Jens Lämmerzahl

Das mächtigste Wort der Welt


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öffnete. Ruckartig drehte Paul sie um und erforschte mit seinen Händen ihren straffen Körper unter dem Kleid und küsste dabei ihren Hals. Beide fingen an schwer zu atmen. Ihr stöhnen und ihre Beckenbewegungen verrieten, dass sie es genauso wollte. Paul nahm ihre Pobacken fest in die Hände und bewegte ihre Hüfte kräftig vor und zurück. Erst langsam, dann immer schneller. Beide wurden dabei immer lauter. Keine Minute später fing Paul an zu schreien und die Frau hielt den Atem an und schlug auf den Spülkasten, musste dabei aber zwischendurch lautstark Luftholen. Einen kurzen Moment verharrten sie in der Stellung. Dann schob sie sich an Paul vorbei aus der Kabine, rückte ihr Kleid zurecht und zog ein kleines Notizbuch aus ihrer kleinen schwarzen Handtasche und schrieb etwas hinein.

      Sie ging zu Paul und flüsterte ihm ins Ohr: „Schriftsteller, 3 Minuten, 24 Sekunden. Jetzt fehlt nur noch ein Filmproduzent“. Sie gab Paul einen Kuss, steckte ihm noch ihre Telefonnummer zu und verschwand. „Was war das denn?“, runzelte Paul die Stirn. Dann fing er laut an zu lachen. Als er dann aber das unbenutzte Kondom aus der Hosentasche angelte, stockte ihm der Atem: „Oh, Scheiße“.

      Paul stand am Waschbecken und säuberte seine Kopfwunde, die aber nicht mehr zu bluten schien. Die Tür öffnete sich und ein alter Mann mit Gehstock kam ohne Umwege auf Paul zu.

      „Ja, ja, so eine Frau hatte ich auch mal, vor vielen Jahren“, gab der alte Mann Paul frech zu verstehen. Paul fiel der teure Maßanzug des Mannes auf. Er war so ein Lieber-Opa-Typ mit kurzem, grauen Haar, halb-glatze und modischer Brille.

      „Kann ich ihnen helfen?“, fragte Paul misstrauisch. „In einer Minute“, sagte er zu Paul und ging in eine der Kabinen. Während der alte Mann unüberhörbar sein Geschäft verrichtete, sprach er zu Paul. „Ich habe ihnen ein Geschäft anzubieten. Doch zuvor denken sie mal über ein Rätsel nach:

      Ein Mann kommt in eine Bar und bittet um ein Glas Wasser. Der Barkeeper nimmt ein Gewehr und schießt knapp am Kopf des Mannes vorbei. Daraufhin bedankt sich der Mann, legt Geld auf den Tresen und geht. Warum?“ Der alte Mann kam heraus und ging zum Waschbecken. Dabei schaute er immer wieder Paul erwartungsvoll an, wie dieser grübelte. „Bedenken sie, Herr König, dass Worte nicht wiederspiegeln, was gemeint ist“, ergänzte der alte Mann freundlich lächelnd. „Das bedeutet?“, fragte Paul völlig ratlos. „Bitte schenken sie mir draußen 5 Minuten ihrer kostbaren Zeit“, bettelte der alte Mann. „Ich möchte gern noch etwas essen. Solange können wir uns unterhalten“, antwortete Paul. Beide gingen nach draußen.

      Paul stellte sich am Buffet eine Kleinigkeit zusammen. Ein Stück Zitronentorte mit Schlagsahne, eine Bulette vom Grill und eine große Tasse schwarzen Kaffee. Dabei suchte er unauffällig mit den Augen immer wieder nach der Frau von der Toilette, doch die war verschwunden.

      Paul ging zu dem alten Mann der allein unter einem schattigen Baum saß und eine Pfeife paffte. „Was hat es nun mit dem Rätsel auf sich?“, fragte Paul nach. „Ich heiße übrigens Paul König. Und wie ist ihr Name?“, versuchte Paul es etwas aufzulockern. „Mein Name ist unwichtig“, sprach der alte Mann und kaute dabei auf seiner Pfeife. „Aber nennen sie mich Mister Nullius.“ Paul runzelte die Stirn und genoss seine Torte. „Nullius…, so wie Nemo…, also Niemand. Dann würde ich sie gern Mister Latein nennen“, scherzte Paul. Der alte Mann lachte verzückt. „Sie haben es verstanden“, frohlockte der alte Mann. Paul hielt kurz inne. „Machen wir hier Wortspiele?“, fragte Paul. Der alte Mann beugte sich zu Paul:

      „Haben sie sich schon mal gefragt, was das wohl kraftvollste oder mächtigste oder wichtigste Wort der Welt ist?“ Paul schob sich das letzte Stückchen Torte in den Mund und spülte mit Kaffee nach. Er begann angestrengt nachzudenken. „In diesem Augenblick das erste Mal“, antwortete Paul und sah den alten Mann mit großen Augen an. Paul durchfuhr ein kalter Schauer. „Was für ein Gedanke. Ein einziges Wort, das die Welt veränderte und es noch tut.“

      „Hören sie, Herr König, da sie gleich wieder Autogramme geben müssen. Ich kaufe alle ihre Bücher, wenn sie dieses eine Wort finden“. Paul verschluckte sich bald am Kaffee, als er das hörte. Er begann laut zu lachen und versuchte das Gespräch zu beenden. Paul gab ihm die Hand zum Abschied. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich denke, sie haben nen Knall“, verabschiedete sich Paul. Der alte Mann drückte ihm beim Handschlag eine Visitenkarte in die Hand, goldene Schrift auf völlig transparentem Untergrund. „Ich kann mir vorstellen, wie verrückt sich das anhören muss. Denken sie ein paar Tage darüber nach“, verabschiedete sich der alte Mann und verschwand.

      Paul war den Rest der Autogrammstunde nicht mehr bei der Sache. Er dachte nur noch über dieses seltsame Gespräch nach. Ein einziges, mächtiges Wort. Gibt’s das überhaupt?“ Gedanklich ging er alle Worte durch, die er für mehr oder weniger mächtig hielt. „Leben, Liebe, Tod, Gott, Glaube. Hatte das etwas mit den Büchern zu tun, die ich bisher geschrieben hatte?“

      Kapitel 2

      Der Haustürschlüssel klapperte im Schloss. Paul öffnete die Tür seines gemütlichen Hauses im Landhausstil. Es ist bereits 23.00Uhr als er nach Hause kam. Im Haus war es still.

      „Hallo.“, versuchte er herauszufinden ob jemand da ist. Keine Antwort. Er streifte die blaue Krawatte ab, öffnete den obersten Hemdknopf und lies sich in seinen hohen Ledersessel am Schreibtisch fallen. „Ich kaufe alle ihre Bücher“, schoss ihm immer wieder durch den Kopf. „Wohnt wohl in der Arktis und es gibt kein Brennholz mehr. Oder will er seinen Rentieren und Wichteln das Lesen beibringen?“, dachte er weiter scherzhaft darüber nach.

      Da bemerkte er leise Klaviermusik aus der oberen Etage. Paul goss sich einen Cognac ein und ging nach oben. Oben öffnete Paul eine Tür, an der ein Poster eines berühmten Klavierspielers hing. Darunter ein weiteres Poster, das eine Explosion darstellte. Sam, sein 18-jähriger Sohn saß am Klavier. Groß, sportliche Erscheinung.

      Dieselben dunklen Haare, wie Paul, ein junger Frauenschwarm eben. Er liebte das Spielen und übte es in jeder freien Minute. Ein stolzes Lächeln durchzog Pauls Gesicht. Er ging zu seinem Sohn, so dass er Paul bemerkte und setzte sich einen Augenblick daneben und hörte zu. Paul sah auf die weiteren Poster, die im Zimmer verteilt waren. Es drehte sich nur um Klavier spielen und um Explosionen. Ein einziges Poster zeigte jedoch eine sexy Blondine im knappen Bikini auf einem Bike. Paul entwich ein kleines Lächeln. Schnell verlor er sich in Gedanken. Er musste fünf Jahre zurückdenken, als sein Sohn einen Chemie-Baukasten zum Geburtstag bekam.

      Chemie, Physik und Musik waren Sams Lieblingsfächer in der Schule. An diesem Tag hatte Sam fast den Swimmingpool in die Luft gesprengt. Zum Glück waren nur alle Partygäste nass geworden. Seit diesem Tag wollte Sam später Mal Pianist und Sprengmeister werden. Sam schlug die letzte Taste an.

      „Hallo, Dad. Auch mal wieder im Lande?“ „Was hast du denn Schönes gespielt? Das war mir unbekannt.“ „Ich habe mal versucht ein Stück von Beethoven mit ein paar Klängen von Bruce Springsteen zu mischen“, sagte Sam verlegen. „Wow, …, na wenn das mal keine Schule macht in einer Zeit, in der klassisches Ballett mit modernem Style vermischt wird“, sagte Paul begeistert. „Habe lange gebraucht, um das so hinzubekommen. War ein paar Mal kurz davor das Klavier in die Luft zu sprengen", “antwortete Sam etwas genervt. Paul musste schlucken. „Nur gut, dass du es hingekriegt hast. Mache dich dann Bettfertig, es ist schon spät“, sagte Paul beim Aufstehen. Sam schaute zur Wanduhr.

      „Dad“, hielt Sam Paul am Arm fest. Paul setzte sich wieder. „Ich würde gerne mal wieder mit dir was unternehmen, wenn du Zeit hast“, sagte Sam traurig. Paul war einen kurzen Moment sprachlos und sah Sam nur an. „Was möchtest du unternehmen?“, fragte Paul etwas überrascht. „Irgendwas“. Paul nickte aufmunternd und konnte Sam ein Lächeln entlocken. „Wo ist deine Mutter?“, wunderte sich Paul. „Sie wollte mit einer Kollegin was trinken gehen“, warf Sam müde zurück und verschwand im Badezimmer.

      Auf dem Weg nach unten trank Paul sein Glas aus und füllte nach. Hinter dem Schreibtisch in der Wand aus Naturstein war ein Fernseher eingearbeitet. Paul betätigte die Fernbedienung. Der Fernseher sprang an. Er betätigte eine weitere Fernbedienung eines Recorders.

      Ein Aquarium-Programm