P.K. Stanfay

Die STERNENKÖNIG - Saga


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er diese dunkle Erinnerung wegwischen wollte. „Durch Zufall konnte ich die beiden Anführer dieser Eindringlinge belauschen“, fuhr er fort, „und erfuhr, das sie auf der Suche nach Caprons Kindern waren, sie aber noch nicht gefunden hatten. Ich versuchte natürlich gleich, selber einen Hinweis zu finden. Doch leider vergebens. Also musste ich unverrichteter Dinge wieder zurückkehren. Dabei machte ich kurz Rast bei den Großen Grauen Wölfen.“ Er sah zu Kratos. „Dort erzählte mir Terros von Eurem

      Fund und das Ihr ihn nach Berror bringen wolltet. Als ich dann hier das Amulettstück in König Ragadors Hand sah, war mir alles klar.“

      Magilos lehnte sich zurück. Seine Zunge fuhr über seine trocken gewordenen Lippen. „Hättet Ihr vielleicht einen Schluck Wasser oder einen Becher Wein für mich?“ bat er, fast etwas schüchtern.

      Auf einen Wink Ragadors brachte ihm einer der Bediensteten sofort auf einem Tablett ein Glas Wein.

      Er nahm einen Schluck und ließ ihn genießerisch im Mund hin - und herrollen. „Ein guter Tropfen“, nickte er anerkennend und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Nach einem weiteren Schluck wurde er wieder ernst. „Eines habe ich noch in Astragol erfahren können.“ Sein Blick schweifte über die Anwesenden. „Ich weiß jetzt, wer diese Eindringlinge sind und wer hinter alldem steckt.“

      Neugier und Spannung malten sich auf den Gesichtern seiner Zuhörer ab.

      „Angeführt werden sie von Batok, dem ‚Dunklen Lord’. Und dieser Batok ist die rechte Hand von Zathor, dem Herrscher der ABSOLUTEN FINSTERNIS.“

      Erschrocken zuckten alle zusammen. Dieser Name war jedem ein Begriff.

      „Aber wurde er damals nicht endgültig geschlagen und vertrieben?“ fragte Ragador.

      „Endgültig? Nein.“ Magilos schüttelte den Kopf. „Er musste eine schwere Niederlage hinnehmen, aber er wurde nicht vernichtet. Jedenfalls hatte man nichts gefunden, was darauf hindeutete.“ Er rutschte von seinem Sessel und begann, das jetzt leere Glas immer noch in der Hand haltend, hin und her zu wandern. „Ich nehme an, das er sich wieder auf seiner Dunklen Insel verkrochen und einen neuen Plan ausgeheckt hat, um endlich sein großes Ziel zu erreichen.“

      „Und das wäre?“

      Der Alte der Berge blieb stehen und schaute den Berserkerkönig düster an. „Das Geschlecht der STERNENKÖNIGE auslöschen und die Macht über unsere Welt erlangen.“

      Bestürzt lehnte sich Ragador zurück und prustete leise durch die Lippen.

      Da meldete sich Königin Sarya zu Wort, immer noch das Kind auf den Armen wiegend. „Aber dieser Plan scheint nicht aufgegangen zu sein, sonst wäre doch der Kleine - Keldon sagtet Ihr doch? - nicht hier.“

      „Genau.“ Magilos nickte. „Das Wie und Warum werden wir wohl nie erfahren, aber Ihr habt Recht, ehrenwerte Königin. Der Tod Caprons und die Eroberung Astragols nutzen Zathor nur zur Hälfte, solange er Keldon und seine Schwester Lyrana nicht in seiner Gewalt hat.“ Er blickte an ihr vorbei zur Kinderwiege und sah sich dann suchend im Raum um. „Wo ist sie eigentlich?“

      Überraschung breitete sich aus und schließlich richteten sich alle Blicke auf Karra und Kratos. Verwirrt trat der weiße Wolf von einer Vorderpfote auf die andere. „D... d... das war aber der einzige Korb“, stammelte er. „A... also, der im Fluß war ... ich meine, der einzige, den wir gesehen haben.“

      Karra nickte zustimmend.

      „Hmmm“, brummte Magilos nachdenklich.

      „Was bedeutet jetzt das ‚Hm’ wieder und von welcher Schwester redet Ihr?“ fragte Ragador mit verständnisloser Miene.

      „Da müsste ich etwas weiter ausholen“, antwortete der Alte der Berge und schielte auf sein leeres Glas.

      Der Diener mit der Weinkaraffe verstand und schenkte ohne weitere Aufforderung nach. Mit einem dankbaren Lächeln setzte sich Magilos.

      „Also“, begann er, „schon seit ewigen Zeiten ist es dem Geschlecht der STERNENKÖNIGE bestimmt, das jedes Herrscherpaar nur zwei Kinder zeugen kann. Und genauso sind seit Anbeginn die drei Monde unserer Welt mit dem Schicksal des jeweiligen Königs und seiner Thronerben verbunden. Onar, der erste Mond, zeigt das Wohl und Wehe des amtierenden STERNENKÖNIGS an. Tunar, der zweite, das des ersten Thronerben und Drenar wacht über den dritten. Wenn einem der drei etwas zustoßen sollte, verdunkelt sich der zu ihm gehörende Mond und die anderen beiden wissen sofort, das irgendetwas nicht stimmt.“ Er unterbrach sich und nahm einen Schluck. „Doch kommen wir zum Hier und Heute. König Caprons jüngerer Bruder ist, wenn ich mich richtig erinnere, schon in jungen Jahren einer unheilbaren Krankheit erlegen. Capron selber bekam mit seiner Gemahlin Beliana, die Zwillinge Keldon und Lyrana. Doch leider verstarb die schöne Frau des STERNENKÖNIGS bei deren Geburt. Wie ihr ja jetzt alle wisst, ist Capron in Astragol gefallen und damit ist das eingetroffen, was uns letztendlich hier zusammengeführt hat - der Mond Onar hat sich verdunkelt.“

      „Und da die anderen beiden Monde noch hell leuchten und Keldon sich unversehrt hier bei uns befindet, muss seine Schwester also auch noch am Leben sein“, schlussfolgerte Königin Sarya, die inzwischen das Kind wieder in die Wiege gebettet hatte.

      „Wenn man den alten Berichten glauben darf, ja.“ Magilos nickte ihr anerkennend zu.

      „Das ist ja alles gut und schön“, brummte Ragador, „aber wo ist sie dann jetzt und wie sollen wir sie finden?“

      Der Alte der Berge erhob sich, stellte sein Glas ab und trat zu ihm. „Darf ich?“ Er zeigte auf das Amulett, das der Berserkerkönig noch immer in der Hand hielt. Der gab es ihm und Magilos ging zu der Kinderwiege. Dann legte er das Amulett hinein. Die kleinen Finger des Jungen griffen nach ihm und als ob es seinen rechtmäßigen Besitzer begrüßen wollte, leuchtete es kurz auf. Über Magilos Gesicht huschte ein Lächeln. Jetzt war er sich sicher und drehte sich zu den anderen um.

      „Wir?“ sagte er. „Wir gar nicht. Er wird sie finden.“ Und deutete auf das Bettchen.

      „Der kleine Kerl?“ fragte Kratos skeptisch. „Wie soll das denn gehen?“

      „Seine Zeit wird kommen“, antwortete Magilos. „Und Ihr dürft eins nicht vergessen. Die Magie der STERNENKÖNIGE steht hinter ihm, gegen die selbst Zathor machtlos ist.“ Dann wandte er sich an Ragador und Sarya. „An Euch, edler Herrscher und edle Herrscherin der Berserker, hätte ich eine Bitte.“

      Die beiden sahen sich verwundert an und Ragador nickte zustimmend.

      „Würdet Ihr dieses Kind an Sohnes Statt aufnehmen und ihn wie Euren eigenen Jungen erziehen und beschützen?“

      Der Berserkerkönig wirkte etwas überrascht, aber ohne lange zu überlegen stand er auf, trat zu seiner Frau und nahm ihre linke Hand in seine beiden. „Was meinst du?“ fragte er leise.

      Sie lächelte ihn an. „Ich denke, unser Algor wird sich über ein Brüderchen freuen“, antwortete sie einfach und legte, wie zur Beteuerung, ihre rechte Hand auf die seine.

      Ragador drehte sich zu Magilos um. „Es ist uns eine Ehre, den Erben der STERNENKÖNIGE in unserer Familie aufzunehmen und wir schwören hiermit, ihn wie unseren eigenen Sohn zu einem ehrlichen, mutigen und klugen jungen Mann zu erziehen. Ganz im Sinn des weisen Belgador.“

      „Ich danke Euch.“ Der kleine Mann verbeugte sich vor beiden. „Und seid versichert, das sich die ganze Mondwelt auf ewig dieser großherzigen Tat erinnern wird.“

      Dann drehte er sich zu Karra und Kratos um. „Auch ihr könntet mir einen Gefallen tun.“

      „Wenn es um Keldon geht, jeden“, platzte es aus Karra hinaus.

      „Nun, Zathor wird nichts unversucht lassen, um den beiden Kindern habhaft zu werden. Eure Wälder werden das erste Bollwerk gegen seine finsteren Horden sein. Ihr müsst dafür sorgen, das keiner von diesem Geschmeiß auch nur den zweiten Baum davon zu Gesicht bekommt, geschweige denn in die Nähe von Berror ge-langt.“ Magilos machte einige Schritte auf sie zu. „Zathor