Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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Ganzen weiß ich jetzt schon, dass der Geburtstag eine reine Folter wird. Aber es ist eine gute Ablenkung von all dem hier Zuhause. Ich hoffe, dass ich im betrunken Zustand zu Margret ins Zimmer gehe und ihr ins Gesicht reiher. Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

      Die Party beginnt um neun Uhr. Ich freu mich, dich wieder zu sehen! :-) Schreibt Scar. Neun Uhr, okay. Ich schaue auf die Uhr - fünf vor Acht. Ich habe noch genügend Zeit mich in Ruhe zu duschen und zu Scar zu laufen, also schleiche ich durch den Flur, um bloß nicht Margret zu begegnen. Sie jetzt nochmal sehen zu müssen, würde meine Laune noch mehr senken und das möchte ich nicht. Scar zu Liebe.

      Als ich unter der Dusche stehe, habe ich zu viel Zeit, um über das Szenario von vor nicht

      einmal einer halben Stunde nachzudenken und ich versuche mit dem Wasser meine Sorgen abzuwaschen. Sorgen vor dem, was noch alles passieren kann. Margret könnte Dad etwas vorspielen und ihm ein zweites Mal alles wegnehmen. Wieso denkt Dad nicht an so etwas? Das wäre das erste, was ich denken würde, wäre ich er. Oder liebt er sie noch und ist deshalb so naiv? Hach, ich weiß es nicht. Ich hoffe es auf jeden Fall nicht. Ich muss an den Spruch denken, den Aiden gestern gemacht hat 'Es kann schwer sein jemanden gehen zu lassen, der dein Herz glücklich macht.' Aber Margret hat Dad doch nie wirklich glücklich gemacht, oder? Sie war schon immer eine unerträgliche Furie.

      Ich atme tief ein und aus und steige letztlich aus der Dusche, schminke mich leicht, und ziehe mir ein graues T-Shirt mit normaler Jeans an. Ich hole meine Kopfhörer aus meiner Tasche, stopfe sie in meine Hose, öffne meine Zimmertür und schaue ein letztes Mal auf mein Handy. Ich gehe die Treppe runter und will gerade nach dem Haustürschlüssel greifen, als ich Stimmen aus der Küche höre. Hört sich an wie ein Kichern. Ist das Margret? Ich stehe mit dem Türgriff in der Hand am Ausgang und runzle die Stirn.

      "Maggy, jetzt komm, gib her." Mein Dad lacht ebenfalls. Maggy... So hat er sie früher immer genannt. Sie scheinen sich besser zu verstehen, als ich dachte.

      "Hol sie dir doch", kichert Margret.

      Was zur Hölle? Ich will mir das nicht länger anhören und gehe ohne mich zu verabschieden aus der Tür. Ich stopfe mir die Kopfhörer in die Ohren, mache The National an und blende den Rest aus. Die Sonne ist schon fast untergegangen und es ist sehr kalt. Ich muss an Aiden denken und wie wir an dem See waren. Was macht er gerade? Kurz überlege ich, ihm einfach eine Nachricht zu schreiben und zücke mein Handy.

       Genieße im guten Aldbury die schöne Wärme und den viel besseren Sonnenuntergang. Hoffe, du verkümmerst nicht allzu sehr im doofen London.

      Nicht mal zwei Minuten später kommt schon eine Nachricht.

       Ich werde daran denken, wenn ich bei angenehmen zwanzig Grad durch die aufregenden Straßen Londons laufe.

      Ich schmunzle und schiebe mein Handy wieder in meine Tasche, da ich an Scar's Haus angekommen bin. Man hört die Musik schon in der Straße nebenan und am liebsten würde ich wieder verschwinden. Die Tür steht offen und ich betrete das Haus. Kaum zu glauben, dass Scars Eltern ihr jedes Jahr erlauben, so eine riesige Fete steigen zu lassen, denn es sieht - wie immer - nicht so aus, als würden die Gäste sich darum scheren, ob irgendwelche Gegenstände kaputt gehen. Allein im Wohnzimmer sind geschätzt mindestens dreißig Leute und das Haus ist riesig. Ich stehe unbeholfen im Flur und versuche, irgendwie über die ganzen Köpfe Scar zu entdecken.

      "Buh!" Scar taucht hinter mir auf und springt mir sofort in die Arme. "Endlich bist du da. Ich hab dich vermisst."

      Wir lassen voneinander ab und ich lächle. "Ich dich auch. Dieses Jahr sind ja noch mehr Leute da als letztes Jahr."

      Scar nickt heftig und kichert. Sie hat definitiv schon etwas getrunken. "Es sind viele Freunde von meinem Freund gekommen. Durch ihn habe ich viele neue Leute kennengelernt."

      Ich hebe die Brauen und sehe sie überrascht an. "Seit wann hast du denn einen Freund?"

      Ihre Augen beginnen zu glänzen und sie zieht mich in die Küche, während sie erzählt: "Einen Tag nachdem du gegangen bist, haben wir uns kennengelernt. Er ist toll! Ach, da hinten ist er auch schon." Sie zeigt zu einem Ecktisch, an dem ungefähr drei Typen mit zwei Mädchen sitzen.

      Wir gehen dorthin und Scar setzt sich auf den Schoß eines blonden Sunnyboys.

      Wortwörtlich Sunnyboy - sein Haut ist viel zu braun gebrannt für seine hellen Haare, aber er sieht gut aus. Passt auf jeden Fall zu Scar.

      "Hallo, Ravely. Ich bin Danny", grüßt mich Sunnyboy und nickt mir zu.

      Ich nicke nur zurück und betrachte ihn skeptisch. Er hat etwas Komisches an sich.

      "Steh doch nicht so hilflos rum", lacht Scar und zieht mich neben sie und Danny. Sie greift über den Tisch und zieht eine Bourbon Flasche und einen Becher heran. Sie weiß, dass ich es am liebsten trinke. "Dieses Jahr wirst du Spaß an meinem Geburtstag haben, nicht so wie die Jahre davor, verstanden? Hier, trink das." Scar hält mir einen Becher mit Bourbon entgegen und ich nehme ihn ihr ab, bevor sie es verschüttet, weil sie zu schwanken beginnt. Wie viel hat sie schon getrunken? Wir haben gerade mal halb zehn.

      "Baby, lass uns auch noch einen trinken", höre ich Danny in Scars Ohr flüstern, als ich gerade einen Schluck trinke.

      Sie scheint erst unsicher zu sein, nickt aber dann und füllt zwei Shotgläser mit Bourbon. Es sieht ihr, um ehrlich zu sein, nicht ähnlich, so viel zu trinken. Zwar hat sie sich auch öfters mal betrunken, aber sie kennt definitiv ihre Grenze.

      Während Danny und Scar ihren Shot trinke, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Uns gegenüber sitzen ein Junge - ungefähr einundzwanzig - und ein Mädchen - ich schätze sie auf neunzehn - und reden angeregt miteinander. Ihre anschmachtenden Blicke entfallen mir nicht, ist dennoch nachvollziehbar, denn das Mädchen ist buchstäblich angezogen wie eine Schlampe. Bauchfreies Top mit mega Ausschnitt. Wundert mich nicht, wenn gleich ein Nippel rausspringt. Sie hat braune, glatte Haare mit blauen Spitzen und mindestens zwei Liter Eyeliner auf den Augen. Na ja, dem Typen scheint es zu gefallen, denn er fällt jede Sekunde über sie her. Anscheinend habe ich sie zu offensichtlich angestarrt, denn plötzlich sieht sie mich fragend an und ihre Augen wandern abwertend von oben nach unten.

      Unauffällig nehme ich einen Schluck von meinem Drink und richte mich an Scar. "Dein Geschenk gebe ich dir übrigens morgen, ich wollte nicht, dass es irgendwie kaputt geht, wenn es hier rumliegt."

      Sie wendet ihren Blick von Danny und nickt lächelnd. "Kein Problem. Ich hoffe, du hast dir mehr Mühe gegeben als letztes Jahr."

      Ich grinse beschämend. "Ja, habe ich."

      "Was hast du ihr denn letztes Jahr geschenkt?", mischt sich Danny ein und sieht mich mit seinen durchdringenden blauen Augen an. Sie sind wirklich so hell, dass man meinen könnte, er wäre blind.

      "Sie hat mir Tampons geschenkt", antwortet Scar für mich und lacht.

      Ich verdrehe die Augen und nehme noch einen Schluck von meinem Getränk. "Das hört echt nie auf."

      "Du hast ihr Tampons geschenkt?", lacht Danny laut und wirft den Kopf in den Nacken.

      Kann er das bitte noch lauter sagen? Ich höre ein leises Kichern von der anderen Seite des Tisches. Dem Mädchen mit den blauen Spitzen scheint es nicht entgangen zu sein und sie lacht mich geradewegs dreist aus.

      Ich atme nur tief ein und ignoriere ihr Gegacker. "Ganz offensichtlich", sage ich.

      Scar will gerade etwas sagen, doch sie wird von einem Mädchen unterbrochen, das im Türrahmen steht: "Scarlett, Andrea und die anderen sind endlich da!"

      Scar nickt ihr zu und steht von Danny's Schoß auf.

      "Wow, Baby, pass auf", sagt Danny, als Scar über ihre eigenen Füße stolpert.

      "Ich steh wie eine eins!", ruft sie und hält ihr Handy hoch. Dann geht sie lachend nach draußen.

      Na, super. Jetzt bin ich wieder da gelandet, wo ich letztes Jahr auch schon war; und zwar allein an irgendeinem Tisch. Ich kenne absolut niemanden und am liebsten würde ich verschwinden.