nichts gefunden, sie arbeiten alle auf Hochtouren und melden sich so schnell wie möglich. Habt ihr bei eurer Befragung in Kastl etwas herausgefunden?“
„Niemand kennt den Toten. In einem sind sich alle einig: Er ist definitiv nicht aus Kastl.“
„Dann werden wir ein Foto in die Presse geben. Grössert, übernehmen Sie das. Und Hiebler, Sie sehen sich die Vermisstenanzeigen an.“
„Ich schlage vor, ich höre mich bei Krankenhäusern und Ärzten um, welche Männer in dem fraglichen Alter verstorben sind und ordne sie den entsprechenden Beerdigungen zu. Das kann dauern, denn wir wissen noch nicht, wann der Tod tatsächlich eingetreten ist. Die Höhle hat den Verwesungsprozess ganz sicher hinausgezögert. Ich schlage vor, dass wir uns mindestens die letzten fünf Monate vornehmen.“ Leo dachte an seine Freundin und Pathologin Christine Künstle, von der er einiges gelernt hatte.
„Kein schlechter Ansatz. Hiebler hilft Ihnen, wenn er so weit ist. Grössert? Wenn Sie fertig sind, unterstützen Sie den Kollegen Schwartz ebenfalls. Und ich bin beim Chef.“
Kurze knappe Angaben. Leo liebte es, wenn jemand den Überblick behielt und wusste, was er wollte. Und diese Viktoria Untermaier war der Hammer; beruflich und auch optisch.
Die Pressemitteilung war raus. Die Vermisstenanzeigen gaben keine Übereinstimmung mit dem Toten, und auch bei den Verstorbenen und den dazugehörigen Beerdigungen gab es keine Ungereimtheiten; alle Toten wurden ordnungsgemäß bestattet. So, wie sich das gehört. Leo machte sich Gedanken darüber, wie man nur auf die Idee kommt, auf so einem Weg eine Leiche bequem und kostenlos aus dem Weg zu räumen. Und je länger er sich Gedanken darüber machte, desto mehr fand er das durchaus nachvollziehbar, denn bei seinen Recherchen hatte er herausbekommen, wie viel eine Beerdigung kostete. Das war der blanke Wahnsinn! Diese Kosten konnten durchaus eine Existenz vernichten oder zumindest die Hinterbliebenen in ziemliche Schwierigkeiten bringen. Trotz allem war diese Vorgehensweise nicht akzeptabel. Auch wenn er die Bestattungskosten als viel zu hoch ansah, konnte man eine Leiche doch nicht in eine Kiste legen und dann einfach im Wald verscharren. Das war pietät- und würdelos.
Am späten Abend kam Friedrich Fuchs völlig übermüdet ins Büro. Nach dem Kastler Forst war er in die Pathologie nach München gefahren, um der Autopsie beizuwohnen.
„Die Untersuchung der Leiche ist noch nicht abgeschlossen. Es stehen noch einige Tests an, die ich nicht abwarten konnte. Die Schlange der zu untersuchenden Proben ist lange. Wer weiß, wann unsere dran sind. Einer meiner Mitarbeiter ist in München geblieben und hat ein Auge auf unsere Probe und auch auf die Leiche.“ Fuchs ging auf Nummer sicher, denn es kam vor, dass geschlampt wurde; und Schlampereien konnte er nicht leiden. „Ich gehe davon aus, dass wir morgen früh mit dem Bericht rechnen können. Hier ist mein bzw. der Bericht der Spurensicherung.“ Er legte die dünne Mappe auf den Tisch und Viktoria griff sofort danach. Die anderen sahen ihr dabei über die Schulter. Es konnten zwar einige Fingerspuren und DNA sichergestellt werden, diese waren bei der Polizei aber nicht registriert. Allerdings war die Kiste, in die der Tote gelegt wurde und als Sarg missbraucht wurde, sehr interessant.
„Das ist eine alte Kiste der US-Army aus den 40er-Jahren, in der Waffen transportiert wurden. Es wurden lediglich einige Bretter ausgetauscht. Ich habe bei einem befreundeten Amerikaner nachgefragt, der seinerseits Verbindungen zur US-Armee hat und die haben ihm das bestätigt,“ erklärte Fuchs aufgeregt. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, mehr über diese ominöse Kiste herauszufinden, und musste einen seiner wenigen Freunde bemühen, ihm zu helfen.
„Sie meinen also, das ist eine Kiste von den Amerikanern aus dem 2. Weltkrieg?“
Fuchs nickte hektisch.
„Und wie soll uns das helfen?“ Viktoria Untermaier war enttäuscht, das war nun wirklich keine brauchbare Information. Da hätte auch genauso gut die Werbung einer Brauerei aufgedruckt sein können, das wäre ebenso hilfreich gewesen.
„Das weiß ich doch nicht. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, Spuren zu sichern und Fakten zu überprüfen. Was Sie mit den Informationen machen, ist Ihre Aufgabe. Tatsache ist, dass die Fingerspuren und die DNA nicht erfasst sind und dass der unbekannte Tote, dessen Anzugtaschen komplett leer waren, in eine Kiste gelegt wurde, die ursprünglich von den Amerikanern im 2. Weltkrieg zum Waffen-Transport benutzt wurde. Es ist noch anzumerken, dass der Anzug eine Maßanfertigung ist. Diese ist allerdings aufgrund des Materials und der Verarbeitung schon Jahrzehnte her.“
„Wer hat den Anzug geSchustert? Kommen wir dadurch an die Identität des Toten?“
„Leider nein, auch das habe ich bereits überprüft. Die Modefirma gibt es seit den 70-er Jahren nicht mehr, Unterlagen sind nicht mehr existent.“ Fuchs brauchte mit seinen Untersuchungen und den Berichten immer sehr lange, dafür waren sie vollständig und umfangreich. Die Kriminalbeamten waren enttäuscht.
„Das ist aber nicht sehr befriedigend Herr Fuchs,“ murmelte Frau Untermaier unzufrieden. Sie hatte auf mehr gehofft, denn dass sie sich nun in einer Sackgasse befanden, war ihr bewusst.
„Das weiß ich selber. Wenn Sie mir und meiner Arbeit nicht vertrauen, kann ich morgen gerne in den Kastler Forst gehen und nehme mir mit meinen Leuten nochmals alles vor.“ Fuchs war beleidigt. Diese Untermaier war ihm gegenüber immer skeptisch und kritisierte alles. Natürlich hatte er gewissenhaft gearbeitet und kontrollierte auch immer die Arbeiten seiner Mitarbeiter.
„Nein, das bringt doch nichts. Ich bin sicher, dass Sie und Ihre Kollegen sauber und ordentlich gearbeitet haben. Wenn es etwas zu finden gegeben hätte, dann hätten Sie es auch gefunden.“ Sie befand, dass es zwischendurch auch einmal angebracht war, Fuchs ein Lob auszusprechen. Auch wenn sie ihn nicht mochte, machte er seine Arbeit immer sehr ordentlich. Viktoria verglich Fuchs mit einem Wiesel, das immer hektisch um sich blickte und alles und jeden im Auge hatte. Sie war sich sicher, dass ihm nichts entging und er immer über alles und jeden Bescheid wusste. Aber dafür hatten sie Hilde Gutbrod und brauchten nicht noch ein solches Exemplar.
„Vielen Dank, Frau Untermaier. Ich werde das Lob umgehend an meine Leute weitergeben.“ Fuchs strahlte übers ganze Gesicht und verließ zufrieden das Büro. Es kam nicht oft vor, dass er ein Lob bekam. Und dann auch noch von dieser unsympathischen Frau, die immer alles besser wusste.
„Also Leute, das war’s für heute, machen wir Feierabend. Das Foto des Toten erscheint morgen. Vielleicht erkennt ihn jemand und wir kommen dann weiter. Aber für heute ist Schluss. Auf den Bericht der Pathologie bin ich gespannt. Es wäre wichtig, die Todesursache und vor allem den genauen Todeszeitpunkt zu erfahren.“
Leo konnte noch nicht gehen. Er nahm sich die Karte von Anton Weber vor und trug die Fundstelle auf seine selbstgebastelte Karte. Die Fundstelle lag genau in dem Gebiet, in dem er das Verschwinden von Alexander Binder vermutete. Ein Zufall?
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