Sophie Lang

Violet - Dunkelheit / Entfesselt - Buch 4-5


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       Übersicht über alle sieben Bücher der Violet-Reihe:

       Impressum neobooks

      Violet - Verfolgt / Vollendet - Buch 4-5

      Von Sophie Lang

       Buch 4 - Dunkelheit

       Ist es für sie schrecklich, wenn sie uns verliert? Ihre erste, scheinbar organisierte Intelligenz… war es doch erst durch unsere Augen möglich, dass sie in der Lage war, Ihre eigene Schönheit zu sehen.

       Frei nach James Lovelock

      

       Kapitel 1

      Langsam öffne ich meine Augen. Mein Kopf brummt, als habe ihn eine Abrissbirne getroffen. Der Nebel der Ohnmacht fällt von mir ab und die Erinnerungen sind sofort da.

      Alle.

      Hope ist fürchterlich schwer verletzt. Aber sie ist am Leben. Das zählt. Denke ich. Versuche ich verzweifelt, meine Gefühle in den Griff zu bekommen.

      Das schwache Licht der Notbeleuchtung genügt, um ihn zu sehen. Den Teddy. Ein treuer Weggefährte eines jungen Mädchens, das ich einmal war. Ich versuche, mich weiter zu orientieren.

      Wie spät ist es überhaupt?

      Ich habe geschlafen. Nicht geträumt. Dieses Mal nicht. Langsam stehe ich auf. Mein Bein? Es ist geschient, sieht aus wie das Bein einer Maschine und es tut nicht allzu sehr weh. Die Schmerzmittel, bilde ich mir ein.

      Ich bin umgeben von schwachem Licht. Als die Formen um mich herum weiter Gestalt annehmen, begreife ich, dass ich alleine bin. Mich in dem quadratischen Raum befinde. Fünf mal fünf Meter. Vier Wände. Drei kalte Wände aus Beton. Eine Wand direkt vor mir aus Panzerglas. Erinnerungen verschmelzen sich mit der Gegenwart. Ich bin angekommen. Ich bin zuhause.

      Und ich richte mich auf in meiner Zelle und laufe zu der Wand aus unzerbrechlichem Glas. Ich bin barfuß und jemand hat meine Jeans und mein Top und alles andere, das ich trug, gegen ein einziges blütenweißes ärmelloses Hemd eingetauscht, das mir bis zu den Knien reicht. Die Wand aus Glas ist wie Milch. Undurchsichtig. Aber ich weiß, ich brauche sie nur zu berühren und ich kann durch sie hindurchsehen. Ich nenne es nicht Privatsphäre, sondern optimierte Versuchsbedingungen.

      Das Objekt (ich) kann ungestört von außerhalb beobachtet werden und trotzdem besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Ich berühre das Glas mit meinen Fingern. Es fühlt sich kalt an. Auf seltsame Weise vertraut.

      Dort wo ich es berühre, ist jetzt ein transparenter Kreis, der größer wird. Größer. Immer weiter, bis die Wand aus Glas durchsichtig geworden ist, bis ich alles sehen kann, was sich auf der anderen Seite befindet.

      Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Meine Finger zittern. Mein Körper bebt.

      Die Zelle gegenüber ist nicht leer.

      Sie war nie leer gewesen, solange ich hier war. Als ich noch ein Kind war. Ich stehe zwei Meter von ihr entfernt, lediglich durch zwei Trennwände aus Glas getrennt.

      Unzerstörbare Scheiben.

      Asha.

      Sie steht dort, hat ihre Hand fest auf ihre Wand gepresst.

      Wir sind uns so ähnlich. Bis auf ihre Haare. Sie sind noch immer violett gefärbt. Ich weiß, sie könnte mich nicht hören, wenn ich etwas sagen würde.

      Und.

      Sie hat sich verändert.

      Ist erwachsener geworden. Größer? Kann das sein? Schlanker. Jesse hatte recht. Sie hat abgenommen. An ihr war doch sowieso nie viel dran.

      Ich kann die Ausläufer eines Tattoos um ihr Bein herum erkennen.

      Endlich.

      Habe ich sie wieder gefunden.

      Ich habe mein Versprechen gehalten.

      Ich lächle. Und dann.

      Asha sieht mich an, verzerrt ihr Gesicht zu einer abscheulichen Grimasse. Funkelt böse.

      Was?

      Sie nimmt ihre Hand von der Scheibe, das Panzerglas läuft an, dann ist sie verschwunden.

       Kapitel 2

      Asha?

      Was?

      Was ist mit ihr?

      Ich ziehe meine Hand von der Scheibe zurück. Ziehe mich zurück in meine Zelle, auf mein altes Bett. Will mich weiter zurückziehen, an einen Ort, an dem wir uns alle sicher fühlen könnten.

      Ich weiß, diesen Ort gibt es nicht. Nicht in dieser Welt. Vielleicht an einem Ort in meinem Innern. An einem Refugium, das niemand außer mir aufsuchen kann.

      Aber ich finde keinen Zugang.

      Endlich habe ich Asha gefunden. Mein Versprechen eingelöst. Aber sie haben etwas mit ihr angestellt. Komme ich vielleicht zu spät? Und was soll ich ausrichten? Ich sitze in einer Zelle aus Beton und Panzerglas gefangen und kann nur darauf warten, was als nächstes passiert. Was mit mir, mit uns allen als nächstes geschieht.

      Meine Gedanken drehen sich wie ein Karussell und ich sehe die Menschen, die…? Die ich liebe.

      Hope, Jesse und mein altes Team.

      Und Adam. Natürlich.

      Wo sind sie alle geblieben, frage ich mich und ich hoffe verzweifelt, es geht ihnen gut. Asha, meine liebe Zwillingsschwester, ich hoffe auch für uns, dass wir einen Weg finden.

      Irgendwie schaffe ich es, meine Augen zu öffnen und stelle erstaunt fest, dass sie bereits offen sind. Ich habe tatsächlich geträumt, mit offenen Augen.

      Das Zimmer, meine Zelle, materialisiert sich, nimmt wieder Formen und Konturen an. Ich sehe mich aufmerksam um, ungetrübt durch die inneren Bilder und Gefühle, die meinen Sehsinn schwächten. Ich kann nicht wirklich sagen, was sich in den Jahren meiner Abwesenheit verändert hat. Der Teddy ist der alte, ist meiner. Definitiv.

      Aber der Rest?

      Ein ovaler, futuristischer Tisch und zwei geschwungene Stühle. Ein Regal aus Metall, in dem Bücher stehen sollten, das aber leer ist. Verlassen wirkt.

      Ich befinde mich im Hier und Jetzt, in diesem Augenblick. Dort, wo sich Vergangenheit und Erinnerungen, die Zeit und die Ewigkeit für einen Moment berühren.

      Ich bin jetzt gerade auf das Wesentliche eingestellt. Und da kommt mir ein Gedanke. Ich sollte etwas anderes anziehen. Unbedingt. Etwas, das nicht wie ein zu groß geratenes OP-Hemd an mir herunterhängt. Seit der Wiedergeburt in Kristens Haus habe ich so viel erfahren. Ich wurde gelöscht, war ein anderer Mensch oder doch ich selbst?

      Es ist seitdem so viel passiert und ich? Ich muss aufhören, in Bruchstücken zu denken, beginnen, endlich längere Sätze in meinem Kopf zu formen. Aber ich bin nicht sicher, ob ich dazu schon in der Lage bin. Mein ganzes Leben besteht aus Bruchstücken.

      Ich habe Bedürfnisse in mir kennengelernt, die ich zuvor nie erahnen konnte. Ich bin Freija, die Göttin der Liebe und die des Todes, und ich bin eine Frau mit Bedürfnissen und will endlich einmal wieder gut aussehen, gut duften, mich mit Seife waschen!

      Ich fixiere die schmale Tür neben dem Bücherregal, weil ich weiß, dass sie in den kleinen Nebenraum führt, wo sich das Bad und Anziehsachen befinden müssen. Wenn sich dort nichts verändert hat, wenn ich alles richtig rekonstruiere,