Cedrina Lautenfeld

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern


Скачать книгу

Augen bis es in den Wolken verschwand. Innerlich schrie er auf, “Komm zurück Cassandra, komm bitte zu mir zurück. Ich liebe Dich doch so sehr.“ Dann starrte er lange Zeit ins Leere, bis sein Herz nicht mehr ganz so schnell schlug und er wieder die Kraft hatte sich auf den Weg nach Hause zu machen.

      Das Flugzeug war bis auf den letzten Platz besetzt. Ihr Flug von Hamburg nach Frankfurt war ein Zubringerflug, der möglichst viele Fluggäste sammeln und von dem Zentralflughafen in Frankfurt in alle Welt bringen sollte. Cassandra saß auf einem Gangplatz. Ihre Mutter Lissi, die eigentlich Lieselotte hieß, saß rechts von ihr am Fenster und ihr Vater Robert links auf dem Gangplatz neben ihr. Als das Flugzeug seine endgültige Flughöhe erreicht hatte und die Anschnallzeichen erloschen waren, stellten Cassandras Eltern die Fragen über René, die sie wirklich interessierten.

      Vorhin hatten sie seine höflichen Fragen zu ihrem Reiseziel beantwortet. Nun aber fragten sie Cassandra direkt. „Ist René Dein fester Freund?“, wollte Lissi wissen. Robert fragte, „studiert René auch BWL und wie alt ist er überhaupt?“ Cassandra hatte keine Lust all diese Fragen zu beantworten, doch wie sollte sie ihren Eltern in dieser Situation ausweichen. Kurz und knapp vielen daher ihre Antworten aus.

      „Ja, René ist mein fester Freund und ja, er studiert auch BWL und erst ist zwei Jahre älter als ich. Er ist also 23 Jahre alt.“ Cassandra hoffte die verständliche Neugierde ihrer Eltern damit zufriedengestellt zu haben. Geschickt brachte sie ihre Eltern nun auf ein anderes Gesprächsthema. Ihr war nicht danach zumute jetzt weiter an René zu denken. Zu schmerzlich war die Tatsache, dass sie ihn drei Wochen lang nicht würde sehen können. Sie wollte Abstand gewinnen und sich über ihre Gefühle für René erst einmal genau klar werden.

      Christian klopfte an Renés Zimmertür. „Ja“, meldete sich René. Christian öffnete die Tür und trat in das Zimmer seines Freundes. „Gut, Du bist schon zurück vom Flughafen. Was war das da gestern Morgen in unserer Gemeinschaftsküche? Cassandra war bei Dir. Hast Du mit ihr geschlafen?“ platzte Christian neugierig mit seiner Frage heraus.

      „Nein“, antwortete René knapp und etwas irritiert durch die so direkte Frage seines Freundes. „Nein?“, wiederholte Christian. Verwundert sah er René an. „Das verstehe ich nicht. Cassandra übernachtet bei Dir und Du nutzt die Gelegenheit nicht mit ihr zu schlafen? Verstehe ich nicht. Was ist los mit Dir, René?“ Fragend schaute Christian ihn an.

      Während er sprach hatte sich Christian auf den Stuhl neben Renés Schreibtisch gesetzt. René saß auf dem Drehstuhl an seinem Schreibtisch und sah seinen Freund schweigend und mit ernstem Gesicht an. „Ja, Cassandra hat bei mir in meinem Bett übernachtet. Und nein, ich habe nicht mit ihr geschlafen. Ich lag auf einer Luftmatratze neben meinem Bett.“ „Aber wieso?“, unterbrach ihn Christian.

      „Ich wollte erreichen, dass Cassandra mir vertraut, mir glaubt, wenn ich etwas sage.“ Er grinste traurig und dachte an den schlechten Ruf als Partylöwe, den er immer noch hatte. Dieser Ruf hatte ihn indirekt gezwungen mit Cassandra besonders vorsichtig umzugehen. Sie sollte auf gar keinen Fall den Eindruck bekommen, dass er nur mit ihr schlafen wollte und sie ihm ansonsten egal war. Er seufzte und erklärte Christian dann wieso er anders reagiert hatte als sonst üblich. „Sie hat nur bei mir übernachtet, weil ich ihr versprochen habe sie nicht anzurühren. Ich hielt mein Versprechen. Sie vertraut mir jetzt.“

      Erstaunt schaute Christian René an. So ernst und aufrichtig hatte er René noch nie gesehen. „Das war hart. Sie liegt neben Dir in Deinem Bett und Du hast versprochen sie nicht anzurühren“, bestätigte Christian mitfühlend. „Stimmt“, René nickte und fügte hinzu, „ich war ganz kurz davor wortbrüchig zu werden. Du hast sie kennengelernt. Ihre blonden Haare, ihre blauen Augen, diese Lippen und der sexy Körper. Es hat mich fast wahnsinnig gemacht, in dieser Nacht nicht mit ihr zu schlafen.“

      Christian nickte verständnisvoll. Plötzlich sagte er, „Du liebst Cassandra.“ René ignorierte diese Äußerung seines Freundes und schaute aus dem Fenster. Christian blieb aber hartnäckig und fragte erneut nach. René wendete abrupt seinen Kopf und sah Christian ernst an. „Verdammt, ja. Ich liebe sie.“ René schaute traurig aus. Er musste jetzt drei Wochen ohne Cassandra verbringen. Christian sah René voller Verständnis an. Dann stand er wortlos auf und ging aus Renés Zimmer.

      Wiedersehen mit Michael

      Ihre Landung in Frankfurt war etwas ruppig. Doch Cassandra störte das nicht. Sie war schon viel geflogen und konnte damit umgehen. Auf dem Frankfurter Flughafen wimmelte es von Fluggästen, die in alle Richtungen unterwegs waren. Cassandras Gepäck und das ihrer Eltern war in Hamburg durchgescheckt worden bis Mexiko-Stadt. Daher hatten sie nur ihr leichtes Handgepäck dabei. Ihr Flugzeug nach Mexiko startete erst in einer Stunde. Sie hatten also Zeit genug, um den richtigen Abflugbereich zu finden.

      Als sie dann an ihrem Abflugbereich ankamen, warteten schon viele Fluggäste dort. Alle hatten sich auf den, nur für kurze Zeit bequemen, Sitzbänken niedergelassen. Unter den wartenden Fluggästen war auch eine offensichtlich mexikanische Familie. Cassandra hatte am Handgepäck der Mutter eine kleine mexikanische Flagge gesehen. Diese Flagge sah aus wie die von Italien. Doch Cassandra konnte im weiß der Flagge das mexikanische Wappen mit dem Adler, der Schlange und dem Kaktus erkennen. Diese Entdeckung zauberte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Plötzlich empfand sie so etwas wie Freude und Stolz, wieder in dieses großartige Land fliegen zu können.

      Die Kinder der Familie waren ungeduldig und die Mutter versuchte sie zu beruhigen. Ein kleines Mädchen der Familie lächelte Cassandra lange Zeit an und fragte sie dann auf Spanisch, ob sie Spanisch sprechen würde. Als Cassandra auf Spanisch antwortete, plapperte die Kleine fröhlich los. Cassandra machte es sichtlich Spaß sich mit dem Mädchen zu unterhalten. Die Zeit bis zum Abflug verging dadurch sehr viel schneller.

      Cassandra und ihre Eltern hatten drei Sitzplätze in der Mitte des Flugzeuges. Cassandra saß wieder am Gang. Neben ihr ihre Mutter und daneben ihr Vater. Cassandra hatte sich einen spannenden Krimi auf Englisch und eine spanische Zeitung zum Lesen mitgenommen. Sobald das Flugzeug seine endgültige Flughöhe erreicht hatte begann sie zu lesen. Es war wirklich ein spannender Krimi. Wäre nicht ab und zu eine Flugbegleiterin vorbeigekommen, hätte Cassandra vergessen können, wo sie gerade war.

      Doch auch wenn der Krimi noch so spannend war, das Essen im Flugzeug wollte sie nicht verpassen. Sie hatte zwar nicht wirklich Hunger, aber der appetitliche Duft der warmen Mahlzeit regte dennoch ihre Speichelproduktion an. Cassandra aß langsam und genüsslich. Ihre Gedanken wanderten unwillkürlich zu René. Was er jetzt wohl machte? Hatte er schon zu Abend gegessen? Wie spät war es eigentlich jetzt in Deutschland? Cassandra sah auf ihre Uhr. Sie rechnete.

      René müsste schon gegessen haben und würde jetzt schon in seinem Bett liegen. Cassandra grinste bei diesem Gedanken. Sie hatte in seinem Bett gelegen ohne dass etwas passiert war. Ihre innere Stimme hatte sie nicht getäuscht. Sie schloss ihre Augen für einen Moment und sah sein Gesicht vor sich. René hatte ein sehr schönes ebenmäßiges Gesicht. Seine braunen Haare, die dunklen Augenbrauen, die langen Wimpern und seine braunen Augen passten so gut zusammen, dass es ihn unwiderstehlich für sie machte. Sie dachte an seine Lippen, die sie jetzt gern küssen würde und von denen sie so gern geküsst wurde. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. War sie dabei sich in René zu verlieben?

      Doch die Frage einer Flugbegleiterin, ob sie einen Kaffee oder einen Tee trinken wollte, riss Cassandra abrupt aus ihren Gedanken. Sie entschied sich für Kaffee, da sie wach bleiben wollte, um ihren Krimi weiter zu lesen. Denn der Film, den es nach dem Essen gab, interessierte sie nicht. Sie laß mit wachsender Spannung in ihrem Buch. Dennoch schlief sie irgendwann ein, erschöpft von den Ereignissen des Tages und dem Schlafmangel der vorangegangenen Nacht.

      Als sie wieder aufwachte, lag ihr Krimibuch zusammengeklappt in der Zeitschriftenablage des Sitzes vor ihr. Cassandra wunderte sich. Doch dann erklärte ihr ihre Mutter, dass sie das Buch dort hinein gelegt hatte, als sie bemerkte das Cassandra eingeschlafen war. Ihre Mutter lächelte sie liebevoll an und strich ihr zärtlich über eine Wange. Lissi war mehr als deutlich klargeworden, dass auch Cassandra nicht mehr ihre „kleine“ Tochter war, sondern längst ein