Jens Lämmerzahl

Das mächtigste Wort der Welt


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rel="nofollow" href="#ue036ce93-11d1-50d7-be09-6cf5f19a830a">Kapitel 61

       Kapitel 62

       Kapitel 63

       Kapitel 64

       Kapitel 65

       Kapitel 66

       Kapitel 67

       Kapitel 68

       Kapitel 69

       Kapitel 70

       Kapitel 71

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       Kapitel 88

       Kapitel 89

       Kapitel 90

       Kapitel 91

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      „Tick, tick, tick“, die Zeiger der großen Uhr über dem Eingang der Turnhalle, irgendwo in Berlin sprangen auf 12.20Uhr. An den vier Schreibtischen in Reihe und Glied bildete sich eine lange Schlange von Autogramm-Jägern. Drei Schreibtische waren voll mit dem neuesten Werk von Paul König, „Warum sterben wir?“. Er saß am vierten Tisch und gab seit fast dreieinhalb Stunden unentwegt ein Autogramm nach dem anderen. Seine Hand fing bereits an zu schmerzen. Er rieb sich seine brennenden blauen Augen und fuhr sich durch die korrekt geschnittenen schwarzen Haare. Die Sonne brannte ihm ins Genick.

      Nach drei Stunden Autogramme geben an diesem warmen Sommertag musste er nun doch den Knoten seiner blauen Krawatte lockern. Im Nachhinein musste er sich nun doch eingestehen, dass der Standort etwas ungünstig gewählt war.

      Die bunte Warteschlange aus älteren Männern und Frauen, aus Literatur-Studenten, aus Philosophie-Liebhabern und denjenigen, die bereits seine elf vorherigen Werke kannten, schien kein Ende zu nehmen.

      Eine junge, attraktive Frau schob ihm vorsichtig sein Buch zu, ganz nah an Pauls Hände. Beim Zurücknehmen ihrer Hand streifte sie Pauls Hand. Ein wohliges Gefühl durchfuhr Paul dabei. Paul schaute ihr in die Augen. „Wow, was für eine Frau“, dachte er. Paul schaute auf das Buch. Offenbar lag etwas unter dem Buchdeckel. Die Hand der Frau nahm den Buchdeckel und hob ihn so an, dass nur Paul sehen konnte, was darin lag. Paul erstarrte für einen Moment. So eindeutig wurde er noch nie zu einer Pause aufgefordert. Er nahm unbemerkt ein Kondom aus dem Buch, setzte sein Autogramm und gab der Wahnsinns-Frau das Buch. Als sie ging, warf sie Paul noch einen Blick zu, der ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Sein Blut jedoch floss in eine andere Richtung. Er verfolgte jede Bewegung der Frau, die sich Richtung Ausgang bewegte. Das leichte rhythmische Wackeln ihrer straffen und offensichtlich gut trainierten Pobacken beim Gehen, was durch das enge weiße Minikleid besonders gut zu sehen war oder das Wippen ihrer langen schwarzen, glatten Haare bei jedem Schritt. Kurz bevor sie außer Sicht war, warf sie Paul nochmal einen hypnotisierenden Blick mit ihren katzenartigen grünen Augen zu.

      „Ist alles in Ordnung?“, fragte der ältere Herr im Nadelstreifen-Anzug. Er wartete ungeduldig auf sein Autogramm. Paul setzte schnell seine Unterschrift und sprang auf.

      Paul sprach zur Warteschlange: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte um ihr Verständnis, das wir jetzt eine Pause einlegen. Es ist Mittag und ich möchte mich gern etwas stärken, so dass ich im Anschluss auch jedem von ihnen meine Aufmerksamkeit widmen kann. Aufgrund des Wetters haben wir draußen vor der Halle einen Grill und ein Buffet aufgebaut. Bitte stärken sie sich ebenfalls und lassen sie es sich schmecken.“ Ein Raunen machte die Runde. „Es ist kostenlos“, ergänzte Paul. Daraufhin drängten die Leute nach draußen. Paul setzte sich wieder hin.

      Hundert Gedanken gingen ihm plötzlich zugleich durch den Kopf:

      „Sollte ich das wirklich tun? Kann ich danach meiner Frau noch in die Augen schauen? Ok, wir hatten seit fast sechs Monaten eh keinen Sex mehr. Warum eigentlich? Ich bin viel unterwegs. Aber ist das ein Grund? Ich liebe meinen Job. Es geht uns finanziell gut. Ich habe zwei gesunde Kinder. Ach, verdammt…, ich will wieder mal Sex haben. Oh je, …, kann ich das überhaupt noch mit meinen 44 Jahren? Mein Körper sagt ja“. Paul spielte die ganze Zeit nervös mit dem goldenen Kugelschreiber, den ihm seine Frau zum vierzigsten Geburtstag schenkte. „Verdammt, ich brauche unbedingt wieder Sex“, wiederholte er den einen Gedanken. Er sprang auf und ging Richtung Toilette.

      Mit schweiß-nasser Hand öffnete er vorsichtig die Toilettentür und lunzte langsam hinein. Niemand da. Drei Kabinen, alle Türen geschlossen. Paul ging hinein. Ihn durchdrangen Angst und Erregung zugleich. Er eilte zum Waschbecken, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Paul drehte das Wasser auf schaute einige Sekunden auf sein Spiegelbild und schob dann sein Kopf unter den erfrischenden Wasserstrahl.

      Unbemerkt öffnete sich leise hinter ihm eine Kabinentür. Die Frau kam heraus. Sie ging auf Paul zu. Langsam schob sie ihre Hand zwischen seine Beine. Mit einem Aufschrei schreckte Paul hoch und drehte sich um. Dabei verletzte er sich am Wasserhahn. Etwas Blut floss an Pauls Jochbein herunter,