Rheinische Post

Ihr Geld


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Für eine Entscheidung würde es wohl noch ein weiteres Gespräch brauchen, aber mit dem ersten Eindruck bin ich zufrieden.

      Sparkasse Mönchengladbach Diesmal begrüßt mich eine Frau. Wir sind ungefähr gleich alt, unterhalten uns nicht nur über Geldanlagen, sondern auch über Privates. Wir sprechen über meine Pläne für die Zukunft – und über die Vorzüge des Lebens im Grünen. Ich baue schnell Vertrauen auf, und sie nimmt Rücksicht auf meine Bedürfnisse. Ich will kein Risiko eingehen, also erwähnt sie zwar Fonds, geht aber nicht weiter darauf ein. Auch sie empfiehlt mir einen Bausparvertrag und einen Sparkassenbrief. Ein Verlustrisiko ist hierbei ausgeschlossen, eine Verzinsung oberhalb der Inflationsrate bei einer Laufzeit von fünf Jahren leider auch. Das räumt sie offen ein, aber andere Produkte ohne Risiko kann sie nicht anbieten. Ich bin trotzdem zufrieden – nicht mit den Zinsen, aber mit der sehr guten Beratung.

      Commerzbank Solingen Zunächst muss ich einen Crashkurs im Finanzmanagement absolvieren. Der Berater erklärt mir, was Anleihen, Fonds und Pfandbriefe sind. Mir raucht der Schädel, ohne Vorkenntnisse hätte ich nicht alles verstanden. Doch der Berater ist bemüht, meine Fragen zu beantworten. Dann geht es um meine Risikofreudigkeit. Das Computerprogramm spuckt "Stabilität" als Anlagestrategie aus. Als Produkte empfiehlt mir der Berater allerdings für die Hälfte meines Kapitals einen Dachfonds der Allianz mit einem Aktienanteil von bis zu 30 Prozent. Dabei würde ich nicht direkt in Aktien, Immobilien oder ähnliches investieren, sondern in Investmentfonds, die dies wiederum tun. Die Verbraucherzentrale warnt davor, dass sich Dachfonds oft als Anlage mit hohen Gebühren entpuppen. Die andere Hälfte des Geldes soll ich in einen Schatzbrief der Allianz stecken, mit garantierten 1,75 Prozent Zinsen und Überschussbeteiligung. Ein Beratungsprotokoll füllen wir nicht aus. Das will er nach dem Gespräch machen und mir per Post schicken. Ein Versuch, es während des Gesprächs zu machen, scheitert. Denn den Dachfonds lehnt das Programm als Empfehlung ab: Der hohe Aktienanteil entspreche nicht meiner Risikoneigung. Als ich drei Tage später den Umschlag mit dem Beratungsprotokoll öffne, folgt die böse Überraschung: Statt des Schatzbriefes wird mir plötzlich für rund 15 000 Euro ein Immobilienfonds einer Commerzbank-Tochter empfohlen. In den Dachfonds soll ich nur noch knapp 5000 Euro investieren. Das war so nicht besprochen!

      Sechs Banken, sechs Gespräche, aber eine Erkenntnis: Trotz aller Computerprogramme, Analysen und üblicher Geschäftspraktiken eines Geldinstituts kommt es letztlich auf den Berater an. Wie gut geht er auf Kundenwünsche ein? Schafft er es, Finanzprodukte verständlich zu erklären? Und handelt es sich wirklich um eine Beratung, oder doch eher um ein Verkaufsgespräch? Wie viel Zeit die Berater den tatsächlich empfohlenen Produkten widmeten, wich erheblich voneinander ab. Noch etwas ist klar geworden: Je leichter verständlich das Produkt, desto niedriger oftmals die Zinsen. Und je dicker die Unterlagen, die man anschließend mit nach Hause nimmt, desto genauer sollte man hinsehen. Und das ist sicherlich die wichtigste Erkenntnis: Niemals sollte man in eine Anlageberatung gehen, ohne sich vorher schon mal selbst informiert zu haben.

       Riester – wie der Staat Vorsorge fördert

      VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

      Nur die Hälfte der Deutschen hat bisher zusätzlich für das Alter gespart. Wirtschaftsforscher fordern höhere staatliche Anreize für die private Altersvorsorge. Wir erklären, wie Riester-Sparen funktioniert und wo es Zuschüsse gibt.

      Die staatlich geförderte Riester-Rente soll Lücken in der gesetzlichen Altersvorsorge schließen. Derzeit dürfte es fast 16 Millionen Bürger geben, die einen privaten Riester-Vertrag haben. Insgesamt hat aber nur rund die Hälfte der Bevölkerung mit privaten Rentenversicherungen, Riester-Policen oder Bausparverträgen zusätzlich vorgesorgt, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelt hat. Mit einer Summe von durchschnittlich 18 000 Euro ist das Ersparte noch zu gering. "Die Regierung sollte noch mehr Anreize zur privaten Vorsorge schaffen", fordert DIW-Forscher Markus Grabka.

      Woher hat die Riester-Rente ihren Namen? Das Wort "Riester-Rente" geht auf den ehemaligen Minister Walter Riester zurück. Er hat im Rahmen einer Rentenreform, die systematisch das Niveau der gesetzlichen Rente senkt, vorgeschlagen, die private Vorsorge zu fördern. Grund für die Reform ist die Tatsache, dass immer weniger Arbeitstätige künftig immer mehr Rentner finanzieren müssen.

      Wen fördert der Staat? Staatliche Förderung erhalten alle, die in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, sowie Beamte. Auch wer Arbeitslosengeld erhält oder erhalten könnte, hat einen Anspruch. Den Zuschuss können sogar Personen erhalten, die "nur indirekt berechtigt sind". Das gilt für alle, die mit einem "Anspruchsberechtigten" verheiratet oder mit ihm in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft verbunden sind. Somit können sogar Selbstständige "riestern", wenn ihr Partner ein Recht auf Riester-Förderung hat.

      Wie fördert der Staat? Jeder Riester-Sparer erhält jährlich 154 Euro Grundzulage. Wer bei Vertragsschluss jünger als 25 ist, erhält zusätzlich im ersten Jahr einen Einsteigerbonus von 200 Euro. Für Kinder mit Kindergeldanspruch gibt es 300 Euro. Wurden die Kinder vor 2008 geboren, sinkt dieser Anspruch auf 185 Euro pro Kind und Jahr. Volljährige Kinder können bis zum 25. Lebensjahr Anspruch auf Kindergeld haben. Die Aufwendungen für das Riester-Sparen inklusive der staatlichen Zulagen können Steuerpflichtige als Sonderausgaben steuerlich geltend machen. Die Finanzverwaltung prüft selbstständig, ob direkte Förderung oder Sonderausgabenabzug günstiger ist.

      Wie kann gespart werden? Der Kunde hat die Qual der Wahl. So kann er per Banksparplan, Fonds-Sparplan oder Versicherung "riestern". Möglich ist auch, sein Eigenheim fördern zu lassen. Dann heißt die Police "Wohn-Riester".

      Vom "Riestern" über den Betrieb rät die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) ab, da "von der Firmen-Riester-Rente werden später noch Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen" werden. Grundsätzlich muss die Riester-Rente später voll versteuert werden. Doch in aller Regel ist der Steuersatz im Alter deutlich geringer als während der aktiven Berufsphase.

      Wie hoch sind die Kosten? Für den Abschluss einer Riester-Police werden in den ersten fünf Jahre hohe Kosten abgezogen. So musste beispielsweise ein Sparer mit zwei Kindern, dessen Vertrag beim Dortmunder Volkswohlbund Ende 2005 begonnen hat (also seit über acht Jahren läuft), bei einer jährlichen Eigenleistung von rund 1500 Euro rund 2700 Euro Abschluss- und Verwaltungskosten zahlen. Die staatlichen Zuschüsse von insgesamt 3270 Euro wurden damit in großen Teilen durch Kosten "aufgefressen". Das kritisieren Verbraucherschützer. Die Kostenbelastung wird aber nach fünf Jahren deutlich geringer. Denn die Hauptlast liegt in den Abschlusskosten, also am Anfang. Trotzdem sollten die Kunden beim Produktvergleich genau auf die Kosten achten (siehe nebenstehende Tabelle: "Die besten Anbieter").

      Wie wichtig ist es, die Riester-Förderung voll zu nutzen? Sehr wichtig. Viele Kunden, die mit einer zusätzlichen Riester-Rente für ihren Ruhestand vorsorgen, zahlen nicht den vollen Eigenbeitrag. Damit entgeht ihnen ein Teil der staatlichen Unterstützung. Exakt 43,6 Prozent aller Riester-Sparer, die 2010 eine Zulage erhielten, schöpften die mögliche Förderung nicht voll aus, wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt. Wer dies will, muss vier Prozent seines Bruttoeinkommens (höchstens 2100 Euro) pro Jahr zahlen. Geringverdiener müssen mindestens 60 Euro sparen.

      Welche Reformen soll kommen? Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) hat zugesagt, dass Riester-Policen transparenter und verbraucherfreundlicher werden. Ein Schritt in die richtige Richtung sei das neue Produktinformationsblatt, eine Art Waschzettel zur Sofortinformation. Damit könnten die einzelnen Riester-Renten besser verglichen werden. Die Versicherer fordern, dass das Fördervolumen auf 2850 Euro und die Zulagen auf 200 Euro angehoben werden, damit die Inflation ausgeglichen wird. Zudem soll es einen Freibetrag geben, damit die Riester-Rente nicht mehr mit der Grundsicherung verrechnet wird und sich auch für Geringverdiener auf jeden Fall lohnt. "Der förderberechtigte Personenkreis der Riester-Rente sollte um Selbstständige erweitert werden", fordern Pressesprecher Hasso Suliak vom Versicherer-Verband GDV.

       Die große Krise der Lebensversicherung

      VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

       Entwicklung