Maik Ottleben

Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.


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auf der Weide im strömenden Regen, kurz nachdem der Blitz zwischen uns eingeschlagen hat.

      Aber selbst wenn mein Kunde sich einer der zugegebener Maßen wenigen Sprachen bedient, die ich beherrsche, weiß ich noch immer nicht, ob er nun mit mir oder dem Generalsekretär der Vereinten Nationen am anderen Ende der Leitung gesprochen hat.

      Ob sich Ban Ki-moon wohl Zigaretten von der Tankstelle mitbringen lässt?

      Spricht er überhaupt deutsch?

      Wieso sollte er sich seine Zigaretten aus Kassel nach New York mitbringen lassen?

      Fragen über Fragen, die der Klärung bedürfen.

      Aber ich schweife ab.

      Kunden sind in der Regel immer in Eile und wahrscheinlich aus diesem Grund auch immer sehr ungehalten, wenn sie ihre Bestellung an mich direkt gerichtet nun wiederholen müssen. Nicht selten fallen dann auch Worte, die vollkommen unnötig gewesen wären, wenn man den Herrn Generalsekretär für wenige Sekunden vertröstet hätte - ich bin mir fast sicher, dass sowohl er, als auch der Durchschnittstelefonierer am anderen Ende dafür Verständnis aufbringen.

      Da die meisten der telefonierenden Kunden noch während der Bezahlung bereits wieder tief in ihr Gespräch versunken sind und sich in der Regel auch gleich mit samt ihrer Käufe in Richtung Ausgang abwenden, erspart mir dies zumindest das "Danke und auf Wiedersehen".

      Mein Chef meint ohnehin, ich solle Kunden nicht so oft belügen.

      In ganz wenigen Ausnahmefällen ist es dann allerdings schon vorgekommen, dass plötzlich das Gespräch beendet wurde und man sich wieder an meine Anwesenheit erinnerte. Da wurde mir dann auch schon einige Mal vorgeworfen, wie unhöflich ich gewesen sei, weder bitte noch danke gesagt zu haben und überhaupt den Kunden völlig desinteressiert behandelt zu haben.

      Was soll ich sagen?

      Früher habe ich versucht, mit den Kunden über ihr eigenes Verhalten zu reden, heute entgegne ich eigentlich nur noch: "Wer hat denn damit angefangen?" und greife dann zu meinem Festnetztelefon, um so zu tun, als würde ich ein Gespräch führen.

      Erstaunlich, wie oft mancher Kunde dann plötzlich die Gesichtsfarbe wechselt und ohne ein weiteres Wort zu verlieren einfach geht...

      Leider haben sich Mobiltelefone in den letzten Jahren stetig weiter entwickelt und zu den Dauertelefonierern sind zwei neue Unter-Gattungen des "Homo sapiens mobiltelefonis" hinzugekommen - der "Homo sapiens mobiltelefonis shortmessages" und der "Homo sapiens mobiltelefonis extremmusicus".

      Während der eine mit schöner Regelmäßigkeit gegen unsere Zapfsäulen, die Eingangstür oder Regale rennt, erfreut der andere uns mit lauter, meistens extrem misstönender Musik aus winzigen Handy-Lautsprechern, die jedoch bis zum maximalen Anschlag ausgelastet werden.

      Während ich ja für Telefonate mit den Vereinten Nationen noch ein wenig Verständnis aufbringen kann, endet dieses leider direkt bei Textnachrichten. Tragischer Weise sehen dies vor allem jüngere Leute meist anders und sind dementsprechend weder in der Lage mich anzuschauen, noch ihr Wechselgeld zu kontrollieren, da dies einen Zeitverlust von mehreren wertvollen Sekunden bedeuten würde. Diese Zeit könnte durchaus zum Tippen von dutzenden Zeichen einer Nachricht genutzt werden. In der heutigen, schnelllebigen Zeit reden wir hier schon fast von Ewigkeiten.

      Ich gestehe, manchmal in Versuchung zu kommen, den entsprechenden Kunden zu wenig Wechselgeld herauszugeben - selbstverständlich nur um zu testen, ob sie es überhaupt bemerken würden. Leider bin ich zu ehrlich für solche Spiele.

      Ich bin mir aber sicher, irgendwann die Erlaubnis zu bekommen, zumindest die Bilder unserer Videoüberwachung in der Vorweihnachtszeit als Best-of-DVD auf den Markt bringen zu dürfen. Das dumpfe Geräusch des Einschlags, wenn wieder einmal jemand gegen die Frontscheiben gerannt ist, weil er den Eingang verfehlt hat, klänge in Dolby-surround sicherlich grandios.

      Seit Mobiltelefone Musik abspielen können, werden mir sie zusehends unsympathischer.

      Natürlich habe ich auch diverse Musikstücke auf meinem Smartphone und höre diese, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Ich benutze dabei allerdings eine recht günstig zu erwerbende Zusatzhardware - die Kopfhörer - und in Geschäften ziehe ich sie der besseren Verständigung mit Mitmenschen halber aus den Ohren.

      Ich bin mir sicher, dass viele meiner Mitmenschen meinen Musikgeschmack nicht teilen und empfinde es deshalb als unhöflich, ihnen meine Lieder per Lautsprecher aufzudrängen. Ich stelle mir dann vor, jemand würde die komplette Hitliste der volkstümlichen Hitparade neben mir abspielen und ich müsste das ertragen - nein, wahrlich kein schöner Gedanke, so leid es mir tut, das sagen zu müssen, Herr Silbereisen...

      Scheinbar gibt es viele Menschen, die nach der Anschaffung des teuren Mobiltelefons aber leider nicht mehr genug Geld hatten, um noch Kopfhörer zu kaufen. Diese Kunden stehen dann vor mir an der Kasse und aus ihrem Micro-Möchtegern-Ghettoblaster tönt die Musik so laut, dass es in den Ohren schmerzt - vor allem, wenn man hört, welche Qualität die Musik dann meist nur noch hat.

      Oft bedarf es mehrerer Aufforderungen meinerseits, bis der Handybesitzer seine Lärmbelästigung endlich herunterfährt, was dann wiederum zur Folge hat, dass meine eigene Stimme übermäßig beansprucht wird, um das nervige Gequietsche aus dem Handy zu übertönen.

      Viel lieber sind mir dann doch die Kopfhörerträger. Sie können mich zwar in den meisten Fällen nicht hören, da die Herausnahme der Stöpsel aus den Ohren wahrscheinlich viel zu viel Arbeit bedeuten würde, aber dafür ersparen sie mir im Gegenzug genau wie die Dauertelefonierer jegliche Zwangskonversation, was meine zwischenmenschlichen Aktionen mit dem Kunden auf ein Nicken beschränkt.

       Wie konnte der Mensch vor der Erfindung des Handys überhaupt jemals den evolutionären Schritt hin zum aufrechten Gang schaffen - so ganz ohne App?

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