Ihr Weg führte durch einen lichten Buchenwald, über eine begrünte Lichtung, vorbei an mehreren Erdhügeln. Komisches Firmengelände, dachte alle. Man sah keine Gebäude oder Menschen. „Und hier sind wir im Herzen der Anlage“, verkündete Herr Unbescheiden stolz. „Wir werden die Gruppe jetzt aufteilen“, erklärte und schaute die verwundert dreinblickenden Schüler an. Hinter einer großen Eiche traten wie auf Stichwort vier Personen hervor: drei Männer und eine Frauen.
Schnell bildeten sich vier Gruppen. „Wir dürfen doch du zu euch sagen oder?“, fragte der CEO verschmitzt. Und noch ehe jemand etwas antworten konnte, ertönte von Onta ein: „Klar, sicher!“ Während sie Sophie freundschaftlich auf die Schulter klopfte und angrinste. Oh Onta, irgendwann bringe ich dich um, dachte Sophie übellaunig. „Wir brauchen wirklich eine Espresso für Sophie“, wisperte Alba zu Lulu und schaute besorgt in Sophie Richtung. „Hallo meine Name ist Saskia“, stellte sich ihnen die weibliche Mitarbeiterin der Coul-Studios vor. Im Gänsemarsch trippelte die kleine Gruppe hinter der zierlichen Frau mit den lila Haaren hinterher. „Hier sind alle ein bisschen seltsam oder?“, flüsterte Onta zu Suki. Ein bisschen war gut, dachte Sophie. Die ganze Anlage war seltsam. „Und hier betreten wir das Studio, in dem unsere Filme synchronisiert werden“, erklärte Saskia und trat vor einen Baum und schob die scheinbare Rinde zu Seite. „Oh!“, entfuhr es allen. Hinter dem Eingang gingen Stufen runter in einen lichtdurchfluteten Gang, der zu drei grauen Türen führte, an denen von zweien rote Lampen, leuchteten. Große Fensterfronten öffneten den Blick in die Grünanlage. Die Erdhügel, schoss es Sophie durch den Kopf. Die sind die Studios! „Wahnsinn!“, piff Tobias durch die Zähne. „Da war jemand ein große Fan von Peter Pan, eh!“, stupste er Paul an, der nickte. „So ähnlich“, erklärte Saskia, die mit einem wissenden Lächeln nähergetreten war. „Die ganze Anlage, ist autark gestaltet und die Verlegung der Arbeitsräume halbunterirdisch, spart sehr viel Energie.“ Sie drehte sich zu der Tür, wo das rote Licht ausgeschaltet war. „Und außerdem ist es sehr motivierend in so einer Umgebung zu arbeiten“, fügte sie hinzu, als sie durch die Tür traten. „Eine Tonregie“, entfuhr es Suki als sie den abgedunkelten Raum, mit den blinkenden Lichtern betraten. Hinter einer durchsichtigen Wand, befand sich ein kleiner Raum, mit Mikrofon, einem Lesepult und Kopfhörern und einem großen Monitor. „Hier geben wir unseren Eigenproduktionen eine Stimme. Wer will von euch mal einen Film seine Stimme geben?“, fragte die Frau mit den lila Haaren und blickte die Gruppe herausfordernd an. „Ich!“, hörte Sophie Onta und Alba rufen. „Ich auch“, schloss sich Paul schnell an.
„Wunderbar“, erwiderte Saskia erfreut und öffnete die Tür zur Sprecherkabine. Schnell erklärte sie den dreien was sie erwarten würde. Lulu, Sophie und Tobias stellten sich in eine Ecke und blickten gespannt zu ihren Freunden hinüber, während Suki interessiert ihre Führerin betrachtete, die mit flinken Fingern, das Mischpult zum Leben erweckte. „Hat sich jeder von euch eine Figur ausgesucht?“, hallte ihre Frage durch den Raum. Die beiden Mädchen und Paul nickten. „Gut, dann kann es jetzt losgehen. Ich zeige euch erst mal den Film, dann machen wir die Aufnahme“, erklärte Saskia.
Auf dem Monitor erschienen ein gelber Kreis, der seine Mund öffnete, kurz darauf ein roter und ein grüner. Alle drei führten eine kurze Konversation und verschwanden. „Also gut“, sprach die Frau am Mischpult und startete den Film erneut. Im Tonraum konnte man Ontas aufgeregte Stimme hören, kurz danach Albas – die ruhig und melodisch klang. Danach sagte Paul etwas und dann wieder Onta und Alba. Lulu stupste Sophie an und grinste: „Na, machen unsere beiden das nicht gut?“ Sophie sah zu Onta und Alba. Onta hatte hektische rote Flecken im Gesicht und strahlte erleichtert, als sie den Kopfhörer wieder abnehmen durfte. „Gut gemacht“, lobte Saskia. „Will noch jemand?“ Alle in der Regie schüttelten die Köpfe. „In Ordnung, der Tontechniker schneidet nachher die Spuren zusammen. Am Ende der Führung können wir es uns dann anschauen“, erklärte sie. „Unsere nächste Station ist das Trickstudio.“
Sophie konnte ihr Gähnen kaum unterdrücken. „Entschuldig Saskia, gibt es hier die Möglichkeit einen Espresso zu bekommen?“, fragte Alba. „Ja es gibt hier eine kleine Kaffeeküche, in der ihr einen Espresso bekommen könnt“, gluckste Saskia und schaute zu Sophie hinüber. Wie peinlich, dachte Sophie und schaute auf ihre Schuhspitzen. Mit geübten Bewegungen bediente Saskia die Espressomaschine und stellte die kleinen Tassen vor ihnen ab. „Nimm Zucker Sophie“, raunte Alba und gab sich zwei Stückchen in den kleinen schwarzen Kaffee. Alle taten es ihr nach, während Saskia kurz den Tontechniker besuchte. Als heiß, süß und stark empfand Sophie das schwarze Getränk. „Na, besser?“, erkundigte sich Saskia mit mitfühlender Stimme, als sie kurze Zeit später wieder auftauchte. Alle nickten. Ja, jetzt fühlte sich Sophie besser.
Anschließend zeigte ihnen Saskia den Trickfilmbereich. „Wir entwickeln hier nicht nur Filme, die ausschließlich Computeranimiert sind, sondern zeichnen auch selbst“, erklärte sie ihrer Gruppe, als sie hinter dem Arbeitsplatz von Herrn Saums standen. Fröhlich strahlend beantwortete er alle Fragen von Suki, die sich speziell um Stifte, Farben und Papier drehten, während er Beispiele seiner Arbeit zeigte. Sophie fand das zwar ganz interessant, doch der Arbeitsplatz neben Herrn Saums, war viel interessanter. Herr Günther, stand auf dem Tischschild. Auf seinem Monitor, zeigte er gerade Tobias, wie er eine Comicfigur generierte und sie in Bewegung setzte. Alba und Lulu hingegen standen etwas weiter weg und unterhielten sich mit einer großen älteren Frau über die Entwicklung eines Storyboard. „Und in der nächsten Abteilung, tummeln sich die PR-Leute, zu denen ich auch gehörte“, gab Saskia bekannt und versammelte die Gruppe wieder um sich. Onta schaute unauffällig auf ihre Uhr. „Wir sind jetzt schon seit vier Stunden hier, und mir ist noch kein bisschen langweilig“, meinte sie zu Sophie und Suki. „Geht mir genauso“, stimmte ihr Suki zu, während Sophie mit dem Kopf nickte. „Vielleicht sollte ich hier mein letztes Praktikum machen“, murmelte sie versonnen. „Aber, aber Suki, wird da Herr Weyz nicht enttäuscht sein“, frotzelte Onta und stupste sie in die Seite. Noch ehe Suki etwas erwidern konnte, betraten sie den PR-Bereich. „Man ist es hier bunt“, entfuhr es Lulu. Stimmt, überall hingen Bilder und Flyer, die Besprechungstafeln waren vollgeschrieben und man konnte das Gemurmel der anderen Mitarbeiter hören. Onta spitzte die Ohren: Sie konnte Deutsch, Englisch, Schwedisch und eine asiatische Sprache hören. „Ist das Chinesisch oder japanisch Suki?“, fragte sie. Die zierliche Japanerin schaute sie interessiert von unten an und lauschte: „Ich würde sagen, Koreanisch.“ Saskia stellte sich vor die Gruppe und erklärte: „Wer hier arbeitet, muss polyglott, kommunikativ und flexibel sein. Ein Verständnis für Ökonomie und Trendströmungen sollte auch mitgebracht werden.“ Niemand außer Sophie, sah es, wie Ontas Augen anfingen zu funkeln. Zum Abschluss trafen sich alle Gruppen in der Cafeteria der Coul-Studios, die ebenso wie die Arbeitsräume halb in die Erde versenkt waren. „Toller Ausblick“, meinte Lulu und schaute durch das Panoramafenster auf den Teich.
Schilfrohre wiegten sich sachte, Fische schnappten nach Insekten und selbst Libellen konnte man sehen. Die Teichanlage war zum Greifen nah. Viele der Schüler schauten bewundern nach draußen. „Tja und wenn es uns mal nicht gefällt auf einen Teich zu schauen, dann wählen wir etwas anderes aus“, sagte der CEO, der zu der Gruppe dazugestoßen war. Statt auf einem Teich, zierte nun ein Gletscherbild, die scheinbare Fensterfront. „Wow“, entfuhr es vielen. Vorsichtig berührte Sophie und andere das vermeintliche Fenster. „Diese Panoramamonitore, sind die neuste Entwicklung unsere asiatischen Partner“, erklärte der CEO sichtlich stolz und veränderte wieder das Bild. Die Landschaft war kraterübersät und dunkle. „So sieht es aus, wenn man auf dem Mond ist“, gluckste er. Die Schüler klatschten spontan Beifall. „Sind das Realbilder oder generierte?“, wollte Claudia wissen. „Das, was ihr hier seht, sind von meinen Kollegen erschaffene Bilder.“ Man konnte sehen, dass er die Verwunderung und Bewunderung der Schüler genoss. Zum Abschied, wurde unter viel Gelächter die Filme gezeigt, die während des Aufenthalts synchronisiert worden waren. Jeder Schüler herhielt auch noch ein DVD, mit Ausschnitten aus der Arbeit Coul-Studios. Gähnend und überfrachtete von Eindrücken, stiegen die Schüler später in den Bus.
„Und was machen wir jetzt“, fragte Sophie und schaute die anderen erwartungsvoll an, als sie wieder an der Schule waren. Sie war wach und energiegeladen. „Also ich gehe nach Hause, meine Mutter hat noch eine Einladung, da muss ich helfen“, meinte Alba und verabschiedete sich. „Lass uns doch noch