Unternehmungen geleitet ward, war jene pragmatische Sanktion, welche das Erbfolgerecht seiner Töchter verbürgen sollte. Die Verbindung mit Preußen war eingeleitet worden, weil Friedrich Wilhelm der Sanktion beizutreten versprochen hatte; mit England hatte man in feindlichem Verhältnisse gestanden, weil man hier Widerspruch fand. Das Verhältnis änderte sich, sowie England, infolge eines neuen Umschwunges in der europäischen Politik, der Sanktion beitrat. Nun suchte man dem englischen Hofe gefällig zu sein, und Preußen sollte das Mittel dazu werden. Der König von England hätte noch immer gern eine seiner Töchter zur künftigen Königin von Preußen gemacht; kaum war der Wunsch ausgesprochen, so kehrte sich auch plötzlich die österreichische Politik in Bezug auf Friedrichs Verheiratung um, und so eifrig man bisher an einer Verbindung mit der Prinzessin von Braunschweig gearbeitet hatte, mit ebenso behänden Intrigen suchte man nun das angefangene Werk zugunsten Englands umzustürzen; dabei ward auch anderweitiger Vorteil nicht vergessen, und die Prinzessin Elisabeth Christine, die Nichte der Kaiserin, sollte nun einem englischen Prinzen zuteilwerden. Man ging sogar in diesem diplomatischen Eifer so weit, dass man noch am Vorabend von Friedrichs Hochzeit dem Könige von Preußen die dringendsten Vorstellungen machen ließ. Diesmal aber scheiterten die Künste der Diplomatie an Friedrich Wilhelms deutscher Ehrlichkeit; man erreichte damit nur, dass ihm die englischen Absichten aufs Neue verdächtig wurden, indem die Anträge aufs Neue zu spät kamen, und dass er auch sehr lebhafte Zweifel an der Aufrichtigkeit Österreichs gegen seine Wünsche zu schöpfen begann. Selbst Friedrich, bezeigte sich den veränderten Anträgen wenig günstig, da auch er der Meinung war, dass die Verbindung seiner geliebten älteren Schwester mit einem englischen Prinzen wesentlich nur durch Englands Schuld sei abgebrochen worden.
So ging denn die Vermählung des Kronprinzen mit der Prinzessin Elisabeth Christine im Juni 1733 vor sich. Der preußische Hof war zu dem Endzwecke nach Salzdahlum gereist, einem Lustschlosse des Herzogs Ludwig Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel, der als Großvater der Braut die Feierlichkeiten der Hochzeit besorgte. Die Trauung ward am 12. Juni durch den berühmten Theologen Abt Mosheim verrichtet. Das Fest wurde durch die Entwicklung großer Pracht verherrlicht, aber es fehlte dabei der frohe Mut. Die Königin von Preußen war in Verzweiflung, dass nun alle ihre Pläne gescheitert waren; die Braut war ohne Willen den Bestimmungen der Ihrigen gefolgt, aber ihre frühere Schüchternheit wurde nur durch all das äußere Gepränge vermehrt; Friedrich hatte zwar seinen Widerwillen abgelegt, aber er fand es gut, vor den Augen der Welt seine Rolle fortzuspielen; der König schien durch das Benehmen des Sohnes nachdenklich gemacht, während zugleich jene englisch-österreichischen Anträge nur geeignet waren, seine Stimmung zu verderben. Nach einigen Tagen kehrten die sämtlichen Herrschaften, die preußischen und die braunschweigischen, nach Berlin zurück, wo am 27. Juni, nachdem man sich durch militärische Schaustellungen zu vergnügen gesucht, der feierliche Einzug in einer langen Reihe prachtvoller Wagen gehalten wurde. Dann folgten neue Festlichkeiten, die mit der schon früher besprochenen Vermählung der Prinzessin Philippine Charlotte, einer jungem Schwester Friedrichs, mit dem Erbprinzen Karl von Braunschweig beschlossen wurden.
Für Friedrichs Aufenthalt in Berlin war das frühere Gouvernementshaus – das Palais, welches als die Wohnung König Friedrich Wilhelms III. allen Preußen noch in teurem Andenken ist – eingerichtet und erweitert worden. Um ihm auch den Aufenthalt bei seinem Regimente in Ruppin angenehmer zu machen, kaufte der König für ihn das Schloss Rheinsberg, das bei einem Städtchen gleiches Namens, zwei Meilen von Ruppin, in Anmutiger Gegend gelegen ist, als er vernommen hatte, dass er hierdurch einen Lieblingswunsch des Sohnes erfüllen könne.
Für den Umbau und die Einrichtung des Schlosses wurde eine namhafte Summe ausgesetzt.
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Zehntes Kapitel – Der erste Anblick des Krieges
Zehntes Kapitel – Der erste Anblick des Krieges
Friedrich hatte bisher den Militärischen Dienst nur auf dem Exerzierplatze kennen gelernt; jetzt sollte ihm auch die ernste Anwen dung dieses Dienstes im Kriege entgegentreten.
Den Anlass zu einem Kriege, an welchem Preußen teilnahm, gab eine Streitigkeit um den Besitz Polens. König August war am 1. Februar 1733 gestorben. Er hatte, gegen die Verfassung Polens, welche kein Erbgesetz kannte und die königliche Macht durch freie Wahl austeilte, die polnische Krone als ein erbliches Gut für seine Familie zu erwerben gesucht. Zunächst zwar ohne Erfolg; doch trat sein Sohn, August III., der ihm in Sachsen als Kurfürst gefolgt war, als Bewerber um die polnische Krone auf, indem Russland und Österreich seinen Schritten einen energischen Nachdruck gaben.
Ihm entgegen stand Stanislaus Lescinski, der Schwiegervater des Königs von Frankreich, Ludwigs XV., der schon früher einige Jahre hindurch, als August II. der Macht des Schwedenkönigs, Karls XII., hatte weichen müssen, mit dem Glanze der polnischen Krone geschmückt gewesen war; für ihn sprach das Wort seines Schwiegersohnes. Polen selbst war in Parteien zerrissen; einst ein mächtiges Reich, war es jetzt keiner Selbstständigkeit, keiner wahren Freiheit mehr fähig, und schon lange Zeit hatte es nur durch fremde Gewalt gelenkt werden können. August III. siegte durch die kriegerische Macht seiner Verbündeten, während Frankreich es für Stanislaus fast nur bei leeren Versprechungen bewenden ließ. Aber ein sehr willkommener Anlass war es dem französischen Hofe, für die Eingriffe in die sogenannte polnische Wahlfreiheit, für die Beleidigung, die dem Könige, Ludwig XV., in der Person seines Schwiegervaters selbst zugefügt worden, an Österreich den Krieg zu erklären, um abermals, wie es schon seit einem Jahrhundert Frankreichs Sitte war, seine Grenzen auf die Lande des deutschen Reiches hin ausdehnen zu können. Die Kriegserklärung erfolgte im Oktober 1733.
Friedrich Wilhelm hatte sich früher der Verbindung Russlands und Österreichs in Rücksicht auf Polen angeschlossen, wobei ihm vorläufig, neben anderen Vorteilen, abermals jene bergische Erbfolge zugesichert war. Da es aber auch jetzt hierüber zu keiner schließlichen Bestimmung kam, so hatte er sich auch nicht näher in die polnischen Händel gemischt. Als die französische Kriegserklärung erfolgte, verhieß er dem Kaiser die Beihilfe von 40.000 Kriegern, wenn seinen Wünschen nunmehr genügend gewillfahrt würde. Aufs Neue jedoch erhielt er ausweichende Antworten, und so gab er nur, wozu er durch sein älteres Bündnis mit dem Kaiser verpflichtet war, eine Unterstützung von 10.000 Mann, welche im Frühjahre 1734 zu dem kaiserlichen Heere abging. Den Oberbefehl über das Letztere führte der Prinz Eugen von Savoyen, der im kaiserlichen Dienste ergraut und dessen Name durch die Siege, die er in seinen früheren Jahren erfochten hatte, hochberühmt war. Dem Könige von Preußen schien die Gelegenheit günstig, um den Kronprinzen unter so gefeierter Leitung in die ernste Kunst des Krieges einweihen zu lassen, und so folgte dieser als Freiwilliger den preußischen Regimentern. Kurze Zeit nach ihm ging auch der König selbst zum Feldlager ab.
Das französische Heer, das mit schnellen Schritten in Deutschland eingerückt war, belagerte die Reichsfestung Philippsburg am Rhein. Eugens Heer war zum Entsatz der Festung herangezogen; das Hauptlager des Letzteren war zu Wiesenthal, einem Dorfe, das von den französischen Verschanzungen nur auf die Weite eines Kanonenschusses entfernt lag. Hier traf Friedrich am 7. Juli ein. Kaum angekommen, begab er sich sogleich zum Prinzen Eugen, den einundsiebzigjährigen Helden von Angesicht zu sehen, dessen Name noch als der erste Stern des Ruhmes am deutschen Himmel glänzte, sowie er auch heutigen Tages noch in den Liedern des deutschen Volkes lebt. Friedrich bat ihn um die Erlaubnis, „zuzusehen, wie ein Held sich Lorbeeren sammele.“ Eugen wusste auf so feine Schmeichelei Verbindliches zu erwidern; er bedauerte, dass er nicht schon früher das Glück gehabt habe, den Kronprinzen bei sich zu sehen: Dann würde er Gelegenheit gefunden haben, ihm manche Dinge zu zeigen, die für einen Heerführer von Nutzen seien und in ähnlichen Fällen mit Vorteil angewandt werden könnten. „Denn“, setzte er mit dem Blicke des Kenners hinzu, „alles an Ihnen verrät mir, dass Sie sich einst als ein tapferer Feldherr zeigen werden.“
Eugen lud den Prinzen ein, bei ihm zu speisen. Während man an der Tafel saß, ward von den Franzosen heftig geschossen; doch achtete man