Isabella Kniest

In Your Arms


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zwei passt echt fabelhaft zusammen.« Unvermittelt erfasste sie seine Hände. »Aber jetzt zu etwas anderes. Wir müssen unbedingt einkaufen gehen.«

      Er zog eine Augenbraue nach unten. »Einkaufen? Was und wozu denn einkaufen?«

      Ein exorbitantes Grinsen ihrerseits brachte sein Herz geringfügig aus dem Takt. »Na, für meine Hochzeit. Ich brauche ein Outfit.« Ihr Blick nahm abermals an Vehemenz zu. »Und du brauchst einen schicken Anzug, mein feiner Herr.«

      Was?!

      »Wie … wo … Aber wäre es nicht besser, wenn du diesen Einkauf mit einer guten Freundin erledigst? Ich vermute, ich werde keine besonders große Hilfe darstellen. Zumal ich über die neuesten Trends in Sachen Hochzeitskleider nicht wirklich Bescheid weiß.«

      Mit Trends und Mode kannte er sich ebenso wenig aus wie mit Automobilen, Handwerk und Technik.

      Schreibarbeit lag ihm da viel eher – und kochen, oder im Garten arbeiten, spazieren gehen und sich mit Liza vereinigen.

      …

      Ihr in Flammen stehendes Gesicht, wenn er sie zwischen den Beinen berührte …

      »Jan.« Tinas perlusorisch empört klingende Stimme verscheuchte jegliche auftretenden Erinnerungen und schickte ihm stattdessen eine unangenehme Hitze ins Gesicht.

      »An was für unanständige Dinge hast du jetzt schon wieder gedacht?« Das darauffolgende schadenfrohe Kichern bezeugte einmal mehr, wie sehr sein beschämter Umstand sie erbaute. »Ich will ja gar nicht wissen, was ihr alles angestellt habt.«

      Akkurat. Das wollte sie sicherlich nicht.

      Ein durch die Luft tanzender Zitronenfalter zog Jans gesamte Aufmerksamkeit auf sich.

      Wie ein Blütenblatt im Wind flatterte dieses zerbrechliche Geschöpf durch die schwere Abendluft. Nach einigem Hin und Her ließ dieser sich auf eine sich schließende Ringelblume nieder und naschte ein letztes Mal für den heutigen Tag von ihrem köstlichen Nektar.

      »Es wird Zeit für frische Ringelblumensalben«, murmelte Jan, einerseits an den wachsähnlichen Geruch von aufkochender Vaseline denkend, andererseits die klebrigen orangefarbenen und gelben Blumen anblickend, welche sich wie ein überdimensionales Kissen neben dem dunkelrot blühenden Rosenstrauch ausgebreitet hatten. »Die Regenschauer müssen bloß einmal längere Zeit ausfallen, dann könnte ich fünf oder sechs Tiegel Salbe machen.«

      »Zuerst gehen wir aber einkaufen.«

      Sein Blick schweifte zu seiner besten Freundin zurück. »Mit solchen Dingen kenne ich mich wirklich kein bisschen aus.«

      Darüber hinaus besaß er einen ihm wie angegossen passenden eleganten Anzug.

      Seine rothaarige Kollegin klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Das muss es auch nicht. Dafür kenne ich mich ja aus. Und deswegen wirst du mit mir einen Anzug kaufen gehen. Weiß der Teufel, was du dir andrehen lässt, wenn ich nicht dabei bin.«

      Was sollte denn diese Anspielung …?

      »Bisher vermochte ich es stets, mein Gewand alleine auszusuchen.« Er konnte sich nicht erinnern, jemals irgendetwas Unpässliches erstanden zu haben. »Du hast meinen Anzug doch gesehen.«

      »Dein Arbeitsgewand?«

      »Nein … mein schwarzer Anzug.«

      Sie überlegte fieberhaft. Dies war gut an ihrem hochwandernden Blick wie den schürzenden Lippen zu erkennen.

      »Ah!« Sie streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Du meinst den alten Fetzen aus den Neunzigerjahren?«

      Himmelherrgottsakrament!

      »Solchermaßen alt ist er nicht!«

      Sie warf ihm einen Bist-du-dir-wirklich-ganz-ganz-sicher-Blick zu. »Der Schnitt ist alt, der Stoff ist alt, alles ist alt.«

      »Jetzt hör mir aber auf! Diesen habe ich mir in meiner Zeit als Schriftsteller gekauft.«

      Und seiner Mutter hatte dieser ausgesprochen gut gefallen. Selbst Janina war hin und weg gewesen – und das mochte etwas heißen!

      »Das war vor ungefähr zehn Jahren«, nörgelte seine beste Freundin. »Also schon vor einer halben Ewigkeit.«

      »Nein«, korrigierte er. »Acht.«

      »Na siehst du!« Tina machte eine ausladende Geste. »Dann wird es allerhöchste Zeit! Du musst für Liza doch hübsch aussehen.«

      »Dafür reicht mein normaler Anzug.«

      Weshalb neues Gewand kaufen, wenn das alte noch so gut wie neu aussah?

      »Willst du mich etwa absichtlich beschämen?«

      Ihr gekränkter Gesichtsausdruck schmerzte ihm in der Seele.

      Grundgütiger!

      Was hatte er nur wieder angestellt?!

      »Nein … selbstverständlich nicht.« Kälte glitt ihm in die Extremitäten. »Ich … ich wollte lediglich –«

      Ein mildes Lächeln ihrerseits brachte seinem aufgebrachten Herzen sanfte Erleichterung. »Ich will dir doch bloß etwas Gutes tun. Jack hat gerne eingewilligt, dir einen Anzug zu kaufen. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen haben … sollte es darum gehen.«

      Sie hatte ihn auf frischer Tat ertappt.

      »Aber ein Anzug ist teuer«, protestierte er leise. »Meinetwegen brauchst du dich nicht in Unkosten zu stürzen.«

      »Unkosten!« Kopfschüttelnd machte sie eine wegwerfende Handbewegung. »Jan, das sind doch keine Unkosten. Wir sind Freunde. Außerdem verdient Jack genug, um einen weiteren Anzug zu kaufen.«

      »Das ist mir dennoch peinlich.«

      »Braucht es aber nicht.« Mit ihrem Finger stupste sie ihm liebevoll auf die Nasenspitze. »Du bekommst einen superklasse Anzug. So wie James Bond … oder Jack Reacher.«

      Jetzt wurde es wunderlich.

      »Jack Reacher? Der besitzt lediglich ein Hemd, eine Hose und eine zusammenklappbare Zahnbürste.«

      Sie grinste. »Na, passt doch umso besser zu dir – du Purist.«

      Herrgott!

      »Das stimmt gar nicht.«

      »Teilweise schon.«

      Teilweise?

      »Was willst du damit andeuten?«

      »Seitdem ich dich kenne, habe ich dich immer nur in deinem Arbeitsoutfit gesehen. Besitzt du überhaupt etwas anderes, als die Kellnerkluft und deinen uralten Beerdigungsanzug?«

      »Himmelherrgott!« Er erhob sich. »Was willst du eigentlich? Mich necken oder mit mir reden?«

      Manchmal war Tina unmöglich.

      Etwas Ähnliches wie Reue huschte kurzzeitig über ihr strahlendes Gesicht. »Es tut mir leid.« Sie stand ebenfalls auf und trat zu ihm. »Ich wollte dich bloß ein wenig ärgern.«

      »Dachte ich mir.« Seufzend drehte er sich zum duftenden Garten. »Natürlich besitze ich mehrere Kleidungsstücke. Aber wann hätte ich sie anziehen sollen? Die meiste Zeit arbeite ich – und eine Beziehung hatte ich in all den Jahren nicht. Wozu also ein Freizeitoutfit überstreifen, wenn ich nirgendwo hingehe?«

      »Aber nun hast du Liza. Und es ist meine Hochzeit. Da will ich dich tipptop angezogen an meiner Seite haben. Wie ein Model.«

      Was hatte alle Welt seit Neuestem damit, ihn als Model zu titulieren?

      Bis vor einer Woche hatte er ein einsames Dasein gefristet. Von Theo und den Hotelbediensteten einmal abgesehen, hatten Personen ihn durchgehend ignoriert – Frauen im Besonderen, Männer und Kinder im Allgemeinen.

      »Ich sehe nie wie ein Model aus.« Für das nette – dennoch nicht korrekte – Kompliment ihr ein dankbares Lächeln