Irene Dorfner

Hilferuf aus Griechenland


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      „Bleib locker, Leo. Unser Gepäck kommt schon noch.“

      „Die Busse fahren alle weg. Sieh doch, nur noch einer steht draußen.“

      „Wir brauchen keinen Bus, wir nehmen ein Taxi.“

      Leo schüttelte den Kopf über diese Verschwendung, sagte aber nichts darauf. Ursula würde sich nicht davon abbringen lassen.

      Endlich bekamen sie ihre umfangreichen Gepäckstücke, die sie die wenigen Meter bis zum Ausgang schleppten. Vor dem Flughafengebäude standen einige Taxen und nahmen das, das ihnen wegen ihres Gepäckvolumens am geeignetsten erschien. Ursula gab das Hotel in der Landessprache an, Leo war beeindruckt. Er saß hinten und betrachtete die Landschaft, die immer schöner wurde, je weiter sie sich von dem kleinen Flughafen entfernten. Hatte die Kuh eine Kette am Horn? Erst jetzt bemerkte er, dass um Vieh keine Zäune angebracht waren, sondern die Rinder an den Hörnern angebunden waren. Er musste schmunzeln, das hatte er noch nie zuvor gesehen. Dann wurde er wieder ernst. Hier irgendwo war sein Sohn. Würden sie ihn finden? Wann konnte er ihn in seine Arme nehmen? War er überhaupt noch am Leben? Er musste schwer schlucken, denn bisher ließ er diese Möglichkeit nicht zu.

      Nach zwanzig Minuten hatten sie das Hotel erreicht. Ursula hatte sich blendend mit dem Taxifahrer unterhalten. Leo war froh, dass er die lebenslustige Frau an seiner Seite hatte.

      Ursula pfiff anerkennend, als sie ausstieg und das Hotel betrachtete. Sofort stürmte ein Page auf sie zu und nahm ihnen das Gepäck ab.

      „Nobel, nobel“, rief Ursula erfreut.

      Leo ging durch die beeindruckende Hotelhalle und bekam ein mulmiges Gefühl. Das Ganze hier würde ihn ein Vermögen kosten, denn er musste anstandshalber auch die Kosten seiner Kollegin übernehmen. Das riss ein großes Loch in seine Ersparnisse, was jetzt aber nicht wichtig war.

      „Du hättest mir sagen können, was das für ein Luxusschuppen ist, dann hätte ich das eine oder andere Kleidungsstück zusätzlich eingepackt“, sagte Ursula lachend.

      Sie gingen an die Rezeption, nahmen die Zimmerkarten entgegen und verabredeten sich in einer halben Stunde am Ausgang. Leo wäre zwar lieber sofort aufgebrochen, aber Ursula bestand darauf, sich umzuziehen. In ihrem Jogginganzug, der nur für Reisen benutzt wurde, wollte sie auf keinen Fall losziehen.

      Ungeduldig wartete Leo vor dem Ausgang und er war sehr nervös. In wenigen Minuten würde er vor seiner Exfrau stehen, die er einmal sehr geliebt hatte. Vor allem brannte er darauf, Antworten auf seine vielen Fragen zu bekommen.

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