Günther Dümler

Mords-Zinken


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von Anfang an immer nur mehr oder weniger versehentlich in die vertrackten Fälle hineingerutscht. Eigentlich ist er ja nur ein Rentner mit viel zu viel Zeit und viel zu wenig Ideen, was er damit anfangen könnte. Und so ist er, wenn er ehrlich ist, schon ein bisschen dankbar für jede Denksportaufgabe, die ihm die Ereignisse und der etwas zu voreilige Hauptkommissar Schindler geradezu auf dem Silbertablett servieren.

      Die folgende Geschichte ist durchaus nicht frei erfunden, jedenfalls nicht vollständig. Das kann sie auch nicht. Es gibt immer Erfahrungen, die ein Autor in seinem Leben gemacht hat, die auf die eine oder andere Weise in einen Roman einfließen. In die Sprech- und Handlungsweisen seiner handelnden Personen etwa. Einige der zahlreichen, unfreiwillig komischen Begebenheiten im Umfeld der fiktiven Mordgeschichte haben daher einen durchaus handfesten Hintergrund. Es handelt sich um Szenen, wie sie tagtäglich im fränkischen Alltag vorkommen. Wer kennt ihn nicht, den rundlichen, gemütlichen Typ, der oft nur so lange ausgeglichen erscheint, wie er in seiner eigenen kleinen Gedankenwelt leben darf, der aber auch heftig poltern kann, wenn er gestört wird oder den siebengescheiten Besserwisser, der alle, die zurückhaltend agieren für dumm und einfältig hält. Einige dieser realen Erfahrungen mit diesen kantigen Typen dienten dem Autor als Inspiration für die zugegebenermaßen hoffnungslos übertrieben komödiantische Ausmalung der einen oder anderen Sequenz, die der Leser zu Recht im wahren Leben so nicht erwarten würde.

      Die kriminellen Aspekte des Geschehens sind 100% reine Fiktion und haben niemals stattgefunden. Ähnlichkeiten jeglicher Art mit wahren Begebenheiten und real lebenden Personen sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt.

      Als Quelle für die Namensgebung dienten alle einigermaßen fränkisch klingenden Namen, die dem Schreiberling während der Entstehung der Geschichte begegneten. Tatsächlich sind sie vornehmlich von Grabsteininschriften, Namensschildern von Busfahrern, Kaufhausmitarbeitern oder von Todesanzeigen in der örtlichen Tageszeitung entnommen, kurzum sie stammen allesamt direkt aus dem fränkischen Alltag.

      Noch ein Wort zum fränkischen Dialekt. Er ist so vielfältig wie die Landschaft selbst. In jedem Ort wird er anders gesprochen, noch dazu wird die Aussprache oftmals von den äußeren Umständen nachhaltig beeinflusst. So drückt sich auch ein passionierter Dialektsprecher gelegentlich verständlicher aus, wenn er es mit vermeintlich gebildeten Menschen oder Personen zu tun hat, bei denen er nur geringe Kenntnisse seines eigenen Idioms voraussetzt. Bei Peter Kleinlein kann man das gut beobachten, wenn er mit „Norddeutschen“ oder mit Bürgern ausländischer Herkunft spricht. Bei Simon Bräunlein hängt die Tiefe seiner Dialektsprache oftmals vom Grad seiner Erregung ab, je ärgerlicher er ist, umso fränkischer wird er und umso weniger legt er Wert auf Verständlichkeit.

      Wie man sehr schnell erkennen kann ist das Fränkische eine sehr weiche Sprache. Damit entspricht sie ganz der Seele der Einheimischen, die sich oft durch einen schier undurchdringlichen Mantel auszeichnet, der aber nur dazu dient, einen unendlich gutmütigen, samtweichen Kern zu schützen. Ein K kommt als G daher, man unterscheidet zwischen einem harten und einem weichen B, wobei das harte eigentlich ein P wäre. Ebenso hält er es mit den Buchstaben T und D. Den Namen Theodor schreibt man also mit einem harddn D.

      Den „ou“-Laut im Wort Bou darf man sich übrigens sehr ähnlich dem englischen „ow“ in „I know“ vorstellen. Für viele Laute gibt es gar keine tauglichen Buchstaben. Als Beispiel mögen die berühmten „3 im Weckla“ dienen. Ein echter Franke würde es wohl am ehesten als „3 im Weggler oder Weggläh“ aussprechen. Daher gibt es auch in diesem Buch keine einheitliche Schreibweise für manche Begriffe. Vieles hängt eben auch von dem jeweiligen Sprecher ab. Spezielle, im vorliegenden Band verwendete Begriffe sind im Kapitel „Kleine fränkische Nachhilfestunde“ erklärt.

      Mehr zur Aussprache muss man eigentlich nicht wissen, denn die Rödnbacher gehören allesamt zu der überwiegenden Gruppe der Franken, die beim Balanceakt zwischen dem urwüchsigen Dialekt und dem Hochdeutschen einen Mittelweg bevorzugen. Sie sprechen also mehr oder weniger ein fernsehtaugliches Fränkisch, vergleichbar mit dem Ohnsorg-Platt, dem Millowitsch-Köllsch und dem Komödienstadl-Bayrisch. Es bleibt ihnen schon gar nichts anderes übrig, wenn sie von Außenstehenden verstanden werden wollen.

      Die Rödnbacher

Peter Kleinlein Rödnbacher, Hobbydetektiv
Marga Kleinlein seine stets besorgte Ehefrau
Simon Bräunlein Metzgermeister aus Rödnbach, Hersteller der 1A preisgekrönten Bratwurst
Gisela Bräunlein seine (im Sinne des Geschäfts) bessere Hälfte, das Gehirn des Betriebes
Lothar Schwarm Friseurmeister aus Rödnbach, sehr sensibel, äußerst gepflegte Erscheinung
Maria Cäcilie Schwarm, geb. Leimer Kosmetikerin aus der Oberpfalz, seit einem Jahr Lothars Ehefrau

      Die Ermittler

Erwin Schindler Kriminalhauptkommissar
Heinz Havranek Kriminalobermeister
Roland Preißler Dezernatsleiter

      Weitere Beteiligte

Johann Zeltner, genannt Hans Zeltnerbauer
Christine Zeltner, genannt Christl Seine Ehefrau
Gertrud Lämmermann, genannt Zeldners Gerdi Die Schwiegermutter des Zeltner
Harras der Hofhund der Zeltners, ein begabter Schnüffler und erfolgreicher Hilfsdetektiv
Vincenzo (Enzo) Perotta Ein ehemals charmanter Italiener und Inhaber des Ristorante da Enzo
Carmela Perotta Enzos Ehefrau und Erbin
Gianluca Barone Carmelas Bruder, Enzos Schwager
Hildegard Vitztum Was dieser Beobachterin entgeht, hat auch nie stattgefunden
Margarethe Beckgenannt Beggn Gredl Führendes Mitglied der Hundsweiber und unerschöpfliche Gerüchtequelle
Chinzia Maldini Eine Ehefrau mit einem Blick für Männer
Angelo Maldini Gemüsegroßhändler, Ehemann von Chinzia
Nina Höraufgenannt Giulia Ehemalige Bedienung im Ristorante da Enzo
Gottlieb Angerer ein ruheloser Geist
H. H. Pfarrer Ludwig Stiegler Gemeindepfarrer von St. Leonhard in Röthenbach
Nico Kollwitz Hilfsarbeiter auf dem Großmarkt

      Mitte März, 3 Wochen vor Ostern, zur Mittagszeit

      Peter Kleinlein und seine Ehefrau, die Marga, unternahmen nach dem Mittagsessen einen kleinen Spaziergang durch die Gemeinde. Das Essen war wieder sehr gehaltvoll, aber schließlich war Sonntag und da durfte sich man sich doch mal etwas Gutes gönnen, ungeachtet der kirchlich verordneten Fastenzeit. Ein paar Schritte an der frischen Luft konnten danach allerdings nicht schaden. Peter hatte seit