Roland M. Horn

Reinkarnation - Kommen wir mehrmals auf die Welt?


Скачать книгу

des Autors: Sie erzählte eines Morgens, dass in der Nacht zuvor einer ihrer beiden Söhne, der im Zweiten Weltkrieg kämpfte, gefallen sei. Sie nannte den Ort, an dem er gestorben war und den exakten Todeszeitpunkt. Dabei war sie ganz ruhig und gefasst. Die Familie fragte sich, ob sie irgendwelche Halluzinationen ohne Wahrheitsgehalt hatte, doch am gleichen Tag kam ein Bote und überbrachte die Botschaft vom Tod meines Onkels. Der Bote nannte Zeit und Ort – und beides stimmte mit der Fernwahrnehmung meiner Großmutter überein. Der Bote war darüber verwundert, dass meine Großmutter keinerlei Anzeichen von Überraschung zeigte.

      Derlei Erlebnisse gibt es vielfach. Skeptiker versuchen dieses Phänomen statistisch zu erklären: Sie stellen fest, dass insgesamt gesehen nur eine Minderheit der Mütter, deren Kinder im Krieg verstorben sind, derartige Erlebnisse hatten. Dies seien „statistisch zu erwartende Zufälle“. Doch diese „Erklärung“ beantwortet nicht die Frage, wie meine Großmutter Todesort und -zeitpunkt wissen konnte.

      Vieles wird heutzutage mittels Statistiken erklärt oder besser „wegerklärt“. Doch Statistiken haben ihre Tücken. So drückt beispielsweise eine statistisch ermittelte Lebenserwartung in einer bestimmten Epoche aus, dass der Mensch in jener Zeit durchschnittlich nur, sagen wir, 40 Jahre, alt geworden ist. Aus dieser Statistik geht nicht hervor, dass es in jenem Zeitraum beispielsweise eine sehr hohe Säuglingssterblichkeit gab, die die Statistik nach unten verfälscht. Man kann aus einer solchen Statistik nicht schließen, dass der Mensch in einer solchen Epoche grundsätzlich nicht alt wurde, obwohl die Statistik dies auf den ersten Blick suggeriert. Anhand des Hilfsmittels „Statistik“ kann auch bewiesen werden, dass der Klapperstorch die Kinder bringt, denn gleichzeitig mit dem Rückgang der Storchen-Population gingen auch die Geburten zurück. Damit soll nicht gesagt sein, dass Statistiken grundsätzlich unbrauchbar sind, sondern es soll nur dazu angeregt werden, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Und mittels einer Statistik übersinnliche Fernwahrnehmungen „wegerklären“ zu wollen, ist ganz sicher keine allzu seriöse Vorgehensweise.

      Doch kehren wir nun zu Froböses Erkenntnissen zurück: Er weist darauf hin, dass eine Reihe von Physikern Erlebnisse wie Grant oder Swedenborg sie hatte, mittlerweile ernst nähmen. Genau gesagt, spricht Froböse in diesem Zusammenhang von Erlebnissen, die landläufig als übersinnlich gälten und vermutet eine hohe Dunkelziffer, denn viele Menschen hätten Angst, sie würden als unglaubwürdig abgestempelt werden, wenn sie mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit gingen. Physiker kommen nach Froböse zu dem revolutionären Schluss, dass es eine physikalisch beschreibbare Seele gibt! Und die Basis dieser Behauptung ist das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung.

      Froböse bringt einen der größten aller Wissenschaftler ins Spiel: keinen Geringeren als Albert Einstein. Dieser stieß einst auf diesen seltsamen Effekt und nannte ihn „Spukhafte Fernwirkung“. Während sich Einstein nicht weiter mit diesem Phänomen beschäftigte, lieferte in jüngerer Zeit der Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger, Froböse zufolge, den experimentellen Nachweis dafür, dass dieser Effekt tatsächlich existiert. Ein weiterer Wissenschaftler, der Froböses Indizienkette stützt, ist der Quantenphysiker Professor Hans-Peter Dürr, einstiger Leiter des Max-Planck-Instituts in München. Er ist heute der Meinung, dass der Dualismus (also die Zweiteilung) kleinster Teilchen sich nicht auf die subatomare Welt beschränkt, sondern allgemeingegenwärtig ist. Wie es einen Welle-Teilchen- Dualismus1 gibt, der sich insbesondere am Beispiel des Lichts festmachen lässt, das scheinbar in zwei gegenteiligen Formen – nämlich als elektromagnetische Welle als auch als Teilchen – auftreten kann, gäbe es nach Dürr einen Dualismus von Leib und Seele. Dürr ist, wie wir von Froböse hören, der Auffassung, dass es einen universellen Quantencode gibt. In diesen Quantencode soll die gesamte lebende und tote Materie eingebunden sein. Und dieser soll sich seit dem Urknall über das gesamte Universum erstrecken. Konsequenterweise glaubt Dürr auch an ein Leben nach dem Tod. Das, was wir „Diesseits“ nennen, sei im Grunde die „Schlacke“, die Materie, eben das, was greifbar ist. Das „Jenseits“ sei dabei das Übrige, die „umfassende Wirklichkeit, das viel Größere“.

      Froböse weist darauf hin, dass diese Ideen nicht ganz neu sind, denn bereits der Psychologe und Psychiater Carl Gustav Jung habe ab 1947 einen geschäftigen Briefwechsel mit dem bekannten Physiker Ernst Pauli geführt und nach einer physikalischen Deutung so genannter Synchronizitäten gesucht. Hinter diesen „Synchronizitäten“ verbergen sich „Zufälle“, bzw., zeitnah aufeinander folgende Erlebnisse, die nicht über eine Kausalbeziehung verknüpft sind (das eine also nicht die Ursache des anderen ist), vom Beobachter allerdings als „sinnhaft“ und logisch empfunden werden. Leider wurde der lebhafte Briefwechsel zwischen Jung und Pauli bezeichnender Weise ein halbes Jahrhundert lang nicht ernst genommen. Froböse spekuliert, dass die Vorstellung, Seelenzustände und die unbelebten Welten seien miteinander verknüpft und wirkten aufeinander, der Forscherelite für eine ernsthafte Diskussion zu verwegen gewesen sei.

      Der Heidelberger Physiker Professor Markolf H. Niemz glaubt, wie Froböse berichtet, dass beim Tod eines Menschen die Seele dessen Körper mit Lichtgeschwindigkeit verlässt. Niemz beschäftigt sich intensiv mit der Nahtodforschung. Diese „Sterbeerlebnisse“, wie weiter oben beschrieben, und insbesondere das Licht, das die Sterbenden am Ende des Tunnels sehen, vergleicht Niemz mit einer simulierten Reise in einem Raumschiff, das beinahe Lichtgeschwindigkeit erreicht. Bei jener entstünde durch den sogenannten Searchlight-Effekt der Eindruck, als bewege sich alles von vorn auf den Beobachter zu. Vergleichbar mit diesem Effekt ist jener, der entsteht, wenn ein Autofahrer bei der Fahrt durch Schneegestöber unterwegs ist. Auch wenn die Seele den Körper verlasse und sich durch den Tunnel bewege, käme es zu einer Bündelung der Lichtstrahlen von vorn. Gleichzeitig erscheinen die übrigen Teile des Alls mit Erreichen der Lichtgeschwindigkeit immer dunkler. Bei einem solchen Effekt müsse der Betroffene unweigerlich das Gefühl haben, durch eine dunkle Röhre hindurch in eine strahlende Lichtquelle am Ende des Tunnels zuzusteuern.

      Natürlich ist dem Autor nicht unbekannt, dass diese Nahtoderlebnisse umstritten sind. Oft werden sie durch Halluzination erklärt, die durch Sauerstoffmangel im Gehirn entstehen, oder es wird die Ausschüttung eines Hormons ähnlich der Endorphine angenommen, die während des Sterbens des Gehirns ausgeschüttet werden und dem Sterbenden den Eindruck eines schönen Erlebnisses vermittelt, um den bevorstehenden Tod zu erleichtern. Schließlich ist der betroffene Mensch zwar klinisch tot, sein Herz hat also aufgehört zu schlagen, aber er ist noch nicht biologisch tot, denn mittels eines EEG können noch Aktivitäten im Gehirn gemessen werden.

      Ein Problem gibt es freilich, wenn man von solchen Erklärungen ausgeht: Bei vielen derartigen Berichten nehmen die Personen, die eine Nahtod-Erfahrung durchmachen, Dinge wahr, die sie gar nicht gesehen haben können. Sie beschreiben beispielsweise, während sie über ihrem Körper schweben, eine Handlung, die von einer Person durchgeführt wird, die erst nach dem Ende der Herztätigkeit auf der Bildfläche erschien und können nach erfolgreichen Wiederbelebung Person und Handlung genau beschreiben. Als alternative Erklärung müsste man sich auch hier wieder mit einem übernatürlichen Phänomen, nämlich dem des Hellsehens, anfreunden, die aber das Geschehene nicht zwangsläufig plausibler erklärt als die Vorstellung, dass die Seele den Körper tatsächlich verlassen hat.

      Froböse bringt in seinem Artikel einen weiteren Wissenschaftler ins Spiel: Christian Hallwag, der sich nach Abschluss seines Physik- und Medizinstudiums am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen seit vielen Jahren mit der wissenschaftlichen Erforschung der Hirnfunktionen beschäftigt und der ebenfalls vom Quantenzustand des Geistes überzeugt ist. Er sagt: „Die Eigenschaften des Gehirns entsprechen haargenau denjenigen Charakteristika, die die äußerst rätselhaften und wunderlichen Erscheinungen der Quantenwelt auszeichnen.“

      Froböse zitiert weiter den weltbekannten amerikanischen Physiker Professor John A. Wheeler, der sagte: „Viele Physiker hoffen, dass die Welt in gewissem Sinne doch klassisch sei – jedenfalls frei von Kuriositäten wie großen Objekten an zwei Orten zugleich. Doch solche Hoffnungen wurden durch eine Serie neuer Experimente zunichtegemacht.“

      Froböse zieht nun auch noch den britischen Kernphysiker und Molekularbiologen Jeremy Hayward von der Universität Cambridge heran, der sagte: „Manche durchaus noch der wissenschaftlichen Hauptströmung angehörende Wissenschaftler scheuen sich nicht mehr, offen zu sagen, dass