Susanne Holzer Sybille Maier-Ginther

Hand aufs Herz


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und Freuden des Elterndaseins hingeben würde. Wehmütig würde sie uns noch einmal zuwinken, während sie sich insgeheim dachte, dass ich wohl die beste und tapferste Schwangere war, die sie je „persönlich begleiten“ durfte.

      In Wahrheit gab mir die liebe Frau jedoch erst mal ihre alte Handynummer, sodass ich regelrecht in Atemnot geriet, als wenige Tage später tatsächlich eine Blutung auftrat und ich schnell Hilfe und Beruhigung am Telefon benötigt hätte. Stattdessen verkündete mir eine Computerstimme relativ unpersönlich, dass unter diesem Anschluss leider niemand zu erreichen sei. Im Hinblick auf das, was noch kommen sollte, versprühte die Telefonansage aber noch einfühlsamen Charme. Als ich nämlich endlich über mein Wahlkrankenhaus die richtige Nummer herausgefunden hatte und mir mitgeteilt wurde, dass ein Wechsel zu einer anderen Hebamme aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr möglich sei, bat ich meine ursprünglich Auserwählte zähneknirschend um einen „persönlichen Geburtsvorbereitungskurs“.

      Mit einem milden Lächeln tat diese dann noch meine Blutungen ab, bevor sie mir einen Termin gab, der just mitten in ihrem Urlaub lag, was ich aber erst wieder über das Krankenhaus herausfinden musste, nachdem sie nicht aufgetaucht war. Bei dem nächsten vereinbarten Termin kam ihr eine Geburt dazwischen, was zugegebenermaßen noch gerade so als Entschuldigung durchging. Und nachdem ich tagelang wieder vergeblich versucht hatte, sie zu erreichen, kam meine Kleine – drei Wochen zu früh und „begleitet“ von einer mir vollkommen fremden, dafür aber sehr lieben Hebamme auf die Welt. Ganz ohne Vorbereitung, einfach so.

      Der Super-Mom-Moment

      Eines der obersten Gesetze des Mütter-Daseins müsste lauten: Immer wenn du denkst, jetzt hast du's raus, ist es Zeit für die nächste Katastrophe. Gemeinerweise hat man diese „Heureka, ich bin Super Mom!“-Momente ja ohnehin selten genug, aber wenn man mal so dreist sein sollte, sich einen zu gönnen, weil man es gerade geschafft hat, neben seinem wachen Kind einen Kuchen zu backen/ohne Babykotze-Flecken am Shirt das Haus zu verlassen/nicht vor 07.00 Uhr aufzustehen, kann man sich sicher sein, dass die Strafe auf dem Fuß folgt.

      Bei mir stellte sich diese Erkenntnis ein, als ich Noah mit etwa fünf Wochen zum ersten Mal zum großen Präsentations-Termin in die Agentur brachte. Unsere ersten Wochen waren reichlich holprig verlaufen und wie „Super Mom“ hatte ich mich noch nicht mal im Traum gefühlt. Dass ich mich überhaupt traute, mit Noah allein das Haus zu verlassen, an den 45 Minuten entfernten Arbeitsort zu fahren und zu riskieren, dass er dort das gesamte Agenturgebäude in Grund und Boden brüllte, war auch eher aus Notwendigkeit denn aus Übermut entsprungen: Mein Mann rotierte von einer Magendarmgrippe wirklich schwerstens gebeutelt quasi nonstop zwischen Toilette und Bett und ich wollte ihm den Luxus einiger Stunden ohne Babygeheul bescheren.

      Ich packte also Noah ins Auto, fuhr mit ihm auf die Autobahn und stellte zufrieden fest, dass er bereits nach fünf Minuten tief und fest eingeschlafen war. Noch zufriedener war ich, als Noah auch noch den gesamten Agentur-Besuch verschlief. So konnte ich ungestört die Runde durchs Haus drehen und mich in den „Ooohs“ und „Aaaaahs“ der Kollegen sonnen, die meinten, dass Noah das bravste Kind der Welt sei. Wäre Noah auch nur eine Sekunde wach geworden, wäre diese Illusion natürlich sofort wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen, aber für wertvolle zwei Stunden konnte ich mal so tun, als wäre bei uns alles in Butter.

      Nachdem ich mir von sämtlichen Kollegen im Haus versichern hatte lassen, wie süß mein Kind war und wie viele Haare es nicht hätte, verabschiedete ich mich wieder und beschloss, mit Noah noch einen kleinen Spaziergang zu machen. So schob ich also den Kinderwagen durch das kleine Dörfchen und setzte mich am See kurz auf eine Parkbank, um einen Müsliriegel zu essen. Und als ich da so saß, mir die Schokolade vom Mund wischte, vor mir die Enten am sonnenbeschienenen See, neben mir der Kinderwagen mit meinem wunderbaren, schlafenden Sohn, da dachte ich mir für einen kurzen Moment: „Eigentlich klappt das doch alles ganz prima!“

      Und da war er, mein erster (und vermutlich letzter) Super Mom-Moment! Der Gedanke hatte noch nicht mal richtig meine letzte Gehirnwindung passiert, als er auch schon wieder zerstört wurde: Gedankenverloren hatte ich in meiner Tasche nach dem Autoschlüssel geangelt, um mich mit Noah nach meinem erfolgreichen Ausflug wieder auf den Weg nach Hause zu machen. Seltsamerweise fand ich den Schlüssel nicht sofort. Beunruhigt schaute ich nochmal genauer nach. Kein Schlüssel. Schon in diesem Moment machte sich ein grummeliges Gefühl in meiner Magengegend breit (und nein, es war nicht die Magendarm-Grippe meines Mannes. Die erwischte mich erst drei Tage später, als wir zur Feier unseres Hochzeitstages fein essen gehen wollten und den Tag stattdessen damit ausklingen lassen mussten, dass mir mein Schatz beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht hielt...).

      Als absoluter Ordnungs-Monk verlor ich normalerweise nichts. Und nach 500-maligem Umdrehen der gesamten Wickeltasche bestätigte sich leider meine Vermutung: Ein Autoschlüssel war weit und breit nicht in Sicht. Auch ein Blick ins geparkte Auto brachte keine Erleuchtung: Ich hatte den Schlüssel auch nicht stecken lassen oder beim Auspacken auf den Boden gestreut. Fakt war: Ich stand mitten in der Pampa mit einem fünf Wochen alten Säugling und hatte uns beide aus dem Auto ausgesperrt.

      Als ich mir so die gesamte Tragweite meines Dilemmas klar machte, wachte natürlich auf Kommando Noah auf und verfiel sogleich in eine Brüllattacke allererster Güte. Als einziges Hilfsmittel musste ich zur Flasche greifen (für Noah, nicht für mich – obwohl mir das auch nicht unrecht gewesen wäre!) und saß so also neben meinem versperrten Auto auf einer zugigen Parkbank, um dort zu versuchen, meinem brüllenden Kind seine Milch einzuflößen, während eine plötzlich aus dem Hinterhalt aufgetauchte Oma mir unablässig von der Seite zukeifte, dass ich dem Kind schon ein Hauberl aufsetzen müsse, im Schatten sei es nämlich kalt! Am liebsten hätte ich ihr das Kind mit oder ohne Haube in die Hand gedrückt und wäre ganz weit davongelaufen – von Super Mom war ich gerade so weit entfernt wie die Erde vom Mond.

      Nachdem ich wirklich jeden erfolglos angerufen hatte, der mir sonst eingefallen wäre, um mir meinen Ersatzschlüssel zu bringen, gipfelte mein Super Loser-Moment darin, dass ich meinen Mann anrief. Dieser setzte sich mit einer Kotztüte ins Auto, fuhr 45 Minuten in die Pampa, überreichte mir meinen Ersatzschlüssel und setzte sich kreidebleich wieder ins Auto, um die 45 Minuten zurück zu seinem Bett zu kommen. Am liebsten hätte ich mir ein Loch im Boden geschaufelt und mich und mein Super Mom-Cape darin vergraben. Besonders als ich zu Hause Noahs Decke aus dem Kinderwagen hob und mir dabei mein Autoschlüssel entgegenfiel...

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