Sabine Lesse

Wach auf und finde den Arzt in deinem Herzen


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wird, wenn es schwächelt, um das gesamte Rudel gesund zu halten.

      Hier gelten andere Regeln. Das Revier ist klar definiert. Sie kommen zwar nicht raus, dafür aber auch kein anderer rein. Und jeden Tag wird das Essen frei Haus, ohne was dafür tun zu müssen, geliefert.

      In einem Wolfsgehege ist Intelligenz nicht unbedingt nötig, hier geht es darum, möglichst aggressiv, stark und skrupellos zu sein, damit man das größte Stück Fleisch und den besten Liegeplatz bekommt. Alte, kranke und schwache Tiere werden gnadenlos weg gebissen, weil sie unnütze Fresser sind.

      Die intelligenten und sozialen Tiere können den Aggressionen wenig entgegensetzen und werden an den Rand gedrängt.

      Kurz, hier regiert nicht der weiseste Wolf, sondern das größte „Arschloch“.

       Dem einen oder anderen dämmert es nun vielleicht schon, worauf ich hinaus will.

       Sehen wir doch mal die Überflussgesellschaft an. Wir leben im „Wolfsgehege“, häufig auch mit den entsprechenden Anführern.

      Doch was passiert in dem Gehege, wenn das Futter plötzlich nicht mehr angeflogen kommt, und die Gehegetüren aufgehen?

      Genau das, was jetzt gerade rundherum passiert. Und genau so, wie es bei den Wölfen beim Auswildern auch passieren würde, fangen plötzlich die wirklichen Werte wieder an zu zählen, und die ehemaligen Außenseiter übernehmen nach und nach die Führung.

      Nun zum eigentlichen Thema zurück.

      Was hat das mit unseren Eltern zu tun?

      Sie mussten im „Gehege“ klar kommen und wollten auch, dass wir es schaffen. Doch in ihnen tobt derselbe Kampf wie in ihren Kindern. Tief in ihrem Herzen sind die wahren Werte verankert und wollen gehört werden, aber ihr Verstand sagte ihnen schon in ihrer Kindheit, so wirst du nicht überleben.

      Sie waren die besten Eltern, die sie sein konnten!

      Denn auch sie tragen im Inneren die Weisheit der enttäuschten und missachteten Kinder, die sie mal waren und irgendwie auch noch sind.

      Mit ihrem jetzigen Wissen und ihrer Erfahrung würden sie es heute vielleicht anders machen, aus deiner und ihrer Sicht vielleicht richtiger.

      Aber es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt nur ein Damals und ein Jetzt. Daher ist es auch völliger Quatsch, sich schuldig zu fühlen für etwas, was man in der Vergangenheit getan hat. Denn alleine die Tatsache, dass man sich jetzt schuldig fühlt, zeigt, dass man es nun anders sieht. Man hat also gelernt!

      Diese Erklärung beruhigt vielleicht den einen Teil in dir, der die Eltern nun mit etwas mehr Verständnis sieht. Der andere Teil schreit jedoch noch und protestiert. Nach dem Motto, das ist ja alles toll, aber ich bin trotzdem verletzt und kann nicht einfach so verzeihen, da war einfach zu viel.

       Wie du auch diesem Teil in dir Frieden bringen kannst, später in diesem Buch.

      Verzeihe, es gibt kein Falsch

      Genau das, was für deine Eltern gilt, gilt natürlich auch für dich.

      Wie gesagt, es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt nur ein Damals und ein Jetzt.

      Du hast immer so gut gehandelt, wie du konntest. Auch, wenn das Ergebnis damals nicht wirklich gut war. Du musstest zwar die Konsequenzen daraus tragen, aber es hat dir die Möglichkeit gegeben zu lernen. Verurteile dich nicht dafür, sondern erkenne das Ganze und wähle einfach neu.

      Sich für vergangene Dinge zu verurteilen oder gar zu hassen, wäre genau so, als würdest du dir eine Klassenarbeit aus der Grundschule heraus suchen und dich dafür verurteilen, dass du damals die einfachsten Rechenaufgaben nicht lösen konntest.

      Ich denke, auf diese Idee käme keiner. Man würde sofort sagen, na ja, da war ich auch erst in der dritten Klasse, das konnte ich damals ja auch noch nicht wissen.

      Das ist die Schule des Lebens.

      Und jeder von uns absolviert sie in seinem persönlichen Tempo. Auch hier gibt es kein Gut und kein Schlecht. Es gibt auch kein Zulangsam. Jedoch gibt es so etwas wie „Noten“, zumindest im weitesten Sinne. Die Noten gibt der Körper. Er ist quasi unser Lehrer und zeigt uns, wenn wir uns auf einem für uns nicht so guten Weg befinden.

      Aber anstatt dem Körper dankbar zu sein, wenn er uns schon recht früh darauf aufmerksam macht, dass wir uns auf einem Irrweg oder in einer Sackgasse befinden, verhalten wir uns wie kleine Kinder.

      Wir übernehmen nicht die Verantwortung für unser Handeln, sondern beschimpfen den Lehrer, wenn er uns tadelt.

      Doch der schlechteste Freund ist der, der dich nicht kritisiert.

      Zu diesem Thema mehr im Kapitel „Wie entsteht Krankheit“.

       Hier geht es um Verzeihen, sich und jedem anderen Menschen.

      Um das zu können, muss man zunächst das „große Ganze“ verstehen, denn nur dann erkennt man, wer man selbst und jeder andere Mensch im Innersten seines Herzen ist.

      Zu diesem Thema hat Neal Donald Walsch das wunderbare Buch „Gespräche mit Gott“ geschrieben.

      Wer dieses Buch gelesen hat oder noch lesen wird, ist vielleicht der Meinung, dass es nett zusammengesponnen ist, weil uns der „gesunde Menschenverstand“, ich erinnere an dieser Stelle an Albert Einstein, sagt, dass es nicht der Wahrheit entsprechen kann. Doch ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, es ist genau so, und ich habe auch nicht nur den Hauch eines Zweifels daran!

      Der Sinn, warum wir hier auf Erden sind, ist der, dass wir Erfahrungen machen und vor allem fühlen wollen.

      Das heißt, es geht darum, jedes mögliche Gefühl zu erfahren und zu erleben. Wir werden quasi vom Theoretiker, der viel erzählen kann, aber nichts wirklich versteht, zum Praktiker, der aus Erfahrung spricht.

      Man kann es sich vielleicht so vorstellen, als wollte man einem Menschen, der von Geburt an blind ist, erklären, wie schön Farben sind, und wie schön es ist, in die Weite zu schauen.

      Versuch es doch mal. Welche Worte würdest du wählen, wie würdest du es ihm zeigen?

      Was auch immer man versucht, es bleibt Theorie.

      Der Blinde müsste wenigsten einmal, und wenn es auch nur für ganz kurze Zeit ist, sehen, um zu verstehen, was es heißt, nicht zu sehen.

      Und so ist es mit allem. Wir verstehen erst, was Licht ist, wenn wir Dunkelheit kennen, wir verstehen erst, was oben ist, wenn wir unten kennen, wir verstehen erst was Frieden ist, wenn wir Krieg kennen, wir verstehen erst, was gut ist, wenn wir schlecht bzw. böse kennen, usw..

      Und so verrückt es klingt, gerade weil wir alle göttliche, bedingungslos liebende, barmherzige Wesen sind, müssen wir zunächst all das erfahren, was wir nicht sind, um zu begreifen und zu verstehen, was wir sind. Sonst würde es nur Theorie bleiben.

       Es klingt zunächst etwas paradox, jedoch wenn man anfängt, es zu verstehen, ist es plötzlich ganz einfach und logisch.

      Vor diesem Hintergrund macht es dann auch keinen Sinn mehr, irgendetwas nicht verzeihen zu können.

       Schwierig wird es dann natürlich bei ganz üblen Dingen, wie Mord usw.

      Hierzu eine kleine Geschichte aus dem Buch von Neal Donald Walsch, die sinngemäß wie folgt geht.

      Es kommt eine kleine noch unerfahrene Seele zu Gott und sagt, „Gott, ich möchte so gerne erfahren, was Vergebung ist“. Gott antwortet, „gut, du sollst es erfahren“. Darauf die kleine Seele, „aber wie soll ich es erfahren? Dafür müsste mir jemand etwas Schlimmes antun, aber alle Seelen sind liebevoll.“ Da tritt eine ältere, weise Seele hervor und sagt, „ich werde dir helfen, ich werde mit dir zur Erde gehen und dich eines Tages finden, schänden, quälen und am Ende töten. Im Moment deines Todes kannst du mir vergeben, so kannst du erfahren und verstehen, was Vergebung ist.

      Jedoch tue ich dies nur für dich, wenn du mir ein Versprechen