Celine Ziegler

Lives Collide


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stehe ebenfalls auf und gehe zur Treppe. "Ich werde solange damit anfangen, bis du es endlich einmal machst!"

      "Übrigens", sagt Dad monoton, als ich gerade die Treppen hoch will, "Aiden ist in Ordnung."

      Mein Lächeln spricht Bände. Wusste ich es doch, dass Aiden es schafft meinen Vater dazu zu bringen, ihn zu mögen. Niemand kann ihm widerstehen, nicht mal mein Dad.

      "Ich weiß", lächele ich und gehe die Treppen hoch.

      Dass Dad ihn mag, bedeutet mir unheimlich viel. Auch, wenn er nur sagt, dass Aiden 'in Ordnung' ist, weiß ich trotzdem, dass er froh ist, dass er mein Freund ist und nicht irgendein Idiot, wie Jason damals.

      Ich öffne meine Zimmertür und finde einen leise schnarchenden Aiden vor. Er trägt nur noch seine Boxershorts und ein Arm baumelt über der Bettkante, während er auf dem Bauch liegt und fast das komplette Bett einnimmt. Er ist tatsächlich innerhalb von zehn Minuten eingeschlafen. Aber es ist nachvollziehbar, immerhin ist er fast den ganzen Tag Auto gefahren und dann war da noch die Sache mit Danny.

      Ich gehe mit leisen Schritten auf meinen alten Kleiderschrank zu und ziehe ein Schafshirt heraus. Während ich mich umziehe, beobachte ich ihn schmunzelnd, wie sich seine Lippen leicht bewegen, während er atmet und sein Oberkörper sich auf und ab bewegt.

      Es ist fast nicht zu glauben, dass dieser schöne Mann in meinem Bett so eine schlimme Zeit hinter sich hat. Der Tod seiner Schwester und von Tammy haben so viel von ihm abverlangt und er ist trotzdem noch stark, versprüht überall gute Laune und Liebe, wo er nur kann. Er bringt mich zum Lachen und liebt mich.

      Kurzerhand beschließe ich, die kleine Lampe auf meinem Schreibtisch anzuschalten und einen Notizblock aus einer Schublade zu ziehen. Ich habe gerade das erste Mal die Chance über jemanden zu schreiben, den ich von ganzem Herzen liebe und der mich liebt. Über August und mich.

      Es wundert mich immer wieder aufs Neue, dass Aiden nicht aufwacht, während das Licht an ist und ich mich neben ihn unter die Decke lege, als ich fertig bin mit schreiben. Ich wünschte, ich hätte so einen tiefen Schlaf wie er. Dennoch verabscheue ich den Schlaf schon seit den letzten zwei Wochen. Seine Albträume scheinen kein Ende zu nehmen und das tut mir so weh. Jede Nacht wacht er mit schwerem Atem und tränenden Augen auf. Ich gebe ihm dann zwar die Liebe, die er braucht, doch ich habe Angst, dass es für immer so sein wird. Was ist, wenn ich eines Tages nicht mehr für ihn da sein kann, weil wir uns getrennt haben? Nein. Über so was möchte ich nicht nachdenken. Dieser Gedanke ist so grausam, dass es sofort in meiner Brust schmerzt.

      Ich schalte das Licht aus und lasse meinen Kopf in das weiche Kissen sinken, das nach meinem Zuhause riecht. Hier lag ich das letzte Mal, da war ich noch jemand anderes. Damals war ich Ravely und heute bin ich Raven. Ich bin mir sicher, dass Ravely Raven mögen würde.

      Aidens Gesicht ist zu mir gedreht und ich streichle ihm langsam mit den Fingerspitzen über die Wange, die so weich und zart durch das Licht des Mondes aussieht.

      Er hört auf zu schnarchen und runzelt die Stirn. Anscheinend habe ich ihn geweckt.

      "Ich liebe dich", flüstere ich durch die Dunkelheit und streiche immer noch sanft mit dem Rücken meiner Finger über seine Wange.

      Aiden lächelt und dreht sich auf die Seite, damit er seinen Arm um meine Taille legen kann, presst mich fest an seine warme Brust.

      Ich höre sein Herz schlagen, es gibt mir Genugtuung.

      "Ich liebe dich", sagt er und küsst meine Stirn.

      In dieser Nacht weint er wieder.

      Kapitel 2

       Raven

      "Das stimmt doch gar nicht!", lache ich, lege mein Nutella Brötchen auf meinen Teller und zeige auf Aiden. "Du bist mir doch ständig hinterhergelaufen, wie ein Hund!"

      Dad, er und ich frühstücken gemeinsam in der Küche und reden und lachen. Nachdem ich gestern mit Dad geredet habe, ist seine Laune viel besser und ich merke jetzt, dass er Aiden tatsächlich sehr mag, denn sie machen durchgehend Witze zusammen. Meistens auf meine Kosten, doch das ist in Ordnung, ich kenne es ja nicht anders, so sind sie nun mal. Ich finde es einfach schön zu sehen, dass die beiden sich so gut verstehen und wir gemeinsam lachen können.

      Gerade reden wir darüber, wie Aiden und ich uns kennengelernt haben.

      "Und was war dann die Sache mit Noahs Party? Du hast mir dein Hinterteil so offensichtlich entgegengestreckt, dass es schon fast pervers war!", erzählt er lachend.

      Ich verschränke die Arme. "Du hast mich nachts einfach mit zur Kirche geschleppt! Hallo? Mehr Argumente brauche ich eigentlich gar nicht!"

      Aiden schnaubt. "Du hättest mich ja wieder wegschicken können."

      "Hab ich aber nicht."

      "Ganz genau! Weil du volles Rohr auf mich standest!"

      Mit den Augen rollend, sage ich: "Nicht so sehr, wie du auf mich."

      "Okay", sagt Dad und lacht. "Anscheinend kommen wir hier zu keinem Ergebnis."

      "Doch", meint Aiden und sieht mich frech an. "Raven wollte mich mit ihren ganzen Körben nur neugierig machen und daraufhin habe ich ihr nur das gegeben, was sie wollte - Dass ich ihr ständig hinterher laufe."

      Ich seufze schmunzelnd. "Genau so war das und nicht anders. Dad, weißt du, ob heute die Mula auf hat?"

      Er überlegt kurz, dann sagt er: "Ja, sie sollte aufhaben. In der Zeitung stand sogar, dass heute verkaufsoffener Sonntag ist, also habt ihr Glück."

      "Perfekt", sage ich und sehe zu Aiden. "Heute zeige ich dir mal ein bisschen von meiner alten Welt."

      Er hebt eine Braue, beißt in sein Brötchen und sagt mit vollem Mund: "In einer Mula? Was zur Hölle ist eine Mula?"

      "Das siehst du dann. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass du es mindestens genau so cool finden wirst, wie ich."

      Aiden sieht zu meinem Vater. "Werde ich das cool finden?"

      Dad lacht auf. "Ich finde es ganz und gar nicht cool, aber ich bin auch von einer ganz anderen Spezies als ihr beiden."

      "Stell dich nicht so an, du sagtest doch, dass du ein bisschen von Aldbury sehen willst und das ist der erste Schritt", sage ich.

      "Da vorne links", weise ich Aiden an, während wir durch Amersham, die nächstgelegene Stadt, fahren.

      Ich habe ihm versprochen, dass ich ihm die schönsten Sachen von meiner Heimat zeigen werde und das tue ich auch. Er verhält sich zwar so, als hätte er da überhaupt keine Lust drauf, doch ich weiß ganz genau, dass seine Augen nicht einfach so funkeln, wenn ich ihm etwas zeige, das mir früher gefallen hat und womit ich meine Zeit so nebenbei verbracht habe. Ich habe ihm die schönsten Aussichtspunkte in Aldbury gezeigt, zu denen ich früher oft gegangen bin und meine Lieblingsläden in Amersham, vor allem meine Lieblingsbibliotheken. Ich weiß einfach, dass es ihm mindestens genauso gefallen hat, wie mir.

      "Fahren wir jetzt endlich zu dieser Mula?", fragt Aiden, als er links abbiegt.

      Ich nicke. "Ja, das habe ich mir als letztes ausgesucht, da die erst um fünf Uhr auf."

      "Mula könnte ein Name für ein Bordell sein."

      "Es ist aber kein Bordell, Aiden."

      "Ist es besser als ein Bordell?"

      "Das musst du mir dann sagen."

      Er grinst schelmisch. "Mach ich."

      Ich rolle mit den Augen. "Ich weiß, dass du noch nie in einem Puff warst, also tu nicht so. Halte hier an dem Parkplatz."

      Aiden fährt auf den Parkplatz. "Was macht dich da so sicher?"

      Ich sehe ihn mit erhobener Braue an.

      Er lacht. "Ist ja gut!"

      Wir steigen aus