P.K. Stanfay

Die STERNENKÖNIG - Saga


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      „Ich werde nicht wie ein geprügelter Hund den Schwanz einziehen und meine Untertanen im Stich lassen“, antwortete Capron abweisend. „Das weißt du ganz genau.“

      „Ich hätte da einen anderen Vorschlag “, meldete sich Xegonia wieder zu Wort.

      „Und der wäre?“ brummte Capron etwas mürrisch.

      „Schickt die beiden unter sicherem Schutz zu Magilos.“

      „Dem Alten der Berge?“ Capron rieb nachdenklich sein Kinn.

      „Er wohnt weit weg auf dem Gipfel des Egerid und steht unter dem Schutz der Berserker. Zudem wäre er ein viel besserer Lehrmeister für eure Kinder wie ich.“

      „Hm.“ Der König überlegte. Dann füllte er einen Becher mit Wein und nahm einen langen Schluck. Schließlich stand er entschlossen auf, trat auf Angron zu und sah ihm fest in die Augen.

      „Xegonia hat recht. Ich halte das auch für die beste Lösung und Ihr seid der einzige, dem ich uneingeschränkt vertraue.“ Er packte ihn an den Schultern und sagte in beschwörendem Ton: „Das Überleben der Mondwelt hängt von Euch ab. Bringt Keldon und Lyrana sicher zu Magilos. Überbringt ihm meine untertänigsten Grüße mit der Bitte, die beiden aufzuziehen und zu würdigen Nachkommen der STERNENKÖNIGE zu erziehen. Berichte ihm, welch dunkle Wolken sich über unserer Welt zusammenbrauen. Er wird wissen, was zu tun ist.“ Erst jetzt ließ er ihn wieder los. „Willst du das für mich und unser aller Wohl tun?“

      Angron neigte ehrerbietig den Kopf und führte die rechte Faust zum Herzen. „Nichts und niemand wird mich davon abhalten, euren Auftrag auszuführen“, sagte er einfach.

      „Gut.“ Capron nickte und klopfte ihm dankend auf die Schulter. „Nimm zwei deiner besten Soldaten und die besten Pferde. Zuniga wird euch begleiten und die Kinder auf der Reise betreuen. Verlasst Astragol morgen in aller Frühe durch die geheime Pforte an der Flussseite. Ich und die Stadt werden so lange wie möglich versuchen, den Feind aufzuhalten, damit ihr einen genügend großen Vorsprung habt.“

      Die beiden nickten einverstanden.

      „So geht jetzt und bereitet alles vor“, entließ sie der König.

      Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, wandte sich Capron an Xegonia. „Ich hätte trotzdem noch eine Bitte an Euch.“

      „Wenn es in meiner Macht liegt, helfe ich gern“, antwortete die Angesprochene mit einem Lächeln.

      Er ging an ihr vorbei zum Kamin und griff oben links hinein. Was er da machte, war nicht zu ersehen, doch plötzlich sprang ein Fach aus der Seite heraus. Er holte ein in ein Tuch gewickeltes längliches Bündel heraus, drückte das Fach wieder zu und legte es auf den Tisch.

      „Was ist das“, fragte Xegonia und trat zu ihm.

      Capron schlug das Tuch auseinander und ein silbernes Kästchen wurde sichtbar, auf dessen Deckel das Zeichen der STERNENKÖNIGE eingraviert war. Er klappte ihn auf und Xegonia beugte sich neugierig darüber. Eingebettet in rotem Samt lagen die Miniaturausgaben eines Schwertes, eines Bogens und eines Köchers mit Pfeilen darin.

      „Ist es das, was ich denke?“ flüsterte sie.

      Capron nickte. „LUNAR, Schwert des Lichtes und SOLAN, der Sonnenbogen.“

      „Die magischen Waffen der STERNENKÖNIGE“, sagte Xegonia ehrfurchtsvoll. „Aber warum zeigt ihr mir sie?“

      „Ich möchte, das ihr sie mit euch nehmt und gut versteckt.“

      Der König schloss das Kästchen und wickelte es wieder ein. „Zathor wird ganz Astragol auf den Kopf stellen, um in ihren Besitz zu kommen. Das sie sich tatsächlich irgendwo in Enid befinden, darauf wird er bei all seiner Schlauheit nicht kommen.“

      „Und was soll mit ihnen dann weiter geschehen?“

      „Wenn die Zeit gekommen ist, werden die rechtmäßigen Besitzer Anspruch darauf erheben und ihr werdet sie ihnen übergeben.“

      Er schaute bei diesen Worten zu den beiden Kinderwiegen.

      „Und wie ...“, setzte Xegonia zu einer neuen Frage an.

      „Das Wie lasst meine Sorge sein“, unterbrach sie Capron sanft und lächelte. Dann übergab er ihr das Bündel. „Gebt dieses Geheimnis niemandem preis“, sagte er beschwörend, „außer ihr vertraut ihm, wie Euch selbst.“

      „Ich werde es hüten wie meinen Augapfel“, versprach die Weiße Hexe von Enid. „Ihr könnt euch auf mich verlassen.“

      „Sehr gut.“ Der König atmete hörbar erleichtert auf. „Werdet Ihr gleich nach Hause aufbrechen?“ fragte er dann.

      „Nein.“ Xegonia schüttelte den Kopf. „Ich habe Eurem Medicus versprochen, ihm noch bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen. Deswegen würde ich Euch jetzt gern verlassen, wenn Ihr erlaubt.“

      Capron nickte verstehend und verabschiedete sie, nicht ohne sich bei ihr noch einmal herzlich zu bedanken.

      Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ging er zum Tisch und griff nach dem halbvollen Becher. Doch statt zu trinken, überlegte er es sich anders und stellte ihn wieder hin. Er ging zu den Kinderwiegen und sah die Babys sinnierend abwechselnd an. „Ihr habt euch wahrlich den schlechtesten Zeitpunkt für den Start eures Lebens ausgesucht. Erst verliert ihr eure Mutter und jetzt steht der schlimmste Feind, den die Mondwelt hat, vor den Toren unserer Stadt.“ Er seufzte. „Aber wenn es den Göttern gefällt, uns solchen Prüfungen zu unterziehen, müssen wir es eben hinnehmen.“ Nach einigen Sekunden des Überlegens streifte er seine Kette über den Kopf und nestelte das daran befindliche Amulett ab. „Vielleicht kann euch das hier eine Hilfe sein.“ Er murmelte einige Worte und plötzlich strahlte das Amulett silbern auf. Das Strahlen ließ nach und auf seiner Hand hatte es sich in zwei Hälften geteilt. „Falls das Schicksal es nicht gut mit euch meint, wird euch dieses Amulett zur Seite stehen.“ Er legte die eine Hälfte zu Füßen des Mädchens und die andere zu Füßen des Jungen. Und als ob die beiden Stücke schon ihre Macht entfalten wollten, breitete sich ein wohliger Ausdruck auf den Gesichtern der Kinder aus, ihre Augen fielen zu und sie schliefen ein.

       II

      Fünf Tage dauerte die Belagerung, in denen die Verteidiger wahre Heldentaten vollbrachten. Aber schließlich mussten sie sich der Übermacht geschlagen geben und Batok konnte endlich in Astragol einziehen.

      In der Stadt tobten noch die letzten kleinen Scharmützel, als er sich, geschützt von seiner Leibgarde, den Weg zum Königspalast bahnte. Wie immer trug er seine schwarze Rüstung und den Helm mit den gebogenen, schwarzmagischen Hörnern, der ihn unverwundbar machte. Zusätzlich zu seinem Schwert war an seinem Gürtel noch die berühmt, berüchtigte Feuerpeitsche befestigt, eine Waffe, die alles und jeden in Flammen aufgehen lassen konnte. Im Gegensatz zu seiner Garde ritt er lieber auf einem Pferd statt auf einem Canuiden. Diese „stinkenden Aasfresser“, wie er sie nannte, waren ihm einfach zuwider. Er zügelte seinen Rappen auf dem Hof des Palastes und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die vielen toten Dracs und Barbaren, die sich hier zu wahren Hügeln türmten. Die letzten Verteidiger hatten ihr Leben wirklich so teuer wie möglich verkauft.

      Aus dem Palast kam ein Echsenköpfiger geeilt. Batok erkannte in ihm Krr, den Anführer der Dracs.

      „Wir haben ihn“, rief er schon von weitem. Er ließ sich demütig vor ihm auf ein Knie nieder. „König Capron issst tot, mein Gebieter“, zischte er etwas atemlos.

      „Wieso tot? Ich wollte ihn lebend“, grollte der Dunkle Lord.

      „Die Barbaren, Herr. Ich konnte sssie nicht sssurückhalten. Ihre Wut über ihre grosssen Verlussste war sssu grosss“, kam die entschuldigende Antwort.

      „Diese Schmeißfliegen sollen lernen, besser zu kämpfen“, brummte Batok ungehalten und stieg ab. „Zeigt ihn mir.“

      „Sssehr wohl, mein Herr.“ Krr wieselte eifrig vor ihm her in Richtung