Isabella Kniest

In Your Arms


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harter Schicksalsschlag von vor zwei Jahren verdrängte einen Teil von Jans Aufschlüssen.

      Lag es womöglich –

      »Und wie fühlst du dich?«, unterbrach der Hotelbesitzer Jans einsetzende Überlegungen.

      Räuspernd fuhr er sich durchs Haar. »Erleichtert … schlichtweg erleichtert … und glücklich. Glücklich wie noch nie in meinem Leben.«

      Herrn Weißs Augen nahmen einen seligen Ausdruck an. »Das freut mich ungemein!« Seine Unterarme auf den Vollholztisch gestützt lehnte er sich etwas zu ihm. »Dann seid ihr euch näher gekommen, nicht?« Der dickliche Mann wartete erst gar keine Antwort ab. Nun, um ehrlich zu sein, musste er dies ohnehin nicht. Jans glühende Wangen sagten schließlich genug aus.

      »Das ist ja großartig!« Der Chef klatschte in die Hände. »Ich wusste doch, ihr zwei gehört zusammen!«

      Beim Allmächtigen!

      Es wurde peinlicher und peinlicher!

      »Ich … wir … ja, es war schön.« Sich über die Nase reibend suchte er verzweifelt nach passenden – sittlichen – Erklärungen, welche ihm auf Gedeih und Verderb nicht in den Sinn kommen wollten.

      Aber was bitte schön hätte er auch großartig erwidern können? Dass sie sich die meiste Zeit zügellos im Bett, in der Dusche und im Vorhaus ihrer Liebe hingegeben hatten? Dass er einen halben Nervenzusammenbruch erlitten hatte – einzig aufgrund eines harmlosen Gewitters?

      »Hat Liza die Zeit mit dir gutgetan?«, beförderte des Hotelbesitzers Frage ihn aus seinen zuckersüßen Rückblicken. »Hat sich ihre Stimmung verbessert?«

      Jan blinzelte.

      Konnte das …?

      Meinte er …?

      …

      »Sie hoffen«, kleidete er seine Vermutung nach einigen Sekunden des Sammelns in einen verständlichen Satz. »Lizas Verfassung ändert sich, weil sie mit mir zusammen ist?«

      Für den Moment eines Wimpernschlags weiteten sich Manfreds Augen. »Ja, ganz genau.« Ein väterliches Lächeln seine Lippen umspielend fasste er nach dem rechts neben sich stehenden hellblauen Wasserglas und trank einen Schluck. »Denkst du, ihre Depression wird durch dich verschwinden?« Mit einem sanften Tock fand das Glas auf den Tisch zurück. »Denkst du, du kannst ihr helfen?«

      Es wurde ihm warm.

      Wie schön wäre es gewesen, wenn er sie heilen könnte … wenn sie durch ihn – und einzig durch ihn – wieder Lebensfreude und Glück empfinden würde …

      Er verscheuchte den abstrusen Gedanken.

      Natürlich, er wollte ihr helfen. Er wollte sie ablenken. Er wollte ihr Gutes tun. Dessen ungeachtet bedeutete dies noch lange nicht, sich als Lizas noblen Retter darzustellen oder sich einzubilden, sie von der Geißel der Depression befreien zu können.

      Das Leben war kein romantischer Hollywoodfilm. Manchmal passierten schöne Dinge, manchmal passierten schreckliche Dinge. Alles andere dazwischen waren Träume oder Einbildung.

      »Ich weiß nicht … ich kann mir nicht vorstellen, derart viel ausrichten zu können.«

      »Jan.« Ernst wie gütig, sanft wie streng sprach der alternde Mann seinen Namen aus. »In diesem Fall kommt es nicht darauf an, ob du gut genug bist. Genauso wenig bedeutet es, egoistisch zu sein, wenn du von dir selbst denkst, Liza gesund machen zu können.« Er beäugte ihn eindringlich. »Es geht darum, ob Liza durch deine Liebe wieder aktiv am Leben teilnehmen kann. Du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen, wenn du mir jetzt sagst, dass du es sein kannst, der sie zur glücklichsten Frau macht.«

      »Ich … also … ich –«

      Aber exakt darum ging es doch!

      Er wollte viel, jedoch bestimmt nicht wie ein Macho anmuten, der sagte: »Ich bin ein Geschenk an die Frauen, Chef. Ich werde die Kleine schon dazu bringen, dass sie jede Nacht meinen Namen schreit. Nur durch mich wird und kann sie glücklich werden und bleiben.«

      Ebenso wenig wollte er sich in den Vordergrund drängen oder den starken Mann markieren.

      Ausgerechnet er! Derjenige, welcher durch ein einfaches Gewitter tausend Tode starb. Derjenige, welcher an dutzenden Minderwertigkeitskomplexen litt. Derjenige, welcher sich jahrelang nicht traute, eine Frau direkt anzusprechen.

      Nein.

      Im Endeffekt wusste er nicht, ob er Liza für den Rest ihres Lebens glücklich machen konnte. Er wusste nicht, ob sie sich durch ihn ein Leben lang wohlfühlen würde.

      Er wusste lediglich, dass er sie liebte.

      Bedingungslos.

      Ein jeder andere Gedankengang wäre eigennützig, selbstverliebt, unanständig und naiv.

      »Jan!« Des Chefs mahnende Stimme riss ihn aus seinen unkontrollierbaren Grübeleien. »Du denkst viel zu viel nach.«

      »Aber ich kann doch nicht sagen, sie glücklich zu machen.«

      »Wieso nicht?« Herr Weiß schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. »Etwa, weil es für dich egoistisch klingt?«

      Er nickte verhalten.

      »Und wie hat sich Liza bei dir gefühlt? Hat sie dir etwas gesagt?«

      …

      Gleichgültig, wie diese Nacht wird, du bedeutest mir bereits jetzt meine ganze Welt.

      Für mich bist du schlichtweg der beste Liebhaber, den es auf dieser Welt gibt.

      Deine Zärtlichkeit, dein sanfter Charakter, deine liebevolle Art – das sind die Dinge, durch die ich mich so glücklich fühle.

      Herrn Weißs neugierig-wissender Blick intensivierte sich. »Also? Was denkst du?«

      Jan straffe die Gestalt. »Nun … ja … ich –«

      »Druckse nicht so herum!« Kichernd trank sein Vorgesetzter einen weiteren Schluck. »Sag mir einfach, was du denkst.«

      Er unterdrückte seine Unsicherheit und versuchte zu erklären: »Nun … vielleicht … Ja, womöglich kann ich ihr wirklich helfen.«

      Manfreds rundliches Gesicht erstrahlte.

      Und dieser unbändige durch Lizas Liebe hervorgerufene Stolz fand zurück in Jans Seele.

      Ja … der Chef hatte recht.

      Liebe vermochte es, Menschen zu heilen. Denn Liebe verband. Liebe vereinte. Liebe tröstete und kräftigte, beruhigte und inspirierte.

      »Und nichts anderes will ich tun«, fuhr er ehern fort. »Bis an mein Lebensende.«

      Manfred schloss die Augen, nickte, seufzte. »Das wollte ich hören.«

      Es war ihm klar, er würde immer auf Liza achtgeben. Er würde sie beschützen. Er würde ihr seine gesamte Liebe schenken. Er würde schlichtweg alles tun.

      All die zahllosen Dinge, die auch sie für ihn bereit war, zu tun …

      Der Hotelbesitzer öffnete die Lider. »Kommt sie uns wieder einmal besuchen?«

      »Ja, den kommenden Samstag schon.«

      …

      Diese Äußerung getätigt jagte eine jache Gewissheit einen gellenden Adrenalinausstoß durch Jans ohnehin unter Strom stehenden Körper.

      Er hatte Liza ein Versprechen gemacht, von welchem er nicht einmal wusste, ob er es einlösen konnte!

      Kruzitürken!

      Hitze kroch ihm in die Wangen. »Ich –« Nervös fuhr er sich durchs Haar. »Ist es möglich … ich meine … könnte ich diesen Samstag noch einmal freibekommen? Weil … Liza will mit mir zu ihren Eltern fahren.«

      Restlos verschüchtert beobachtete er, wie Manfred vergeblich versuchte, ein Schmunzeln zu verkneifen. »Aber