Klaus Steinvorth

Hölle und Himmel


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die Hölle kam! Nein, er brauchte keine Angst zu haben, er war ja von allen Sünden gereinigt und gesalbt. Aber was meinte der Kaplan mit dem Feind und dem Sohn der Bosheit? Das musste der Teufel sein! Oh, wie schrecklich, wenn im Augenblick des Todes der Teufel auf die Seele lauerte! Aber Karl würde ja nicht sterben, er nicht!

      Als sie gegangen waren und nur noch das trübe Nachtlicht schimmerte, hätte ich gern gewusst, wie es ihm ging. Er antwortete nicht, er war wohl eingeschlafen. Aber später weckte mich sein Weinen. Es war ein Wimmern und Winseln, das immer höher anstieg, bis es abbrach und von neuem begann, wie weinendes Schnarchen. Er schlief nicht, seine aufgerissenen Augen glänzten. Er flüsterte etwas von Feuer. Das hörte ich deutlich: „schreckliches Feuer!“

      „Nein!“, schrie ich auf. „Denk nicht an das Feuer der Hölle! Du brauchst dich nicht zu fürchten! Du hast gebeichtet, Jesus wird dich vor der Hölle schützen!“

      Sein Kopf ging hin und her, die Glut der Augen war fast erloschen, das Gesicht aschgrau. Satzfetzen stiegen hoch, kaum verständlich: etwas von Rache und Apotheker, von Flammen, wie er brannte.

      Was wollte er bloß sagen? Sollte die Strafe für den Apotheker die Hölle sein? War das seine Rache? Aber das ging doch nicht! Man durfte keinen Menschen in die Hölle wünschen!

      Ich stand langsam auf, musste aufpassen, dass mir Schlauch und Beutel nicht in die Quere kamen, beugte mich über ihn, rief seinen Namen, bat ihn, deutlicher zu sprechen.

      Er schien mich nicht zu verstehen, sein Atem rasselte. Aber dann stieg es wieder hoch, in einem Gemurmel und Geröchel, das wie Rache und Apotheker und Feuer klang. Plötzlich glomm es in seinen Augen auf, als ob er mich erkannte. „Rache - Apotheker - in den Flammen - er brennt, er brennt!“, kam es stoßweise. Und dann etwas lauter: „Blutsbruder - Karin!“

      Damit war ich gemeint! Und Karin war seine Schwester. Was wollte er von mir oder von ihr?

      Er sagte aber nichts mehr, sein Atem ging ruhiger, er war eingeschlafen. Doch ich konnte nicht schlafen, ich versuchte herauszufinden, was er gesagt hatte. Es schien mir so, dass der Apotheker in den Flammen brannte, also selbst in der Hölle war. Mein Herz klopfte wie verrückt. Er wollte mit seinen Gedanken in meinen sein. Wenn der Augenblick der Rache kam, würde ich alles wissen. War das seine Botschaft? War das die Rache, dass der Apotheker in die Hölle musste?

      Schließlich fing mich der Schlaf doch ein, er war unruhig und stieß mich hin und her. Ich träumte, dass ich in eine tiefe Grube sah, aus der hohe Flammen loderten. Unten aber lag der Apotheker und sein Gesicht war wie Papier, das an den Rändern vom Feuer erfasst wurde und zu brennen begann!

      Schreiend wachte ich auf. Ich sah sofort nach Karl und hoffte, ihn nicht geweckt zu haben. Er lag regungslos im Dunklen, kaum sichtbar, aber schweres Atmen zeigte an, dass er noch lebte. Wie gut, dass er noch lebte! Wieder stand ich vorsichtig auf, um mich nicht zu verheddern, und beugte mich über ihn. Ich musste wissen, ob er den Apotheker tatsächlich in der Hölle gesehen hatte.

      „Karl!“, rief ich.

      Er hörte mich nicht.

      „Was ist mit dem Apotheker? Muss er in die Hölle?“

      Er gab mir keine Antwort. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich und es knarrte und ächzte wie ein Schiff auf schwerer See.

      Früh am Morgen wurde er hinausgerollt, mich schienen sie vergessen zu haben. Nach langem Warten, es musste Mittag sein, holten sie mich ab. Vor der Narkose betete ich flehentlich zu Jesus, dass er mich vor der Hölle rettete. Als ich aufwachte, lag ich wieder in meinem Bett, aber Karl fehlte.

      Ich fragte die Schwester und sie sagte etwas von Intensivstation. Das klang bedrohlich. Sie beruhigte mich, es handelte sich nur um eine komplizierte Operation und da wollten sie auf sicher gehen.

      Diesmal half es nicht, neben Winnetou und Old Shatterhand zu reiten. Sie sahen besorgt aus und fragten nach meinem Blutsbruder. Ich sollte ihn auf keinen Fall im Stich lassen. Auch die Schwester sah besorgt aus. Es wäre kritisch, aber die Ärzte würden es schon schaffen.

      Am nächsten Morgen, als Muttel mich abholte, erfuhr ich von seinem Tod. Alle sprachen darüber, auch die Frauen am Eingang, wo Muttel etwas unterschreiben musste. Sie wollte von mir mehr wissen, aber ich schüttelte den Kopf. Sie machte einen neuen Anlauf, als wir in der Straßenbahn saßen. Sie dachte, er sei mein Freund gewesen. „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich, was ich noch nie gewagt hatte.

      Ihre Augen blitzten zornig, aber sie besann sich, als die Fahrgäste uns ansahen. Wir fuhren schweigend nach Hause und ich mied ihren Blick.

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