J.P. Conrad

Dirty Story


Скачать книгу

richtete sich auf und nahm ihre Klamotten vom Boden. Während sie aufstand, um sich ihren Slip überzustreifen, sagte sie:

      »Ich mach das jetzt. Ehrlich! Ich laufe rüber, packe meinen Kram und komme wieder her.«

      Ich stand auf, nackt, wie ich war, und umarmte sie. »Bravo, Süße! Ich freue mich.«

      Kurz darauf gingen wir zur Tür. Ich verabschiedete sie mit einem langen, ungezogenen Kuss. Sie versprach mir, in spätestens fünfzehn Minuten wieder da zu sein. Klar, sie wollte Mike nicht in die Arme laufen.

      Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, dachte ich mir:

       »Okay, du hast fünfzehn Minuten oder weniger, deinen Schlamassel zu beseitigen!«

      IV.

      Ich hatte keine Zeit, mir etwas Ordentliches anzuziehen; jetzt musste es auch barfuß und im Morgenmantel gehen. Schnell überlegte ich mir, wie ich am effektivsten vorgehen konnte.

      Zuerst öffnete ich die Tür zum Keller. Dann schnappte ich mir die leere Bierflasche vom Couchtisch, wusch sie im Spülbecken gründlich ab und schmiss sie in den Mülleimer. Anschließend lief ich die Treppe rauf, ins Schlafzimmer.

      Da lag er, genauso wie ich ihn hinterlassen hatte: Eingeschlagen in die Bauplane und das blutige Bettlaken. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, das Laken lag darüber. Das nahm mir zumindest die letzten Hemmungen, die Sache bis zum Schluss durchzuziehen. Hätte ich in seine leblose, hässliche Visage schauen müssen, wäre mir vielleicht noch schlecht geworden.

      Jetzt stand ich vor der schwierigsten Aufgabe: Ich musste dieses knapp zweihundert Pfund schwere und unhandliche Paket in den Keller schaffen. Klar, es ging immer nur bergab und die Schwerkraft würde mir helfen. Aber ich wollte ja auch keine Schweinerei hinterlassen. Wenigstens war das Haus komplett gefliest und es lag nicht noch irgendwo ein Teppich, den ich versauen konnte. Aber trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde; schon gar nicht in fünfzehn Minuten.

      Ashley war inzwischen sicher schon zuhause angekommen. Bestimmt lief sie bereits hektisch vor ihrem Kleiderschrank auf und ab und überlegte, was sie einpacken sollte.

      Ich holte das Klebeband aus dem Schrank, das ich hinter der Baufolie versteckt hatte, wickelte es ein gutes Stück auf und biss es dann auseinander. Anschließend umklebte ich damit stramm die Folie oberhalb seiner Füße. Ich wiederholte das Spiel bei seinem Torso und am Kopf und hatte nach etwa drei Minuten alles soweit verpackt, dass die Reise losgehen konnte. Ich nahm ihn an seinen Füßen und zog. Langsam rutschte er von der Stelle. Es ging eigentlich ganz gut. Ich quetschte seinen Körper um die Zimmerecke und zog ihn dann die fünf Stufen hinunter ins Wohnzimmer. Sein Kopf schlug auf jeder Stufe hart auf. Wäre ich nicht so im Stress gewesen, ich hätte sicher gelacht.

      Es war irgendwie wie im Film. Eine von diesen Krimikomödien. Hatte ich nicht mal so was gesehen mit diesem französischen Schauspieler, wie hieß er, Louis de Funès? Keine Ahnung.

      Ich zog ihn quer durchs Wohnzimmer in den Flur und dann zur Kellertreppe. Dort angekommen, schaute ich kurz auf die Uhr an der Wand: Es waren schon neun Minuten vergangen, seit Ashley fort war. Scheiße, ich musste mich beeilen. Und das tat ich auch; ich beschleunigte meine Arbeit etwas: Ich zog den schlaffen Sack an die erste Stufe der Kellertreppe und richtete dann ächzend seinen Oberkörper auf. Anschließend stieß ich ihn vornüber mit aller Kraft die Treppe runter. Es gab ein lautes Poltern, als er die Holzstufen runter purzelte. Erst jetzt schaltete ich das Kellerlicht an. Glücklicherweise hatte er sich nicht am Geländer verkantet und war am Fuß der Treppe gelandet. Ich lief die die Stufen hinunter, stieg über ihn und öffnete den Deckel der großen Kühltruhe. Dan war immer ein Fan von › es geht noch größer‹ gewesen. Er stand auf dicke Autos mit überbreiten Reifen, Großbildfernseher, große Titten und auch auf Monster-Kühltruhen, in denen er seine abartig großen Fleischportionen frisch halten konnte. Ich hätte mir sicher etwas anderes überlegt, wenn ich ihn erst noch hätte zersägen müssen, oder etwas ähnlich Krankes. Nein, er würde sicher reinpassen.

      Zum Test hatte ich die Truhe gestern kurz geleert und mich selbst rein gelegt. Es war genug Platz gewesen und daher konnte ich mir sicher sein, dass ich ihn dort am Stück unterbringen konnte. Ich nahm die paar wenigen, gefrorenen Fertiggerichte raus und warf sie auf den Boden.

      Jetzt musste ich ihn da rein schaffen; allerdings musste ich ihn dazu ganz anheben, und das war im wahrsten Sinne Schwerstarbeit. Ich hatte das Gefühl, dass der tote Wichser aus Blei war. Als ich gerade stöhnend seinen Oberkörper über meine Schulter gewuchtet hatte, klingelte es schon wieder an der Tür.

      »So eine Scheiße!« Ashley war wieder da!

      Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte keine Zeit, zu überlegen und ließ die Leiche, wie sie war, fallen. Sie sackte vor der Truhe in sich zusammen. Ich rannte die Kellertreppe hoch, schloss die Tür und lief, jetzt etwas langsamer und damit unauffälliger, zur Haustür.

      »Oh Fuck!«, entfuhr es mir leise, als ich sah, dass es nicht Ashley war, die dort stand.

      Es war Mike. Er hatte mich durch das kleine Fenster schon erspäht und grinste mich dämlich an.

      ›Ich bin nicht zu Hause‹ konnte ich jetzt natürlich nicht mehr behaupten. Schnell schaute ich, dass mein Morgenmantel ganz geschlossen war und die Titten nicht mehr raus lugten. Dann öffnete ich die Tür.

      »Hi.«

      »Hi. Was willst du?« Ich tat nicht nur genervt, ich war es und das sollte er ruhig wissen.

      »Ist Ashley bei dir?«, fragte er und versuchte, an mir vorbei, in die Wohnung zu spähen.

      »Nein.« Ich wolle ihm die Tür gerade wieder vor der Nase zuknallen, doch er hielt sie fest. Sein muskelbepackter Arm stemmte sich dagegen. Ich hatte keine Chance; mein Gegendruck brachte nichts.

      Jetzt stand er im Flur, in seiner Gänze und Hässlichkeit.

      »Was soll das, zum Teufel?«, fauchte ich, zog instinktiv meinen Mantel etwas fester zu und wich drei Schritte zurück.

      »Hab ich doch gesagt. Ich suche Ashley.«

      »Bist du taub? Sie ist nicht hier. Und jetzt verzieh dich!«

      Er tat das Gegenteil und schloss die Tür hinter sich, ohne den Blick von mir zu wenden. Er starrte mich fast irre an.

      »Das glaub ich nicht. Sie kommt doch immer zu dir gerannt, wenn sie sich ausheulen will.«

      Meine Augen bildeten dünne Schlitze. »Hat sie denn aktuell Grund dazu?«, fragte ich scheinheilig.

      Er schaute kurz, mit einem Anflug von Verlegenheit, zu Boden und kratzte sich am Hinterkopf seines kahl rasierten Schädels.

      »Vielleicht.«

      »Aha. Was hast du gemacht?«

      »Warum soll ich was gemacht haben?«, brach es plötzlich zornig aus ihm heraus. »Warum immer ich? Vielleicht hat die Schlampe ja auch mal selbst was verbockt.«

      Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Nannte meine Süße eine Schlampe, die Sau.

      »Entweder, du sagst mir jetzt, was los war bei euch, oder du gehst!«

      Er trat noch näher an mich heran. Eine tiefe Furche bildete sich vor Wut zwischen seinen Augen.

      »Hör zu, ich brauche dir überhaupt nichts zu erzählen. Ich will nur mit Ashley sprechen!«

      Er kapierte es einfach nicht. »Sie ist nicht hier, verflucht«, keifte ich. »Und jetzt raus! Verschwinde!«

      »Ich glaube, du lügst.«

      »Hau ab oder ich…«

      »Oder was?«

      Er wollte es wohl darauf ankommen lassen. Mike kam noch ein Stück näher und schaute mir direkt in die Augen. Ich durfte jetzt nicht zurück weichen, keine Angst zeigen.

      »Wisst du mir drohen, du Hure?«, presste er zwischen seinen