ihre Schürze ab. Sie gab ihrer Tochter eine Kuss und verabschiedete sich aus der Küche mit den Worten: „Ich glaube, ihr könnt das besser als ich.“ Verblüfft schauten sich die Freundinnen an. Nachdem sich der erste Überraschungsmoment gelegt hatte, schnappte sich Onta die Schürze und fragte: „Was können wir tun?“ Alba schluckte ihre spontanste Antwort: „Den Pizzaservice anrufen“, herunter und erklärte mit ruhiger Stimme, dass es am besten wäre, wenn Suki mit Sophie das Amuse-Gueule anrichten würden. Lulu und Onta sollten den Nudelteig ausrollen, damit sie die Mezzelune fertig machen konnte.
Kichernd und quatschten verbrachten die jungen Frauen die nächsten zwei Stunden in der Küche und richteten unter Albas strenger Regie die Sachen an. „Danke, ihr seid einfach großartig“, seufzte sie schließlich, als alles fertig war. „Aber Hilfe für heute Abend braucht ihr nicht oder?“, wollte Sophie wissen und schaute sich in der Küche um: Auf der Anrichte stapelten sich fünf Platten mit vorbereiteten Mezzulene, das Amuse-Gueule bevölkerte den amerikanischen Kühlschrank und die kleinen Suppentassen mit den Blätterteighauben warten im Backofen auf das Eintreffen der Gäste. Alba schaute sich langsam um und blickte auf die Uhr. „Nein, in einer Stunde kommt unsere Hilfe, die meine Mutter über den Abend retten wird. Hoffe ich“, erklärte Alba. „Kommt, gehen wir endlich feiern“, meinte sie erleichtert und zog ihre Schürze aus. Grinsend deutete Onta auf Albas Kopf. „Und das willst du anlassen?“ „Nein, du unmögliches Mädchen“, lachte Alba und zog mit einem Ruck das Kopftuch ab. Kichernd führte Alba sie durch die modern eingerichtet Altbauwohnung. „Hier ist mein Reich“, verkündete sie stolz und öffnete eine hohe cremefarbene Tür. Unter „Ahs“ und „Ohs“, kommentierten ihre Freundinnen ihr neues Refugium. Im Gegensatz zu den modern eingerichteten Räumen ihrer Mutter, war die Auswahl an Möbeln zwar elegant aber auch bequem. „Oh, du hast es rahmen lassen“, meinte Suki hocherfreut als sie ihre Zeichnung über dem breiten pistaziengrünem Sofa sah. Auf dem großen Beistelltisch, standen das Teeservice und mehreren Etageren mit Törtchen und Sandwichs. „Leider ist das Teewasser schon etwas kalt“, entschuldigte sich Alba, während sie die Kanne nahm und kurz verschwand. „Hast du die selbst gebacken?“, wollte Onta wissen als Alba kurz darauf mit einer frischen Kanne heißem Wasser wieder zurückkam. Sichtlich stolz nickte sie. „Ja, ich habe beim Auspacken unsere Sachen, das Kochbuch meiner Großmutter gefunden. Und quasi als Reminiszenz wollte ich euch mal Törtchen aus meiner Heimat servieren“, erklärte sie und reichte das goldglänzenden Gebäck rum. „Lecker“, murmelte Onta und versuchte mit einem entschuldigenden Blick die Krümel von ihrer Bluse zu wischen. Sophie ließ ihren Blick schweifen: die helle, freundliche Farben, spiegelten sich in dem Parkett, der graue Wandton machte das Zimmer nicht dunkler, sondern angenehmer für die Augen. Sukis großflächige Zeichnung hob sich in seinem rot lackierten Rahmen sehr schön von der Umgebung ab und strahlte auf dem taubengrauen Hintergrund etwas Erhabenes aus. „Du hast es hier sehr schön“, machte sie Alba ein Kompliment. „Dankeschön Sophie“, strahlte sie die weißblonde Norwegerin an. „Nachher zeigte ich euch noch die anderen Zimmer“, bot sie freudestrahlend an. „Mhm“, räusperte sich Lulu und schaute auf ihre zierliche Armbanduhr. „Vielleicht sollten wir uns damit beeilen oder wir lassen den Film sausen“, schlug sie mit einem leicht amüsierten Blick vor. „Oh, stimmt“, hauchte Suki und Alba gleichzeitig. Verstohlen sah Sophie aufs Lulus Uhr, tatsächlich, schon so spät. „Also gut, wir nehmen uns ein paar Teilchen mit und essen sie im Kino, statt des Popcorns“, schlug Alba vor und stellte ihre Teetasse ab. Im Schnellverfahren zeigte sie ihre Freundinnen die anderen beiden Zimmer, die sie bewohnte, bevor sie zum Kino aufbrachen. „Und wer kümmert sich um dich, wenn deine Mutter nicht da ist?“, wollte Onta wissen als sie durch den Treppenhaus nach unten gingen. Alba zuckte mit den Achseln. „Meine Mutter hat eine Haushälterin angestellt, die sich um alles kümmert und da ich ja dieses Jahr schon sechzehn werde, ist das auch mit der Schule kein Problem mehr“, erklärte sie mit leichter Stimme. Stimmt, dachte Onta sehnsuchtsvoll, mit sechzehn brauchte kein Erziehungsberechtigter mehr Klassenarbeiten und Zeugnisse unterschreiben. Wie viel Ärger man sich da doch ersparen kann. Und Entschuldigungen durfte man auch selbst ausstellen, seufzte sie innerlich.
„Das machen wir nächstes Mal wieder“, sagte Lulu als sie das Kino verließen. „Deine Teilchen, waren viel besser als das olle Popcorn“, lobte sie Alba. „Und wer hätte gedacht, dass eine Dokumentation so interessant sein könnte“, meinte Onta ehrlich. „Stimmt“, pflichtete ihr Lulu bei. „Ich wusste gar nicht, das Neuseeland so schön ist“, sagte Sophie. „Ja, und vor allem mit weniger giftigen Tieren als Australien“, murmelte Suki. Allein der Gedanke an die giftigen Spinnen verursachte ihr eine Gänsehaut.
„Und was machen wir am nächsten Wochenende?“, wollte Onta wissen, als sie vor Albas Haus standen. „Da bin ich auf einem Turnier“, erklärte Lulu schnell mit einem Hauch von Bedauern in der Stimme. „Oh, schade“, erwiderte Onta leicht enttäuscht. „Aber am nächsten habe ich nichts vor“, meinte Lulu schnell. „Auch nicht mit Vic-Schätzchen?“, hakte Onta grinsend nach, was ihr einen leichten Knuff in die Seite eintrug. „Also in zwei Woche, da seid ihr bei mir – Geburtstag feiern“, erklärte Suki mit fester Stimme. „Stimmt, in der Woche wirst du ja fünfzehn“, sagte Sophie und lächelte die anderen an. Schließlich hatten sie schon etwas vorbereitet, doch davon brauchte Suki ja nichts wissen.
Einmal Japan und zurück
„Also bis morgen um fünf“, winkte Suki an der Gartentür und verabschiedete sich von Sophie und Onta. „Ja“, riefen beide zurück. „Na, die wird morgen Augen machen“, unkte Onta und grinste Sophie an, die wissend mit dem Kopf nickte. Eine kleine Feier hatte es schon an ihrem richtigen Geburtstag am Mittwoch gegeben, doch morgen wollte sie mit ihren Freundinnen und der Familie feiern. Beschwingt ging Suki über den Kiesweg ins Haus, sie freute sich auf Morgen.
„Sind alle da?“, fragte Herr Asoko und schaute sich um: Die Mädchen waren da, sein Sohn mit seiner Freundin waren auch da. Sophie hatte schwer schlucken müssen als Masaru, Jette als seine Freundin vorgestellt hat. Suki hätte wenigsten Mal was sagen können, dachte sie kurz missmutig, nicht dass sie es ihnen nicht gönnen würden, aber trotzdem ein bisschen weh tat es schon. „Wo ist Chiyoko?“, fragte Sukis Vater verzweifelt. „Sie holt noch schnell einen Schirm und Suki“, erklärte seine Frau und lächelte ihren Mann an. „Gut, gut“, meinte Herr Asoko und wischte sich mit einem Tuch die Stirn ab. Sie alle standen vor einem kleinen Bus, den Sukis Eltern zu diesem Zweck angemietet hatten. Der Fahrer beobachtete mit einer gespielten Lässigkeit die Gruppe. Wenn seine Gäste zu einer Kostümparty wollten, war das nicht sein Problem, schoss ihm pragmatisch, wie er war, durch den Kopf. Tatsächlich warteten alle in traditionell japanischen Kleidern auf das Geburtstagskind und deren Großmutter, die sich noch im Haus befand. „Ich ruf jetzt an“, sagte Herr Asoko mit einem Aufseufzer in der Stimme, als seine Mutter mit trippelnden Schritten um die Ecke bog. „Wie gut, dass wir auf die Perücken verzichtet haben“, raunte Onta zu Sophie, worauf Sophie beifällig nickte. Ja, für Ende September war es wirklich ein heißer Tag und eine Perücke war wirklich das Letzte, was sie heute tragen wollte. Die unterschiedlichen Kimonos waren schon ungewohnt genug, ebenso wie die Schuhe, da brauchte es nicht noch eine Perücke, die störte. „Sie kommt“, zischte Lulu und stieß Onta in die Seite. Tatsächlich trippelte Suki in einem silbergrauen Kimono mit rosafarbenen Obi den Kiesweg hinunter, während alle anfingen „Happy Birthday“, zu singen. „Überraschung Suki und alles Gute“, riefen alle laut, als sie in Sukis verblüfftes Gesicht sahen. „Wir sollten langsam losfahren, sonst kommen wir nicht um zehn Uhr an“, ermahnte der Busfahrer die Gesellschaft, während Suki vor lauter Dankeschön-Sagen kaum Luft holte. „Natürlich, natürlich“, hörte Sophie Sukis Vater murmeln. Mit einer energischen Handbewegung scheuchte er sie alle in den Bus. Die Fahrt dauerte zwei Stunden und obwohl Suki versuchte aus ihren Freundinnen herauszuquetschen, wohin es ging, hielten diese eisern stand und sagten Nichts.
„Woher habt ihr eigentlich die Kimonos?“, wollte Suki auf der Fahrt wissen. Sanft lächelnd drehte sich ihre Großmutter zu ihr um und beantwortete ihre Frage, bevor Onta etwas sagen konnte: „Von mir meine Kleine. Und bis deine Freundinnen sie richtig anhatten, verging eine Ewigkeit“, fügte sie mit einem leisen Lachen und Zwinkern hinzu. Sophie merkte, wie sie ein bisschen rot wurde. Die