Celine Ziegler

Lives Collide


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Mutter und ich auch nicht zusammen, schon seit Jahren nicht mehr."

      "Jaja, ich weiß."

      "Und hast du noch Geschwister?"

      Raven atmet hörbar tief Luft ein.

      "Meine Schwester starb vor ungefähr einem Jahr."

      Leicht erschrocken hebt er die Brauen und entfaltet seine Hände. "Das tut mir leid für dich."

      "Schon in Ordnung." Leicht lächele ich, um die Stimmung nicht runterzuschrauben.

      "Das muss eine schwere Zeit für dich gewesen sein. Ich kann das nachvollziehen, meine Mutter starb vor zwei Jahren."

      Ich würde ihm gerne widersprechen, doch ich nicke einfach nur.

      "Dad, bist du bald fertig?", stöhnt Raven. "Wir wollten mit Scar noch zum Poseidon?"

      Er sieht sie verwirrt an. "Was wollt ihr denn beim Gott der Meere?"

      Sie rollt die Augen und ich muss mir ein Lachen verkneifen. "Das ist der Pub in dem wir schon eintausend Mal drin waren."

      "Ach so, das Teil." Er richtet sich wieder an mich. "Schrecklicher Pub, sag' ich dir. Grässliche Rockmusik gemischt mit dem Gestank von dem Schweiß der Männer, die von ihren Frauen rausgeschmissen wurden, weil sie wieder mal zu viel Bier getrunken haben."

      "Dann scheint es wohl eine gute Bar zu sein, wenn diese Männer, nachdem ihre Frauen sie rausgeschmissen haben, noch mehr Bier dort trinken wollen", sage ich und lache leicht.

      Ravens Vater lacht ebenfalls und ich fühle mich das erste Mal wohl.

      Es ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, wenn der Vater lacht oder? Irgendeine Sympathie muss hier doch entstehen.

      Raven verschränkt die Arme. "Wenn es so eine grausame Bar ist, dann sollten wir sie uns vielleicht schön trinken", sagt sie und sieht ihren Vater selbstsicher an.

      "Nein", sagen Ravens Vater und ich gleichzeitig.

      Ich spüre seinen Blick kurz danach auf mir.

      Raven sieht mit gerunzelter Stirn zwischen uns hin und her. "Ich verstehe schon", sagt sie, als sie aufsteht. "Ich gehe nach oben und mach´ mich ein wenig frisch." Sie richtet sich an ihren Vater. "Lass ihn bitte am Leben." Dann sagt sie zu mir: "Bringst du dann bitte unsere Tasche hoch, wenn ihr fertig seid?"

      "Klar." Ich lächele ihr zu und bin mir gleichzeitig unsicher darüber, was gleich passieren wird, wenn ich mit ihrem Vater alleine bin. Sie kann mich doch hier nicht einfach sitzen lassen. Er ist wie der Löwe, der mich beschattet, während ich als Maus um mein Leben ringe. Ja, das beschreibt es relativ gut.

      Okay, eventuell ist es ein klein wenig übertrieben.

      "Danke", lächelt sie aufmunternd und streicht mir kurz über die Wange, bevor sie die Treppen hoch geht. Sie muss doch ganz genau merken, wie verdammt unsicher ich mir bin.

      Ich sehe ihr hinterher, dann blicke ich wieder zu ihrem Vater, der ihr ebenfalls nach sieht.

      Als wir die Tür hören, sagt er: "Sie ist wundervoll, nicht wahr?"

      Ich nicke schmunzelnd. "Ja, das ist sie." Und es ist die hundertprozentige Wahrheit.

      Der braunhaarige Mann, der mir quer gegenüber sitzt, seufzt. "Aiden, pass auf", fängt er an. "Ravely ist meine Tochter und ich liebe sie."

      Aufmerksam höre ich ihm zu, bin jedoch ein bisschen geschockt von seiner plötzlichen Ernsthaftigkeit.

      "Ich weiß nicht, ob sie es dir erzählt hat, aber sie hatte schonmal einen Freund. Ich glaube, das war vor drei Jahren ungefähr. Er hat sie unglaublich schlecht behandelt und hat ihr grausame Dinge angetan. Ich -“

      "Ich liebe ihre Tochter", unterbreche ich ihn bestimmt.

      Er sieht mich an.

      "Und ihr damaliger Freund war ein Idiot, ja ich weiß, aber er hat sie nicht mal ansatzweise so sehr geliebt wie ich es tue, Sir. Und ich verspreche ihnen, dass ich versuchen werde, gut genug für sie zu sein."

      Sein Blick ist durchdringend. "Wieso sollte ich sie dir anvertrauen, wenn du dir nicht mal sicher bist, gut genug für sie zu sein?"

      Nach einer kurzen Pause sage ich leicht lächelnd: "Ich denke, dass sie es einfach müssen, denn Sie wissen, genauso gut wie ich, dass niemand für ihre Tochter gut genug sein wird. Sie lieben Raven und wollen nur ihr Bestes - und das versuche ich zu sein, jeden Tag."

      Er schweigt und sieht mir so tief in die Augen, als könne er dadurch herausfinden, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. Doch nach ein paar Momenten, lehnt er sich zurück und schmunzelt. "Ich mag dich."

      Ich hebe überrascht die Brauen. Okay, damit hatte ich jetzt am wenigsten gerechnet. Ich hatte eher damit gerechnet, dass er mich mit einem Arschtritt aus dem Haus schmeißt, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als mir zu vertrauen. "Ähm, danke, Sir."

      "Nenn mich einfach Jared. Ich habe ja verstanden, dass du Manieren hast", sagt er amüsiert.

      Erleichtert atme ich auf. Und ja, ich bin verdammt erleichtert. "Okay. Jared."

      "Und jetzt bring meiner Tochter endlich die Taschen hoch. Ich wette, sie wartet schon oben auf dich." Sein Lächeln ist ehrlich.

      Ich nicke und stehe auf. "Mach ich."

      Als ich gerade zur Haustür gehen will, sagt Ravens Va - Jared noch: "Sei besser für sie als ich damals für meine Frau war."

      "Das werde ich."

      Als ich draußen an meinem Auto ankomme, lehne ich mich seufzend dagegen und atme die kalte, frische Luft ein, als wäre sie Wasser nach einem Marathonlauf. Das war wahrscheinlich das unangenehmste, anstrengendste und gleichzeitig komplizierteste Gespräch meines Lebens. Ich hatte mir ja schon viele Szenarios für solche Gespräche ausgemalt, aber dass sie so verdammt schwierig sind, hätte ich niemals gedacht. Ich kam mir vor wie in einem Verhör und diesmal war ich nicht der Cop, nein, die Position hatte Ravens Vater übernommen.

      Ich öffne den Kofferraum und hole die große Sporttasche heraus, in der meine und Ravens Sachen sind. Sie hat natürlich wieder viel zu viel eingepackt, aber ich habe sie machen lassen. "Man sollte immer auf Nummer sicher gehen", ist ihr üblicher Spruch gewesen.

      Mir fällt eine riesige Last von den Schultern, nachdem ich das Kennenlernen mit Jared endlich hinter mir habe. Ich nehme an, dass das das Schwierigste an Anfängen neuer Beziehungen sein kann. Denn wenn die Eltern einen nicht mögen, hat eine Beziehung keine Zukunft, das habe ich schon oft bei Freunden mitbekommen, und ich bin froh, dass Raven und mir nicht das gleiche Schicksal droht.

      Als ich die Treppen zu Raven hochgehe, sitzt Jared auf der Couch und hat seine nackten Füße auf dem Wohnzimmertisch ausgestreckt und sieht fern.

      "Raven?", rufe ich durch den Flur, als ich die vier verschiedenen Türen sehe.

      "Hier!", ruft sie aus der linken Tür.

      Ich betrete den Raum, der sich als ihr Zimmer rausstellt und sehe sie auf ihrem Bett liegen, mit dem Handy in der Hand.

      Ihr Zimmer ist relativ einfach gehalten. Die Wände in einem leichten orange und die Regale aus dunklem Holz, die voll mit Büchern und Notizbüchern sind. Ich kann mir vorstellen wie konservativ sie während der High School war und wie wenig Wert sie auf Dekoration legte. Ich kann mir vorstellen, wie sie jeden Tag an diesem Schreibtisch saß und schrieb, las und lernte um ihren Traum Schriftsteller zu werden, wahr werden zu lassen. Schon komisch, dass sie bis vor fünf Wochen immer noch so war. Ich habe sie noch nie schreiben gesehen, während der Zeit, in der sie bei mir ist. Hat sie vielleicht ihren Traum aufgegeben?

      "Und?" Raven sieht von ihrem Handy zu mir auf und macht mir auf ihrem Bett Platz.

      Ich lasse die Tasche auf den Boden fallen und lasse mich stöhnend neben sie fallen. "Ich bin ja wirklich vieles gewohnt", nuschele ich in ihr Kissen. "Aber das hat mir wirklich mehr abverlangt, als alles das mir je zuvor in der Schule vorgekommen