Honora Holler

Das Törtchen-Team packt die Koffer


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„Sag, mal was bedrückt dich? Du warst das ganze Mittagessen so still“, wollte Onta von Sophie wissen und hakte sich unter, während sie zur Sporthalle gingen. „Aber doch nur, weil du keinen zu Wort hast kommen lassen, Onta“, tadelte Suki sie mit einem kleinen Lächeln um die Lippen. „Also wirklich“, frotzelte die rotblonde junge Frau mit einem gespielt empörten Gesichtsausdruck zurück. Sophie betrachte ihre Freundinnen kopfschüttelnd, sagte aber Nichts. „Nun erzähl schon“, forderte Onta sie mit Nachdruck auf und blieb stehen. Mit großen Augen und einem ernsten Gesicht schaute Sophie ihre Freundinnen an. Unbehaglich trippelte Sophie von einem Fuß auf den anderen. „Sophie!“, ermahnte Onta sie streng. „Also gut, ich erzähl es euch“, gab sich Sophie geschlagen. Leise erklärte sie den beiden, was ihre Aufgabe im Informatikunterricht sein würde. Ohne Unterbrechung ihrer Ausführung erreichten sie die Umkleide. „Und das ist tatsächlich zulässig?“, fragte Suki zweifelnd, als sie ihre Kendoausrüstung anlegte. Bevor Sophie antworten konnte, warf Onta ein: „Die Frage ist eher, ob die Sturmvoll davon weiß.“ Und rieb sich mit der Hand über ihren Unterarm.

      Dies war in der Tat ein neuer Gedanke, auf den Sophie noch gar nicht gekommen war. Was, wenn Herr Suse sein eigenes Süppchen kochte, um Direktor Grün aus der Patsche zu helfen? Mit einem „Uff“, setzte sie sich ihren Kopfschutz auf und ließ die Fragen unbeantwortet.

      „Mann war das anstrengend!“, keuchte Onta nach der Stunde in der Umkleidekabine. „Aber gut“, kommentierte Sophie rotgesichtig das Stöhnen ihrer Freundin. Der anstrengende Kendo-Unterricht hatte ihre ganze Konzentration erfordert, und sie ganz vergessen lassen, welche Überraschung sie jetzt erwarten würde. „Du musst mir nachher alles erzählen, ja?“, bat Onta Sophie, als sie sich zu dem zweiten Unterrichtsteil des Nachmittags verabschiedeten. Sophie nickte mit dem Kopf und ging nachdenklich Richtung Studierzimmer, während Onta fröhlich pfeifend zum Sprachlabor eilte.

      Mit leicht zittrigen Händen betrat Sophie den Gang, der zum Studierzimmer führte. Die Tür war offen, das Licht der herbstlichen Nachmittagsonne erhellte den Gang. Vorsichtig lugt Sophie in den Raum. Sie konnte niemanden entdecken. „Da bist du ja!“, hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich flüstern. Erschrocken drehte sich Sophie um. Tobias stand mit einem frechen Grinsen neben ihr. „Du bist mein Partner?“, ungläubig schaute sie den jungen Mann an. „Ja genau und jetzt rate Mal, wer unser Mentor ist?“, feixte Tobias zurück, während sein Grinsen breiter wurde. Gemeinsam gingen sie zu den Arbeitstischen. „Lass mich raten! Kristian Sorokin!“, stöhnte Sophie. „Erraten!“, tönte die tiefe Stimme desselbigen von der Tür. Sophie schwante Übles. Der Hacker der Klasse und das momentane IT-Genie der Schule in einer Gruppe!? Und sie mit dabei, ihr wurde schwummerig.

      „Du bist mit wem ihn der Gruppe?“, wollte Onta abermals wissen und verschüttet mit einer weitläufigen Handbewegung das Mehl großzügig in der Backstube. Mit einem Seufzer bückte sich Sophie und nahm den weißen Staub mit einem feuchten Tuch auf. Ontas Tante sah es gar nicht gerne, wenn ihre Konditorei aussah wie ein Schlachtfeld. „Mit Tobias und Sorokin“, erklärte Sophie mit einem Stoßseufzer. Onta fing an zu giggeln. Mit ihrer bemehlten Hand versuchte sie ihr Lachen zu unterdrücken, doch gelang es ihr nicht vollständig. „Weißt du, wen das Maßlos ärgern wird? Dass ausgerechnet du und nicht ihre Freundin mit ihm arbeitet?“, japste sie schwer atmend. Sophie runzelte die Stirn. „Du meinst Natalia?“, erwiderte sie langsam und schaute ihre Freundin grinsend an. Ja, da wird sie tatsächlich ärgern, gestand sie sich ein. Wahrscheinlich sogar zwei: Natalia und Claudia. Sophie und Onta sahen sich an und dabei wurde ihr Grinsen immer breiter. „Vielleicht … “, sinnierte Sophie. „ … vielleicht ist es doch nicht so schlecht mit den beiden ein Projekt zu haben“, beendete Onta ihren Satz schnell und nahm ihre Arbeit wieder auf. „Vielleicht sollte ich mich auch für Informatik interessieren“, sinnierte Onta laut und blickte in Sophies Richtung. Sophie blickte langsam von ihrer Buttercrememasse auf. „Ich glaube du hast mit deinem Spanischlehrer genug um die Ohren“, frotzelte sie zurück, woraufhin Onta die Farbe einer Kirsche annahm und sich schnell wieder ihrer Biskuitmasse zuwandte. Stillschweigend arbeiteten die beiden weiter. Selbst als Ontas Tante kurz hereinschaute und Sophie bat eine Mokkacreme vorzubereiten kam kein Wort über ihre Lippen. Sophie überdachte noch mal das, was Sorokin und Tobias ihr erklärt hatten. Es war illegal, für ihre Zukunft riskant und eine geistige Herausforderung. Doch, wenn sie es schafften, in das System der Bank einzubrechen und sie die Datensätze vergleichen konnten, die von Direktor Grüns Rechner und bei der Bank getätigt worden waren, konnte es vielleicht helfen seine Unschuld zu beweisen, hatten Tobias und Sorokin argumentiert. Sophies hatte zwar ihre Bedenken geäußert, dass ihre Hypothese nicht richtig sein könnte und das Direktor Grün seine Transaktionen vielleicht gar nicht von seinem Schulrechner getätigt haben könnte, sondern von Zuhause aus, doch war dies von beiden jungen Männern kopfschüttelnd abgelehnt worden. „Weißt du Sophie, wir beide haben den Schulrechner schon vor einem Jahr gehackt und alle Datensätze gesichtet“, erklärte Tobias und schaute zu Sorokin, der nickte. „Und nachdem wir beide die Datensätze durchforstet haben, können wir sagen, dass alle Anweisungen an die Bank über seinen Rechner gingen“, erläuterte Sorokin und schaute Sophie fest in die Augen. In Sophies Kopf hatte es nur noch gerattert. Beide hatten den Schulrechner gehackt. „Und die Sicherheitsmaßnahmen von Suse?“, hatte sie ungläubig zurückgefragt. Sorokin und Tobias richteten ihre Oberkörper auf. „Ach, Suses Sicherheitsmaßnahmen sind zwar gut, doch nicht unüberwindbar“, hatte Tobias gemeint und mit einem verschwörerischen Grinsen in Richtung Sorokin geschaut. „Weißt du, Sophie wir haben ein Gentlemen-Argreement mit Suse: Wir dürfen uns alles anschauen, wenn wir in die Systeme kommen - dürfen aber nichts verändern. Er lernt von uns und wir von ihm, so einfach ist das.“

      Die Coul-Studios

      So einfach also, ging es Sophie wieder und immer wieder die ganze Nacht durch den Kopf. Sie konnte sogar die Stimme von Natalias Cousin in ihrem Kopf hören. Völlig gerädert stand sie am nächsten Tag auf. Verschlafen strubbelte sie sich durch ihre Haare und blickte auf ihren Wecker. Ihre Augen wurden größer und größer, sie hatte verschlafen. So schnell sie konnte, wusch sie sich, zog sich an und polterte die Treppe hinunter. Noch zwanzig Minuten, dann würde der Bus für ihren Tagesausflug abfahren.

      Verflixtes Rad, dachte sie noch, als sie in die Pedale trat. Schnaufend und keuchend kam sie an der Schule an. „Na, endlich Sophie!“, begrüßte sie Frau Heide. Mit einem Klack, schloss sie ihr Rad ab und eilte zu dem wartenden Bus. „Na, auch schon aufgestanden?“, konnte sie von ihren Klassenkameraden hören, an denen sie vorbeihetzte. Mit einem erleichterten Plumpsen ließ sie sich neben Onta nieder. „Eh, diesmal bin ich mal nicht die Letzte“, wisperte Onta und reichte Sophie einen Keks aus ihrem Vorrat. „Was ist denn passiert Sophie?“, wollte Suki besorgt wissen. „Ich hatte einfach eine schlechte Nacht“, nuschelte Sophie zwischen den Bissen. Die Schokoladenkekse schmeckten einfach himmlisch, dachte sie als die dunkle Kakaosplittern in ihrem Mund schmolzen.

      Während der Bus fuhr, erläuterte Frau Heide das Ziel ihrer Fahrt: „Wir werden in zwei Stunden bei den Coul-Studios ankommen.“ Sophie schaute nach draußen. „Hast du schon mal von denen gehört?“, hörte sie Alba zu Suki wispern. Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Suki den Kopf schüttelte, bevor ihr die Augen zufielen. Die Nacht war einfach zu anstrengend gewesen, war ihr letzter Gedanke, bevor sich ihr Kopf auf Ontas Schulter senkte.

      Ein leises „Sophie, Sophie!“, weckte sie und natürlich auch, das Geknuffe in ihren Oberarm. Verschlafen setzte sie sich auf. „Sind wir da?“, fragte sie und schaute sich um. „Ich glaube du brauchst einen Espresso, sonst wird das heute hier nichts“, meinte Lulu. Sophie reckte sich und schaute nach draußen. Sie standen in einer Grünanlage. Verwundert setzte sie sich auf, während ihre Klassenkameraden schon anfingen auszusteigen. Sie stupste Onta an, als sie auf den Gang hinaustrat: „Und hier soll eine Firma sein? Wir sind doch mitten im Grünen!“ Noch ehe Onta etwas antworten konnte, begrüßte sie ein schlanker Mann mit zerrissenen Jeans, blauen Turnschuhe und einem T-Shirt auf dem stand: „Mistakes happens“. „Hallo zusammen! Mein Name ist Peter Unbescheiden, ich bin hier der CEO und mache die Führung“, stellte er sich vor. Leise Lacher ertönten. Frau Heide warf ihren Schülern einen strengen Blick zu. „Und ja ich bin auch unbescheiden“,