Reinhold Vollbom

Grüße von Charon


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die beiden machen einen Krach wie eine ganze Fußballmannschaft.« Schnaubend eilte er zur Wohnungstür und riss diese ärgerlich auf. Dann schimpfte er wutentbrannt auf die Mutter ein. »Können Sie wenigstens nicht einmal im Hausflur etwas leise sein?!«

      Kommissar Palmut blickte an Burkhard Deckner vorbei und sah in das überraschte Gesicht eines Kleinkindes, das einen Teddy im Arm hielt.

      Plötzlich nahm der Kleine die Hand vor den Mund, so dass man seine Lippenbewegungen nicht sehen konnte, und sprach: »Das war ich. Mein Freund kann nichts dafür.« Hierbei ließ er den Teddy einige Bewegungen ausführen, als hätte dieser die Worte gesprochen.

      Auf dem Gesicht des Kriminalbeamten breiteten sich Schmunzelfalten aus.

      Burkhard Deckner hingegen schnaubte noch eine Verwünschung und schloss dann lautstark die Tür.

      Kommissar Palmut wandte sich wieder den anderen zu. Während er sich umdrehte, tauchte urplötzlich ein Funkeln in seinen Augen auf. Sein Blick verlor sich irgendwo in der Ferne. Abwesend sah er sekundenlang ohne jede Bewegung geradeaus.

      »Was ist, Herr Kommissar?« Bert Röbbert sah den Beamten verständnislos an. »Ist Ihnen schlecht? Warum starren Sie eigentlich so meine Hand an?«

      Jetzt fiel dem Kommissar auf, dass sich sein Blick gesenkt hatte. Ohne hierbei bewusst die Umgebung wahrzunehmen. Schlagartig war er in der Wirklichkeit zurück. Der erste Eindruck, den er wieder willkürlich wahrnahm, war die rechte Hand von Bert Röbbert. An dem Ringfinger strahlte ein großer schwerer Diamantring.

      »Herr Röbbert«, forderte der Kommissar sein Gegenüber auf, »was ist das für ein teures Exemplar, das Sie dort am Finger tragen?«

      Irritiert sah der Angesprochene auf seine rechte Hand. »Ein Ring. Was ist daran so seltsam? Wollen Sie sich mit mir über Schmuck unterhalten oder den Täter fassen?!«

      »Machen Sie das Schmuckstück ab, wenn Sie Handschuhe überziehen?«

      »Warum sollte ich?«

      Wieder hielt der Kommissar für mehrere Sekunden in seiner Bewegung inne. Gleich darauf sah er sich nach dem Telefon um und entdeckte es auf einem Ecktisch, neben der Tür. Er nahm den Apparat von dem Anrufbeantworter herunter, auf dem er stand, und öffnete mit einem kurzen Fingerdruck die Klappe des Gerätes.

      »Herr Kommissar«, Burkhard Deckner sah den Beamten ernst an, »wollen Sie uns nicht erklären, was es so geheimnisvolles in der Wohnung gibt?«

      Kommissar Palmut atmete einmal tief durch, bevor er zu sprechen anfing. »Meine Herren«, bei diesen Worten sah er die Anwesenden der Reihe nach an, »normalerweise sind die Richter bei der Urteilsverkündung sehr entgegenkommend. Wenn der Täter ein Geständnis ablegte, während die Untersuchungen noch liefen. Also, ich erwarte die Beichte des Diebes …«

      Verblüfft tauschten die Angesprochenen neugierige Blicke aus.

      »Sie meinen, Herr Kommissar, der Maskierte der letzten Nacht, ist einer von uns?« Der Wachmann hatte zuerst die Worte wiedergefunden. Während er die Frage stellte, knetete er nervös die Finger.

      Nickend bejahte der Kommissar die Äußerung. »Herr Deckner, Ihr Anrufbeantworter ist ein ziemlich antikes Modell. Aber scheinbar funktioniert es noch. Es hat eine Ansage-Kassette und eine Aufzeichnungs-Kassette, nicht wahr?!«

      »Ja – Es ist ein älteres Modell, aber sehr zuverlässig.«

      Nachdem der Angesprochene dies bestätigt hatte, sprach der Kommissar weiter. »Haben Sie eine Kassette davon in der letzten Zeit ausgetauscht?«

      Mit verwirrtem Gesichtsausdruck sah der andere ihn an. »Ja, die eine Kassette war ausgeleiert. Heute Morgen erst habe ich Sie in den Müll geworfen. Allerdings habe ich den Abfall bereits hinausgebracht. Was ist daran so wichtig?«

      Auf einen Wink des Kommissars verließ sein Assistent die Wohnung. Die beiden Beamten verstanden sich auch ohne viele Worte.

      »Ich habe lange überlegt, warum der Täter so eine Maske trug. Er muss darunter fürchterlich geschwitzt haben.« Mitleidig sah er sich in der Runde um. »Außerdem war er mit der Gesichtsmaske schlecht zu verstehen. Doch plötzlich«, jetzt schmunzelte der Beamte, »machte alles einen Sinn.«

      »Weiter!«, forderte Bert Röbbert.

      »Eine Betriebsprüfung war angesagt.« Kommissar Palmut sah die beiden Geschäftsführer grübelnd an. »Die Prüfung hätte zutage gefördert, dass Firmengelder veruntreut wurden. Was also machen?! In eine Bank einbrechen? Sich seinem Kompagnon anvertrauen? Wie wir erfahren haben, ist das Verhältnis zwischen Ihnen nicht gerade das Beste.«

      Die beiden Geschäftsführer warfen sich kurze, vielsagende Blicke zu.

      »Die einfachste Lösung war, dass Geld in die Firma zu holen und zu stehlen«, sprach der Kommissar. »Also wurde eine Werbekampagne gestartet, bei der Bargeld benötigt wurde. In der einzigen Nacht, in der das Geld in der Firma lag, wurde es gestohlen. Allerdings wechselten die Scheine nur den Raum. Und zwar nach nebenan, in den Stahlschrank. Jetzt war es das offizielle Geld, das soundso vorhanden sein musste.«

      Die anderen hörten den Ausführungen gespannt zu.

      »Dass diese Geldscheine jedoch schon abends zuvor in der Firma sein würden, wusste aber nur ein ganz kleiner Personenkreis. Der Täter musste also ein wasserdichtes Alibi haben und gleichzeitig den Verdacht auf einen anderen lenken. Nicht wahr, Herr Röbbert?!«

      Mit hochgezogenen Augenbrauen schnaubte dieser den Kriminalbeamten an. »Wollen Sie etwa behaupten …!?«

      Mit einer lässigen Handbewegung brachte Kommissar Palmut den anderen zum Schweigen. Danach forderte er den Wachmann auf: »Berichten Sie, was Ihnen am Täter auffiel, als er telefonierte.«

      Der Angesprochene knetete immer noch nervös die Finger. »Am Ringfinger der rechten Hand war beim Täter eine deutliche Erhöhung am Handschuh zu erkennen …«

      »Und niemand von Ihnen, außer Sie, Herr Röbbert, trägt an dieser Stelle einen Ring. Außerdem teilte uns Ihr Kompagnon mit, dass er letzte Nacht vergeblich versuchte, Sie zu erreichen.« Der Kommissar erstickte den Protest des anderen im Keim. »Ich sagte Ihnen doch, dass der Verdacht bewusst auf einen anderen gelenkt werden sollte.« Zum Wachmann gewandt sprach der Kommissar: »Wissen Sie, warum Ihr Vorgänger seinen Posten verlassen musste?«

      »Es hieß, Herr Deckner war mit ihm nicht mehr zufrieden.«

      »Und dann haben Sie bei Ihrer Wachschutzfirma darum gebeten die Stelle übernehmen zu dürfen.«

      Die Zunge des Wachmannes befeuchtete ununterbrochen seine trocknen Lippen. »Ich hätte es dann nicht mehr soweit zur Arbeit gehabt, müssen Sie wissen, Herr Kommissar.«

      »Somit fällt auch ein Hauch des Verdachtes auf Sie.« Kommissar Palmut lächelte verständnisvoll. »Und nun zu der Person, die dieses wasserdichte Alibi hat. Zu Ihnen, Herr Deckner.«

      »Dass ich am anderen Ende der Telefonleitung war, kann der Wachmann sicherlich bezeugen.« Durch ein Verziehen des Mundes, das wohl ein Lächeln sein sollte, sah der Angesprochene den Kommissar gelassen an.

      »Sie, Herr Deckner, scheinen der Einzige zu sein, der nicht in Frage kommt. Wissen Sie, warum der Täter eine Maske trug? – Nein?! – Damit er später vom Wachmann nicht wiedererkannt werden konnte. Weder an dem Gesicht noch an der Stimme. Die so unnatürlich hinter dieser Plastik-Maske klang. Darum, Herr Deckner, hatten Sie die Gesichtsmaske auf. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, ließen Sie die Wachschutzmänner austauschen. Dieser Wächter hier hatte Sie vorher noch nie gesehen. Und wie Sie selber mitbekommen haben, hat er Sie auch nicht wiedererkannt. So hatten Sie es geplant, nicht wahr?!«

      »Sie phantasieren doch!«, ereiferte sich dieser. »Wie kann ich an zwei Orten gleichzeitig sein?«

      »Wie?« Kommissar Palmuts Stimme war nun gefährlich leise. »Am anderen Ende der Leitung waren Ihre Worte zu hören. Das stimmt. Es war jedoch die Stimme der besprochenen Ansage-Kassette Ihres Anrufbeantworters. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, als ich sah wie der Junge