Cedrina Lautenfeld

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern


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und Lissi gingen auf die Haustür zu, die bereits weit geöffnet war. Maria und ihre Söhne kamen ihnen freudig strahlend entgegen. Maria umarmte erst Lissi sehr herzlich und begrüßte sie auf Spanisch. Lissi brachte nur ein kleinlautes „Hola“ zustande, strahlte aber dafür über das ganze Gesicht. Das sie glücklich war ihre Schwiegertochter zu sehen, bedurfte daher keiner Worte.

      Nun war Cassandra an der Reihe. Auch sie wurde von ihrer Schwägerin liebevoll umarmt. Die beiden Frauen redeten umgehend auf Spanisch mit einander und Cassandra fühlte sich sofort wohl im Kreis von Michaels Familie. Dann stand plötzlich José vor ihr. Maria stellte ihn als ihren älteren Bruder vor und lächelte verschwörerisch. Sie hoffte, dass Cassandra und José sich mögen würden und sich dann vielleicht mehr daraus ergeben könnte.

      José lächelte und begrüßte Cassandra mit einem Kuss auf eine Wange. Er lächelte sie so begeistert an, dass es für Cassandra nur die Flucht nach vorn gab, um eine peinliche Situation zu vermeiden. Sie fragte ihn in fließendem spanisch und mit einem charmanten Lächeln, ob er für den gleichen Arbeitgeber arbeiten würde wie Michael.

      José war dankbar für ein Gesprächsthema. Er plauderte fröhlich darauf los und erzählte Cassandra so viel wie möglich von seiner Ausbildung und seiner Tätigkeit bei seinem deutschen Arbeitgeber. Während er redete schaute er Cassandra ganz genau an. Sie war noch viel schöner als auf dem Foto, das Michael ihm gezeigt hatte. Ihre blonden Haare, die blauen Augen, ihre Lippen, einfach bezaubernd und sehr reizvoll. Ihre helle Haut war bereits ein wenig gebräunt.

      Es fiel José schwer eine blonde Strähne, die über ihrer Schulter hing nicht anzufassen. Er war in Versuchung nicht nur ihr Haar, sondern auch ihre Schulter und ihre Haut zu berühren. Schon nach wenigen Minuten, die er Cassandra kannte zog sie ihn magisch an. Sie war so attraktiv und so sexy, dass es José schwer fiel seine Augen von ihr zu nehmen.

      Maria bemerkte als erste, das ihr Bruder von Cassandra begeistert war. Sie grinste und ließ die beiden allein.

      José war nervös. Daher redete und redete er, während er heftig mit Cassandra flirtete. Cassandra war bewusst welche Wirkung sie auf ihn hatte. Sie fühlte sich geschmeichelt, war aber auch etwas verunsichert, da es ihr schwer fiel auf Josés offenbar starke Zuneigung zu reagieren. Er mochte sie, dass war ihr sofort klar. Doch fühlte sie sich bedrängt von so viel Aufmerksamkeit von seiner Seite.

      Maria kündigte an, dass sie in kürze das Abendessen für alle servieren würde. Diese Ankündigung gab Cassandra die Gelegenheit, sich zumindest für kurze Zeit, der Aufmerksamkeit von José zu entziehen. Sie fragte nach dem Bad und er zeigte es ihr. José wurde bewusst, dass er ihr nicht die Möglichkeit gegeben hatte, sich nach der langen Autofahrt zumindest die Hände zu waschen. Er entschuldigte sich mit einem charmanten Lächeln und ließ sie ins Bad verschwinden.

      Im Bad atmete Cassandra auf. Ein Moment der Ruhe tat ihr gut. Michael hatte sie zwar in seiner letzten E-Mail vor ihrem Abflug gewarnt, dass sein Schwager schon voller Begeisterung auf ein Kennenlernenn mit ihr wartete. Doch dass dieser Schwager sie dann gleich so vereinnahmen würde, nein damit hatte sie nicht gerechnet.

      Sie wusch sich die Hände und auch das Gesicht. Dann kämmte sie sich ein paar der verwuselten Locken aus der Stirn und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie seufzte laut. Es sah ganz nach einem anstrengenden Aufenthalt aus, sollte sie José nicht dazu bringen können, ihr etwas weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Immerhin aber, schien er trotz allem auf den ersten Blick ganz nett zu sein.

      José begrüßte Cassandras Eltern auf Englisch, da er wusste, dass sie kein Spanisch sprachen. Umso erstaunter war er als Lissi ein paar Worte auf Spanisch zu ihm sagte. Er lächelte sie erfreut an und antwortete langsam und deutlich in seiner Muttersprache. An Lissis Lächeln sah er, dass sie ihn verstanden hatte. Freundlich und charmant begleitete er die Schwiegereltern seiner Schwester auf die Terrasse, wo Maria auf einem großen und breiten Holztisch bereits alles für ein leckeres mexikanisches Abendessen bereitgestellt hatte.

      Als Cassandra das Bad wieder verließ, wurde sie von ihren beiden Neffen bestürmt. Sympathie auf beiden Seiten sorgte für ausgelassenes Geplauder der Kinder mit Cassandra. Die Kinder stürmten mit ihr in den Garten und wollten testen, ob sie als deutsche Frau genauso gut Fußball spielen konnte wie die Männer. Cassandra hatte zwar lange nicht Fußball gespielt, doch war sie lange Jahre Trainingspartnerin von Michael gewesen, der Mitglied in einem Fußballverein gewesen war. Michael war damals so Fußball verrückt gewesen, dass er auch zu Hause ständig spielen musste. Daher trainierte er seine jüngere Schwester zu einer guten Fußballspielerin.

      Cassandra überlegte nicht lange. Sie zog ihre Sandalen aus und spielte mit den Jungen Fußball im Garten. Sie war froh eine Jeans zu tragen, als sie mit einem Bein die Mauer berührte, die den Garten begrenzte. Die Jeans hatte jetzt eine raue Stelle, nicht aber ihr Bein. Durch den Lärm, den die Kinder machten, hatten sie die Aufmerksamkeit aller anwesenden Erwachsenen.

      José achtete jedoch nur auf Cassandra. Sie machte geschmeidige Bewegungen und trickste die Jungen immer wieder aus, wie ein brasilianischer Fußballprofi. Er freute sich, dass sie gut mit Kindern umgehen konnte. Er mochte seine Neffen und wollte selber Kinder haben. Cassandra würde eine gute Mutter sein. Da war er sich jetzt schon sicher.

      Cassandra hatte viel Spaß beim Fußballspiel mit ihren Neffen. Dennoch freute sie sich als Maria ihr Spiel abrupt beendete. Die Jungen meckerten zwar, befolgten aber umgehend die Anordnung ihrer Mutter. Sie gingen ins Haus, wuschen sich Gesicht und Hände und setzten sich dann zu allen anderen an den Tisch.

      José setzte sich so neben Cassandra, dass er ihr Gesicht sehen konnte und trotzdem dicht bei ihr war.

      Michael gratulierte seiner Schwester für ein großartiges Spiel. Er freute sich, dass sie nichts von dem verlernt zu haben schien, was er ihr vor Jahren beigebracht hatte.

      Maria hatte sich sehr viel Arbeit mit der Zubereitung verschiedener mexikanischer Leckereien gemacht. Der Tisch quoll über mit Dingen wie Frijoles, Guacamole, Salza verde, Mole con pollo, papas asadas und weiteren Fleischgerichten und Gemüse. Für die Erwachsenen gab es mexikanisches Bier oder Wein aus Argentinien. Die Kinder tranken Saft oder Limonade.

      Cassandra versuchte von allen Gerichten, die auf dem Tisch standen zumindest einmal zu probieren. Das Essen schmeckte ihr so gut, dass sie mehr aß als sonst. Die Tatsache, dass sie während des Essens vom spanischen ins deutsche und zurück übersetzte, sorgte glücklicher Weise dafür, dass es ihr möglich war kleine Pausen zwischen den einzelnen Gerichten einzulegen.

      Cassandra machte es viel Spaß sprachlich zwischen Deutsch und Spanisch hin und her zu übersetzen. Sie war ganz in ihrem Element und bemerkte nicht, wie José all ihre Bewegungen und Äußerungen genau registrierte. Er versuchte weiterhin mit ihr zu flirten, doch er erlangte nicht die erhoffte Aufmerksamkeit von ihr.

      Es war spät geworden und nachdem Maria, die Jungen ins Bett gebracht hatte, saßen alle Erwachsenen bei Kerzenschein und Ölfackeln weiterhin am Tisch und tranken noch etwas Wein oder Bier. Lissi versuchte sich auf Spanisch bei Maria zu bedanken für das tolle Abendessen, bevor sie und Robert auch ins Bett gingen.

      Nun saßen nur noch Cassandra, José, Michael und Maria am Tisch. José nutzte die Gelegenheit, um Cassandras ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er flirtete wieder mit ihr und brachte das Gespräch geschickt auf sein Lieblingsthema. Er erzählte stolz, dass er vor wenigen Monaten, das Nachbarhaus gekauft hatte. Sein Haus stand Mauer an Mauer neben dem von Michael und Maria. Es war genauso groß und auch der Garten hatte die gleiche Quadratmeterzahl.

      Nach dieser Erklärung wusste Cassandra, wohin die weit geöffnete Tür in der Mauer hinter ihr führte, durch die ihre Eltern soeben verschwunden waren.

      Als José dann weiter stolz berichtete, dass sie genau genommen Gast in seinem Haus war, war Cassandra irritiert. Durch das Gespräch das sie vorhin mit José geführt hatte, hatte sie nicht mitbekommen, dass sie und ihre Eltern im Haus von José übernachteten und nicht im Haus von Michael und Maria, wie sie es angenommen hatte. Ein leichtes Unwohlsein breitete sich in Cassandra Magengegend aus. Es kam aber nicht von dem leckeren Essen und dem Wein, den sie genossen hatte, sondern von der Tatsache, dass sie vermutlich Wand an Wand mit José im gleichen Haus schlafen