Ana Catarina Lopes

Das Erblühen


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ihren Kopf, um die Müdigkeit zu verscheuchen. Es gab nur eine einzige Person, die sie gemeinsam hatten. Sie riss die Augen auf. >> Nein! Er würde mich nie zurücklassen! Bist du dir sicher? << Sie steht vom Bett auf und kommt auf ihn zu.

      Er legt ihr die Hände aufs Gesicht und schaut ihr in die Augen.>> Wir waren beide zusammen, als uns eine Horde von Leoparden angriff. Er meinte, ich sollte verschwinden, so schnell wie möglich rennen, während er sich um die Leoparden kümmerte. << Er schüttelt den Kopf und es sieht aus, als würden ihm Tränen die Wangen herunterlaufen.

      Sie ahnte, was vorgefallen sein musste. Er durfte sich nicht für Patrick aufgeopfert haben. Ihr Jorge durfte das nicht gemacht haben. Das durfte einfach nicht sein. Das Leben könnte doch nicht so schrecklich zu ihr sein, wenn sie gerade die Liebe ihres Lebens gefunden hatte. Das Schicksal dürfte ihn ihr nicht entreißen, das ist nicht fair. Das darf nicht wahr sein.

      >>… Ich konnte nicht, ich bin auf das Nächsthöchste gestiegen und habe gewartet, bis die Leoparden sich verzogen hatten und ging zurück, aber das hätte ich nicht tun sollen, dort lag er blutverschmiert. Er hatte keinen Puls mehr. Ich ließ ihn dort liegen. Ich konnte nichts mehr für ihn tun. <<, beteuert er, während er Marianas Gesicht mit leichten Küssen pflastert.

      Ich sah selbst in der Erinnerung meiner Mutter, dass Patrick unaufrichtig gewesen war. Ich erkannte auch, dass dies ihrer Großmutter, die neben ihrer Tochter stand, auch nicht entgangen war, denn dann sagte sie:

      >> Ich kann erst glauben, dass er tot ist, wenn ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe! Patrick, beschreibt mir, wo sich das zugetragen hat. << Ihr Ton duldete keinen Widerspruch.

      Patricks Augen blitzen gefährlich auf. Er log auch über den Ort des Geschehens. Also war das alles eine Lüge.

      Mandy wusste jetzt, seit wann, ihre Großmutter ihrem Schwiegersohn, meinem Vater misstraute.

      >> Hattest du zu der Zeit noch deine Kräfte? <<, frage ich, um sicher zu gehen.

      Mariana schauderte und überlegte kurz. >> Ja, zu der Zeit durfte ich noch meine Kräfte benutzen, warum fragst du? <<

      >>Was für Kräfte hattest du? <<, gehe ich weiter darauf ein.

      >>Warum ist das wichtig? <<, fragt sie, während ihr die Tränen über ihre Wangen liefen. >>Ich habe ihn damals auch nicht retten können. << Mariana empfand Reue. Schuldgefühle nagten an ihr, aber sie konnte nichts dafür.

      >>Hast du ihn jemals tot gesehen? <<, versuche ich es weiter, denn irgendetwas musste ich übersehen haben.

      >> Nein. Patrick verbat es mir. << Sie atmete ein und aus.

      Was für eine nette Geste, schnaube ich in meinem Kopf.

      >>Und im Anschluss erfuhr ich, dass ich schwanger war, und gleich darauf wurden mir meine Kräfte entzogen, sodass ich nicht mehr die Möglichkeit hatte Jorge zu sehen. Ich habe es wirklich versucht, aber mit Patrick und dir? << Sie schüttelte den Kopf. >> Es war einfach nicht mehr möglich ihn zu sehen. Es wäre eine Gefahr. <<

      >> Du hattest vor Kontakt mit den Geistern aufzunehmen? <<

      Mariana nickte.

      Ich erinnerte mich an eine Passage im Hexenbuch der Warren, die Großmutter Margareth hinzugefügt hatte.

      >> Großmutter meinte, es wäre zu gefährlich, aber wenn ich eines Tages den Wunsch verspüre die Geisterwelt aufzusuchen, dann sollte ich in unser Hexenbuch schauen. Sie meinte, es wäre wichtig. Lass uns mal schauen, ob Jorge sich überhaupt dort aufhält. <<, gebe ich von mir, während ich aufstehe, um das Hexenbuch aus seinem Versteck herauszuholen.

      >> Warum sollte er sich nicht dort aufhalten, wenn er getötet wurde?! <<, fragt mich Mutter sichtlich überrascht.

      >> Hast du schon mal an Patricks Aufrichtigkeit gezweifelt? Immerhin liebt er dich genauso wenig, wie du ihn! <<

      >>MANDY! <<, schreit mich Mutter an.

      >>Es ist eine Tatsache und keine Frage! Ich meine, wir sollten den Versuch wagen. Immerhin habe ich das Recht meinen richtigen Vater kennenzulernen, da Patrick nicht mein leiblicher Vater ist und zudem noch einige Geheimnisse hat, die dich vielleicht auch nicht weiter verwundern dürften, wie zum Beispiel eine uneheliche Tochter, die nicht einmal meine Schwester ist und sie soll mir Jay ausspannen? Wie sollte ich da froh sein, Patrick als Vater zu haben? Findest du etwa nicht? Außerdem wollte ich dir sagen, dass meine Fähigkeiten sich weiterentwickelt haben. Erst aber Großmutters Magietagebuch…<<, meine ich und suche bereits darin nach dem geeigneten Spruch.

      >>Du weißt auch über Klara Bescheid? <<, fragt sie erstaunt.

      >>Seine Gedanken sind wie ein offenes Buch. Ich habe es, als wir bei Jay waren, erfahren, genauer gesagt, als er diese Frau angegafft hat wie ein … weißt du was, ich verkneife es mir. So habe ich allerdings von Klara erfahren, denn er hat darüber nachgedacht, wie sie Jay noch rumkriegen kann, wenn wir beide zusammen sind. Aber du weißt über Klara Bescheid? << Das erstaunte mich dann doch.

      >>Ja, als er sie kennenlernte, wollte er mich dazu zwingen seine Tochter als die meine anzuerkennen, damit sie mit dir das Erbe antreten könnte. Aber ich habe mich geweigert einen seiner Seitensprünge in meinem Haus zu tolerieren. Daher habe ich mir gedacht, würde er irgendwann einen Plan aushecken. Das er allerdings glaubt Jay von dir abbringen zu können, ist selbst für ihn völlig irrational. Hast du schon mal Klara gesehen? Ihr Anblick bereitet bereits Kopfschmerzen, ganz zu schweigen von ihrer Stimme. Kein vernünftiger Mensch ist in der Lage, ihr länger als eine Minute zuzuhören, denn sie hält sich wie Patrick, für etwas viel Besseres. Sie denkt sie könnte die nächste ‚Queen‘ werden! <<

      Mandy war erst sprachlos und dann erheitert und lachte dann aus vollem Halse. >>Ok, dann sieht es ja ganz danach aus, als müsste ich mich für die nächsten Jahrhunderte nicht beunruhigen. <<

      >>Was soll das heißen? << Mariana schaut mich jetzt wieder etwas genauer an.

      >>Ach nichts. <<, versuche ich sie mit einer wedelnden Handbewegung zu beruhigen und holte das Magietagebuch von Großmutter aus dem Nachtschrank. Die unterste Schublade ist dafür reserviert und mit einem Schutzzauber belegt. Ich verstecke es dort seit einigen Jahren, besonders vor Vater. Wie es sich jetzt herausstellt, war er aber gar nicht mein richtiger Vater. Na, im Großen und Ganzen eine gute Nachricht.

      >> So, das hier müsste der Spruch sein. <<

Ruf die vergangenen Seelen Wenn mein Herz dich nicht vergessen kann Selbst wenn so lange Zeit vergangen ist Mir keine Ruhe mehr geben kann So rufe ich den (Geist, aber bitte nicht aufsagen), der meine Seele bis heute noch ist Ich rufe von tiefstem Herzen, Jorge zeige dich

      >>Mutter, findest du nicht komisch, dass Sie Jorge geschrieben hat? <<

      >> Sie hat nie etwas hiervon erwähnt. << Sie streicht über die Seite. >>Ja, ich finde es seltsam. Warum sollte sie mir so etwas verschweigen? Es hat doch keinen Sinn! <<

      >> Ich sehe sehr wohl einen Sinn, sagtest du nicht einmal, Großmutter könnte in die Zukunft sehen? Also ich glaube sie hat das vorhergesehen. Obwohl ich es doch komisch finde, dass sie mir so viele Möglichkeiten gegeben hat, damit Vampire mir nicht zu nahekommen und doch, wenn es darauf ankam? Nö, dann hat sie es nicht fertiggebracht mich genau vor dem zu warnen, wer mir tatsächlich bedrohlich werden könnte. <<

      >> Was sagst du da? Ein Vampir ist dir zu nah gekommen? Hast du deinen Onyxstein nicht benutzt? <<, fragte sie mich besorgt.