide standen demütig vor dem Alten und warteten darauf, ihr Honorar zu erhalten. Das Mädchen gesellte sich zu ihnen und jeder erhielt ein verschlossenes, dickes Kuvert. Der Alte zeigte sich zufrieden und leutselig und fand sogar ein paar anerkennende Worte. Die beiden Männer nahmen den Brief mit mehrfachen, devoten Verbeugungen entgegen und auch das Mädchen versuchte es ihnen gleichzutun. Ihre Verbeugung missriet jedoch, es reichte nur zu einem unbeholfenen Vorrecken des Oberkörpers, vielleicht wegen der Malträtierung oder weil sie derartige Zeremonien nicht gewohnt war. Dann gingen die drei und ließen den Alten allein.

      Beim digital artist hatte sich die Dropbox nach und nach mit den Dateien des korrekten Fotograf gefüllte. Er hatte die Bilder geöffnet, gesichtet, sortiert und einige wenige ausgewählt, die er am nächsten Tag weiter bearbeiten wollte. Er war mit diesen ersten Fotografien nicht so recht zufrieden. Er kannte Bilder von gefesselten Frauen aus dem Internet. Er hatte sich bei der Vorbereitung für seinen Auftrag Dutzend angesehen. Diese, die nun auf seinem Monitor erschienen, waren konventionell, nicht anders als die üblichen. Sie boten keine Abweichungen, keine Überraschungen, keine neuen Ansätze. Was er sah, war nicht viel mehr als abfotografiertes, verpacktes, hängendes Menschenfleisch, konventioneller Schrott. Er war vorsichtig mit seinem Urteil, weil er sich selbst mit diesem Thema noch nie auseinandergesetzt hatte, geschweige denn eigene Aufnahmen gemacht hätte. Für ihn war bonding art Neuland, eine Kunst, von der nicht einmal unbedingt behaupten würde, dass sie gefiele, aber er hatte sich nun einmal auf den Auftrag eingelassen und er musste das Beste daraus machte. Das war sein Job, das war die Herausforderung, er brauchte solche Jobs, er liebte Herausforderungen. Aber das was er erhalten hatte, sprach ihn auch als Künstler nicht an, die Bilder sagten ihm nichts und erregten ihn nicht, obwohl sie zweifelsohne erotisch waren und viele Details zeigten, die sexuell stimulierend wirken konnten. Das vielleicht Ungewöhnlichste waren die langen, blonden Haare der Frau und dass sie kein asiatischer