Norman Dark

Aus dem Totenreich


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etwas Tragikkomisches, wenn Hostessen einer Mobilfunkfirma versuchten, den Flüchtlingen, die in Plastiktüten ihre gesamte Habe mit sich führten, Handy Prepaid Karten anzubieten. Auch einheimische Rentner verdienten sich ein Zubrot, indem sie Waren wie Trikots oder Schuhe feilboten. Selbst Taschen mit bekannten Labels waren darunter. Doch konnte es sich bei den Preisen nur um Fälschungen handeln. Die Drogenabhängigen, die keine Hemmungen gehabt hatten, sich mitten auf dem Platz einen Schuss zu setzen, waren inzwischen einige Straßen weiter gezogen. Insgesamt stand der Platz für all das, was im heutigen Griechenland verkehrt lief.

      Xenakis war sehr zufrieden mit der hübschen, jungen Frau, die ihm seine Schergen in eines seiner Apartments geliefert hatten. Mit Kennerblick erkannte er, dass diese ihm viel Geld in die Kasse bringen würde.

      »Wie heißt du?«, fragte er die vor Angst zitternde Frau.

      »Ich heißen Charda«, antwortete sie in gebrochenem Griechisch.

      »Na, das passt ja. Charda bedeutet „Ausreißerin“, soviel ich weiß. Warum bist du nicht in deiner Heimat geblieben?«

      »Das nicht gehen. Man hat verfolgt Familie.«

      »Bei mir bist du sicher, haha. Und wenn du schön fleißig bist, wird es dir recht gut gehen.«

      »Ich können putzen.«

      »Das wäre doch die reinste Verschwendung bei deinem Aussehen. Die Männer werden verrückt nach dir sein.«

      »Ich nicht verstehen.«

      »Oh doch, ich glaube schon, dass du verstehst. Einige deiner Landsmänninnen bieten sich schließlich rund um den Omonia-Platz an. Für ein Trinkgeld. Das bleibt dir erspart. Bei mir verdient man gutes Geld und lebt im Luxus. So, genug gequasselt. Jetzt werden wir mal sehen, was du so zu bieten hast.«

      Theofanis ging auf sie zu und riss ihr das Kleid aus billigem Stoff auf. Charda versuchte so gut es ging, ihre Blöße zu bedecken.

      »Jetzt stell dich nicht so an. Normalerweise reiten meine Jungs die neuen Pferdchen zu. Und die fackeln nicht lange. Du gefällst mir, deshalb werde ich sanfter mit dir umgehen. Nun komm schon! Je weniger du dich zierst, desto schneller ist es vorbei.«

      Er warf sie auf das breite Polsterbett und fiel über sie her. Charda wehrte sich aus Leibeskräften, hatte aber keine Chance gegen den bulligen Mann.

      »Nicht, bitte! Ich nicht kann hierbleiben. Meine Brüder und Schwestern ganz allein.«

      »Wenn du nicht mit dem Theater aufhörst, finde ich für die auch noch ein Betätigungsfeld. In Alimos gibt es einen Straßenstrich für Minderjährige.«

      Charda verstand nicht genau, worum es ging, aber sie fühlte, dass es etwas ganz Furchtbares sein musste, was er ihren Geschwistern androhte. Deshalb fügte sie sich ihrem Schicksal und weinte nur still vor sich hin.

      Das Blaue Apartmenthaus im Athener Stadtteil Exarchia hatte eine wechselvolle Geschichte. In den 30er Jahren im Bauhausstil erbaut, fiel es besonders durch die damals für Häuser ungewöhnliche blaue Farbe auf. Im Laufe der Zeit galt es als Meisterwerk der klassischen Moderne. Der hohe Komfort wie Aufzug, Concierge, hohe Decken und Balkone – selbst ein Schwimmbad war geplant, wurde jedoch nie verwirklicht – zog Schauspieler und Schriftsteller als Mieter an. Unter den neununddreißig Wohneinheiten gab es sechzehn verschiedene Typen von Apartments. Doch der allmähliche Verfall des Stadtteils machte auch vor dem Gebäude nicht halt. Eine Weißung der Fassade, die einmalig blieb und bald in ein bräunliches Grau überging, nahm dem Haus schließlich seinen typischen Charakter.

      Während der Ära Metaxas, dessen Tochter auch dort wohnte, war es Sitz der Spionageabwehr gewesen und hatte drei Anschlägen getrotzt. Exarchia als Treffpunkt der Alternativszene hatte bald darauf seine Beliebtheit eingebüßt, was womöglich zur Schließung der Konditorei Café Floral im Erdgeschoss führte. Die Wiedereröffnung im Juni 2009 offenbarte eine veränderte Nutzung als Bar und Buchhandlung.

      In neuerer Zeit präsentierte sich Exarchia als Studentenviertel mit Buch- und Schreibwarenhandlungen, Copy-Shops, zahlreichen Cafés, Tavernen, Kneipen und Imbissständen. Auch mit Graffiti bemalte Hauswände prägten das Straßenbild.

      Ioannis Tsakiris, Sohn aus reichem Hause, der gerne in den Tag hineinlebte, nahm es mit seinem Architekturstudium nicht so genau. Die nächtlichen Streifzüge durch die Alternativszene waren viel zu verlockend und vor allem kräftezehrend. Schon bald war er mit Drogen in Berührung gekommen, die jetzt einen Großteil seiner finanziellen Unterstützung von zu Hause verbrauchten. Sein ausschweifendes Leben sah man ihm auf den ersten Blick an. Er war überschlank, ständig nervös und seine Haut wirkte unrein und farblos.

      Sein Vater Aristoteles, der in der alten Familienvilla lebte, war zwar ein Ausbund an Geduld, doch er hatte schon mehrmals angedroht, dem Sprössling den Geldhahn abzudrehen. Statt in sich zu gehen und sich zu bessern, erging Ioannis sich in Rachefantasien. Durch den frühen Tod der Mutter waren er und sein Bruder Costa Alleinerben. Nun, Aristoteles Tsakiris hatte im Laufe seines Lebens so viel Geld verdient, dass es für die Brüder mehr als reichen würde.

      Im Gegensatz zu Costa, der seinen Vater aufrichtig liebte, hatte Ioannis nur Verachtung für ihn übrig. Insgeheim machte er sogar Aristoteles für den Krebstod der Mutter verantwortlich. Die liebenswerte, sanfte Frau hatte all die Jahre die erotischen Eskapaden und die Kaltherzigkeit ihres Mannes erdulden müssen. Selbst als sie schon klaglos litt, waren ihm seine Geschäfte und irgendwelche Liebschaften wichtiger gewesen. Es wurde Zeit, dass er sein Leben beendete und seinen Söhnen sein Vermögen hinterließ, dachte Ioannis.

      Nur, wie konnte man es am besten anstellen, den Alten zu beseitigen, ohne selber in Verdacht zu geraten? Eine Frage, die Ioannis mittlerweile Tag und Nacht bewegte. Zu schade, dass er mit Costa nicht darüber reden konnte. Der Bruder wäre mit seinem wachen Verstand eine große Hilfe gewesen. Den Plan, einen professionellen Killer anzuheuern, hatte Ioannis längst verworfen, weil er dadurch erpressbar werden würde. Nein, er musste selber die Drecksarbeit erledigen. Daran führte kein Weg vorbei.

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