Celine Ziegler

Lives Collide


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auf, kann niemanden entdecken.

       "Aiden." Die Stimme scheint aus dem Nichts zu kommen.

       Ich beachte sie nicht und schaue wieder zu ihr. So fest ich kann, presse ich ihren kleinen Körper an meine Brust, weine bitterlich. "Du darfst mich nicht verlassen."

      Mit einem lauten Keuchen wache ich auf.

      Es war schon wieder ein Traum. Dieser Traum. Dieser gleiche, beschissene Traum, der mich in den letzten zwei Wochen verfolgt. Es ist nicht ständig dasselbe, doch das Ende bleibt das gleiche - Jedes Mal stirbt sie.

      "Aiden", höre ich eine leise, sanfte Stimme neben mir, durch den vom Mond erhellten Raum.

      Mit immer noch schwerem Atem, drehe ich meinen Kopf nach rechts und blicke in zwei trostlose, braune Augen.

      "Du hast wieder schlecht geträumt", sagt Raven und streicht mir sanft über die verweinten Wangen.

      Ich habe nicht schlecht geträumt. Ich habe beschissen geträumt. Wann hat die Scheiße endlich ein Ende?

      Ich schließe erschöpft von all diesen Nächten mit diesen ständig wiederkehrenden Träumen die Augen und versuche mich zu beruhigen.

      Raven seufzt und kommt mir näher, schlingt ihre Arme um meinen Oberkörper. “Willst du darüber reden?”

      Darüber zu reden ist wie direkt wieder in diese grausamen Träume zu steigen. Viel lieber würde ich es vierundzwanzig Stunden am Tag verdrängen, um keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Deswegen sage ich: “Nein.”

      Sie legt ihre Wange an meine noch flachatmende Brust. “Aber das hilft. Es wird sonst nie besser …”

      “Wieso sollte das helfen? Irgendwann hört dieser Dreck schon von ganz alleine auf.”

      “Aiden …” Sie sieht mit ihren traurigen Augen zu mir auf. “Ich weiß nicht, was ich anderes tun soll. Auch mich belastet es, wenn du jede Nacht weinst und wenn du danach auch noch so gereizt bist, macht es das nicht besser.”

      Ich sehe sie an und streiche ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Mich plagt schon seit Tagen das schlechte Gewissen, weil sie unter meinen schlechten Launen leiden muss, doch ich kann nichts dagegen tun. Die Sache mit Tammy hängt mir nun mal noch schwer in den Knochen und ich bin mir sicher, dass es noch lange so sein wird, egal wie sehr ich mich dagegen wehre. Auch ich wünschte, es wäre leichter, aber das ist es halt nicht. Tammy ist tot und ich muss lernen damit zu leben.

      Doch trotzdem muss ich wenigstens versuchen, mich weniger wie ein Idiot zu verhalten. Wenigstens für Raven. Ich lege sanft meine Lippen auf ihre und sage leise: “Es tut mir leid.”

      Ich spüre, wie ihr noch jede Menge Wörter auf der Zunge liegen, doch sie spricht sie nicht aus, sondern seufzt einfach in den Kuss hinein.

      Es ist unbeschreiblich, wie viel Kraft sie mir jede Nacht schenkt, einfach weil sie hier bei mir ist und mich erträgt und für mich da ist. Gedanklich danke ich ihr dafür. Für alles.

      Ich sage ihr leise, dass ich sie liebe und dann beuge ich mich über sie, um ihr das T-Shirt über den Kopf zu ziehen.

       Raven

      "Bist du nicht der Typ, mit dem ich damals am Telefon gesprochen habe?", fragt Scar Aiden, während die beiden am Küchentisch sitzen und frühstücken.

      "Der bin ich", meint Aiden stolz.

      Bei der Erinnerung daran, wie er mir damals das Telefon aus der Hand gerissen hat, weil ich so stur war, muss ich lächeln. Damals war vieles noch so anders. Es ist Wahnsinn, wie viel sich in den letzten Wochen verändert hat. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich an einem Samstagmorgen mit Aiden in seiner Wohnung am Frühstückstisch sitze, hätte ich der Person wahrscheinlich lauthals ins Gesicht lacht.

      Ich hole eine Kaffeetasse aus dem Regal über der Kaffeemaschine, schütte mir Kaffee ein und höre ihnen gespannt zu.

      "Das ist ja echt cool", sagt Scar. "Ich weiß noch, wie Ravely mich danach angerufen hat und sich ständig über dich beschwert hat, weil du so unerträglich wärst."

       Oh nein, Scar, muss das sein?

      "Ach, tatsächlich?" Ich höre Aidens grinsen bis hierher.

      Ich drehe mich um und setze mich an den Tisch. "Du warst damals aber auch echt unerträglich. Ständig bist du überall aufgetaucht und hast blöde Sprüche gerissen."

      Aiden lacht. "Das tue ich heute doch immer noch."

      "Allerdings." Ich grinse. "Aber heute bin ich verknallt genug, um das witzig zu finden."

      Er sieht mir in die Augen und sein Grinsen wird breiter, seine Augen strahlen Wärme aus.

      "Unglaublich, dass so ein Satz mal von jemandem wie Ravely kommt", lacht Scar und trinkt einen Schluck Kaffee. "Du musst es ihr echt angetan haben." Sie sieht zu Aiden.

      "Wann fährst du eigentlich?", wechsele ich das Thema.

      "Mein Zug geht in einer halben Stunde."

      "Oh, schon?", seufze ich. Ich hätte gerne noch den Tag mit ihr verbracht, ich würde ihr gerne so viel erzählen.

      "Komm doch mit." Sie lächelt. "Dein Dad vermisst dich bestimmt höllisch."

      Meine Hände umgreifen die Tasse ein wenig fester. "Ich weiß nicht." Ich würde Dad unheimlich gerne wieder sehen, aber ich will bei Aiden bleiben. Die Vorstellung, dass er den Rest seines Wochenendes hier alleine verbringt, ist zu traurig. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, nicht bei ihm zu sein, ich habe mich schon zu sehr an ihn gewöhnt, an seine Nähe.

      "Grandiose Idee", wirft Aiden ein und lächelt. "Ich wollte sowieso schon lange mal in so ein wunderschönes Dorf wie Aldbury."

      Meine Mundwinkel zucken.

      Hach, ja... Natürlich lässt er mich nicht alleine.

      "Dann ist das geklärt." Scar steht auf. "Packt schnell eure Sachen, der Zug fährt in 25 Minuten."

      Aiden steht ebenfalls auf und stellt seine leere Kaffeetasse in die Spüle. "Ich fahre uns mit dem Auto."

      "Das sind unendlich viele Kilometer, weißt du das?" Ich hebe unglaubwürdig die Brauen.

      "Ich kann Zugfahrten nicht ausstehen."

      "Mit dem Auto geht es sowieso viel schneller. Lasst uns am besten heute Morgen noch losfahren, dann kommen wir heute Nachmittag an", meint Scar und geht aus der Küche. "Also hop, hop!"

      Aiden sieht mich mit erhobener Braue an.

      "Typischer Chef-Typ", erkläre ich ihr Verhalten.

      Während der ganzen Fahrt nach Aldbury musste ich ständig an Dad denken. Ich habe die Sache mit meiner Mutter noch immer nicht mit ihm geklärt und er weiß auch noch nicht, dass Aiden existiert. Seit dem Drama mit meinem Ex-Freund Jason, ist seine Meinung über Jungs eher zurückhaltend. Das störte mich bisher wenig, da ich genau so dachte, aber jetzt habe ich nun mal Aiden. Aber ich bin mir sicher, dass Dad ihn mögen und akzeptieren wird, da Aiden einfach ein charmanter Typ ist. Er wird Dad schon um den Finger wickeln, das weiß ich.

      Trotzdem bin ich mir noch nicht sicher, wie ich mit ihm die Situation mit meiner Mutter klären soll. Einerseits bin ich auf irgendeine Art und Weise enttäuscht von ihm, weil er damals Mum betrogen hat, als ich geboren wurde und es dadurch erst zu dieser ganzen Sache kam, aber andererseits konnte er all das nicht voraussehen. Aber die Tatsache, dass er immer noch für mich der beste Vater auf der Welt war, als meine Mutter nie da war, entschuldigt sein Verhalten. Außerdem ist das alles Vergangenheit und ich will nicht in der Vergangenheit leben, sondern in der Gegenwart.

      "Alles gut bei dir?", frage ich Aiden, nachdem wir Scar bei sich zuhause abgesetzt haben.

      Er scheint mit jedem Meter, dem wir uns meinem Zuhause nähern, nervöser zu werden.

      "Ja klar, was sollte