Victor Dahms

Lichter aus und Kerzen an


Скачать книгу

Reicher war nicht dabei.

      Ludwig Thoma

      Nur noch dreimal

      Glühwein trinken Plätzchen backen

      Würstchen essen Päckchen packen

      Und durch alle Läden rennen

      Nur noch viermal pennen!

      Abends mit den Eltern skypen

      Das Menu schon vorbereiten

      Sei’s mit Gänsen, sei’s mit Hummern

      Nur noch dreimal schlummern!

      Kinderaugen sehnlich schmachten

      Im Akkord die Metzger schlachten

      Und die Kirchen voll mit Schafen

      Nur noch zweimal schlafen!

      Schnell noch in das Kaufhaus eilen

      Duschen und die Nägel feilen

      Zweimal gab es heut schon Krach

      Einmal werden wir noch wach!

      Victor Dahms

      Warum ist Weihnachten so schön?

      Warum aber ist das Weihnachtsfest so schön? Ist es die Kinderfreude, die reinste und unschuldigste der Welt, welche ihm diesen zauberhaften Reiz gibt? Sie ist es wenigstens nicht allein. Denn es knüpft sich ein tiefer Sinn an die heitere Erscheinung, und bei dem denkenden Menschen paart sich ein gewaltiger Ernst mit dem freudigen Gefühl.

      Wir feiern die Geburt eines Erlösers, eines Befreiers, welchen ein einst mächtiges und großes Volk auf dem langen und traurigen Wege zu seinem Untergange geahnt, erseht, erfleht hatte, mit aller Kraft seiner Seele. Aus der ägyptischen Sklaverei waren die Juden befreit worden, aber in eine schlimmere geraten, weil sie aus dem neuen Boden nicht neues Leben zu saugen vermocht und das Zerbrechen des äußeren Jochs sie nicht innerlich frei gemacht hatte. Unter einer verdummenden Priesterschaft waren sie stumpf und marklos geworden und der römischen Weltherrschaft hoffnungslos anheim gefallen. In ihnen wohnte nicht mehr die Kraft, sich zu befreien, deshalb hofften sie dieselbe von außen, durch ein Wunder, einen Heiland.

      Der Heiland ward geboren, fand das Zauberwort, vor welchem die alte knechtende Satzung ohnmächtig dahin sank und eine neue Welt sich erhob. Er war Befreier auf dem Gebiete des Staates, des Lebens und der Gesellschaft. Seine Lehre von der Bruderliebe und Gleichheit war auch für die Erde berechnet und seine „Feiheit“ hieß: Freiheit von der knechtenden Priestersatzung und von römischer Unterjochung. Knüpft sich also an Weihnachten das Erinnerungsfest der Befreiung und der Geburt einer neuen Zeit, so vereint sich damit noch das Bewusstsein der Allmacht des Menschengedankens, der unangreifbar und unzerstörbar ist.

      Christus ward als Verbrecher gerichtet, aber aus dem Grabe stieg zwar nicht sein Körper, sondern sein Geist empor und vollendete seine Sendung. Man hatte die Form zerschlagen, um ihren Inhalt desto freier, desto wirksamer zu machen. Mischt sich da nicht mit der Weihnachtslegende eine erhebende Mahnung, auszuharren auf der Bahn des Kampfes für den Fortschritt, für die Freiheit, für die Brüderlichkeit? Muss nicht das spießbürgerliche: „Wozu sollst du dich quälen und dir noch Verdruss und Feinde machen? Es nützt ja doch nichts“ verstummen auf ewig?

      Nein, kein Gedanke geht verloren in der weiten Schöpfung, keine ausgesprochene Idee ist vergebens da gewesen. Man kann den Menschen moralisch oder körperlich vernichten, man kann die Blätter und die Bücher, die er geschrieben, verbieten, verbrennen, einstampfen, den Geist des Menschen, den Inhalt seiner Schriften, kann man nicht vernichten, er wirkt fort, und die Unsterblichkeit unseres Tuns und Strebens beruht eben in dem Bewusstsein, dass wir in keinem Falle vergebens gewirkt haben.

      Robert Blum

      Weihnachten …

      Kinderfreude, heil’ger Glanz!

      Du strahlst in unsre Herzen ganz,

      Du machst uns wieder Kindern gleich,

      Und unser ist das Himmelsreich.

      Wir suchen Freude allezeit.

      Doch oft umgibt uns Traurigkeit.

      Die Menschheit strebt mit ganzem Sinn

      Nach Glück und Freude sehnend hin.

      O schönes Bild, sei Wirklichkeit!

      O Welt, sei endlich doch befreit!

      O Erde, sei das schöne Haus,

      Drin Friede gehet ein und aus!

      Noch ist sie’s nicht, noch gibt es Streit.

      Doch sieh, es tagt die bessre Zeit!

      Fühl erst in dir ihr Glück und Heil,

      Dann wird sie auch der Welt zuteil.

      Gustav A. Wislicenus

      … demnächst in Düren

      Fast ist es so wie jedes Jahr.

      Ich will hier nur erwähnen:

      Der braten ist nicht richtig gar

      Die Messe ist zum Gähnen

      Und auch mein Schwiegerelternpaar.

      Sie sind aus Hückeswagen

      Und haben es am Magen.

      Der Lichterglanz von RWE,

      Der Rotwein kommt vom ALDI.

      Dann stapf ich frierend durch den Schnee

      Mit meinem Dackel Waldi.

      Bevor ich nachher Fernsehs eh

      Da brauch ich noch Bewegung

      Und keine Weihnachtsregung.

      Zu Hause lass‘ ich Frau und Kind

      Mit meinen Schwiegereltern

      Die morgen eingeladen sind

      Bei ihrem Sohn in Keltern

      Mit Onkel Paul aus Schwäbisch Gmünd

      Da gibt es Sauerbraten

      Mit Nudeln und Salaten

      Es war fast so wie jedes Jahr

      Bei uns zu Haus in Düren.

      Doch als ich auf der Straße war

      Und führ‘ den Hund spazieren,

      Kommt eine Frau mit schwarzem Haar,

      Ein Säugling in den Armen

      Es war zum Gott Erbarmen.

      Ihr Kind, so hat sie mir erzählt,

      Sei diese Nacht geboren.

      Sie sei vom Herrgott auserwählt

      Der sie zum Weib erkoren,

      Doch sei sie nicht mit ihm vermählt.

      Ein Wunder sei geschehen:

      Sie kriegte gleich die Wehen!

      Nun da sie keine Bleibe hat

      Und nichts vom Vater höre

      So fragt sie mich, wo in der Stadt