U. Kirsten

Das Regenbogen - Prinzip


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sind tendenziell wesentlich sozialer, mitfühlender bei ihren Entscheidungen. Wie oft kommt es vor, dass Frauen auf der Ebene der Gefühle kommunizieren und Probleme entsprechend anbringen und die Männer logisch, rational antworten und gar keinen Grund für emotionale Aufregung sehen. Eine Frau hat damit jedoch keine ausreichende Antwort und damit Beachtung ihres Themas gefunden. Wieder reden wir unbewusst aneinander vorbei, weil wir unseren Gegenüber in seinem Verhaltensmuster nicht richtig verstehen.

      Man geht davon aus, dass unsere Persönlichkeitsstruktur stark verankert und seit unserer Kindheit geprägt ist. Wir sind in unserem Element, wenn wir nach diesem vordefinierten Muster agieren können. In Zeiten der Entspannung und Erholung wählen introvertierte Menschen Strandurlaube auf einer einsamen Insel und nehmen einen großen Stapel Bücher mit. Der extrovertierte Typ wiederum muss unterwegs sein, auf Entdeckungsreise. Er ist ständig auf der Suche nach neuen Anregungen und liebt und sucht die Gruppe.

      Andererseits können wir sehr wohl unser Muster „dehnen“ und Fertigkeiten und Gewohnheiten entwickeln und ausbauen. Dies erfordert von uns jedoch meist mehr Energie, als wenn wir uns in unserem ureigensten (Verhaltens-) Muster befinden.

      Kein Verhaltenstyp, kein Mensch steht über dem anderen. Alle haben ihre Stärken. Durch unsere unterschiedlichen Veranlagungen ergänzen wir uns und wachsen gemeinsam. Dies gilt für unsere Partnerschaft, unsere Freunde, das Team auf der Arbeit und auf so vielen anderen Gebieten unserer Gesellschaft. Verständnis für uns selbst und für andere führt zu besserer Kommunikation und zu mehr Harmonie. Unverständnis und Blockade wird durch gemeinsames Wachstum ersetzt. Jeder Mensch hat andere Veranlagungen und Potentiale. Wichtig ist, dass wir uns dieser, unserer Einzigartigkeit, bewusst sind, um unserem Lebensglück ein Stück näher zu kommen. Verstärke Deine positiven Besonderheiten, mit denen Du in der Lage bist, Dich und Deine Umwelt glücklicher zu machen.

      Wenn Du Deine vermeintlichen „Schwächen“ kennst, wenn Du verstehst wie und weshalb Du in bestimmten Situationen entsprechend reagierst, dann hast Du es auch in der Hand, Deine Verhaltensmuster, Deine Gewohnheiten langsam und kontinuierlich in eine neue Richtung zu lenken.

      Wenn Du die Selbstliebe Deines Herzens, mit der Bewusstheit, der Schärfe Deines Geistes verbindest und Deine innere Leidenschaft zusätzliche Energie, Entschlossenheit und Beharrlichkeit freisetzt, dann werden sich die wirklichen positiven Potentiale Deiner Persönlichkeit entfalten. Du begibst Dich auf den Weg der eigenen Selbstentfaltung und Verwirklichung.

      Lasse los

      Hast Du einmal das Glück erlebt, auf den Wellen zu reiten. Es ist ein einmaliges Gefühl, wenn Du Dich der Energie des Meeres hingibst. Und das Leben ist wie das Meer. An schönen, sonnigen Tagen ist es ruhig und besonnen. Tagelang rollen nur seichte Wellen an den Strand. Aber der Wellenreiter wird langsam unruhig. Das Leben wird zum Trott. Es spielt sich ein und wird zur Gewohnheit. Und dann ändern sich das Leben und das Wetter. Wolken ziehen am Himmel auf und das Meer wird unruhig. Der Wellenreiter spürt die Unruhe in sich. Er überwindet die innere Angespanntheit. Er steht am Strand, sein Board in der Hand und schaut auf die Wogen, die sich vor ihm aufbauen. Er ist unsicher, ob er an diesem Tag reif für das Meer, für das Leben ist. Dann trifft er eine Entscheidung. Er rennt in die Brandung. Ein eiskalter Schwall lässt seinen Körper vibrieren. Er lässt sein Surfbrett auf die Wasseroberfläche gleiten, legt sich bäuchlings darauf und beginnt aus Leibeskräften zu paddeln. Er möchte hinter die Brechungslinie der Wellen kommen. Kommt eine Welle, dann lässt er sich vom Brett gleiten und taucht unter der Welle hindurch und nimmt ihr die Kraft, ihn an den Strand zurückzutragen. Und dann ist er hinter der Linie, an der das Meer auf den sandigen Meeresuntergrund trifft, welche durch die Kompression der Wassermassen die Wellen erzeugen.

      Wir setzen uns auf unser Brett und schauen auf das weite Meer, wann es für uns die nächste Welle bereithält. Diese Augenblicke haben eine tiefe, innere Beschaulichkeit. Wir sind eins mit dem Leben. Wir sind eins mit dem Wasser, dem Himmel und der Sonne, die über uns brennt. Nach Minuten sichten wir ein beginnendes Kräuseln am Horizont. Es rollt etwas auf uns zu. Eine gigantische Kraft spannt sich unter der glatten Haut des Wassers, bereit zum Sprung. Wir legen uns auf unser Board und mit schneller werdenden Paddelschlägen nehmen wir Fahrt auf. Wenn die Welle auf unserer Höhe ist, gilt es, die gleiche Geschwindigkeit zu haben. Wir schnellen aus dem Wasser. Unsere Füße suchen zwischen unseren Händen Halt auf der rau gewachsten Oberfläche des Boards. Es ist nur eine Sache von Sekunden, in der nur unsere Intuition und unser körperliches Geschick zählen. Aber auch unser Geist kann uns, mit unserer inneren Anspannung und Verbissenheit, vom Gelingen abhalten. Eine Unaufmerksamkeit und wir werden mit einer immensen Wucht durch die Luft geschleudert. Wir tauchen in die wirbelnden Wassermassen ein. Wir verlieren vollständig die Kontrolle und wissen nicht mehr, wo oben und unten ist. Die kraftvollen Elemente beherrschen uns komplett. Gefühlte Minuten verstreichen, in denen wir hoffen, dass jemand die „Waschmaschine“ anhält. Irgendwo wirbelt mit brachialer Gewalt unser Surfbrett, mit einer Gummischnur an unserem Fuß befestigt, um uns herum. Schützend halten wir die Hände um unseren Kopf, um den eventuellen Schlag dieses Geschosses abzufedern.

      Dann lässt das Wirbeln nach und die Welle hat sich Richtung Strand gerollt. Es ist Zeit, aufzutauchen und das Leben trägt uns wieder an die Oberfläche. Wir lassen uns nicht entmutigen und unsere Sehnsucht lässt uns wieder die Wellen durchtauchen und auf unsere nächste Gelegenheit warten. Als wir diesmal mit der Welle auf derselben Höhe sind, haben wir alle Ängste hinter uns gelassen. Wir lassen los und konzentrieren unsere positive Aufmerksamkeit auf den jetzigen genialen Augenblick. Nichts ist in diesem Wimpernschlag, in dieser Sekunde wirklich wichtig, außer diese tiefe, gefühlte Verbindung, diese Einheit mit dem Meer. Wir vertrauen auf uns und das Leben. Wir sind nicht bei den vielen Eventualitäten des Scheiterns, sondern im Hier und Jetzt, welches uns das Adrenalin durch die Adern jagt. Jetzt ist der Moment. Wir finden den richtigen Halt und werden eins mit unserem Surfboard. Dieser Augenblick lässt uns unsere tiefe innere Ausgeglichenheit und Balance spüren, mit der wir jede kleine Erschütterung während unserer rasanten Fahrt ausgleichen. Es ist dieser gigantische Augenblick und wir rasen den Wellenkamm hinab. Ein vibrierendes Glücksgefühl erfasst unseren Körper und unsere Seele.

      Wahre Meisterschaft haben wir in der Kunst des Lebens erlangt, wenn wir, wie ein Wellenreiter, mit einer tiefen inneren Ruhe und Harmonie, im Sein verhaftet, die Dinge kommen und gehen sehen. Unsere, uns selbst flutende Selbstliebe, öffnet unser Herz und unsere Seele für die Welt und die Menschen. Unsere Seele wird zu einem Hafen für uns selbst und für die anderen Menschen. Wir ziehen die Liebe und Schutz suchenden Schiffe an, wenn die Stürme des Lebens ihre Takelage zerzaust hat und sie Proviant und Liebe für die weiten Fahrten zu anderen Kontinenten aufnehmen wollen.

      Die Gelassenheit hatten wir als Kinder und sie verließ uns, als wir uns dem Ernst des Lebens stellten. Erst wenn wir die Erfahrungen des Lebens sammeln, wenn wir merken, dass unsere Verbissenheit als Erwachsene uns bei der Realisierung unserer Träume keinen Schritt näher bringt, beginnen wir langsam erneut, das Loslassen zu erlernen. Als Jugendliche zogen wir aus, gewappnet mit der Ahnungslosigkeit, mit überschäumenden Träumen und der maßlosen hormonellen Energie junger Fohlen. Die Welt lag zu unseren Füßen und der Horizont entflammte unsere Sehnsucht, das Leben zu kosten, zu probieren, Wir wollten nie das Sisyphos – Joch unserer Eltern übernehmen. Unsere Ohren waren verschlossen für die vermeintlichen Weisheiten der Alten. Wir wollten und mussten die Erfahrungen des Lebens selbst einatmen. Aufgeschlagene Knie vom Hinfallen und die vielen kleinen Fältchen, die uns die Sorgen und Ängste des Lebens ins Gesicht geschnitzt haben, sind der Wegzoll, den uns das Leben für die gemachten Erfahrungen abgerungen hat. Das Leben hat uns gelehrt, dass es sich nie kontrollieren lässt. Das Leben ist wie das Meer oft ruhig und sanft und dann türmen sich wieder seine meterhohen Wellen vor uns auf, um uns vermeintlich in seine dunklen und kalten Tiefen hinab zu ziehen. Glaubst Du wirklich, Du bist der Herr Deines Lebens und Du kannst alles kontrollieren. Dann warte auf Deinen nächsten Tsunami. Jeden erwarten im Leben Stürme, Orkane, Hurrikans. Sie werden Dich Demut lehren, wenn sie Dich all Deiner im Kontrollwahn angesammelter Besitztümer berauben, mit geschundenem Körper und verwirrter Seele wieder an Land ausspucken. Die Götter haben Prometheus an den