Frater LYSIR

CHAOSMAGIE - Praktische Arbeiten im Chaos und im Kosmos


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die Existenz entstand, ein Alles, aus dem alles entstand, was lebte und existent war. So entstand aus dem Chaos alles, was lebte, alles, was existierte, die Götter, der Himmel, die Elemente, speziell also Luft, Feuer, Erde und Wasser, aber auch die Erde als Materie, das Wasser als Ozean, der Tag, die Nacht, wobei hier noch einmal speziell die Finsternis thematisiert wurde, wie auch der Äther. Im weiteren Verlauf verbanden sich einzelne Paare, und hierdurch entstand das Leben. Der Tag, bzw. der Äther/Aether, die Nacht, bzw. Erebos/Erebus, was dann aber auch wieder die Finsternis ist, Erde und Meer, Himmel und Erde, Licht und Finsternis, und viele unumstößliche Gesetze, Ordnungen, kosmische Phrasen, wie zum Beispiel das Schicksal, das Alter, den Tod, der Schlaf, das Träumen, wobei hier immer wieder spezielle Entitäten betitelt wurden, wie zum Beispiel Phantasus (der Schlaf), Morpheus (der Träumer, das Träumen), Monus (Spott und Zwietracht), die Parcen, die Schicksalszuteiler (so wie die Nornen in der nordischen Mythologie, Urd [Schicksal], Verdandi [das Werdende] und Skuld [Schuld; das, was sein soll]), wobei hier eben auch Uneinigkeit, Zank, Elend, Rache, Schmerzen, Verbrechen, Lüge, Meineid, Lust, Hochmut, Blutschande, aber auch Heiterkeit, Freundschaft, Barmherzigkeit, Mitleid, und Freude in die Welt kamen. Es wurden in diesem Kontext also personifizierte Naturkräfte, genauso wie Archetypen und Charaktereigenschaften ersonnen, erkannt, in den Kosmos, in die Ordnung gerufen.

      Doch jeder wird es verstehen, dass diese Prinzipien, die in die Ordnung, in den Kosmos gerufen werden, Chaos bringen. Uneinigkeit, Zank und Elend bringen Chaos, genauso wie Rache, Schmerzen, Verbrechen, Lüge, Meineide, Lust, Hochmut, Blutschande! Aber auch Freude, Mitleid, Barmherzigkeit, Freundschaft und Heiterkeit können in einem geordneten System Chaos verursachen!

      Da es hier der Gegenpol der Ordnung ist, der Gegenpol des Kosmos, der Gegenpol des Lebens, der Materie, ist es hier wieder interessant, was man erkennen kann, wenn man dann in die kabbalistische Sichtweise wechselt, und erneut die Sphäre Daath klassifiziert. Hier muss man, im „kosmologischen Kontext“, also im Kontext der Existenzerschaffung, der Welterschaffung, das Chaos mit dem Nichts vergleichen, mit der Nicht-Existenz. Hierdurch wird man immer wieder einen Ausflug in die Kabbalah machen, denn auch hier gibt es wieder eine entsprechende Vokabel, die man sogar aus dem Alltag kennt. Es geht hier um das Wort Tohuwabohu! Es ist ein Begriff, der in der Genesis auftaucht, und dafür steht, was „am Anfang war“, bzw. was war, als die Erde erschaffen wurde, die dritte Dimension, die dritte Manifestation! Meistens wird Tohuwabohu einfach als „wüst und leer“ übersetzt, wobei man hier natürlich dann auch das Chaos selbst klassifizieren kann. Das ist schon recht interessant, dass in der Kabbalah so viel grundsätzliches Wissen existiert, nicht wahr? Nun, dies ist nicht so überraschend, denn die Hebräer waren Nomaden, und diese Nomaden haben sich letztlich sehr viele kulturelle Eigenschaften von den verschiedensten Völkern angeeignet, adaptiert, assimiliert, umgebaut oder auch weiterentwickelt. Tohuwabohu! Wenn man es Hebräer schreibt, dann hat man die hebräische Buchstabenkombination „תהו ובהו“ sodass man hier Wörter „תהו“, also „Tohu“ und „בהו“ also „Vohu“ findet, und noch das hebräische Waw „ו“, was man in diesem Kontext als va/ve sprechen kann, und einfach „und“ bedeutet. Also hat man hier wortwörtlich Tohu UND Vavohu, was dann in der Übersetzung von „Tohu (תהו)“ Öde, Wüste oder Leere lautet, sodass man sich hier auch sofort vorstellen kann, warum das hebräische Wort „Tehom“ oder auch „theomi“ in der Übersetzung „Urwasser“, „Tiefen“ und „Abgrund „heißt bzw. „abgründig“ oder auch „abgrundtief“. Die Übersetzung der Vokabel „Vohu (בהו)“ kann hier „starren“ aber auch „glotzen“ bedeuten, genauso wie „erstarren“ oder „sich wundern“.

      Wenn man dies etwas weiterführen will, hat man hier also einen „wundersamen Abgrund“, eine „erstarrte Tiefe“, also irgendwie etwas, was unbegreiflich ist, sodass man hier nur noch „in die Lehre glotzt“. Wenn man dies etwas weiterführen will, in die sumerische Mythologie, dann findet man hier auch natürlich das Chaos, wobei hier das Salzwasser und das Süßwasser, die philosophischen Prinzipien Tiamat und Apsu thematisiert sind. Es ist wichtig zu wissen, dass Tiamat und Apsu in den sumerischen Ideologien KEINE direkten Götter waren, sondern archetypische Grundprinzipien.

      Erst im weiteren Verlauf, speziellen Babyloniern wurden diese Grundprinzipien zu personifiziert in Energien, zu Göttern! Schöpfung bedeutet also, dass hier eine Kreation stattfand, eine Kreation AUS dem Chaos und irgendwie auch DURCH das Chaos und MIT dem Chaos. Und genau dies ist auch wieder die Chaosmagie! Durch das Chaos, durch die Chaosmagie wird erschaffen, aus dem Chaos, aus der Chaosmagie wird erschaffen, mit dem Chaos, mit der Chaosmagie wird erschaffen! Doch wenn etwas erschaffen wird, muss es jedoch irgendwo herkommen. Und hier sind wir schon wieder in der Sphäre Daath, im Abgrund, im Abyss, im kosmischen Schmelztiegel!

      Man kann also sagen, dass dadurch, dass der Abyss der „Schmelztiegel des Seins“ ist, sich selbst die göttliche Manifestation gebildet hat, dass sich hier also ein „göttliches Selbst“ freilegte, um sich an und in allen Möglichkeiten in der Existenz und aus der Nicht-Existenz zu entfalten! Wenn man will, kann man den Abyss auch ohne weiteres als kosmische Kaderschmiede betiteln, in der es um Wissen, Weisheit, Erkenntnis und Selbstevolution geht.

      Dies spiegelt sich auch wieder in den Namen „Choronzon“! Wenn man hier eine Übersetzung machen will, und dass ist nicht ganz so einfach, da es so viele Übersetzungen gibt, so viele Übersetzungen möglich sind, kann man hier folgende Ergebnisse erhalten:

       Choronzon:

      „Kraft/Stärke der frei geborenen Ewigkeit“

      „Edle Kraft der Ewigkeit“

      „Abyss/Loch der ewigen Kraft/Stärke“

      „Kraft/Stärke des frei geborenen Hüters“

      „Der Edle bewahrt die Kraft“

      „Hütende/Bewahrende/Sichernde Kraft/Stärke des Loches/Abyss“

      „Abyss/Loch der ewigen Kraft/Stärke“

      „Kraft/Stärke des frei geborenen Glanzes/Leuchtfeuer“

      „Edle Kraft des Glanzes“

      „Abyss/Loch der glänzenden Kraft/Stärke“

      „Glänzende Kraft/Stärke des Loches/Abyss“

      Doch alle kosmischen Möglichkeiten werden ein wenig zu viel für den menschlichen Geist sein und genau hier ist der Abyss wieder eine wichtige Grenze, eine Grenze zwischen „Form und Geist“. Choronzon ist in diesem Kontext der „Meister der Wandlung“, „Lehrherr der Transformation“ oder auch „Souverän der Transzendenz“. Wenn man sich dann aber auch die Frage stellt, wie Schöpfung überhaupt möglich ist, kann man kurz und knapp sagen, dass hier eine Art Kontraktion der eigentliche Grund war! Eine Kontraktion? Ein Zusammenziehen? Nun, wenn man sich im mystischen und religiösen Kontext auf die Entstehung des Abyss beziehen will, dann findet man wieder das hebräische (oder auch kabbalistische) Fachwort „Tzimtzum“! Der Begriff „Tzimtzum“ oder auch „Zimzum“ bezieht sich auf eine Idee des Kabbalisten Isaak Lurias, der in der Mitte des 16. Jh. die Eingebung hatte, dass der Kosmos sich durch eine „Kontraktion / Konzentration“ erschaffen hat. Hierbei ging es um ein Zusammenziehen des „göttlichen Lichtes“, eine Art des Rückzugs von der Existenz in die Nicht-Existenz, ein zyklischer Prozess, der auch wieder mit einem Mors Mystica verglichen werden kann, wenn es darum geht, dass „etwas“ seine Grundfesten reflektiert. In diesem Fall wäre es die Schöpfung selbst. In dieser Schöpfung wird dann die allumfassende, kosmische Seele „belebt“, was wiederum bedeutet, dass hier entsprechende Potenziale verteilt werden, Potenziale, die dazu führten, dass hierdurch die kabbalistischen Ideen des Ain, Ain Soph und Ain Soph Aur literarisch manifestiert wurden.

      Man könnte hier auch einfach sagen, dass die Emanation „Ain“ einfach die Nicht-Existenz ist, die kabbalistische Emanation „Ain Soph“ der „Hort der Werdung“