H.L. Thomas

Schattenkriege


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      Schattenkriege

      Band 2: Antagonista

      Deutsche Erstausgabe

      Mai 2021

      Copyright: © 2021 H.L. Thomas

      E-Mail: [email protected]

      Herausgeber: Helga Luttmann, Spillheide 77, 45239 Essen

      Lektorat & Buchsatz: Petra Weymar, www.lektorat-ps.com

      Covererstellung: Henry Damaschke, www.sheep-black.com

      Bildquellen: „Fotografin“ Jessica Durrant by Die Illustratoren;

      Umschlagfotos H.L. Thomas

      Verlag & Druck: epubli – ein Unternehmen der Neopubli GmbH, Berlin

      Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, einschließlich der Rechte der vollständigen oder teilweisen Kopie in jeglicher Form, sind vorbehalten. Eine Verwertung ist ohne vorherige, ausdrückliche Zustimmung der Autorin unzulässig.

      Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden, jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

      Inhalt

       Prolog

       Washington D.C.

       Chile

       Der rote Hof

       Hinterfrage alles

       Redaktionsschluss

       Mara

       Chile – 1974

       Klapsmühle

       Dragonstail

       Samurai – 1975

       Danelleton

       Mexiko

       Danke

       Vorschau auf Band 3: „Shine“

       »Schattenkriege« Thriller/Modern-Fantasy-Reihe

      Prolog

      Tank 1972

      Trevor Jones, genannt Tank, genoss den Wind im Gesicht, das Vibrieren des Motors unter dem Sattel und die endlos lange Straße vor ihm. Die Route führte die Küstenstraße entlang, mein Gott, war dieses Land schön. Canyon-Land – so nannte man Arizona, und der Name passte. Ein Gefühl endloser Weite und unbändiger Freiheit überkam ihn. Er hörte förmlich die hämmernden Beats von Steppenwolfs ‚Born tob e wild‘ in seinem Kopf. Easy Rider. Ja, es fühlte sich gut an. Für einen Moment vergaß er seine trüben Gedanken. Die schreckliche Zeit in Vietnam, die Trennung von Jane, die seltsamen Ereignisse, die er seit seiner Rückkehr mit ihr erlebt hatte.

      Es war knapp sechs Wochen her, seit Jane zurück in den Flieger nach Washington D.C. gestiegen war. Eigentlich wollte er nach Nebraska gehen, aber nach den seltsamen Umständen, unter denen sie die sterblichen Überreste von Janes Familie fanden, überlegte er es sich anders. Er erstand für knapp 1.000 $ eine gebrauchte 1966 Harley Davidson Electra Glide und fuhr in Richtung Süden.

      Jane war in ihr rastloses Reporterleben zurückgekehrt. Es wäre sicherlich besser, sie zu vergessen, aber das gelang ihm nicht. Sie war die einzige Frau, die er wollte, die er immer lieben würde. Versuchte er deshalb herauszufinden, welches Geheimnis ihre Vergangenheit barg? Vielleicht war das eine Ausrede. Er brauchte die Jagd, das Aufspüren von Dingen. Die Suche gab seinem Leben eine Struktur, vermutlich war das der Bulle, der weiterhin tief in seinem Inneren steckte, auch wenn das Kapitel Militärpolizei ein für alle Mal vorbei war. Wo sollte er anfangen?

      War der Tod von Janes Eltern wirklich ein Unfall? Jane selbst war in einer Art Zeugenschutzprogramm aufgewachsen. Sie hatte praktisch keine Erinnerung mehr an die Zeit davor. Es gab keine Familienfotos. Jetzt war auch ihre Pflegefamilie tot. Man konnte es durchaus Mord nennen, auch wenn irgendeine Bundesbehörde darin verwickelt war. Tank hatte seine eigenen Erfahrungen mit Vertretern von Bundesbehörden gemacht. Ihn überraschte nichts mehr.

      Jane hatte von einem Biker namens Luke Cavenaugh erzählt, den sie aus der Highschool-Zeit kannte, vielleicht war das ein Anfang. Aber wie sollte er den Mann ausfindig machen? Er hatte schnell verstanden, dass Freizeit-Motorradfahrer und Biker zwei vollkommen verschiedene Sorten Mensch waren. Janes Jugendfreund gehörte zur zweiten Sorte. Die Marauders waren ein Outlaw-Club, wie man es nannte. Diese Leute saßen nicht in Truckstops, besaßen keinen festen Standort. Sie waren harte Jungs, die ihren eigenen Weg gingen. Sie sprachen mit ihm, weil er nach einigen Wochen auf der Straße optisch kaum von ihnen zu unterscheiden war. Die Klamotten waren staubig, das Haar länger, Bartschatten, sonnenverbrannte Haut. Gegen die sengende Sonne knotete er ein Bandana um den Kopf. Die Hände zierten deutliche Ölspuren, weil er alle zweihundert Meilen die alte Harley-Glide instandsetzen musste. Die offenen Luftfilter fraßen einfach zu viel Dreck. Mit diesem Aussehen war es eher schwierig, ein Motel zum Übernachten zu finden, von einem richtigen Hotel ganz zu schweigen. Seltsam, wie schnell man außerhalb der Gesellschaft stand. In einem schmierigen Truckstop hatte ein dickwanstiger Fahrer gemeint, ihn wegen seiner Haare als Hippie anmachen zu müssen. Tank wollte keinen Ärger machen, aber dieser Typ hörte einfach nicht auf zu nerven. Als der Mistkerl ihn anfasste, reichte es. Mit der blitzschnellen Reaktion, die er als Militärpolizist gelernt hatte, packte er den Mann beim Nacken und schlug sein Gesicht auf die Tischplatte. Die Nase knackte vernehmlich, als sie brach. Tank hatte das Geld für seinen Kaffee daneben geworfen und war gegangen. Er bemerkte, wie er langsam die Haltung der Outlaws verstehen konnte. Wenn die Gesellschaft ihn nicht akzeptierte, wieso sollte er dann die Gesellschaft akzeptieren?

      Er war mit einigen Bikern gefahren. Manchmal bekam er ein Angebot, sich ihnen anzuschließen, aber er merkte schnell, dass es nicht seine Welt war. Es gab strenge Hierarchien und das war genau das, wovon er die Nase voll hatte. Er war es satt, sich sagen zu lassen, was er zu tun und zu lassen hatte.

      Alle seine Versuche, von diesen Männern etwas über die Marauders oder den Brotherhood MC herauszubekommen, waren gescheitert.

      „Da war irgendeine Scheiße unten in Mexiko“, war das Einzige, das er hörte, gepaart mit misstrauischen Blicken. Die Ausbeute war unbefriedigend. Er überlegte, über wen er noch an Informationen kommen könnte. Ein Kamerad aus seiner Ausbildungszeit fiel ihm ein: Ramon Guiterez, Spitzname El Gato. Er war schon vor mehreren Jahren nach Hause gekommen und schrieb mal davon, dass er sich einem Motorradclub angeschlossen hatte, den Los Diablos, unten in Arizona. Tank hatte beschlossen, noch einen Versuch zu machen, und jetzt war er nah dran.

      Tank schüttelte sich, das Wasser war eiskalt. Immerhin erfrischte es ihn und vertrieb die letzten Reste der Müdigkeit. Wenn alles gut ging, konnte er in drei Stunden in einem Nest namens